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Kensington Road: Sex Devils Ocean (Review)
Artist: | Kensington Road |
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Album: | Sex Devils Ocean |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Rock |
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Label: | Timezone Records | |
Spieldauer: | 32:40 | |
Erschienen: | 13.08.2021 | |
Website: | [Link] |
Früher – also als es noch so etwas wie Regeln im Musik-Biz gab – war die Sache einfach: Als musikalischer Jungspund konnte man sich mit „dieser Rockmusik“ die Hörner abstoßen. Dann entschied man sich für eine solide kaufmännische Ausbildung und spätestens, wenn man sich in die Familiengründung verabschiedete, hatte man das Interesse an der Musik aufzugeben bzw. auf die ersten drei Alben zu beschränken, die man sich weiland erworben hatte. Und wenn man bei der Musik blieb, dann sollte man sich besser darauf einrichten, im Erwachsenenalter dann langsam mit dem Blues-Spielen anzufangen.
Heutzutage, wo jeder machen kann, was er möchte, ist das natürlich etwas anders.
Als STEFAN TOMEK Anfang der 90er Jahre als moderner Troubadour im kanadischen Charlottetown in der KENSINGTON ROAD 29 landete und dort begann mit kanadischen Kollegen zu musizieren, befand er sich in der o.a. Sturm & Drang Phase. Anstatt aber irgendwas Ordentliches zu lernen, blieb er einfach bei der Musik und so kommt es dann, dass die nach TOMEKS Rückkehr nach Berlin gegründete Band KENSINGTON ROAD (die Hausnummer ging irgendwann verloren) mit „Sex Devils Ocean“ nun bereits die fünfte Veröffentlichung vorlegt – und dabei immer noch jene Art von eigenwilligem, variantenreichen Power-Pop mit Rockdrive im Programm hat, wie sie ihn bereits vor 11 Jahren auf dem Debütalbum „A Story From Somewhere In Between“ etablierte.
Nur dass sich zumindest das Gründungstrio (neben STEFAN TOMEK sind das Gitarrist RENÉ LINDSTEDT und Keyboarder MICHAEL PFRENGER) nun im besten Mannesalter befindet und mit Blues nun wirklich nix am Hut hat.
Es ist also nicht allzu verwegen zu behaupten, dass die Musik von KENSINGTON ROAD sich zwar die jugendliche Frische und Begeisterung beibehalten hat, aber 2021 deutlich reifer und abgeklärter (und leider auch eine Portion cleverer) rüberkommt als weiland.
Mit irgendwelchen musikalischen Referenzen müssen sich TOMEK & Co. heutzutage nun wirklich nicht mehr abgeben, da ihr Erfolgsrezept – knackige, moderne, relativ unpolierte Rocksounds auf der einen Seite und pop-affine, starke Hooklines, Powerchords, Melodien, Grooves und stadientaugliche Mitsing-Refrains auf der anderen – immer noch keinerlei Schimmelbildung aufweist.
Gerade das Bemühen, die einzelnen Elemente nicht in einem gefälligen Mainstream Mix zu verquirlen, sondern effektiv gegeneinander auszuspielen, zahlt sich dabei aus: „Pablito Pablito“ ist etwa ein kompromissloser Rocksong, „Duke Of Persico“ eine Art Powerballade mit eigenwilligen Synthie-Drones im Hintergrund, „Change Is Good“ klassischer College-Power-Pop mit US-Flair und „Into The Universe“ überrascht gar mit Brit-Pop-Flair.
Gerade diese stilistische „Unentschlossenheit“ machen „Sex Devils Ocean“ - wie auch den erfolgreichen Vorgänger „Lumidor“ (auf den TOMEK inhaltlich noch mal in dem Song „Living In A Lumidor“ Bezug nimmt) – erneut zu einer höchst kurzweiligen und unterhaltsamen Angelegenheit.
Wo Licht ist, muss allerdings auch ein wenig Schatten sein: Der Erfolg, den KENSINGTON ROAD vor der Pandemie als Live-Act beschieden war, führte dazu, dass nahezu jeder Song des neuen Albums mit sicher gut gemeinten, aber eigentlich unnötigen und in der Masse eher nervigen Stadien-Herren-Chören angereichert wird.
FAZIT: Der eigenartige Titel – und die ungewöhnlichen Songtitel – des neuen KENSINGTON ROAD-Albums „Sex Devils Ocean“ hängt mit der nach wie vor unbändigen Reiselust von STEFAN TOMEK zusammen. Gemeinsam mit seiner Familie reiste er etwa auf die Lofoten und fand dort in der urwüchsigen Natur Inspirationen, die sich nicht anders kanalisieren ließen als durch assoziative, metaphorische Aphorismen, wie eben „Sex Devils Ocean“, „Red Light“ oder „Zero Gravity Moon“, „Multidimensional Room“ oder „Extraterrestial Tune“ in dem Epos „Into The Universe“. Noch konkretere Inspirationen fand er außerdem in seinem Umfeld: „Class Of 92“ ist ein fiktives Klassentreffen, „Steve Shoeman“ ein südafrikanischer Sägewerkbesitzer und Humanist, „Pablito Pablito“ bezieht sich auf einen Freund, dem der Musiker beistand, und „Ghost Mountain“ ist ein Ort, an dem man nicht gerne leben möchte, vor dem man aber auch nicht weglaufen sollte. Mit dieser Einstellung präsentiert sich STEFAN TOMEK als poetischer Songwriter, der mit offenen Augen durchs Leben geht und den Zuhörer mit seinen Songs an seiner kaleidoskopischen Weltsicht teilhaben lässt. Sicherlich ist das auch ein Grund für die facettenreiche Vielfalt des KENSINGTON ROAD-Universums.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ghost Mountain
- Living I A Lumidor
- Duke Of Persico
- Class Of 92
- Pablito Pablito
- Sex Devis Ocean
- Change Is Good
- Into The Universer
- Red Light
- Steve Shoeman
- Bass - Dominik Henn
- Gesang - Stefan Tomek, René Lindstedt
- Gitarre - Stefan Tomek, René Lindstedt
- Keys - Michael Pfrenger
- Schlagzeug - Jan Türk
- Lumidor (2018) - 7/15 Punkten
- Sex Devils Ocean (2021) - 12/15 Punkten
- Charlie Is Alive (2024) - 11/15 Punkten
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