Dieser Tage erscheinen gleich zwei Bücher über Jimi Hendrix: Der Hannibal Verlag veröffentlicht mit Gillian G. Gaars "Die illustrierte Biografie" nicht ihr erstes, aber das vielleicht schönste und am besten geschriebene Buch über den offensichtlich zeitlos interessanten Gitarren-Revolutionär, noch dicker und "nerdiger" ist hingegen das hier behandelte Monster "Alle Songs: Die Geschichten hinter den Tracks" von Jean-Michel Guesdon und Philippe Margotin. Die beiden Franzosen haben schon so ziemlich jeden Konsens-Act aus den 1960ern und 70 nach dem Prinzip abgehandelt, dessen bzw. deren gesamtes Repertoire im Kleinklein unter die Lupe zu nehmen (Pink Floyd, Bob Dylan, Led Zeppelin, etc.) - nun also der unsterbliche Jimi …

Kurzum, der Band ist in seiner Informationsfülle wie schon in Anbetracht seines Gewichts zu erwarten regelrecht erschlagend, wobei Kenner freilich viele der Hintergründe zu den teils mehr, teils weniger legendären Liedern aus dem im Kern überschaubaren Gesamtwerk des Amerikaners, doch selbst eingefleischte Fans dürften sich an der einen oder anderen Anekdote oder Fußnote, zahlreichen aufschlussreichen wie erheiternden O-Tönen und Erklärungen zu technischen Aspekten (Studio, Instrumente, Equipment usw.) so schnell nicht sattlesen.

Wer sich so schnell keinen Bruch hebt, hat das Ding in wenigen Sitzungen (vielleicht der Gesundheit zuliebe mit Lesestütze) verschlungen, zumal das Ganze sprachlich gut umgesetzt bzw. in natürliches Deutsch übertragen wurde. Hut ab auch fürs Sichten des umfangreichen Bildmaterials, gleichwohl die stringente Vintage-Optik, die Gaars Titel auszeichnet, hier fehlt und thematisch bedingt auch verzichtbar ist.

Die knapp 600 Seiten sind so gegliedert, dass jedem Song drei oder vier Seiten eingeräumt werden, womit dann jeweils wirklich alles gesagt ist … oder?

FAZIT: Hendrix, die Zigste - doch "Alle Songs: Die Geschichten hinter den Tracks" macht nicht nur optisch und haptisch eine Menge her, sondern auch inhaltlich, und solange Musikautoren der Gitarren-Ikone tatsächlich noch halbwegs neue bzw. interessante Substanz abgewinnen können, lässt sich der belesene Anhänger das gerne gefallen. Unabhängig davon steht dieses Buch hinsichtlich seines umfassend enzyklopädischen Charakters praktisch ohne jegliches Beispiel da, dürfte also fortan zu Recht als Standardwerk gelten.