So schnell kann es gehen, wenn der Musiker einer Metal-Legende eine bis dato gänzlich unbekannte norwegische Band, die sich im Metal wie Stoner-Rock und gar Punk sehr umtriebig austobt, zu seinen persönlichen Favoriten erhebt, das in der Öffentlichkeit immer wieder kundtut und sie dann sogar als Support mit auf Welttour nimmt. Da werden Träume wahr. In diesem Falle für BOKASSA, den unweigerlich erklärten Favoriten des METALLICA-Schlagzeugers Lars Ullrich, der betont, dass, nachdem er vor gut einem Jahr BOKASSA hörte, es ihn dermaßen wegblies, weil die Jungs „incredibly fucking good“ sind.

Auf „Crimson Riders“ kann sich nun jeder (vielleicht erst durch METALLICA) neugierig gewordene Musik-Metallist davon überzeugen, dass ein Lars Ullrich natürlich ein feines Öhrchen hat, auch wenn das Album mit noch nicht einmal einer halben Stunde Laufzeit doch arg kurz geraten ist.
Doch getreu dem Motto: „In der Kürze liegt die Würze“, packen BOKASSA alles in die Musik-Waagschale, wofür andere Bands Stunden bräuchten. Das betrifft neben der Stoner-Metal-Punk-Rock-Musik auch die Texte, welche sich kritisch und provokativ mit allem Möglichen und Unmöglichen auseinandersetzen. BOKASSA ziehen daraus den Schluss: „Wir freuen uns sehr, ‚Crimson Riders‘ zu veröffentlichen. Neun Lieder, die sich um alles drehen, von Kulten über Religion und Grenzpatrouillen bis hin zu biergetränkten Antihelden und unsterblichen Weltraumpiraten. Klanglich bietet das Album dem Hörer alles von klassischen Stoner-Punk-Tracks, groovigen Wüstensongs und High-Speed-Trash-Metal bis hin zu Hardcore-orientierten Sing-a-Long-Songs. Dieses Mal haben wir auch im Studio mit Celli und Saxophon gespielt, also erwartet hier und da ein paar Curveballs.“

Ebendiese Fusion aus den verschieden Spielarten der größtenteils härteren Sektion macht die Stärke von BOKASSA aus, deren Debüt-Album „Divide & Conquer“ vom britischen Metal-Hammer-Magazin als „Debütalbum des Jahres 2017“ tituliert und als „intensiv, unprätentiös kreativ und unerbittlich rhythmisch“ bezeichnet wurde. „Crimson Riders“ setzt genau hier an und führt diesen Flow geschickt fort.
So verknüpft ein Song wie „Captain Cold One“ gleich mehrere Stimmungen miteinander und haut auch textlich verdammt provokativ samt Schrei und Satzgesang (!!!) auf den Putz oder brettert mit „Mouthbreathers Inc.“ in Hochgeschwindigkeit und blasphemischen Botschaften von Anfang bis Ende durch. Ein waschechter Arschtreter-Song!

In bester Stoner-Rock-Manier mit ein paar Space- und Psychedelic-Rock-Elementen endet „Crimson Rider“ eindrucksvoll. Das knapp 7 Minuten lange „Immortals Space Pirat 2: The Last Shredi“ verlangt dem norwegischen Trio noch einmal sein ganzes Können ab, überrascht mit einem ruhigen, akustischen Mittelteil und nimmt kurze Zeit später wieder die Highspeed-Hardrock-Fahrt auf, während im Refrain gar eine Hookline versteckt wird, die man nie wieder vergisst. Ein grandioses Finale.

FAZIT: Der Drummer von METALLICA liebt das norwegische Metal-Trio BOKASSA so sehr, dass er sie nicht nur überall über den grünen Metal-Klee lobt, sondern die Jungs auch als Support für seine Band mit auf Tournee nimmt. Das adelt natürlich zugleich BOKASSAs „Crimson Riders“ – und wer sich die wilde Achterbahnfahrt durch all die hart rockenden Stoner-Landschaften anhört, der kann Lars Ullrich bestimmt gut verstehen. Ein bisschen mehr als nur eine halbe Stunde Musik hätte man aber bei einem Longplayer, selbst wenn er auf Vinyl veröffentlicht wird, dann doch erwarten dürfen.