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Lucy Kruger & The Lost Boys: A Human Home (Review)

Artist:

Lucy Kruger & The Lost Boys

Lucy Kruger & The Lost Boys: A Human Home
Album:

A Human Home

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie-Rock, Art-, Noise- & Noir-Pop, Psychedelia

Label: Unique Records
Spieldauer: 34:57
Erschienen: 31.05.2024
Website: [Link]

Im Sommer letzten Jahres spielten LUCY KRUGER und ihre Partnerin LIÚ MOTTES im Berliner Schokoladen-Club einen Home-Gig abseits der Tour zu ihrem damals gerade aktuellen Album „Heaving“, bei dem sie nur unveröffentlichte Stücke spielten. Es darf gemutmaßt werden, dass diese Songs den Nukleus dessen darstellten, was ihr nun vorliegendes neues Album „A Human Home“ im Wesentlichen ausmacht. Alle Stücke entstanden während einer Lockdown-Phase in der Pandemie in LUCY KRUGERS Wohnung in Berlin – einem Ort, von dem sie damals noch nicht wusste, ob sie ihn als Heimat bezeichnen könnte, denn immerhin machte es die Pandemie damals unmöglich, dass sie sich mit ihrer in Südafrika verbleibenden Familie in Verbindung setzen konnte; außer mit den Mitteln moderner Kommunikationsmedien und – wie sie sagt – einem „Körper-Herz-Hirn voller Erinnerungen, Emotionen, Gedanken und Vorstellungen“.


Diese Gemengelage machte LUCY KRUGER dann schließlich zum Thema dieser Songsammlung, indem sie ihre unmittelbare Umgebung, die über die Distanz eingespielten Beiträge der beteiligten Musiker und Sprachnotizen, die sie sich von Gesprächen über die Isolation-Situation mit ihren Freunden und Familienmitgliedern gemacht hatte, in den kreativen Prozess mit einbezog – auch um dadurch den Einfluss, den andere auf ihre Kunst haben, zu fördern. Seinen Ausgangspunkt nahm dieses Unterfangen, als LUCY KRUGER in der Lockdown-Situation gezwungen war, die logischerweise fehlenden externen Impulse durch solche aus dem direkten Umfeld (ihrer Wohnung also) zu substituieren.

Der Titel des Albums „A Human Home“ entstand dabei aus der Beobachtung heraus, dass sich LUCY KRUGERs Möbel und Einrichtungsgegenstände bei genauer Betrachtung lebendiger anfühlten, als dass sie ihnen das bislang zugestehen wollte. Daraus schlussfolgerte sie, dass Menschen, Temperaturen und die Zeit jeweilige Spuren auf physischen Objekten hinterlassen hatten – was zu der Frage führte, welche Spuren wohl Menschen auf die Welt im Allgemeinen und andere Menschen im Besonderen hinterlassen. Aus solchen Überlegungen heraus erwuchsen dann Stücke wie der Titeltrack, das vorab als Single veröffentlichte „Rooms“ (das in Zusammenarbeit mit ihrer Freundin Candice Cruse als Distanz-Duett entstand) oder „Dripping Trees“ - denn die tropfenden Bäume konnte die Musikerin ja durch das Fenster ihrer Wohnung sehen.


Da das letzte Album „Heaving“ bereits nach der Pandemie entstanden war, sind die die Songs von „A Human Home“ sogar älteren Ursprungs. Das erklärt die musikalische Ausrichtung des Werkes. Der Sound von „Heaving“ war durch einen verstärkten und souveränen Einsatz von elektronischen Elementen geprägt, mit denen ein organischer Puls als Äquivalent des menschlichen Herzschlages erzeug werden sollte.
Auf „A Human Home“ sind nun Anfänge dieser Entwicklung zu erkennen, denn hier 'komponierte' sie erstmals nicht ausschließlich auf der Gitarre, sondern experimentierte mit Synthesizern, Elektronik, Samples, Field-Recordings und Effekten, die teils als Basis und teils als Ergänzung der zugrundeliegenden Tracks dienen. Die Beiträge der anderen Musiker – etwa die Streicher-Treatments von JEAN-LOUISE PARKER – kamen dann aus der Distanz hinzu und lediglich die Live-Drumparts von WERNER VON WALTSLEBEN wurden von dem Tontechniker Simon Ratcliff in einem Studio in Kapstadt eingespielt. Der langjährige Mitstreiter ANDRÉ LEO half LUCY KRUGER schließlich, die Gitarrenparts in Berlin aufzunehmen und bei der elektronischen Produktion. Das Ergebnis ist ein Album, das musikalische irgendwo in der Zwischenwelt der „Tapes“-Serie und dem Album „Heaving“ angesiedelt ist.

Vielleicht auch wegen des Patchwork-Prozesses, mittels dessen die Teile des Albums zusammengefügt wurden, ist „A Human Home“ weniger zugänglich als das „Heaving“-Album. Griffige Strukturen, melodische Aspekte und treibende Rhythmen wie etwa bei dem pulsierenden „Whale Song“, der die absurde Geschichte eines Wals erzählt, der sich selbst entführt, gibt es jedenfalls nur selten. Letzten Endes ein typisches Kruger-Album, auf dem sich Düsternis, Bedrohlichkeit und Manie stimmungsmäßig die Waage halten.


FAZIT: Mit dem Album „A Human Home“ wollte sich LUCY KRUGER von gewohnten Klangbildern lösen und in unbekanntes Terrain vorstoßen. Am überzeugendsten gelingt ihr diese Absicht allerdings auf der Bühne – im direkten Zusammenspiel mit ihren Musikern. Aus diesem Grund – und wegen des zeitlichen Ablaufes - stellt „A Human Home“ eher eine Art musikalisches Verzweigen als eine konsequente Weiterentwicklung des KRUGER-Sounds dar.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1292x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • A Human Home
  • Dripping Trees
  • Open Road
  • Rooms
  • A Drill
  • Sandcastle
  • Virtual Muse
  • Barren Stage
  • The Whale Song
  • Instructions For Fate
  • A Pocket Full Of Night
  • The Upside Down Of Sinking
  • Golden Moon

Besetzung:

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