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Millenium: The Sin (Review)

Artist:

Millenium

Millenium: The Sin
Album:

The Sin

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Lynx Records/Just For Kicks
Spieldauer: 48:45
Erschienen: 06.11.2020
Website: [Link]

Wer kennt sie alle – die sieben Todsünden mit der uns bibeltreue Christen, Hardcore-Katholiken und Beichtstuhlnutzer Angst einzujagen versuchen? Steht ja schließlich in der Bibel, dass man nicht sündigen soll – und die Anleitung, welche sündhaften Vergehen man tunlichst vermeiden sollte, gibt’s gleich mit dazu. Zum Glück, oder? Ein Märchenbuch als moralische Institution für die Politik und irgendwelche Zeitgenossen, die in finstren, sakralen Prunkbuden diese Verbote unerbittlich einfordern, mit einer ganz klaren Schwarz-Weiß-Drohung: Entweder das Himmelreich oder das ewige Fegefeuer, Hölle, Hölle, Hölle…

Dass sich die polnischen (Neo-)Prog-Rocker MILLENIUM, die bereits seit über 20 Jahren musikalisch aktiv und sehr fleißig sind, sich mit ihrem aktuellen Album „The Sin“ über die sieben Todsünden gerade im erzkatholischen Polen nicht sonderlich viele Freunde machen werden, ist als Ausdruck provokanter Kunst, die es doch tatsächlich auch im Progressive Rock geben kann, mehr als beachtenswert. Ja, sogar bewundernswert, denn schließlich war ein Hieronymus Bosch der erste Künstler, welcher mit den Sieben Todsünden, die er in seinen Bildern verarbeitete, der die Kirche fuchsteufelswild auf sich machte. MILLENIUM setzen hier nun an und beweisen noch dazu den Mut, alle englisch gesungenen Texte zu den sieben Songs – pro Titel eine Sünde – in englischer und polnischer Sprache im 12-seitigen Booklet abzudrucken. Das verlangt einem Hochachtung ab.

Musikalisch allerdings bleibt alles beim Alten, was jeden Neo-Proggie erfreuen wird. MARILLION und IQ, CAMEL und PENDRAGON und natürlich die polnischen Landsleute COLLAGE hinterlassen tiefe Spuren in dem Sündenpfuhl von MILLENIUM. Weit ausufernde E-Gitarrensoli – gerne auch mit FLOYDianischen „Comfortably Numb“-Untertönen, breit an- und ausgelegte Keyboard-Exkurse und -Flächen sowie eine Stimme, die sich auch auf einem IQ-Album sehr gut machen würde, sind die allgemeinen MILLENIUM-Markenzeichen. Neuerdings kommen auf dem aktuellen Album mit „Gluttony“ auch noch TULLsche Flötentöne hinzu, die für eine neue Folk-Prog-Nische sorgen.

Ob Härte oder akustische Ruhe – nie kommen MILLENIUM die Melodien, von denen sich einige sofort in den Gehörgängen festsetzen, abhanden. Regelrechte Hooklines überraschen und die Songs ergehen sich nicht in schräge Takt-Experimente, sondern warten immer mit Strophen plus Refrain auf. Wem das zu glattgebügelt erscheinen sollte, der wird wohl allgemein dem Neo-Prog ablehnend gegenüberstehen.

Und da bei einem derart provokant-polarisierenden Thema keine offensichtlichen Schwächen auftreten sollten, wurde „The Sin“ noch dazu rundum überzeugend produziert und in einem vollen, knackigen, sehr gut abgestimmten Sound veröffentlicht, wobei der das Album abschließende „Neid“-Longtrack nicht nur großes Finale ist, sondern auch in bester Floyd-Manier Sehnsucht nach mehr weckt. Da kann man wirklich neidisch sein!

FAZIT: Ein gewagtes Album, mit dem die polnischen Neo-Progger MILLENIUM das progressive, virusverseuchte Jahr 2020 zu Ende gehen lassen. „The Sin“ vertont die sieben Sünden auf moderne und herrlich neoprogressive Weise. Nichts für die Kirche, aber für die Stereo-Anlagen aller Freunde gut klingenden und super produzierten Neo-Progs.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3130x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Pride
  • Lust
  • Wrath
  • Gluttony
  • Sloth
  • Greed
  • Envy

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