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Julia Jacklin: Pre Pleasure (Review)

Artist:

Julia Jacklin

Julia Jacklin: Pre Pleasure
Album:

Pre Pleasure

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop

Label: Polyvinyl
Spieldauer: 38:04
Erschienen: 26.08.2022
Website: [Link]

Dafür dass das dritte Album der australischen Songwrtierin JULIA JACKLIN ein bisschen nach dem klingt, was ihre kanadische Kollegin TAMARA LINDEMAN auf ihren letzten beiden Scheiben mit ihrem Projekt THE WEATHER STATION gemacht hat, gibt es viele Gründe – und sicherlich ist keiner davon, dass die Musikerin sich bewusst bemühte, besagte Tamara zu emulieren. Vielmehr hat es damit was zu tun, dass sie jedes ihrer Alben mit einem neuen Mindset – und einem neuen Produzenten angeht.
War ihr Debüt-Album „Don't Let The Kids In“ noch in Richtung Folk-Pop zu deuten, war es auf ihrem zweiten Album der gitarrenorientierte Indie-Pop, der die australische Singer/Songwriterin in ihren Bann zog.

Für ihr neues Album „Pre Pleasure“ entschied sie sich dafür, das Material, welches in den wirren Zeiten der Pandemie entwickelt worden war, in Montreal zusammen mit dem Produzenten MARCUS PAQUIN einzuspielen – und der hatte nun mal, neben THE NATIONAL, auch zuletzt THE WEATHER STATION unter seinen Fittichen.
Mehr noch: Jacklin arbeitet international mit verschiedenen Touring-Bands (was ihr ermöglicht, Reisekosten zu sparen) – und ihre kanadische Band besteht aus dem Bassisten BEN WHITLEY und dem Gitarristen WILL KIDMAN, die beide auch bei THE WEATHER STATION spielen.
Wenn man dann auch noch hinzuaddiert, dass sich Jacklin entschieden hatte, bewusst vom gitarrenorientierten Sound ihrer letzten beiden Scheiben abzusetzen und mehr mit einem Keyboard in ihrem Apartment zu arbeiten – und dann auch noch den Saxophonisten ADAM KINNER engagierte und OWEN PALLETT von ARCADE FIRE bat, Streicherarrangements für einige der neuen Songs zu schreiben (die dann mit einem Orchester in Prag eingespielt wurden), ist es nicht besonders verwunderlich, dass das Klangbild von „Pre Pleasure“ erheblich ausgeweitet wurde – und eben in die Nähe dessen rückte, was THE WEATHER STATION auf der klanglichen und ästhetischen Ebene eben auch auszeichnet.

Der Grund für die Entscheidung, erneut eine neue musikalische Richtung einzuschlagen, ist laut Jacklin der, dass sie nach ihrer letzten Tour die Freude an der Musik als Fan wiedergefunden habe, die ihr als Profimusikerin zuvor abhanden gekommen war, und diese nunmehr als Inspiration zu sehen.
Wie gesagt: All das bedeutet nicht, dass JULIA JACKLIN es darauf anlegt, hier irgend etwas zu kopieren, sondern nur, dass eben die Umstände, unter denen „Pre Pleasure“ entstand, den Sound des Unternehmens maßgeblich prägten. Mal abgesehen von der musikalischen Umsetzung blieb sie sich als Songwriterin und Performerin grundsätzlich treu. Der Titel des Albums – übersetzt „Vorfreude“ – bezieht sich darauf, dass Jacklin auf die Prämisse setzte, die Früchte ihrer Arbeit irgendwann rechtschaffen genießen zu können, wenn sie sich nur zur Genüge ins Zeug lege. Die Erkenntnis, dass diese Annahme sich im wesentlichen nicht unbedingt erfüllte, ist das Ergebnis der inhaltlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema – und zum Teil auch der Grund für den stoisch-melancholischen Charakter der meisten Tracks auf dem Album.
Ansonsten arbeitet sich JULIA JACKLIN durch die gesamte Bandbreite ihrer Themen – die von der Beschäftigung mit den Erwartungshaltungen ihrer religiösen Familienprägung, der Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter, Verlustängste oder nach wie vor auch die Selbstfindung und Empowerment geprägt ist: Ihr Song „Ignore Tenderness“ dürfte mit zu den effektivsten Tracks zum Thema Standortbestimmung und persönlicher Weiterentwicklung der letzten Jahre gehören.

FAZIT: Auch wenn sich der Eindruck angesichts des eher zurückhaltenden Charakters von JULIA JACKLIN nicht eben aufdrängt: Sie ist dann halt doch ein recht unberechenbares Chamäleon. Das manifestiert sich, indem sie auch dieses Mal wieder in die verschiedensten charakterlichen, musikalischen und (etwa in den Videos) tatsächlichen Kostüme schlüpft und so immer wieder neue Facetten ihrer selbst und ihrer Kunst offenbart – genauso wie sie das schon von Beginn ihrer Laufbahn an getan hat. „Pre Pleasure“ ist in dieser Hinsicht die bisherige Krönung ihrer diesbezüglichen Bemühungen.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1764x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Lydia Wears A Cross
  • Lovem Try Not To Let Go
  • Ignore Tenderness
  • I Was Neon
  • Too In Love To Die
  • Less Of A Stranger
  • Moviegoer
  • Magic
  • Be Careful With Yourself
  • End Of A Friendship

Besetzung:

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