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Interview mit Hearse (03.02.2007)

Hearse
HEARSE gegen Idioglossia... ...so haben Max und Johan diesen kurzfristig zusammengestellten Fragenreigen selbst betitelt. Hier das Ergebnis unseres Schlagabtausches. Hallo und Glückwunsch! Euer Album hat mich überrascht, weil es Death-Metal-Stereotypen galant umgeht und durch seine anhaltende Frische nachhaltig wirkt. Um gleich loszulegen: Was gibt es zu eurem Label zu sagen, das relativ neu auf der Landkarte ist? Sie legen sich mächtig ins Zeug, ihre Bands zu promoten und scheinen auf Abwechslung in ihrem Repertoire zu setzen, wenn ich mir die bisherigen Releases anhöre... Max: Dental machen bisher einen guten Job, obwohl es noch ein wenig zu früh für eine solche Einschätzung ist. Wir sind gespannt, was sie in Zukunft für uns machen können. Seht ihr euch eigentlich noch als Death-Metal-Band? - Ihr erinnert mich eher an solche Wirrköpfe wie Xysma aus den Neunzigern, denn ihr tragt definitiv einen Rock’n’Roll Vibe mit euch: Es geht mehr um Spaß als um lebensverneinende Themen. Max: Ehrlich gesagt, habe ich uns nie im Death Metal gesehen. Wir sind wirklich davon beeinflusst, aber Death Metal an sich? – Nein, denn wir haben mehr zu bieten. Für mich ist HEARSE die logische Fortführung von Furbowl, Johans und meine Band in den Neunzigern. Wir machen immer noch auf dieselbe Weise Musik: Keine Grenzen, keine Bedenken – nur volle Kraft voraus! Ich denke nie: Jetzt schreibe ich ein Death-Metal-Stück – Ich spiele einfach, und was dabei herauskommt, sind eben diese Songs. Die Text-Frage: Irgendwelche bemerkenswerten Themen auf dem Album? – Ihr kommt nicht mit den Standardantworten von „persönlichen Dingen“, „dunklen Gefühlen“ und „zur freien Interpretation“ davon – Ich will klare Statements! Johan: Ups!....Gut...Nun, es ist „the same old shit”: Leben und Tod, Liebe, Hass,und dergleichen. Es geht in meinen Lyrics um nichtse weiter als das, was ich in mir trage: Angst vor Trennung - weil ich damit nicht sehr gut umgehen kann – oder dem Tod – übrigens dachte ich zwei Mal 2005, ich müsse sterben – sowie Selbstzerstörung – Alkohol und Drogen sind keine sonderlich gute Mischung...Sorry, aber dieses Leben und diese Welt machen für mich die meiste Zeit über keinen Sinn, und das spiegelt sich eben in meinen Texten wieder. Es tut mir auch Leid, wenn das deine Frage nicht beantwortet, aber ich bin heute nicht für irgendwelche Hinweise zu haben. Nimm es so oder lass’ es, mein Freund... Was gibt es zur Zusammenarbeit mit Jugga von Mob 47 zu sagen? Wir wissen hier unten nicht viel von der Band. Max: Mob 47 waren in den frühen Achtzigern aktiv und werden heute von vielen gemeinsam mit Anti Cimex als Vorreiter des schwedischen Death Metal angesehen – flotter Punk im Stile von Discharge, wirklich cool! Ihr Sänger fragte, ob er zu unserem Album etwas beitragen könne, und ich antwortete: „Sicher, warum nicht?“. Das Ergebnis klingt echt gut, wie ich finde. Woher rührt eure Vorliebe für abwegige Coversongs? – Zuerst „Cambodia“ von Kim Wilde, und nun Sator... Max: Ich möchte nur Covers spielen, bei denen wir etwas hinzufügen können, beziehungsweise solche Songs aussuchen, die sich zum völligen Umarrangiern eignen. Ich habe nie verstanden, warum Morbid-Angel-Klone Morbid Angel nachspielen. In den meisten Fällen hört sich das Ergebnis wie das Original an, bloß schlechter. Daher wirst du uns wahrscheinlich in Zukunft Stücke unterschiedlicher