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MAREK ARNOLD über die Anfänge von TOXIC SMILE und "M.A.D."

03.09.2017

TOXIC SMILE und "M.A.D." (2001 / BMG Korea)

...oder: wie der Wahnsinn seinen Anfang nahm...

Es kommt sicher nicht allzu oft vor, dass die erste ernstzunehmende Veröffentlichung gleich die einschneidendste überhaupt wird. Hier jedoch so geschehen...

Nachdem ich in einer Phase der musikalischen Selbstfindung von einem Freund 2 Alben von Dream Theater in die Hand bekam, änderte sich schlagartig mein musikalisches Interesse.

Wenngleich ich zunächst keine Ahnung hatte, wie ich als Saxophonist plötzlich so multitimbrale, polyphone, komplexe Musik schreiben sollte, flossen die ersten Ideen und so stürzte ich mich notgedrungen auf die (Pflichtfach Klavier!) Tasten. Ich hatte das grosse Glück, mit dem damals 17jährigen Drummer Daniel Zehe gleich einen Mitstreiter zu finden, der sofort auf diesen Stil ansprang und wenig später war mit Uwe Reinholz auch ein kreativer und virtuoser Gitarrist an Bord. Nach diversen Umbesetzungen an den anderen Positionen stand mit meinen Freunden Larry Brödel und Robert Brenner 2000 ein festes Lineup und es ging an die Produktion der ersten CD.


Während der Produktion überschlugen sich dann die Ereignisse.

Über Daniels Freundin gab es Kontakte nach Korea, und - extrem zusammengefasst - wenig später, nachdem die CD in einer kleinen, längst vergriffenen, deutschen Ausgabe (Habe letztens eine bei ebay für 47€ über den virtuellen Tisch gehen sehen!) veröffentlicht wurde, gelangte sie, wie erhofft, in die Hände eines A&R bei BMG in Seoul.

Was dann alles passierte, kann man im Nachhinein kaum noch erfassen. Das Album wurde neu released, wir fanden uns plötzlich auf Promo-Tour in Korea wieder, gaben Autogrammstunden, saßen bei Radiosendern, gaben unzählige Interviews in einer Suite im Hilton, spielten Showcase und mit Slayer und Sepultura in nem Stadion, hatten MTV zu Gast und dinierten in Nobelrestaurants mit unserer mehrköpfigen Crew. Bis heute unfassbar - und wenn wir im Nachhinein auch nie erfahren werden, ob uns unsere jugendliche Engstirnigkeit, weiter Progressive Rock zu spielen statt als Mainstream Band in Asien zu residieren, möglicherweise eine langjährige und gut bezahlte Karriere versaut hat - allein diese Erfahrungen sind unbezahlbar.

 

Und dass es Toxic Smile tatsächlich bereits bis "Farewell" (2015) durchgehalten hat, ist unglaublich.



Mit der Ballade „Daydream“ gab es sogar eine Single-Auskopplungen in Korea, die es gemeinsam mit unserem – auf ausdrücklichen Wunsch des Platten-Labels - YES-Cover von „Owner Of A Lonely Heart“ in die koreanischen Charts, schaffte.


Ganz besonders aber ist der Song „Arirang“.

Dieser entstand quasi in letzter Minute vor den Aufnahmen zum Album.

Nachdem erste Kontakte nach Korea geknüpft waren, riet uns Daniels Freundin, einen Song "speziell für Korea" draufzupacken. Idealerweise einen, der sich mit "Arirang" beschäftigt - ich hoffe, ich gebe es richtig wieder, wenn ich sage, dass es sich dabei um eine Art musikalische Volkserzählung handelt, in welcher es einen Mann in die Ferne, über den Berg Arirang, zieht.

Nun galt es, Inhalt und musikalische Elemente dieses koreanischen Liedes zu verarbeiten, doch blieb uns kaum noch Zeit.

Ich habe damals paar Nächte durchgesessen, komponiert und arrangiert und versucht, diesen Song so weit wie möglich für alle Instrumente auszuarbeiten, damit wir im Proberaum Zeit sparen. Dennoch saßen wir dann noch ein paar sehr effektive Tage gemeinsam daran und spielten den Song "frisch" geprobt noch ein.
Wenngleich ich heute über Larrys extrem jung klingende Stimme und meine ersten englischen Texte lächeln kann oder die (im progrock-dt-Jargon:) "ürgseligen" Keyboardsounds natürlich am liebsten schnell ersetzen wöllte - ich war jung und hatte eben nur den gebrauchten Ensoniq - ich mag diesen Longtrack noch immer!

Er steht für mich mehr als jeder andere auf dem Album für diese verrückte Zeit.


 

Und: in dieser Zeit, durch diese Band entstanden einige wundervolle Freundschaften, die bis heute halten, z.T. spätere musikalische Zusammenarbeiten hervorbrachten und mir viel bedeuten.

Vielen Dank an dieser Stelle an meine Kollegen von TOXIC SMILE - es ist ein großes Glück, solch großartige Musiker schon in der eigenen "Findungsphase" zu treffen und mit ihnen Musik zu erschaffen.

 

Larry B. - vocals
Uwe Reinholz - guitars
Robert Brenner - bass guitar
Daniel Zehe - drums
Marek Arnold - keyboards & electr. wind instr.

 


Das Album gibts übrigens in der limitierten 10th anniversary edition gerade bei www.ppr-shop.de zum Schleuderausverkaufspreis!

 

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info)