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Sanctuary - The Year The Sun Died - Massen-Review

27.09.2014

Sanctuary "The Year The Sun Died"Nevermore liegen derzeit auf Eis oder existieren vielleicht gar nicht mehr. So genau weiß man das nicht. Fakt ist, dass Jeff Loomis und Van Williams dort ausgestiegen sind. Fakt ist ebenfalls, dass Sänger Warrel Dane gemeinsam mit Basser Jim Sheppard die Vorgängerband SANCTUARY wiederbelebt hat - 24 (!) Jahre nach dem letzten Album "Into The Mirror Black". Das gilt inzwischen als Klassiker und so durfte man gespannt sein, wie sich die Band heutzutage wohl anhören würde, wie sie sich stilistisch aufgestellt sieht und ob der Verlust (?) von Nevermore damit kompensiert werden kann. Innerhalb der Redaktion zeigt man sich weitestgehend überzeugt von "The Year The Sun Died" - mit einer etwas überraschenden Ausnahme.


Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Mit einer der am wenigsten wahrscheinlichen Wiedervereinigungen wird man am schnellsten warm, wenn man sie nicht in den Kontext ihres Vermächtnisses stellt, denn SANCTUARYs dritte Album ist weder Sturm und Drang mit Heliumgesang wie das Debüt "Refuge Denied" noch ein in Stein gemeißeltes Gesamtmeisterwerk wie "Into The Mirror Black", sondern ein zeitgenössisches Metal-Album mit einigen Eckpunkten, an denen man den Bandnamen eindeutig festmachen kann, allen voran natürlich Warrel Danes Stimme, die natürlich keine Himalajas mehr erklimmt, was nicht weiter schlimm ist, solange die Songs stimmen.

Mit NEVERMORE, deren letztes Album ein unwürdiger Abgesang war, möchte man "The Year The Sun Died" nicht vergleichen, obwohl man nicht umhinkommt. Ohne den Gitarren- und Schlagzeug-Fasching von Loomis beziehungsweise Williams kommt Dane wieder besser zur Geltung, sodass man ihm gerade in "The World Is Wired" oder während "Question Existence Fading" an den Lippen hängt. Wo seine Texte nach wie vor Gold wert sind ("Arise And Purify", "Exitium"), wirft das Songmaterial keinen echten Reißer ab, und mitunter hätte man etwas auf die Tube drücken dürfen wie im Knaller "Frozen".

Darüber hinaus findet sich aber wiederum kein einziger Stinker auf dieser Scheibe, deren größter Makel wohl ihre Unaufgeregtheit ist, weil ein großer Name Schatten vorausgeworfen hat. Beim Titelstück am Ende ist sie aber wieder da, die Gänsehaut, die Dane bei seiner vorigen Band lange missen ließ.

FAZIT: Darf gerne noch wachsen, dieses Pflänzchen von Album.

11 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Schlicht und ergreifend ein gutes Album - so fasst man "The Year The Sun Died" in einem Satz zusammen. Denn so sehr man sich auch darum bemüht: echte Kritikpunkte macht man an SANCTUARYs Drittwerk keine aus. Eine zeitgemäße, aber unsterile Produktion kleidet die guten Songs aus, Warrel Danes vergleichsweise tiefer und einzigartiger Gesang verziert sie. Vergleicht man Nevermore, SANCTUARY und Danes Soloalbum, so ist "The Year The Sun Died" weniger catchy ausgefallen, als "Praises To The War Machine", aber auch weniger progressiv, als es Nevermore allgemein sind oder waren. Oder um es anders auszudrücken, macht man keinen Fehler, wenn man das Album als Bindeglied zwischen Danes anderen Betätigungsfeldern ansieht.

