Auch auf ihrem zweiten Album wirken THE UNIVERSE BY EAR kein bisschen verkopft, obwohl sie ihre Musik Psychedelic Brain Blues nennen. So assoziationsreich, wie das Trio seine kompakten Kompositionen tituliert, klingt auch die Musik, eine durchaus eigenständige Variante des Neo Psych von Gruppen wie Baby Woodrose oder The Machine. Die Band verbindet nämlich gekonnt waghalsige Arrangements mit improvisatorischer Anmutung und wunderbar genau aufgehende Songwriting-Kunst im klassischen, also keineswegs uneingängigen Sinn.

Stoner-Standards abzufrühstücken ist den Baslern zu billig; stattdessen denn obwohl es an kraftvollen Riffs nicht mangelt, nehmen Melodien und Harmonien – nicht zuletzt dank des hervorragenden Satzgesangs der Mitglieder – eine zentrale Rolle auf "The Album II" ein. Das eröffnende 'Been Here Before', ein klassischer Fall mit der Tür ins Haus, der mittig platzierte Antreiber 'Bad Boy Boogie' und der kurze Abschluss 'Transitional Hairdo' bilden die „garagig“ scheppernden Ankerpunkte einer kurzweiligen Abenteuerreise zurück in die Mitte der 1960er, wo das poppige 'Temperamental Apathy' jeder Pilzkopfkapelle zur Zierde gereicht hätte.

Darüber hinaus changiert die Band zwischen sonnig ('Loudest Gorilla In The Cage') und versonnen, ('Follow The Echo'), wandelt aber manchmal auch zu ehrfürchtig auf Pink Floyds Pfaden. Das Ganze andererseits auf trippige Momente wie das Instrumental 'Fall' zu beschränken wäre verfehlt, denn speziell das virtuose 'Lessons From An Ordinary World' ist mit himmelhochjauchzendem Finale eine mustergültige Prog-Lehrstunde und das vorläufige Gesellenstück dieser unterstützenswerten Underground-Kapelle.

FAZIT: Auch wenn die Vinyl-Version von "The Album II", die uns ebenfalls vorliegt, kein Vorzeigeprodukt für Sireena ist (eigenartig kratzend klingende 140g LP in schnöder Kastentasche ohne Download-Code), handelt es sich bei UNIVERSE BY EAR um eine der pfiffigsten Kraut-Prog-Post-alles-Kapellen aus dem deutschsprachigen Raum. Anchecken und neue Liebe entdecken!