Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Soleil Niklasson: Rise (Review)

Artist:

Soleil Niklasson

Soleil Niklasson: Rise
Album:

Rise

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Soul, Jazz, Religiöses

Label: Jazzsick Records
Spieldauer: 55:25
Erschienen: 21.04.2023
Website: [Link]

„Man muss seine Einstellung verändern und immer die Herzen bewegen. Meine Lieder sind Nahrung fürs Herz und erfüllen die Seele.“ (Soleil Niklasson)

Die Sonne des Soul-Jazz geht in Chicago auf. Dort nämlich wurde SOLEIL ('Sonne') NIKLASSON geboren, die bereits im zarten Alter von 5 Jahren mit dem berühmten OSCAR BROWN JR., den sie in einer katholischen Kirche kennenlernte, sang und später mit weiteren Jazz- und Soul-Legenden wie STAN GETZ oder BILLY PRESTON und LINDA HOPKINS auftrat. Ihr unangefochtenes Musik-Idol aber ist MICHAEL JACKSON, mit dessen Musik sie aufwuchs und die sie prägte.

Doch nicht nur zu diesen begnadeten Musikern pflegt sie ein inniges Verhältnis – über allen steht – besonders geprägt durch ihren Großvater, der ein katholischer Prediger war (und Jesus zu ihrem größten Vorbild machte) – noch der liebe Gott, den man ordentlich preisen und besingen und wie in „The Prayer“ anbeten sollte...

...auch während es einige seiner von ihm angeblichen Abgesandten in ihren ollen Prunk-Gemäuern auf den irdischen Gefilden ziemlich übel treiben. Eine Tatsache, die man beim Hören von „Rise“, einem schönen Jazz-Soul-Album, das nicht nur von Niklassons charismatischer Stimme, sondern auch dem leidenschaftlichen Spiel ihrer vier Begleiter an Saxophon, Bass, Piano und Schlagzeug geprägt ist, besser ausblendet.
Dieses Album ist im Grunde ein einzig(artig)es Gebet.

Wer sich allerdings bei den Texten nicht wohlfühlt, weil er sich bei all den Gott-Anpreisungen genervt fühlt (So wie der Kritiker, der nach wie vor davon ausgeht, dass nach all den katholischen Missbrauchsfällen, die bereits seit Jahren ans nichtgöttliche Licht kommen, ein Gott niemals in diesen Gemäuern, in denen man ihn so intensiv preist, gewohnt haben kann ohne das zu verhindern!), dem wird es schwerfallen, einerseits die wunderbare, tiefe und ein wenig an die großen amerikanischen Vokal-Legenden Fitzgerald und Jackson erinnernde Stimme einerseits zu genießen, aber andererseits den besungenen Inhalt auszublenden, wenn sie beispielsweise im Album-Opener „Freedom Praise“ die Freiheit wieder und wieder anpreist, aber eben nur die göttliche: „I will praise you / I will praise you / I will praise you, Lord...“, zudem noch Jesus' Last am Kreuz, die er für die Sünden der Menschen auf sich genommen hat, hervorhebt: „Jesus, here's my load / I need you to carry it for me […] You took it to the cross / and now I'm free...“, dann wird einem doch etwas (vorsichtig ausgedrückt) befremdlich nach all den Nachrichten, die man so aus der Katholischen Kirche ertragen muss, wenn man nur einmal ganz vorsichtig den weihräucherigen Schleier zu lüften versucht. Na gut, wenn man nur einzig und allein Gott mit erhobenem Haupt und Blickrichtung Himmel besingt, dann hat man eben doch nicht für all die Opfer, die man in seinem Namen quält und mit Dreck bewirft, für die andere Richtung – in der sich eben die Hölle auftut – den entsprechenden Blickwinkel parat.

ELLA FITZGERALD und MAHALIA JACKSON, die tiefgläubige amerikanische Gospel-Sängerin, die allerdings bis zu ihrem Tod 1972 noch nicht ahnen konnte, was weltweit hinter verschlossenen katholischen Kirchentüren so abging, kommen einem durchaus beim Hören dieses Albums in den Sinn, das zwar rundum göttliche Güte preist, aber die Realität ausblendet. Gleiches gilt auch für den textlichen Ansatz, dem man gerne auch beim Lesen des 12-seitigen Booklets, in dem alle 'Mini-Predigten' nachzulesen sind, mitverfolgen kann.

Bei dieser Stimme sollte man jedenfalls, wenn man die grundlegende Leidenschaft für Gott nicht ähnlich ausleben kann wie es das sonnige Niklasson-Gemüt es uns ins Gewissen zu singen versucht, unbedingt versuchen, einfach mehr der Musik und dem Gesang, ohne dabei den Texten größer Beachtung zu schenken, zu folgen, deren letzter sich am Ende in „Be The Change“ sogar so schrecklich weit aus dem gläubigen Fenster lehnt, dass er mit der Erkenntnis aufwartet, dass neben so viel Krieg und Gewalt, uns da doch tatsächlich etwas begleitet, das: „It's a revolution of higher light / And if you're ready it's time to / Take the flight...“ Aha, eine höhere Revolution? Wie erhellend!

Wenn hierzu allerdings die Band jene hypnotische Mischung aus Soul und Jazz in Perfektion bietet, fühlt man sich durchaus wie im Himmelreich. Denn den Glauben können auch die nicht kaputt machen, die Kinder in Gebetshäusern missbrauchen. Das sind nur Institutionen mit vielen Kinderschändern und Vertuschern, die neben den Kindern auch ihre Gläubiger belügen und so manipulativ missbrauchen. Glaube findet woanders statt – eben außerhalb solcher Institutionen, genauso wie in der schönen und bewegenden Musik von „Rise“.
Und dieser Glaube steigt auf dem Album von SOLEIL NIKLASSON unzweifelhaft in den musikalischen Himmel auf.

Auf „Rise“ geht es zudem sehr oft romantisch und verträumt zu und „The Prayer“ wird tatsächlich zu einem Gebet, das einen in watteweiche himmlische Gefilde erhebt. Dafür folgt „Home Back To Love“ dann mit deutlich flotteren Jazz-Rhythmen und die Sängerin tritt zum Duett mit dem die zweite Stimme 'singendem' Saxophon an, während sich dann sogar noch das Schlagzeug den kurzen Solo-Moment erobert…

Für diese musikalischen Momente liebt man „Rise“. Und es gibt viele von denen auf dem sonnigen Album von SOLEIL NIKLASSON.

FAZIT: Alle jene, denen der Klingelbeutel und die heiligen Schriften des tiefen Glaubens fern sind, werden wohl ein paar Probleme mit dem seelenvollen Jazz von SOLEIL NIKLASSON haben, da sie in ihren 12 Soul-Jazz-Songs von „Rise“ regelrecht predigend die Gotteskeule schwingt. Blendet man diese Tatsache einmal aus und folgt den textlichen Botschaften nicht zu intensiv, dann ist „Rise“ ein Album geworden, das von der großartigen Stimme der gläubigen amerikanischen Musikerin und ihrem hervorragend eingespielten Quintett, bei dem oftmals das Saxophon in den Vordergrund tritt, lebt. Möge die Soleil-Sonne über allen aufgehen, egal welchen Glaubens oder Nichtglaubens sie sind. Darum folgt an dieser Stelle definitiv kein 'Amen'!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2308x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Freedom Praise
  • The Power
  • Saudade
  • Embrace
  • Rise
  • The Prayers
  • Home Back To Love
  • Won't You Hear Us
  • Daughter Of The King
  • Package Full Of Dreams
  • Be The Change

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Rise (2023) - 11/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!