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Supergrass: In It For The Money (Review)
Artist: | Supergrass |
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Album: | In It For The Money |
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Medium: | Download/Do-LP/3 CDs | |
Stil: | Brit Pop, Indie Rock |
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Label: | BMG/Warner | |
Spieldauer: | 54:06 | |
Erschienen: | 27.08.2021 | |
Website: | [Link] |
Eigentlich soll man ja keine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben, aber im Falle der Neuauflage des 1997er-Albums „In It For The Money“ von SUPERGRASS, welches (nicht nur) im 'Q-Magazine' gleich die höchste Stern-Note abfasste und von D. Cavanagh den Kommentar „ihr erstes Meisterwerk in Albumlänge“ verpasst bekam, obwohl ihr 1995er-Debüt „I Should Coco“ bereits alle Grenzen gesprengt hatte, muss man dies unweigerlich tun. Denn das Album ist erstmals seit seinem Erscheinen im Jahr 1997 auf Vinyl erhältlich – und wer die Wahl hat, hat die Qual zwischen schwarzem 180g-Vinyl + weißer 12“-Single auf 140g-Vinyl oder türkisem 140g-Vinyl + weißer 12“-Single auf 140g-Vinyl – und genau da gehört es auch hin: auf (schwarzes & weißes) Vinyl! Denn wer sich „In It For The Money“ anhört und vielleicht im Hintergrund noch einen Titel-Bezug zu FRANK ZAPPA („We're Only In It For The Money“ aus dem Jahr 1968) herstellt, der wird nicht nur der gelungenen, endlich LP-großen Gestaltung, sondern auch der Musik wegen, die förmlich nach Vinyl-Klang schreit, hoch erfreut sein.
Allerdings machte sich auch bereits die Anekdote breit, dass nach dem extrem erfolgreichen Debüt SUPERGRASS sich einfach nicht entscheiden konnten, wie der Nachfolger heißen sollten, sich viel Zeit dafür ließen und sogar in Streit gerieten, sodass das Parlophone-Label, welches schließlich auch die BEATLES einst betreute, dem jungen Musiker-Trio einfach mehr Geld bot, um deren Entscheidung zu beschleunigen und die taten es dann 'In It For The Money'.
Auch gab es noch mehr Ärger, da Schlagzeuger Goffey sich während der Aufnahmen zugleich seine anderen Band LODGER zuwandte und auch für sie in London ein paar Aufnahmen einspielte, da LODGER im Grunde zugleich die Brit-Pop-Konkurrenz von SUPERGRASS waren.
Parallel aber war längst der Bruder des singenden Gitarristen Gareth, Robert Coombes, in die SUPERGRASS-Reihen aufgenommen und das Trio erweiterte sich zum Quartett.
Jedenfalls war damals in den Neunzigern der auf den BEATLES basierende Brit Pop der Marke OASIS, PULP und BLUR extrem angesagt und genau dort hinein stießen auch verdammt erfolgreich die 1993 in Oxford gegründeten und 2010 aufgelösten SUPERGRASS. So erfolgreich sogar, dass ihr Debüt-Album bei Parlophone das meistverkaufte seit den BEATLES wurde. Der hier besprochene Nachfolger schaffte das (trotz nunmehr finanziell angeheizter schnellerer Album-Titel-Entscheidung) nicht ganz und landete in den britischen Album-Charts nur noch auf dem zweiten Platz.
Dabei hielten sich SUPERGRASS eigentlich musikalisch an die Erfolgsformel des Debüts, aber ihnen gelang auf dieser Scheibe einfach nicht so ein Überhit wie „Alright“, der sie zwei Jahre zuvor in aller Ohren und Munde brachte.
Dafür aber spendierten sie ihren Fans und Freunden mit „Richard III“ einen herrlich punkigen Song, der sich irgendwie tatsächlich an Shakespeare anlehnt, und experimentierten auf dem das Album abschließenden „Sometimes I Make You Sad“ mit seltsamen Gitarren-Sounds, welche sie während der eigentlichen Aufnahme zusätzlich einspielten, indem sie die Gitarre in halber Geschwindigkeit aufnahmen und dann beim Abspielen beschleunigten, um einen Mandolinen-ähnlichen Klang hervorzuzaubern. Was heutzutage locker mit der Computertechnik möglich ist, war anno 1997 noch auf solche musikalischen Trickkisten angewiesen.
Vielleicht zählt aber gerade durch diese und ähnliche spannungsgeladene Effekthascherei „In It For The Money“ zu den Lieblingsalben von Liam Howlett von THE PRODIGY, der als Kaufgrund jedoch besonders „Richard III“ angab. Einen Song, den er als einen 'Top-Punk-Song', bei dem übrigens sogar ein Theremin zum Einsatz kommt, bezeichnete.
