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Interview mit The Far Meadow (06.03.2013)

The Far Meadow

Die sehr originelle und intensive Prog-Band äußerst sich im Kollektiv zum Weggang ihres Sängers und potenziellen Schandtaten für die Zukunft ...

Was bedeutet euer Bandname, und wie habt ihr zusammengefunden?

THE FAR MEADOW ist ein Ort oder Zustand, der dem Schlaf beziehungsweise Tod entspricht: Er wird durchdrungen von Träumen, Gedanken und Freude. Die Bandgründung war schierer Zufall. Keyboarder Eliot Minn ist das einzige überlebende Mitglied von BLIND PANIC und für die musikalischen Impulse verantwortlich. Nok stammte ebenfalls aus dieser Combo, ist aber jüngst ausgestiegen. Drummer Paul Bringloe wurde von Gitarrist Jonny Barry hinzugezogen und erwies sich beim Vorspielen als unfähig, einen 4/4-Takt beizubehalten. Außerdem machte er sich vieler Rhythmuswechsel schuldig und meinte hinterher, er hasse unsere Musik mit Leidenschaft, also war er der idealer Schlagzeuger für unsere Melange aus Prog und Jazz Rock. Jonny, auch Eight Legs genannt, glaubte dann leider, in die britischen Niederungen zwischen New Forest und Southend umziehen zu müssen, wo er Gerüchten zufolge jetzt Garnelenhändler ist, aber was uns noch tiefer enttäuschte, war der Weggang von Paul Mallatratt, der gemeinsam mit Eliot den stärksten Beitrag zu THE FAR MEADOW leistete. Er musste der Arbeit wegen nach Nottingham umsiedeln. And then there were three ...
Nach mehreren Fehlstarts "in the wake of Poseidon", äh - im Zuge dieser Kataströphchen, meine ich, und mehreren Annoncen in Nuts, Playboy, Gumtree sowie Bandmix fanden wir einen unauffälligen Bassisten namens Keith Buckman. Im Vorfeld mahnten wir ihn an, sich etwas von uns draufzuschaffen; als er aufkreuzte, konnte er "Joys" komplett spielen, also Note für Note. Dieser Angeber mochte unsere Musik auch noch, legte eine ausgeprägte Persönlichkeit, Kreativität und handwerkliche Fertigkeiten an den Tag, womit wir unseren neuen Tieftöner gefunden hatten. Was den Gitarrenposten angeht, wollten wir uns Zeit nehmen, um den richtigen zu finden. Nachdem wir mehrere Waschbären, Giraffen und Esel angehört hatten, fielen wir dennoch wieder auf einen Menschen zurück, als wir auf ein Video des brasilianischen Virtuosen Denis Warren stießen. Wir schickten ihm unsere Musik mit der Erwartung, er werde absagen, von wegen Paul habe nicht mehr alle Latten im Zaun und so, aber er wollte daraufhin unbedingt beitreten.
Bleibt noch der Bandname, der nach einigen Nasenbrüchen und Organtransplantationen zu THE FAR MEADOW wurde. Was wir jetzt noch brauchen, ist ein neuer Sänger und Multiinstrumentalist vom Kaliber eines Jon Anderson, Peter Gabriel oder einer Celine Dion, und wir starten durch.

Warum genau ist Nok den ausgeschieden?

Im Grunde genommen handelte es sich wohl um eine Meinungsverschiedenheit bezüglich unserer geschäftlichen Angelegenheiten und Konzerte, was das Songwriting und unseren Vertrieb anging. Am Ende lief es darauf hinaus, dass das Gros der Mitglieder auf die Bretter steigen wollten, egal ob vor zwei oder 200 Leuten, was Noks Auffassung zuwider lief, also ist er gegangen. Er ist ein brillanter, wenn auch verrückter Mensch, und wir vermissen ihn wie sein Talent. Wir wünschen ihm alles Gute bei seinem weiteren Schaffen, das er wohl auch ohne uns vorantreiben wird, eingedenk ausgezeichneter, wahnsinniger Texte versteht sich.

Sind Blind Panic Music so etwas wie euer Label?

