Die EBM-Institution FRONT LINE ASSEMBLY definiert das Spektrum synthetischer Musik längst nicht mehr mit jedem Album neu, sondern zieht ihr seit je sehr eigenes Ding konstant auf gehobenem Niveau durch - auch auf ihrem neuen Studioalbum, das sie mit mehreren Gästen realisiert hat.

Konkret handelt es sich dabei um Robert Görl von Deutsch Amerikanische Freundschaft im eröffnenden 'Eye On You', das wie ein längeres Intro anmutet, Paradise Losts Nick Holmes ('Wake Up The Coma', ein rhythmisch verquerter Track mit leiser Gothic-Note und triumphalem Refrain, der an die Scheiben "One Second" und "Host" der Briten gemahnt) und Revolting-Cocks-Vordenker Chris Connelly ('Spitting Wind', ein ätherisches Finale mit sehr eingängiger Gesangsmelodie) neben Jimmy Urine von den Electro-Punks Mindless Self Indulgence (dessen eigenes neues Soloalbum übrigens immer noch auf sich warten lässt …) im überraschenden Cover von ausgerechnet Falcos Nerv-Hit 'Rock Me Amadeus'.

Davon abgesehen bieten FRONT LINE ASSEMBLY weitgehend bewährte Kost, profitieren aber von ihrem Augenmerk auf Klischees, die sie tunlichst zu meiden suchen. Demgemäß klingen Tracks wie der Tanzflächen-Füller 'Arbeit' oder das monoton flirrende 'Hatevol' gleichermaßen geläufig und frisch. Bill Leeb ist nach wie vor kein Sänger vor dem Herrn, doch dank Effekten ringt das Trio seiner Stimme jeweils jene Klangfarbe ab, die dieses oder jenes Stück braucht.

Rhys Fulber zeichnet sich weniger durch innovative Keyboard-Sounds und E-Drum-Patterns aus als durch leicht fassbare Riffs, die im Übrigen auch "Neuling" (immerhin schon seit über zehn Jahren Mitglied) Jared Slingerland als Gitarrist beisteuert. Im Gegensatz zum vorangegangenen Album "WarMech" nimmt er auf "Wake Up The Coma" jedoch einen niedrigeren Stellenwert ein.

FRONT LINE ASSEMBLY setzen 2019 nämlich mehr denn je auf Stimmung statt Härte und gewinnen dank ihres Feingefühls, was Hooks angeht.

FAZIT: "Wake Up The Coma" ist ein typisches FRONT-LINE-ASSEMBLY-Album mit Fokus auf Atmosphäre, angenehm "unplakativ" und deshalb auch nicht mit offensichtlichen Hits ausgestattet. Dafür hat man umso länger Freude an der Platte.