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Mine: Baum (Review)

Artist:

Mine

Mine: Baum
Album:

Baum

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Deutschsprachiger Indie-Pop

Label: Virgin Music
Spieldauer: 29:50
Erschienen: 02.02.2024
Website: [Link]

„Ich bin ein Baum. Ich gieß' mich selber, denn ich bin schlau“, singt MINE im Titeltrack ihres fünften Studio-Albums – in etwa als Metapher auf den Lauf des Lebens – und findet damit erneut ein originelles philosophisches Leitmotiv für ihr neuestes Projekt. Und überhaupt: Ohne ein solches Konzept geht es bei MINE sowieso schon mal gar nicht. Tatsächlich gehört JASMIN „MINE“ STOCKER zu jener Art von Künstlerinnen, die sich in dieser Hinsicht jegliche Freiheiten nehmen und Hintertürchen offen halten. Nachdem sich MINE auf ihrem letzten Album „Hinüber“ mit unserer kaputten Welt beschäftigt hatten, ist „Baum“ sozusagen ein Bild für einen Neuanfang, eine Wiedergeburt und des Wachsens; wobei MINE mit Songs wie „Schattig“, „Stein“ oder „Staub“ (eine Art mentaler Brief an ihre verstorbene Mutter) mehr als deutlich macht, dass das auch mit Tod und Vergänglichkeit einhergeht.??

Zum Konzept von „Baum“ gehört dabei auf der musikalischen Seite auch eine betonte Hinwendung zu organischen Elementen wie dem Einsatz orchestraler und kammermusikalischer Streicher- und Bläser-Partien, die in das ansonsten stilistisch vollkommen freistilige Anything-Goes-Konzept, welches MINE schon seit jeher favorisiert, integriert sind. Dabei ist „Baum“ keineswegs eine bloße Fortführung des mit dem der FATONI-Kollaboration „Alle Liebe nachträglich“ und dem „Mine und Orchester“-Album begonnenen Orchester-Projektes. MINE hat das studiert und kann also auch Orchester-Partituren schreiben und betrachtet diese Fähigkeit demzufolge einfach als Erweiterung ihres kreativen Potentials – und nicht etwa als Gimmick oder Selbstzweck.

Außerdem kommen jedes Mal auch neue Aspekte ins Spiel. Und das sind in dem Fall in den als eigene Tracks ausgeführten Intros zu den Stücken „Danke Gut“ und „Spiegel“, implementierte liturgische Elemente, die durch die Beteiligung des Männerchores ffortissibros und dem Kieler Knabenchor selbst für Mine ganz neue musikalische Dimensionen erschließen. Eine weitere Eigenart der Songwriterin und Musikerin MINE ist, dass sie in der Kollaboration mit anderen Künstlern (denen sie dabei alle Freiheiten einräumt) eine Ergänzung ihrer eigenen kreativen Möglichkeiten sieht.

Neben den Chören sind es dieses Mal der Rapper MAULI, die französische Songwriterin LEONIE PERNET (die MINE einfach auf Insta anhaute) und die Berliner Sängerin/Produzentin MADANII, denen MINE in den Tracks „Danke Gut“ (eine Hip-Hop-Pop-Nummer), „Schattig“ (einer orchestralen Dream-Pop-Hymne) und „Stein“ (Indie-Pop mit Drum'n'Bass-Flair, Reggae-Timing und Dampforgel-Sounds) freie Bahn ließ, sich zu verwirklichen.??
MINE schrieb die Texte des Albums beim Joggen und die musikalischen Grundgerüste ihrer Songs immer noch am Computer, wie sie das für gewöhnlich tut – aber das war dann nur der Startpunkt, denn an den Songs wurde dann im Studio so lange herumgefeilt, bis sie MINEs Vision perfekt entsprachen. Insbesondere die Kompositionen und die Arrangements betreffend ging MINE dieses Mal jene notwendigen Schritte weiter, die das neue Album als eigenständiges Kunstwerk rechtfertigten. Originalität und Qualität sind jene Aspekte, die MINE am Herzen liegen – wie sie mit dem Track „Copycat“ augenzwinkernd demonstriert; denn dort geht sie mit jenen hart ins Gericht, die sich damit zufrieden geben, die Erfolgsmodelle anderer zu kopieren.

FAZIT: Mit ihrem neuen Album „Baum“ hat die Berliner Göre MINE ihren Ruf als eine der kreativsten Köpfe der hiesigen Musikszene erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und zwar unter anderem dadurch, dass sie sich als Songwriterin ganz in den Dienst des Songs und das Experiment zu diesem Zweck eher hintan stellt. Tatsächlich gelingen ihr so einerseits klassische Kammerpop-Juwelen, die selbst Koryphäen (wie zum Beispiel die BEATLES) auch nicht aufregender und perfekter hinbekommen hätten und andererseits absolut modern anmutende Pop-Experimente, die sich aufgrund ihrer innovativen Querverbindungen Vergleichen schlicht entziehen. Alleine die Tatsache, dass die Hälfte der Tracks die 3-Minuten-Grenze nur knapp erreichen und die andere Hälfte fragmentarisch bei nur einer Minute Spielzeit landen, muss MINE gelegentlich mal erklären, denn die Substanz des Materials hätte in jedem Fall für jeweils deutlich mehr gereicht.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2111x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Baum
  • Ich weiss es nicht?
  • Nichts ist umsonst?Nichts ist umsonst – Reprise?
  • Danke Gut – Intro?
  • Danke Gut – feat. Mauli?
  • Spiegel?
  • Schattig – Intro?
  • Schattig – feat. Leonie Pernet?
  • Staub?
  • Stein – feat. Madanii?
  • Copycat?
  • Fesch?
  • Baum – Reprise?
  • Weiter gerannt?

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Baum (2024) - 13/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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