Warum "The Year The Sun Died" aber letztlich auch nur ein gutes Album und kein sehr gutes ist, liegt daran, dass die Songs zwar grundsätzlich eingängig sind und zumeist in den Refrains mit wirklich starken Gesangslinien aufwarten, man sich aber trotzdem schwer damit tut, hinterher zu sagen, was einem nun besonders gut gefallen hat oder im Gedächtnis geblieben ist. So ein bisschen fehlt das Sahnehäubchen auf den Songs, die zwar reihdurch zu gefallen wissen, aber nicht so richtig begeistern. Der Opener "Arise And Purify" mit seinem ungewöhnlichen Hauptriff und dem gedoppelten Gesang im knackigen Refrain gehört letztlich genauso zu den Highlights, wie das flotte, mit feinem Kehrvers ausgestattete "Question Existence Fading" sowie das etwas ruhigere und mit toller Gitarrenarbeite versehene "The Dying Age". In Kombination mit dem Titeltrack endet "The Year The Sun Died" recht getragen.

FAZIT: Gutes Album, das aber letztlich eher Ersatzdroge bleibt.

10 von 15 Punkten


Review von: Dr.O. (Profil)

Nun, SANCTUARYs Messlatte heißt NEVERMORE, das kann man drehen und wenden, wie man will. Und NEVERMORE lebten von der unverkennbaren Stimme und den intelligenten Texten eines Warrel Dane, aber auch von den herausragenden handwerklichen Fähigkeiten eines Jeff Loomis oder Van Williams, die das musikalische Feuerwerk der Band erst ermöglichten.

Nun, letztere sind bei SANCTUARY nicht mehr dabei, macht also eine einfache Rechnung auf:

NEVERMORE – Loomis – Williams = SANCTUARY = NEVERMORE für Arme

Nun, ganz so einfach ist der Fall nicht gelagert, auch wenn "The Year The Sun Died" einen Moment bis zum Durchstarten braucht. Warrel Dane prägte SANCTUARY, NEVERMORE und jetzt wieder SANCTUARY, aber trotz seiner Alkoholeskapaden ist der Mann mit seiner Stimme in der Lage, eine Band zu tragen. Und genau das macht er hier hervorragend. Jedes einzelne Wort geht unter die Haut, jeder Refrain wird zum hymnischen Ohrwurm, auch inhaltlich belässt es Dane nicht bei nichtssagenden Allgemeinplätzen, sondern setzt seinen nachdenklich-gesellschaftskritischen Grundtenor fort.

Nun, Musik gibt es auch noch. Gut gemachten Powermetal mit ordentlich Ohrwurmpassagen, aber eben nicht so musikalisch strahlend wie NEVERMORE, aber doch mit einer gewissen Ähnlichkeit. Und wem bei jenen zu viel gebreakt wurde, zu viel kreuz und quer ging, der wird mit der vereinfachten Variante, die SANCTUARY hier abliefern, seine Freunde haben.

FAZIT: Überraschend gutes Rückkehralbum, das ein paar Anläufe braucht, bis es zündet, aber doch einen ganzen Haufen kleiner Hits an Bord hat.

11 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

An dieser Stelle hat es schon manch beschwichtigende Worte bezüglich überhöhter Erwartungen an Reunions gegeben. "Man darf XXX nicht an den Großtaten früherer Alben messen" – mehr als einmal wurde versucht, Bands zuzugestehen, dass sie eben nicht dort stehen geblieben sind, wo sie vor zehn, 15 oder 20 Jahren auseinandergingen. Im Falle von SANCTUARY sind sogar bereits 25 Jahre vergangen, seitdem mit "Into The Mirror Black" das letzte Album veröffentlicht wurde.

Darf man "The Year The Sun Died" also nicht an "Into The Mirror Black" messen? Verdammt nochmal, doch! Das mag vielleicht ungerecht sein. Oder aus dem Blickwinkel eines vergrätzten Fans entstanden sein, der SANCTUARY für eine der essenziellsten Bands der 80er-Jahre hält, der insbesondere "Into The Mirror Black" auf einem unerreichbaren Thron platziert hat. Aber in diesem speziellen Fall ist es mir einfach unmöglich, das Comeback-Album ohne direkten Vergleich mit dem 25 Jahre alten Vorgänger zu bewerten. SANCTUARY standen einst für einen technisch brillanten Mix aus Progressive, US und Thrash Metal, der anspruchsvoll wie eingängig zugleich war, der auch 2014 regelmäßig über die heimischen Boxen tönt.

