Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Craig Armstrong: Nocturnes – Music For 2 Pianos (Review)

Artist:

Craig Armstrong

Craig Armstrong: Nocturnes – Music For 2 Pianos
Album:

Nocturnes – Music For 2 Pianos

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Piano-Klassik unter Lockdown-Einfluss

Label: Modern Recordings/BMG
Spieldauer: 45:22
Erschienen: 03.09.2021
Website: [Link]

„Sein Album sollte in Ruhe gehört werden, damit sich der Glanz und Sound der Aufnahmen vollends ausbreiten kann. Ich garantiere: Das Anhören dieses wunderbaren Albums wirkt sich unaufdringlich inspirierend auf die Seele aus und sorgt für ein wohliges, entspanntes Gefühl.“ (Kai Manke im Pressetext zu 'Nocturnes – Music For 2 Pianos')

CRAIG ARMSTRONG, der in unseren Breiten (noch) weniger bekannte schottische Pianist, sollte spätestens nicht nur durch dieses wunderschön entspannte Klavier-Album, sondern wegen seiner großartigen Prämierungen mit dem Globe und dem Grammy auch bei uns eine große Nummer werden. Obwohl wir langsam nach dem pandemischen Stillstand immer stärker wieder in unsere alltägliche Hektik verfallen und so tun, als wäre dieser Dauerdruck was ganz Normales. Ist er aber nicht. Doch egal, wie wir damit umgehen, gerade jetzt brauchen wir wieder mehr und mehr unsere kleinen 'Inseln der Entspannung'. Und diese baut uns nur zu gerne auch die Musik – und eine der derzeit schönsten in dieser Beziehung ist „Nocturnes – Music For 2 Pianos“ des Schotten CRAIG ARMSTRONG, der sich bereits in dem beachtlichen Umfeld von BJÖRK, U2, MASSIVE ATTACK, MADONNA und TINA TURNER tummelte. Noch dazu gehört er schon seit Jahrzehnten mit zu den bekanntesten Filmkomponisten, dessen Musik zu solchen Filmen wie „The Great Gatsby“ oder „Moulin Rouge“ und „Romeo & Juliett“ für Begeisterungsstürme sorgte. Ähnliches gilt auch für seine Piano-Alben, bei denen „Piano Works“ aus dem Jahr 2004 in der Piano-Szene als richtungsweisend gilt.

Hört man CRAIG ARMSTRONG so denkt man auch unweigerlich an den genialen Pianisten, Komponisten und Filmmusiker RYUICHI SAKAMOTO, die manchmal musikalisch wie zwei Brüder im Geiste sowie an den schwarzen und weißen Tasten zu klingen scheinen.

„Nocturnes“ unterteilt sich in insgesamt 14 Teile, die allesamt keine eigenen Namen erhielten. Denn dieses Album ist mehr geschlossene Symphonie, ausschließlich auf zwei Pianos basierend, anstatt Stückwerk. Verbindend ist hierbei die stark ausgeprägte, mitunter sehr melancholische Grundstimmung. Ein Album der Moll-Töne, dem eine Magie innewohnt, welche uns mit auf die Reise nimmt und einen treiben lässt wie ein Boot während Nacht auf einem nicht stürmischen, aber bewegten Meer. Nur die Sterne und der Mond navigieren uns und es tauchen immer wieder ungewöhnliche Bilder dabei auf.

Ausgelöst durch den Lockdown begann CRAIG ARMSTRONG mit dem Komponieren an diesem klassischen Werk für zwei Pianos. Man hört regelrecht die etwas gedrückte Stimmung, welche dieser Lockdown bei so vielen hinterließ. Und wer zu schnell dem Vergessen anheimfällt, der wird – sowie er „Nocturnes“ auflegt – genau dieses Gefühl wieder verspüren können.
Armstrong stellt selber klar, dass er den Großteil seines Albums in den Nachtstunden geschrieben und aufgenommen hat. So wird „Nocturnes“ nicht zu seiner kleinen, sondern ganz großen Nachtmusik, bei der zwei Klaviere reichen, um ganz große Emotionen zu wecken.