Genau, darüber wickeln wir alle künstlerischen Beiträge der einzelnen Mitglieder und Ehemaligen von THE FAR MEADOW ab.

Obwohl Nok die meisten Texte geschrieben hat: könnt ihr etwas darüber berichten?

Soweit ich weiß, hat er darin Dinge verarbeitet, die gut zehn Jahre in seinem Leben zurückliegen. Der Sinn dahinter steckt im Titel, der ironisch zu verstehen ist, denn natürlich ist diese Welt kein vor Freude überschäumender Ort, sondern ziemlich trostlos. Am besten fragt ihr Nok aber trotzdem selbst. Er ist sehr freundlich und wird auch antworten, wenn ihr ihm E-Mails in Schriftgröße 18 schickt.

Wie nähert man sich eurer Musik und den Inhalten denn am besten?

Zuhören und in Morpheus' Armen wegdriften oder massiv Drogen einwerfen, die wir beim komponieren übrigens nicht benutzen, auch wenn manche Leute das Gegenteil behaupten. Das einzige, was uns möglicherweise dabei beflügelt, sind Kofta Kebabs, Sojuk Sandwiches oder die libanesische Frittenbude in der Nähe unseres Proberaum-Studios.

In „Some Kind Of Love“ sing Nok: „violence is nice but no equal to love.“ In welchem Zusammenhang sollte man dieses Statement verstehen?

Genau weiß er das nur selbst, aber davon abgesehen ist Gewalt tatsächlich etwas Positives, wenn man beispielsweise einen Kampf gewinnt, zumindest auf kurze Zeit hin gesehen. Die Konsequenzen trägt man spätestens, wenn man emporgekommen ist. Liebe ist dahingehend viel besser, weil sie niemandem wehtut und keinerlei schlimme Folgen hat ... oder so ähnlich.

War es eine bewusste Entscheidung, kurze Instrumentals mit "richtigen" Liedern abzuwechseln?

Hey, das sind alles richtige Lieder! Es hat keinerlei Bewandtnis, ob manche instrumental bleiben, kürzer oder länger sind. Wir gehen beim Komponieren nicht mit Kalkül vor; es geschieht einfach. Wenn das Grundgerüst steht, machen wir uns ans Finetuning im Proberaum und schrecken auch nicht davor zurück, etablierte Kniffe anzuwenden, die bereits YES, THE FLOWER KINGS, UK und so weiter benutzt haben.

Was hat es mit dem durchgedrehten Disco-Part in „Of Feats“ auf sich?

darauf sind wir mittlerweile nicht mehr sonderlich stolz, obwohl die Gesangsharmonien nach wie vor interessant sind. Der Grund für diese Passage ist die persönliche Gespaltenheit der Hauptfigur des Stücks: Einerseits ist er ein brutaler Verbrecher, andererseits völlig ignorant gegenüber seinen Taten. Disco und Jazz Funk sind nicht tot, und THE FAR MEADOW gestatten vermeintlich bösen Charakteren immer eine Art von derangierter Glückseligkeit, weil es sich bei ihnen praktisch um schreiberische Unfälle handelt ... und nein: We can't dance!

Warum die Klammern bei „(Restless Spirits)“?

Die Idee stammte von Nok und beruht wohl just darauf, dass Leute nach dem Warum fragen. Vielleicht will er innerhalb der Klammern auch etwas Entsetzliches einschließen, wer weiß?

Wie geht es nun weiter mit euch? Ihr hängt doch in einer Blase, oder?

Zuerst gehen wir bei Sainbury's und Tesco shoppen, weil man Wegzehrung braucht, um die "South Side of the Sky" oder irgendeine andere Prog-bezogene Landschaft zu durchqueren. Wir träumen immer noch vom großen Ruhm, obwohl es auch viele andere begabte Bands in unserem Bereich gibt, aber unsere Ausrichtung und Interessen sind fundamental anders als bei ihnen. Momentan besteht die Band aus den tollsten Musikern überhaupt, also wird das nächste Album mit welchem Sänger auch immer der absolute Bringer werden. Wer einen guten Frontmann kennt, melde sich.

Andreas Schiffmann (Info)
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