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Robbie Robertson: Sinematic (Review)
Artist: | Robbie Robertson |
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Album: | Sinematic |
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Medium: | CD/Download/Do-LP/Deluxe/Limitiert/LP-Book/BigBooklet | |
Stil: | Dunkler, cineastischer Rock |
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Label: | Universal Music | |
Spieldauer: | 58:32 | |
Erschienen: | 20.09.2019 | |
Website: | [Link] |
Der Grandseigneur des Blues und Rock, der bereits stattliche 76 Jahre alt ist und seinen Weltruhm als BOB DYLAN-Begleiter mit THE BAND erlangte, taucht nach einer gefühlten achtjährigen Ewigkeit seit seinem letzten Studio-Album „How To Become Clairvoyant“ wie aus dem Nichts wieder auf und haut mit „Sinematic“ eine Doppel-LP raus, die jenseits von Böse und diesseits von richtig Gut ist!
ROBBIE ROBERTSON is back! Und wie! Eigentlich müsste man darüber einen Film drehen, denn mit „Sinematic“ präsentiert er schonmal den passenden, ab- und tiefgründigen Soundtrack in noch dazu hervorragender Sound-Qualität. So kann wirklich nur eine perfekt abgemischte LP klingen. Ein klangtechnisches Besser geht einfach nicht, auch wenn (oder gerade weil) musikalisch deutlich die finsteren Molltöne im Vordergrund stehen.
Und wo ROBBIE ROBERTSON draufsteht, da sind oftmals auch hochkarätige Gäste drin, die diesmal VAN MORRISON – ein weiterer musikalischer Grandseigneur, der das Album gleich auf dem Mafia-Song „I Hear You Paint Houses“ im Duett mit Robertson eröffnet –, GLEN HANSARD, der nach seinem letzten Album „This Wild Willing“ deutlich in Robertsons finstere Fußstapfen trat, CITIZEN COPE und HOWIE B., der speziell für die ungewohnt druckvollen Electro-Sounds des Albums verantwortlich ist, JIM KELTNER, DEREK TRUCKS oder DOYLE BRAMHAL II heißen. Eine besondere Bereicherung auf dem Album stellt zusätzlich die Sängerin FELICITY WILLIAMS mit ihrem dunklen Timbre dar.
Wie es zu dem soundtrack-schwangeren „Sinematic“ kam und wo die Auslöser dafür liegen, die besonders aus seiner Zusammenarbeit mit dem weltberühmten Filmemacher MARTIN SCORSESE für dessen aktuellen Mafia-Thriller „The Irishman“ resultieren, erklärt Robertson selbst: „Ich arbeitete gerade an der Musik für ‚The Irishman‘ sowie an dem Dokumentarfilm 'Once Were Brothers: ROBBIE ROBERTSON and The Band' – wodurch schließlich die verschiedenen Projekte aufeinander abfärben und einander beeinflussen sollten. Ich konnte da eine klare Richtung erkennen: Song-Ideen, die packende, gewalttätige aber auch schöne Themen umkreisten, verbanden sich – wie in einem Film. Man folgt einem Klang, bis alles sitzt, alles in den eigenen Ohren eine greifbare Form annimmt... Irgendwann fing ich sogar damit an, das Ganze als ‚Peckinpah Rock’ zu bezeichnen.“
Auch wird der jüdisch-indianische Musiker, der tatsächlich aus einer Gangster-Familie abstammt, in einigen seiner Songs sehr persönlich, wenn er in dem Highlight des Albums, „The Dead End Kid“, in seine finstere Vergangenheit zurückkehrt und ihn der großartige „Once“-Hauptdarsteller und Spitzenmusiker GLEN HANSARD dabei begleitet. Auch auf dem sich deutlich an JOHN LENNONs Friedensaufrufen orientierten „Let Love Reign“ erhebt Hansard erneut gemeinsam mit Robertson seine Stimme.
Vorrangig aber geht es auf „Sinematic“ um gesellschaftliche und persönliche Schattenseiten oder kriminelle Machenschaften, wie im „Shanghai Blues“, der sich um Du Yuesheng, den Anführer der „Grünen Bande“ aus China, die vor gut 100 Jahren das komplette Geschäft mit Opium, Glücksspiel und Prostitution dominierte, dreht.
Fast überall auf dem Album hat Scorsese anscheinend abgefärbt, sodass die 11 Songs sowie das eine von der Gitarre bestimmte, instrumentale „Wandering Souls“ und das andere, „Sinematic“ abschließende und sehr einem Abspann ähnelnde, mit Streichern daherkommende, Bonus-Instrumental „Remembrance“ ganz ähnlich wie die „Murder Ballads“ eines NICK CAVE erscheinen. Größtenteils immer düster-bedrohlichen im musikalischen Midtempo-Sound voller hintergründiger Effekte gehalten und Texte, welche verdammt real wirkende, brutale Horror-Geschichten, aber auch Lebenserinnerungen und ein paar hoffnungsvolle, friedliebende Botschaften verbreiten.