Bands nachspielen hören. Momentan probiere ich ein paar verschiedene Songs aus. Man hört, dass eure Vorlieben breiter gefächert sind als die des gewöhnlichen Deathhead. Welche fünf Alben hörst ihr momentan gerne? Max: Paul Stanleys neue Soloscheibe höre ich momentan sehr häufig. Für mich ist es brilliant und definitiv das beste „Kiss Album“ seint „Creatures Of The Night“. Juliette and the Licks – „Four On The Floor“...Ich war eigentlich recht skeptisch vor dem Hören. Ich mag Juliette Lewis als Schauspielerin wirklich, aber als Sängerin? – Doch verdammt, es ist ein großartiges Album! Seit es veröffentlicht wurde vor etwa hundert Jahren, höre ich Napalm Deaths „Mentally Murdered“ etwa einmal pro Woche. Es ist immer noch ein klasse Album.Dann ist Rushs „Moving Pictures“ ein Klassiker, den ich gelegentlich auflege. Schließlich noch Joan Jett. Ich hatte sie völlig abgeschrieben, aber ihr neues Album „Sinner“ ist echt gut. Was habt ihr in Dan Swanös Tee gekippt, damit er eine seiner besten Produktionen überhaupt abliefert? Max: Stacheldraht, mann! Die Aufnahme gefällt mir auch sehr. Wir sagten ihm, dass wir es gerne sehr rau hätten und nicht so typisch modern und poliert – diese Disco-Produktionen, die scheinbar bei den heutigen Metalbands so beliebt sind. Ich habe es immer noch gerne roh und organisch – kein Plastik. Vielleicht bin ich ja etwas altmodisch. Wie war das Up From The Ground Festival für euch? Ich habe da gute Dinge über euch gelesen – wird es mehr Gigs geben? Max: Es hat ganz gut geklappt. Ich habe in einer deutschen Zeitschrift gelesen, wir seien unmotiviert gewesen, und ich versichere dir, dass der Schreiber die Show nicht gesehen hat. Du kannst uns viele Dinge ankreiden, aber nicht Uninspiriertheit! Wir sind weit davon entfernt, eine Präzisionsband zu sein; auch sind wir keine typische Metalband live. Wir haben wohl diesen Siebziger-Rock in uns, was das Livespiel betrifft. Stillstehen und Kopfschütteln ist sozusagen nicht wirklich unser Ding. Wird es irgendwann in naher Zukunft eine Wiederveröffentlichung des alten Furbowl-Zeugs geben? Max: Möglicherweise – Ich hoffe es! In letzter Zeit gab es wieder Interesse an den alten Alben. Ich habe sie seit Ewigkeiten nicht mehr gehört und muss das bald einmal wieder machen. Vielleicht werde ich sie schrecklich finden und die Wiederveröffentlichung verhindern wollen, haha! Die offensichtliche Frage: Verfolgst du die Laufbahn von Arch Enemy nach deinem Ausstieg noch? Was denkst du über ihre letzten Alben? Max: Ich kaufe immer noch jede ihrer Veröffentlichungen und denke, dass sie gut sind. Ich mag die erste Platte und „Burning Bridges“ am liebsten, aber sie machen immer noch großartige Musik. Ich habe sie vor einigen Monaten gesehen, und sie sind eine höllische Liveband! Ihr neuer Gitarrist Kulle ist einfach briliant – fast so gut wie ich, hehe... Johan: Natürlich verfolge ich, was sie tun! All ihre Alben ohne mich gehen in Ordnung. Ich bin ein großer Fan von „Wages of Sin“; was danach kam, ist auch gut, doch dieses Album tritt mir am heftigsten in meinen blassen Hintern. ‚nuff said... Das wär’s – Danke für eure Zeit, und schaut mal auf unserer Website vorbei. Sie ist zwar auf Deutsch, aber egal... Max (auf Deutsch): Keine Probleme! Ich habe ja Deutsch in der Schule gelernt. Aber das war vor 17 Jahren oder so was, so leider habe ich ziemlich viel vergessen. Aber ich versuche!
Andreas Schiffmann (Info)
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