Bereits der erste Teil spielt mit unterschiedlichen Stimmungen, die dunklen Töne werden immer wieder von hellem Klimper-Klang übertönt. Beide Klaviere spielen ein Reihe von Arpeggien, die so unterschiedliche Effekte erzielen und tatsächlich nur durch die Kombination zweier Klaviere möglich werden

„Nocturne 4“ dagegen beruht, wie's der Titel schon geheimnisvoll verrät, auf nur vier Akkorden, die mit verschiedenen Umkehrungen oder Brüchen zu einem Klanggebilde verwoben werden und wobei speziell das zweite Klavier eine außergewöhnliche Rolle spielt, wie C. Armstrong selber betont: „Darüber steht eine Sequenz des anderen Klaviers, die sich im Laufe des Stückes entwickelt, sodass dieser Teil sehr hoffnungsvoll klingt und auf bessere Zeiten hoffen lässt.“

Im elften Teil weckt Armstrong dann endgültig und unüberhörbar die Musik-Parallelen zu RYUICHI SAKAMOTO, der Armstrong vor längerer Zeit darum bat, dessen Kompositionen zu remixen. Aus „Nocturne 11“ hört man am offensichtlichsten seine Sakamoto-Bewunderung heraus – wie auch aus vielen weiteren Stücken dieser LP – indem er mit überraschenden Rhythmen gegen gleichmäßig erscheinende 'anspielt'. Traurig und wunderschön zugleich.

Sehr klar und einfach wiederum klingt „Nocturne 12“, wofür es einen eindeutigen Grund gibt. Denn die Basis für diese Komposition ist eine Spieluhr-Melodie, die Armstrong bereits als Kind faszinierte, wenn er diese im Hause seiner Großmutter hörte. Eine Melodie, die er sein Leben lang nicht vergaß und mit diesem Stück den Versuch unternimmt, genau die Atmosphäre heraufzubeschwören, die der nunmehr 62-Jährige vor vielen Jahrzehnten in ihrem Haus empfand. Die zarte Melodie strahlt die frühkindliche Zerbrechlichkeit aus, die im Grunde durch den Lockdown neu heraufbeschworen wird.
So reicht anscheinend für dieses Stück auch nur ein Klavier.

So entwickelt jedes Stück – oder jeder Teil – auf „Nocturnes“ mit der Hilfe von zwei Klavieren und dem großartigen Komponisten und Pianisten CRAIG ARMSTRONG sein (unterschiedliches) Eigenleben, das sich zugleich mit den anderen Einzelteilen zu einem Großen und Ganzen verbindet. Damit wird „Nocturnes“ zugleich auch zum traurigen Piano-Soundtrack eines Lockdowns, der auf diese klangvolle Weise und in der Vollendung von „Nocturnes“ schon wieder etwas richtig Gutes hat.

FAZIT: Wortwörtlich ist aller Anfang schwer, besonders dann, wenn dieser von einer Pandemie ausgelöst wird. Der schottische Komponist, Pianist, Soundtrack-Experte CRAIG ARMSTRONG, der bereits mit solchen Musikgrößen wie BJÖRK, U2, MASSIVE ATTACK, MADONNA, TINA TURNER u.v.m. zusammenarbeitete, legt mit „Nocturnes – Music For 2 Pianos“ ein außergewöhnliches Klavier-Album vor, welches er im kompletten Alleingang an zwei Pianos – größtenteils während der Nachtstunden des Lockdowns – einspielte. Er selber sagt dazu: „Die zurückgezogene Arbeit mit dem Klavier erschien mir ein positiver Weg zu sein, mit dieser schwierigen Zeit umzugehen und weiter zu komponieren, denn selbst wenn ich es gewollt hätte, konnte ich nicht mit anderen Musikern zusammenarbeiten.“ Ein oft bedrückendes, aber manchmal auch ungeheuer hoffnungsvolles in 14. Parts unterteiltes Stück Klaviermusik zwischen großer Klassik und berauschendem Minimalismus.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2581x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (22:03):
  • Nocturnes 1 – 6
  • Seite B (23:19):
  • Nocturnes 7 – 14

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!