Mit „Once Were Brothers“ gibt es gleich auf der LP-A-Seite einen thematischen Ausbrecher, denn auch hier wird Robertson wieder ganz persönlich und besingt seine musikalische Geschichte bei THE BAND und stellt so den unmittelbaren Bezug zum gleichnamigen Dokumentarfilm her. Mit den Zeilen: „Once were brothers / Brothers no more“, bezieht er The-Band-typisch gleich Mundharmonika und Orgel mit ein und betont: „Da geht’s auch um Krieg, um Konflikte. Es hat mir durchaus Schmerzen bereitet, diesen Song zu schreiben, aber eine derartige Erfahrung hat auch ihr Gutes. Dieses Gefühl war’s auf jeden Fall wert. Es tat weh, aber ich habe es trotzdem genossen.“
FAZIT: „Es tut weh, aber wir genießen es trotzdem!“ – so könnte man leicht umformuliert auch den Genuss des aktuellen ROBBIE ROBERTSON-Albums „Sinematic“ beschreiben, das sich wie der Soundtrack zu den dunklen Seiten des Lebens anhört und noch dazu neben dem vorbildlichen Klang durch ein LP-großes, 20 Seiten starkes Kunst-Booklet besticht, in dem Robertson, der auch als Maler bekannt ist, zu jedem einzelnen Song ein ganzseitiges, mitunter recht verwirrend wirkendes Bild entwarf und malte oder fotografierte. So legt das bereits 73-jährige, ehemalige THE BAND-Mitglied ein kleines Rundum-Kunstwerk vor, an dem noch dazu ganz große Musikernamen, wie beispielsweise VAN MORRISON, GLEN HANSARD oder CITIZEN COPE, mitwirken.
PS I: Auch von diesem Album gibt es die unterschiedlichsten Formate zu erstehen und sogar streng auf 100 Exemplare limitierte Kunstdrucke sind dazu erhältlich. Kunstinteressierte Fans also, die eines der korrespondierenden Kunstwerke in voller Größe genießen und an die Wand hängen wollen, haben die Möglichkeit, aus vier Motiven auszuwählen – neben dem Albumcover auch die Werke „Beautiful Madness“, „Shanghai Blues“ und „Walk In Beauty Way“ –, die als gerahmte Drucke in limitierter Auflage von je 100 Stück erhältlich sein werden. Zehn Drucke des Album-Coverartworks wird Robertson zudem signieren; die Einnahmen aus dem Verkauf dieser signierten Edition gehen an den American Indian College Fund. Anschauen und bestellen kann man die Bilder unter dem Website-Link über dieser Review bestellen.
PS II: „Sinematic“ erscheint auf CD, als Download/Stream und Heavyweight-2LP (180g) plus 20-seitigem LP-großen Kunstdruck-Booklet. Weiterhin wird es ab dem 25. Oktober auch in einer exklusiven Deluxe-Edition erhältlich sein – limitiert auf 1.000 Exemplare. Diese Edition vereint das Album auf CD und Doppel-LP sowie ein 36-seitiges Hardcover-Buch, in dem Robertson exklusive Kunstwerke versammelt, welche er für jeden einzelnen Albumtitel anfertigte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (13:27):
- I Hear You Paint Houses (5:03)
- Once Were Brothers (4:25)
- Dead End Kid (3:59)
- Seite B (14:49):
- Hardwired (3:59)
- Walk In Beauty Way (5:38)
- Let Love Reign (5:12)
- Seite C (15:56):
- Shanghai Blues (3:51)
- Wandering Souls (2:34)
- The Street Serenade (5:06)
- The Shadow (4:26)
- Seite D (14:20):
- Beautiful Madness (4:30)
- Praying For Rain (4:11)
- Bonus Track:
- Rememberance (5:29)
- Bass - Pino Palladino, Reggie Hamilton
- Gesang - Robbie Robertson, Glen Hansard, Van Morrison, Laura Satterfield
- Gitarre - Robbie Robertson, George Doering, Derek Trucks, Doyle Bramhall II, Terry And The Octo Pirates, Afie Jurvanen
- Keys - Robbie Robertson, Randy Kerber, Martin Pradler, Howie B, Joe Hirst, Jim Wilson, Terry And The Octo Pirates
- Schlagzeug - Chris Dave, Jim Keltner
- Sonstige - Frederic Yonnet (Harmonika), Martin Pradler (Streicher Arrangements), Felicity Williams, Afie Jurvanen, J.S. Ondra, Citizen Cope (Background Vocals)
- How To Become Clairvoyant (2011) - 10/15 Punkten
- Sinematic (2019) - 12/15 Punkten
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