Partner
Services
Statistiken
Wir
Lucy Kruger & The Lost Boys: Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts) (Review)
Artist: | Lucy Kruger & The Lost Boys |
|
Album: | Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts) |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Dark-Folk, Indie-Pop, Singer/Songwriter |
|
Label: | Unique Records | |
Spieldauer: | 38:41 | |
Erschienen: | 08.04.2022 | |
Website: | [Link] |
Eines ist ganz wichtig zu wissen, wenn es darum geht, die Musik der südafrikanischen Wahlberlinerin LUCY KRUGER zu goutieren: Sie selbst sagt nämlich, dass sie durchaus Spaß daran hat, ihre Songs zu performen; auch, wenn man ihr das nun wirklich nicht anmerken bzw. anhören kann. Denn obwohl es auf dem Abschluss-Album der „Tapes“-Trilogie im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Alben lauter und druckvoller zugeht, sind die Düsternis, das Unwirkliche, das Dräuende und die Nachtschatten immer noch ihr bevorzugte Begleiter.
Nachdem LUCY KRUGER das langjährige Projekt MEDICINE BOY mit ihrem damaligen Partner ANDRÉ LEO an den Nagel gehängt hatte, musste sie musikalisch erst wieder zu sich selbst finden, was sie dann mit der sogenannten „Tapes“-Trilogie in Angriff nahm. Dass es sich dabei um eine „Tapes“-Trilogie und nicht etwa um eine „MP3-Trilogie“ handelt, beweist zudem, dass sie sich als verlässliche, organische, analoge Musikerin sieht, wie es auch aus unserem Interview mit ihr hervorgeht.
Mit den drei Tapes-Alben lässt sich nunmehr ihre persönliche und musikalische Entwicklung schlüssig nachvollziehen:
* „Sleeping Tapes (For Some Girls)“ entstand als introspektives Kammer-Werk, auf dem sich LUCY KRUGER – solo, akustisch und im Flüstermodus – mit dem Innenleben, Traum- und Geisterwelten beschäftigte.
** „Transit Tapes (For Women Who Move Furniture Around)“ war – wie der Name schon vermuten lässt – ein Album für den Übergang, mit dem sie sich beobachtend vor allen Dingen mit ihrer Umgebung auseinandersetzte.
*** „Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts)“, ihr aktuelles und die Trilogie abschließendes Werk, ist ein ziemlich selbstbewusstes Statement in Sachen Empowerment, mit dem die Musikerin - wie sie selber sagt - „den Blickkontakt mit anderen“ sucht.
Um wen es dabei geht, ist ziemlich offensichtlich, denn in Amsterdam traf sie die Gitarristin LUI MOTTES und fand so nicht nur den Kern ihrer aktuellen LOST BOYS-Besetzung, sondern auch eine private und musikalische 'Gesprächspartnerin', die von ihr in den neuen Songs auch mehr oder minder direkt adressiert wird. Dass sich beide Musikerinnen auch auf der rein instrumentalen Ebene tatsächlich als 'Gesprächspartnerinnen' betrachten, die ihre Konversation auf der musikalischen Ebene vorantreiben, hatten sie zuvor schon hinreichend auf der Bühne bewiesen.
Mit „Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts)“ ist LUCY KRUGER endlich auch wieder auf jener schmirgelnden, abrasiven, psychedelischen Kaputnik-Blues-Ebene angelangt, von der sie sich mit MEDICINE BOY zunächst verabschiedet hatte. Und ganz en passant findet sie dabei in Tracks wie dem abschließenden „Unpack“ sogar erstmals zu so etwas wie versöhnlichen Songformaten.
FAZIT: Dass LUCY KRUGER auf dem Covermotiv ihres dritten „Tapes“-Albums kein schwarzes, sondern erstmalig ein weißes T-Shirt trägt und dass dieses Cover zumindest teilweise farbig gehalten ist, kommt nicht von ungefähr. Denn sie hatte, wie sie sagt, einfach Lust darauf, auch mal „ein wütendes Album“ zu machen – während ihre bisherigen LOST BOYS Alben stets der tastenden, unterschwelligen, dräuenden Zurückhaltung verpflichtet schienen. Rock-Musik entsteht dabei trotzdem nur ansatzweise – aber Fuzz-Pedal, Overdrive, Feedback und eine konsequente Einbindung der aus ANDREAS MIRANDA und MARTIN PERRET bestehenden Rhythmusgruppe (sowie gelegentlicher Rhythmusmaschinen) sorgen für ein Szenario, in dem Spannungen wie bislang nicht nur angedeutet und aufgebaut werden, sondern sich auch gerne mal in epischen Sound-Orkanen auflösen. Bestes Beispiel dafür ist der längste Track „Escape“, der den Hörer durch alle Höhen und Tiefen der KRUGERschen Klangwelten mitnimmt, ohne ihn dabei in den Abgrund zu ziehen, wie das früher schon mal passieren konnte. Es ist ungeheuer interessant zu beobachten, wie sich LUCY KRUGERs persönliche Befindlichkeiten schlüssig auch mit „Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts)“ auf ihre musikalische Entwicklung übertragen.
PS zur Vinyl-Version des Albums:
Der Hinweis ist besonders für alle Liebhaber der großen schwarzen Scheiben wichtig, denn nicht nur gestalterisch ist die LP-Variante von „Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts)“, von welcher einen LUCY KRUGER mit ihrem traurig-verängstigten sowie ein wenig verzweifelten Blick entgegensieht, beachtlich. Das schwere, schwarze Vinyl steckt samt bedruckter LP-Innenhülle in einem Gatefoldcover, das, wenn man es aufklappt, alle Texte im Inneren enthält.
Auch der analoge Vinyl-Sound hat es in sich. Gerade die finstere Stimmung des Albums wird mit dunklen, voluminösen Klängen eingefangen, welche sich raumfüllend verbreiten und mit gezielten Stereo-Effekten für einen abwechslungsreichen Spannungsaufbau sorgen und den Texten eine zusätzliche Tiefe verleihen. So spürt man den besagten Blick vom Cover ähnlich intensiv auch auf der akustischen Ebene, die einen bei der entsprechenden Lautstärke in ihren klangvollen Abgrund zieht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A:
- Warm I
- Risk
- Spinning
- Play
- Amsterdam
- Seite B:
- Autobiography Of An Evening
- Hold You Back
- Iscariot
- Escape
- Unpack
- Bass - Andreas Miranda
- Gesang - Lucy Kruger
- Gitarre - Liu Mottes, Lucy Kruger
- Schlagzeug - Martin Perret
- Sleeping Tapes For Some Girls (2019) - 14/15 Punkten
- Teen Tapes (For Performing Your Own Stunts) (2022) - 13/15 Punkten
- Heaving (2023) - 12/15 Punkten
- Heaving – die zweite (2023) - 12/15 Punkten
- A Human Home (2024) - 11/15 Punkten
-
keine Interviews