„Cheapskate“ wiederum klingt, als wären die FINE YOUNG CANNIBALS mit SUPERGRASS auf einen rockigen Tripp gegangen, bei dem sie nebenbei die MANIC STREET PREACHERS zum Gebet bitten und noch dazu swingend-funkige Grundrhythmen auf alles abfeuern, was sich dazu nicht bewegt. Geht nicht nur in die Füße, sondern schüttelt gleich den ganzen Körper durch.
Dagegen darf bei „It's Not Me“ hymnisch-balladesk geschwelgt werden, während uns eine BEATLESeske Melodien umschmeichelt.
„Late In The Day“, übrigens die vierte uns zugleich letzte Single-Auskopplung des Albums, vermittelt einem dagegen den Eindruck, als würde sich Mr. Bowie erneut mit Major Tom auf die „Space Oddity“-Reise begeben, um dann auf dem Planeten Brit Pop zu landen, der wiederum in ruhigen BEATLES- und BYRDS-Gefilden sein Heil sucht, aber auch etwas vom THE FARM-Superhit „All Together Now“ hat.
Gerade dieser Song, der gerade mal in England den läppischen 18. und Island den noch läppischeren 32. Platz erreichte, hätte jedenfalls das Zeug zum ganz großen Hit gehabt. Warum er's nicht wurde, weiß der Teufel, den ja JOHN LENNON bereits mit seinem Jesus-Vergleich in den Augen aller bibeltreuen Katholiken, welche noch in den Sechzigern zur BEATLES-Platten-Verbrennung aufriefen, längst heraufbeschworen hatte.
Psychedelisch im Sixties-Style mit einer Americana- sowie Desert-Rock-Prise endet die LP-A-Seite mit „Sun Hits The Sky“, um mit deutlicher ROLLING STONES-Schlagseite die B-Seite mit „Going Out “ zu eröffnen.
Übrigens coverten SUPERGRASS auf der Single-B-Seite von „Sun Hits The Sky“ den SMITHS-Song „Some Girls Are Bigger Than Others“, ein deutlicher Hinweis darauf, wie nahe ihnen gerade THE SMITHS stehen, was man in gewisser Weise auch dem kompletten zweiten Album des Trios, das hier schon längst – erweitert durch den Keyboarder Robert Coombes – zum Quartett angewachsen war.
Summa summarum lassen SUPERGRASS definitiv kein Rock-Klischee aus, um es im Brit Pop gekonnt zu etablieren – und haben es dermaßen drauf, dass man eigentlich die im Grunde mit ihrem ganzen Negativ-Gehabe nervenden OASIS eher als deren kleinen Brüder statt die ganz große Nummer betrachten sollte.
Anno 2019 meldeten sich SUPERGRASS dann nach genau zehn Trennungsjahren doch recht überraschend auf der Bühne zurück, starteten weltweit eine Reunion-Tour, verkauften den Londoner Alexander Palace gleich zweimal hintereinander aus und wurden erst von Covid-19 wieder ausgebremst. Nun denn, wenn die Bühnen noch nicht gefüllt werden können, dann doch wenigstens der Plattenspieler und CD-Player. Doch statt mit dem Mega-Debüt als Neuauflage durchzustarten, bekommt hier, wohl ausschließlich auf die Entscheidung von SUPERGRASS hin, die Nummer 2 den Vorrang. Eine beachtenswerte Entscheidung.
Genauso beachtenswert, dass dem Vinyl-Album noch eine 12“er-Maxi-Single auf weißem Vinyl beiliegt, die natürlich mit 45 Umdrehungen pro Minute gehört werden muss und mit dem Bentley Rhythm Ace Remix von „Sun Hits The Sky“ und „The Animal“ zwei poppig-flotte instrumentale Dance-Versionen enthält.
FAZIT: Mit der remasterten Neuauflage ihres 1997er-Albums „In It For The Money“ sowie einer zusätzlichen weißen Vinyl-Maxi, die man, vorausgesetzt man entscheidet sich für die erstmals als LP erschienene Version, als angenehme Beigabe mit dazu erhält, bringen sich SUPERGRASS endlich wieder in musikalische Stellung. Nach einer zehn Jahre währenden Trennung erobern sie nun auch wieder die Bühnen der Welt, vorausgesetzt der/die Virus*innen macht ihnen nicht erneut einen Strich durch die Musik-Rechnung. Und wer dieses fast 25 Jahre alte Album wiederhört, der wird sich dieses Brit-Pop-Quartett (selbst wenn nur drei Musiker auf dem Cover zu sehen sind) mit dem Charme von THE SMITHS und der Grandiosität der besten Brit-Pop-Acts garantiert nicht entgehen lassen.