Warum aber für "The Year The Sun Died" NEVERMORE zu den Akten gelegt und dafür SANCTUARY wieder aus der Mottenkiste geholt wurden, bleibt komplett fragwürdig. Das Album klingt wie ein Mix aus diversen NEVERMORE-Alben und dem Soloalbum von Warrel Dane. Ist das schlecht? Nein, natürlich nicht. Auch wenn Dane nicht mehr in die höchsten Regionen kommt wie 1989 – was nicht nur dem exzessiven Alkoholkonsum des Sängers, sondern auch schlicht dem Alterungsprozess geschuldet ist –, bietet "The Year The Sun Died" einige gute Songs, die zeitgemäß, knackig, mit feiner Gitarrenarbeit und einprägsamen Refrains ausgestattet sind ("Frozen"). Aber mit "Into The Mirror Black" hat das eben nichts zu tun. Nein, konsequenterweise hat das mit SANCTUARY, wie man sie bislang kannte, nichts zu tun, wenngleich die eine oder andere klangliche Reminiszenz im Gitarrenbereich zu vernehmen ist. Aber komplexe Songstrukturen sucht man vergeblich, das Material klingt von vorne bis hinten extrem kompakt, eben so, wie man sich einen Hybrid aus "The Obsidian Conspiracy" und "Praises To The War Machine" vorstellt – mit deutlichem Hang zu letzterem. Wobei insbesondere im hinteren Bereich des Albums ein deutlicher Abfall an Dynamik und Spannung zu registrieren ist.

FAZIT: "Into The Mirror Black" läuft auch 25 Jahre nach dem Erscheinen noch regelmäßig. "The Year The Sun Died" wird vermutlich schon in einer Woche nicht mehr in den heimischen Wänden zu hören sein.  

8 von 15 Punkten


Review von: Lukas Heylmann (Profil)

Als Freund der ersten beiden SANCTUARY-Werke mit bedingtem Interesse an NEVERMORE ist die Herangehensweise an "The Year The Sun Died" keine ganz einfache. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass das neue Album nicht klingt als ob es NEVERMORE nie gegeben hätte und seit "Into The Mirror Black" nur zwei oder drei Jahre vergangen seien. Man muss allerdings festhalten, dass SANCTUARY ihrer bisherigen Diskographie mit diesem Album keinesfalls eine Schande machen. Dass die Klassiker unerreichbar bleiben würden, war zwar eigentlich abzusehen, doch das mindert eben die Qualität des neuen Werks nicht.

Von manchen Seiten hört man, es wäre ungerecht, neue Alben alter Helden mit ihren Klassikern zu vergleichen, an anderer Stelle werden Stimmen laut, es ginge ja gar nicht anders. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: Der Vergleich lässt sich nicht vermeiden, aber ein Album, dass 25 Jahre nach seinem Vorgänger erscheint, an ebenjenem zu messen, ist einfach nicht zielführend. Und mit diesem Ansatz ist "The Year The Sun Died" ein wirklich tolles Stück Musik, irgendwo in der Schnittmenge zwischen den bisherigen SANCTUARY-Alben und NEVERMORE sowie einigen Anleihen an das WARREL-DANE-Soloalbum. Das Album bietet einen angenehmen Fluss mit vereinzelten Ausreißern nach oben und so gut wie keinen nach unten. Das erste große Highlight ist fraglos "Exitium (Anthem Of The Living)", das mit melancholischen Melodien und einem fantastischen Refrain glänzt. Ansonsten beherbergt besonders die zweite Hälfte mit "The World Is Wired", "The Dying Age" und dem wirklich großartigen Titelsong einige Highlights.

Letztlich lässt sich wohl nur festhalten, dass Fans von SANCTUARY und ihrer Nachfolgeband mit dem Album definitiv glücklich werden können, sofern sie sich nicht zu sehr von ihrer eigenen Erwartungshaltung gefangen nehmen lassen. Grund zu übermäßiger Kritik bietet "The Year The Sun Died" nämlich kaum und ist nach allem, was über die Jahre zu befürchten sein konnte, ganz klar eine positive Überraschung.

