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Dokken: Heaven Comes Down (Review)

Artist:

Dokken

Dokken: Heaven Comes Down
Album:

Heaven Comes Down

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Glam Metal, Hardrock

Label: Silver Lining Music
Spieldauer: 41:55
Erschienen: 27.10.2023
Website: [Link]

Nun bringt es der gute Don DOKKEN auf seiner Lebensuhr auch schon auf 70 Jahre. Doch spätestens seit den ROLLING STONES und deren neustem 'Diamanten-Album' wissen wir ja, dass man in sogar noch höherem Alter wirklich gute Alben raushauen kann. Auch „Heaven Comes Down“, der neuste Studio-Album-Streich von DOKKEN ist so eins geworden, selbst wenn es nach dem minder erfolgreichen Knochenbrecher-Album „Broken Bones“ (2012) 11 Jahre auf sich warten ließ.

Von den gebrochenen Knochen zum gefallenen Himmel war es jedenfalls ein langer Weg, in dessen Ergebnis sich jeder Sturz gelohnt hat, selbst wenn wir mal von dem blödsinnigen, an MEAT LOAFs Raus-aus-der-Hölle-Alben erinnernden Cover von „Heaven Comes Down“ absehen. Irgendwie kommt und kam das zwar alles cool, als DOKKEN Anfang der 1980er-Jahre noch neben MÖTLEY CRÜE die jungen Glam-Metal-Platzhirsche waren, aber jetzt als 'Rentner-Band' wirkt dieses optische Gehabe nur wenig überzeugend.

Verstärkt wird dieser Eindruck auch dadurch, weil sich die Texte diesmal mit sehr realen und durchaus nachdenklichen Themen, zu denen Don DOKKEN so einiges zu erzählen hat, auseinandersetzen, wie beispielsweise die spannende Hintergrundgeschichte zu einem der stärksten Songs des Albums - „Gypsy“, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen, da sie einen unmittelbar persönlichen Bezug zu dem Song herstellt:

„Eines Tages fuhr ich zum Campen in die Berge und traf eine Frau, die eine Unmenge Ketten und Schmuck trug. Sie fuhr ein altes einspänniges Gefährt und blieb damit in einem Loch stecken, weswegen ich ihr meine Hilfe anbot. Sie antwortete nur mit einem: 'Nein, denn die Sonne geht bald auf‘, und hatte ein Lagerfeuer mit Kochstelle vorbereitet, wozu sie mich einlud. Sie sprach gebrochenes Englisch und sah aus wie eine Navajo. Hier in New Mexico gibt es ein Reservat. Das erste aber, was sie zu mir sagte, war: 'Du machst doch Musik', und ich war echt verblüfft. Wir saßen mehrere Stunden zusammen und plauderten. Sie war schon etwas älter und sehr weise und erzählte von ihrem Leben im Reservat, während ich von mir erzählte. 'Du hast deinen Weg verloren', sprach sie, was ich eigentlich lustig fand, denn mir erschien es eher so, als dass sie den ihren verloren hatte. Ein Irrtum meinerseits. Inzwischen war finstere Nacht. Sie sah zu den Sternen auf und sagte, dass diese sie führen würden. Danach sprach sie nur noch Navajo. Ich empfand diese Begegnung als sehr surreal! Später schnappte ich mir den Wagenheber aus meinem Truck und hob ihre Kutsche an. Wir sammelten Steine und legten sie in das so entstandene Loch und schon bald konnte sie mit ihrem Wagen drüberfahren. Daraufhin stieg sie auf und fuhr ohne ein weiteres Wort davon – drehte sich dann aber noch einmal um und rief: 'Die Sonne geht auf… Du musst gehen, die Kojoten und Berglöwen gehen bald auf die Jagd...' Ein weiser Rat!”

Persönliche Bezüge dieser Art findet man jede Menge auf der neuen DOKKEN-LP, denn hier scheint der gute Don, der vielen in der Musik-Szene ja als ziemlicher Stinkstiefel gilt, ernsthaft altersweise geworden zu sein. Aber nicht auf peinliche und belehrende Weise, sondern als einer, der seine (spannenden) Erfahrungen und Erlebnisse weitergibt und mit sich selbst seinen Frieden geschlossen hat, getreu dem Motto: „Macht was draus!“

Musikalisch werden alle Metal- und Hardrock-Freunde garantiert mit diesem Album glücklich, denn es weist alle Qualitäten guten Hardrocks, allerdings mit deutlich geringerer Glam-Attitüde, auf.
DOKKEN brauchen keinen mehr auf glitzernde Poser zu machen. Das hat die Band nicht nötig und es wäre auch daneben. Dafür gibt’s knackige Gitarren-Riff-Breitseiten, die einen sofort packen, mitunter echt starke Melodien, die ihre Harmonien in einem Kosmos zwischen ACCEPT, DEEP PURPLE und ZZ TOP entfalten, und eine Stimme, die mit ihren rauen Klangschattierungen entfernt auch einige LEMMY-Erinnerungen weckt, wobei schon im Album-Opener „Fugitive“ besonderer Wert gelegt wird.

Das Album-Ende „Santa Fe“ dagegen ist sehr verhalten – nachdem zuvor eine Art Liebesballade mit „Lost In You“ erklang – und aus DOKKEN-Sicht extrem ruhig und akustisch ausgefallen. Sogar auf einen Folk-Country-Schlenker samt Steel Guitar wurde nicht verzichtet. Don erzählt darin im Singer/Songwriter-Stil tatsächlich (s)einen kurzen Lebenslauf von der Geburt in LA beginnend bis hin zu seinem Umzug nach Santa Fe, wo er seine Erfüllung zu finden scheint: „Will I find some peace of mind? / Hope it's not too far away / To find my way, Santa Fe.“

FAZIT: Das 13. Studio-Album von DOKKEN ließ 11 Jahre nach dem Vorgänger auf sich warten – und die Wartezeit war es wert. Mit „Heaven Comes Down“ dürfen wir DOKKEN gerne in den Himmel heben und müssen die Band um Don nicht runterholen aus ihrem wolkenverhangenen Hardrock und Glam Metal, der zwar nicht mehr sonderlich glitzert, dafür aber mit sehr gelungenen, extrem persönlichen Texten und allen Beigaben, die guten, bodenständigen Hardrock ausmachen, aufwartet.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2017x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (21:25):
  • Fugitive (3:57)
  • Gypsy (4:19)
  • Is It Me Or You? (4:23)
  • Just Like A Rose (4:19)
  • I'll Never Give Up (4:27)
  • Seite B (20:30):
  • Saving Grace (4:15)
  • Over The Mountain (3:51)
  • I Remember (3:48)
  • Lost In You (4:11)
  • Santa Fe (4:25)

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