Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Angela Aux: Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines (Review)

Artist:

Angela Aux

Angela Aux: Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines
Album:

Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines

Medium: CD/LP/Download/LP farbig
Stil:

Indie- und Artpop, Folk-Space

Label: Inselgruppe
Spieldauer: 32:30
Erschienen: 31.05.2024
Website: [Link]

Wenn man als Musiker sein Studium mit einer Arbeit über TON STEINE SCHERBEN beendet, dann sollte wohl bereits im Vorfeld der eigenen musikalischen Ausflüge klar sein, wohin die Reise geht.
Genau diese Gedanken könnte man im Falle von ANGELA AUX haben, liegt dann aber doch gehörig schief, denn punkig aufgeladener Deutschrock im „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“-Widerstandsmodus gibt’s auf „Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“ des wirklich starken Song-Poeten mit Hang zu kosmischen Exkursionen nicht zu hören.


Aber trotzdem kommen einem die stolprigen Steine in den Sinn, wenn man ein wenig weiter in Richtung ihres außergewöhnlichen Frontmannes geht: RIO REISER, der eine beachtliche Zahl unwiderstehlicher Singer/Songwriter-Perlen auf seinem Solo-Weg hinterließ, wenn er gerade mal nicht in der rock-poppigen Mission, „König von Deutschland“ zu werden, unterwegs war, sondern sich ganz den melancholisch-verträumten Balladen hingab.

ANGELA AUX' Missionen sind nur deutlich abgefahrener, was einerseits daran liegt, dass er das Englisch seiner deutschen Muttersprache vorzieht, noch dazu einen deutlichen Hang zum Terrestrischen sowie einen ausgeprägten Sinn für übersinnlichen, futuristischen Humor hat, was bereits der Plattentitel „Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“ (Weltraumbespaßung im Zeitalter der spirituellen Maschinen) beweist.


Auch die Art seiner Selbstdarstellung – mit blonder Langhaarperücke und einem mitunter extrem seltsamen Kleidungsstil, der ihn irgendwie wie ein 'Transgender-Hippie in extrem' wirken lässt, lassen einen schon mal daran zweifeln, ob dieser Florian Kreier, wie er im wahren Leben heißt, als ANGELA AUX wirklich ernstgenommen werden will.
Doch genau hier beginnt schon der fatale Irrtum – denn die Musik dieses Politikwissenschaft, Philosophie und Germanistik studierten Zeitgenossen erhebt den Anspruch darauf, etwas ganz Besonderes, aber garantiert nichts Beklopptes zu sein. Und zwar ein Ausflug in die Künstliche Intelligenz, welche diesmal Album-konzeptionell mit ihren Vorteilen wie Gefahren, wenn sie in die falschen Hände gerät, daherkommt.

Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“ wird unter diesen Bedingungen bei ANGELA AUX ein sphärisches Space-Indie-Art-Folk-Pop-Kunstwerk, das sich mit übersinnlichen, aber zugleich zutiefst humanistischen Themen beschäftigt, die für den Einen oder die Andere eben etwas abgehoben und wie nicht von dieser Welt klingen, wobei der deutsche Multiinstrumentalist und seine Begleitmusiker dafür genau den richtigen Sound beisteuern, der nur so von Beats, Synthies, Loops oder Streichern überbordet und den Hörer mit kräutrig-psychedelischer Folk-Vielfalt in ein ungewöhnliches Universum, in dem eben die Weltraummaschinen für eine eigenartige Bespaßung sorgen, entführt.


Und hier kommt einem natürlich sofort das vorangegangene Album „Instinctive Travels On The Path Of Space And Time“ in den Sinn, das sich bereits mit einer ähnlich futuristischen Thematik auseinandersetzte und wie eine utopische Musik-Erzählung voller spannender Wendungen daherkam, sodass „Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“ wie die folgerichtige Fortsetzung des Vorgängers klingt, der diesmal stärker und deutlich experimenteller die Folk-, Psyche- und Krautrock-Seite betont.

So präsentiert das transmediale Album im Grunde eine (musikalische wie philosophische) Reise in die Zukunft der Menschheit aus einer transhumanistischen und posthumanistischen Perspektive (zu gut deutsch: aus einer philosophische Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten, sei es intellektuell, physisch oder psychisch, durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will).
Das ist schwierig und klingt schwierig, lebt von jeder Menge Sound-Kollagen, die manchmal so sehr knistern, dass man glaubt, eine fehlerhafte LP erworben zu haben, aber im Grunde einfach nur als passende Beigabe zu diesem ungewöhnlichen Album gedacht sind, das zugleich durch sein transparentes Vinyl-Blau anzeigt, wohin die kosmische Musik-Reise geht.


Wer also die Musik von SYD MATTERS oder mitunter RADIOHEAD in ihrer Kid-A-Phase bereits des Öfteren auf seinem Plattenteller laufen lässt, der wird garantiert auch häufig zu „Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“ greifen.

Und damit man nicht mit den Texten (alle zu finden auf der bedruckten LP-Innenhülle) oder den Ideen hinter ANGELA AUX' Album überfordert wird, enthält die LP-Rückseite noch eine ausführliche Darstellung der Hintergründe zu jedem einzelnen Song. Oftmals ist so etwas überflüssig, bei diesem Album aber definitiv extrem hilfreich, denn am Ende werden wir bei dem abschließenden „Almost Unhuman After All“ darauf verwiesen, dass die menschliche Rasse wohl nur ein Fehler (oder besser noch 'Virus') im System der künstlichen Intelligenz und der Organismen aus der Zukunft ist.
Na, wer hat das nicht schon längst geahnt?


FAZIT: Was bei ANGELA AUX vor gut einem Jahr mit der futuristischen Musik-Reise durch Raum und Zeit unter dem Titel „Instinctive Travels On The Path Of Space And Time“ begann, erhält nun sein musikalisches Geschwisterchen mit „Spacelarking In The Age Of Spiritual Machines“, das sich noch viel tiefer in den experimentell verspielten, sphärischen Space-Indie-Art-Folk-Pop mit extrem hohen Krautrockanteil sowie einem transhumanistischen und posthumanistischen Konzept begibt, bei dem sogar Außerirdische Selbstgespräche führen. Zugleich ist es eine Lobeshymne auf die Künstliche Intelligenz gleichermaßen wie auf die musikalischen Faszinationen der Siebziger-Jahre. Wer die Kunst beherrscht, beides in eine logische Verbindung miteinander zu bringen, der wird dieses Album wohl nicht nur verstehen, sondern auch lieben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1839x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (16:09):
  • Moon (2:11)
  • Take It Somewhere (2:32)
  • Solar Reclipse(1:44)
  • Morning Sun (3:30)
  • Mysterious Pedestrian (1:57)
  • Traveler Of The Mind (4:15)
  • Seite B (16:21):
  • Alien Monologue (3:17)
  • No End Theory (2:59)
  • Now Is The Future Of The Past (3:41)
  • Prominent Encounter (3:42)
  • Almost Unhuman After All (2:42)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!