PS: Das 3CD-Format von „In It For The Money“ enthält 53 Songs. Neben dem remasterten Album auf CD 1 noch B-Seiten, Raritäten und Outtakes auf CD 2 und Live-Aufnahmen auf CD 3. Dazu gibt es im Booklet Bilder des angesehenen Fotografen Kevin Westenberg und Sleevenotes von Charles Shaar Murray. Das Album wurde von SUPERGRASS remastert und alle Formate von ihnen persönlich zusammengestellt.
3CD & SD DIGITAL DELUXE
CD1: In It For The Money - 2021 Remaster
1. In It For The Money (2021 Remaster)
2. Richard III (2021 Remaster)
3. Tonight (2021 Remaster)
4. Late In The Day (2021 Remaster)
5. G-Song (2021 Remaster)
6. Sun Hits The Sky (2021 Remaster)
7. Going Out (2021 Remaster)
8. It’s Not Me (2021 Remaster)
9. Cheapskate (2021 Remaster)
10. You Can See Me (2021 Remaster)
11. Hollow Little Reign (2021 Remaster)
12. Sometimes I Make You Sad (2021Remaster)
CD2: Research & Development - Studio Extras & B-Sides
1. Susan (AKA Going Out)*
2. Melanie Davis
3. Can’t Dig It (AKA G-Song)*
4. Late In The Day (Demo)*
5. Get Away (AKA Richard III)*
6. Charles II *
7. Sun Hits the Sky (Monitor Mix)*
8. It’s Not Me (Original)*
9. Silver Lining*
10. Cheapskate (Monitor Mix)*
11. In It For The Money (Monitor Mix)*
12. Hollow Little Reign (Güiro Mix)*
13. Tonight (Monitor Mix)*
14. You Can See Me (Demo)*
15. Sometime We’re Really Sad (Edit)*
16. Sometimes I Make You Sad (Guide Vox)*
17. Nothing More’s Gonna Get in My Way
18. We Still Need More (Than Anyone Can Give)
19. Don’t Be Cruel
20. 20ft Halo
21. The Animal
CD3: Product Placement – Live Recordings
1. Going Out (Opera House, Toronto, 11 Sep 95)*
2. Melanie Davis (Lowlands Festival, Netherlands, 25 Aug 96)*
3. G-Song (Rehearsal cassette recording, 18 Jun 95)*
4. Hollow Little Reign (O2 Academy Islington, London, 01 Jun 2004)*
5. In It For The Money (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
6. Cheapskate (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
7. Mansize Rooster (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
8. Richard III (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
9. You Can See Me (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
10. Late in the Day (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
11. Alright (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
12. Just Dropped In (To See What Condition My Condition Was In) (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
13. Lose It (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
14. Sun Hits the Sky (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
15. Going Out (aborted) (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
16. Caught By the Fuzz (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
17. Going Out (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
18. Strange Ones (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
19. Lenny (Rock City, Nottingham, 18 Jan 98)*
20. Sometimes I Make You Sad (Paradiso, Amsterdam, 08 Oct 97)*
1LP SCHWARZ / TÜRKIS / HD DIGITAL
A1. In It For The Money (2021 Remaster)
A2. Richard III (2021 Remaster)
A3. Tonight (2021 Remaster)
A4. Late In The Day (2021 Remaster)
A5. G-Song (2021 Remaster)
A6. Sun Hits The Sky (2021 Remaster)
B1. Going Out (2021 Remaster)
B2. It’s Not Me (2021 Remaster)
B3. Cheapskate (2021 Remaster)
B4. You Can See Me (2021 Remaster)
B5. Hollow Little Reign (2021 Remaster)
B6. Sometimes I Make You Sad (2021 Remaster)
*Previously Unreleased
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (22:32):
- In It For The Money (3:05)
- Richard III. (3:13)
- Tonight (3:09)
- Late In The Day (4:43)
- G-Song (3:27)
- Sun Hits The Sky (4:55)
- Seite B (20:33):
- Going Out (4:16)
- It's Not Me (2:56)
- Cheapskate (2:43)
- You Can See Me (3:40)
- Hollow Little Reign (4:08)
- Sometimes I Make You Sad (2:48)
- Seite C (5:40):
- BRA Sun Hits The Sky Mix
- Seite D (5:21):
- The Animal
- Bass - Michael Quinn
- Gesang - Gareth Coombes, Michael Quinn
- Gitarre - Gareth Coombes
- Keys - Robert Coombes
- Schlagzeug - Daniel Goffey
- In It For The Money (2021)
- Supergrass (1999) – Vinyl Edition (2022)
-
keine Interviews