11 von 15 Punkten


Review von: Chris Popp (Profil)

Das Herz der NEVERMORE-, besonders aber der SANCTUARY-Fans dürfte einen heftigen Hüpfer gemacht haben, als 2010 bekannt wurde, dass sich der NEVERMORE-Quasivorgänger wieder zusammenrafft, um gemeinsam nach "Refuge Denied" (1987) und "Into The Mirror Black" (1989) ein drittes Album einzuspielen. Und nun, nach fünfundzwanzig Jahren, ist es tatsächlich wahr geworden. In Beinahe-Originalbesetzung - lediglich Sean Blosl ist nicht mit von der Partie. Dessen Platz an der zweiten Gitarre neben Lenny Rutledge nimmt Brad Hull (ex-FORCED ENTRY) ein.

Im Grunde bewegt sich "The Year The Sun Died" stilistisch irgendwo zwischen "Into The Mirror Black" und den Anfängen der NEVERMORE-Diskographie, einer straighteren Version von "Nevermore" und der "In Memory"-EP. Doch auch zum Warrel-Dane-Soloalbum lassen sich ein paar Parallelen ausmachen. Letzendlich gilt allerdings: Mehr Heavy Metal, weniger Prog und Technik. Mehr echter Sound statt Kompressoren und Computerchips. Musik steht im Vordergrund, sonst nichts. Und das erfrischt in einer Zeit, in der das Gros der metallischen Klangerzeuger entweder totproduzierte Alben auf den Markt bringt oder aber derart einen auf "retro" macht, dass es auch wieder unglaubwürdig und gar lächerlich wirkt. SANCTUARY anno 2014 haben weder das eine noch das andere nötig, entscheiden sich also nicht für das Schwarz oder das Weiß, sondern für die vielen Graustufen dazwischen. Und reichern all das mit Farben an.

Das ist nicht nur der Musik dienlich, sondern auch der Transparenz des Sounds. Die Gitarren wirken durch die bewusste klangliche Wohldosierung deutlich knackiger, das Schlagzeug wirkt differenzierter, vor allem aber profitiert Warrel Danes Stimme deutlich, denn jener Sänger muss auf vorliegendem Werk nicht gegen eine künstlich erbaute Wand anschreien.

Qualitativ war natürlich nicht zu erwarten, dass man "Into The Mirror Black" toppt. Muss auch nicht. Und man kann "The Year The Sun Died" zugute halten, dass Rutledge und Co. äußerst unverkrampft zu Werke gehen. Nichts wirkt kalkuliert. Den Songs, von welchen keiner gen Durchschnittlichkeit driftet, wohnt sämtlich ein hohes Qualitätslevel inne, sodass es unmöglich ist, einen bestimmten Song als Rohrkrepierer oder als dessen Gegenteil herauszuhebe. Wäre man böse, könnte man in die letzten Sätze hineininterpretieren: "Langeweile auf hohem Niveau also?" - doch dem ist nicht so. Denn von Langeweile findet man hier keinen Krümel.

Aus subjektiver Sicht ist "The Year The Sun Died" eine wahre Wohltat - nach dem überproduzierten NEVERMORE-Nummer-Sicher-Album "The Obsidian Conspiracy" war es höchste Zeit, dass jene Band erst einmal eine Pause auf unbestimmte Zeit einlegt. Sicher, der Verfasser dieser Zeilen hat das Album damals positiv aufgenommen und großmütig zwölf Zähler vergeben, doch nach ein paar Jahren der Reflexion und des wiederholten Hörens hat sich das Werk als mittlerweile kaum hörbar erwiesen und für ihn als ein kalkuliertes Produkt entpuppt, das versucht, die wichtigsten Trademarks NEVERMOREs in einem seelenlosen Klanggewand wiederzugeben. Das hat in den kurzen Momenten der Ohren- und Augenwischerei funktioniert, und die rosa Fanbrille tat ihr Übriges, doch nach verstrichener Zeit und nüchtern betrachtet war die SANCTUARY-Reunion die einzig sinnvolle Rettung und ergibt deutlich mehr Sinn, als einen lahmenden Gaul zu Tode zu reiten.

11 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 10,33 von 15 Punkten.

Damit Einstieg auf Platz 31 in den Massen-Review-C
harts.

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Andreas Schulz (Info)