So (un)ästhetisch schmerzhaft wie sich das Artwork von „Testosteron/off“ zeigt, so provokant pflügen MENSCHABSTINENZ durch ihre Soundmelange aus Punk, Electro, Hip Hop, Schlager und NDW. Dabei treffen u.a. Nintendo-Videospiel-Sounds auf Straßenpunk-Attitüde („Macht kaputt, was Punk kaputt macht“) und mit diversen Gästen wird fröhlich um die Wette gesoffen. Das entsprechende „Lied über’s Saufen“ bekommt dank des Gastspiels von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN einen schmierigen Piraten-Touch, der zwischen Komödie und Tragödie dem flüssigen Gold frönt.

„Für dich, Deutschland“ kommt dagegen mit gehöriger Synth-Schlagseite und schmachtender Achtziger Jahre-Nostalgie daher, wodurch der Song, vornehmlich wegen seines Themas (es geht um staatliche Dysfunktion) einen interessanten Kontrast birgt.
„Wenn ich wüsste“ klingt, auch dank der dreckigen Stimme von TYNA, energischer und entpuppt sich als griffiger Ohrwurm, der sich aus voller Kehle mitgrölen lässt.

„Immernoch hier“ macht als textliche Durchhalteparole mit leichtem Proleten-Charme ebenso viel Spaß, wie es sich schnell im Ohr festsetzt und mit dezenten Ska-Anleihen gefällt.
Und selbst vor HELENE FISCHER machen MENSCHABSTINENZ nicht halt: Musikalisch schrammelt „Fehlerfrei“ zwischen Off-Beat-Groove und Garagen-Punk hin und her, wobei sich u.a. Parallelen zu den Anfängen diverser Deutschpunk/Deutschrock-Schwergewichte, z.B. UNANTASTBAR oder auch TON STEINE SCHERBEN (die klanglich-krachige Attitüde), ziehen lassen.

„Schwule raus“ macht als Hymne für Toleranz eine gute Figur und klingt, dank der Ska-Anleihen unverschämt tanzbar, ehe das IC FALKENBERG-Cover „Mann im Mond“ den textlichen Faden des Vorgängersongs aufnimmt und im energischen Punk-Gewand für Freiheit und Frieden plädiert.
„Gestorben wird immer“ setzt sich sarkastisch bis zynisch mit dem Thema Tod auseinander und die Stimme von Toifel (BERLINER WEISSE) ergänzt sich gut mit der von MENSCHABSTINENZ-Chef Matzila Kong.

FAZIT: Dass „Testosteron/off“ bewusst provoziert, stellt bereits der fette Zensurbalken auf der Folie, bzw. das Cover der LP klar. Angesichts des zuhauf vorhandenen Sarkasmus' bzw. Zynismus' in den Texten, lohnt sich bei MENSCHABSTINENZ mehrmaliges Hinhören auf jeden Fall. Die musikalische Mischung erleichtert eine solche Wiederholungstat für Punkrock-Freunde sicherlich.