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Interview mit [SOON] (06.07.2015)

[SOON]

[SOON] sind seit gut einem Jahrzehnt als Band, mit wechselnden Mitgliedern, aktiv. 2006 erschien das Debüt „End Isolation“, vor einem Jahr Album Nummer vier „Dead End Street“. Davor, dazwischen und danach sind die Hamburger Live rege unterwegs. Über die Band-Historie, Veränderungen, Konstanten und mögliche Ausblicke  sprechen wir mit Sänger/Keyboarder Eric, der von Beginn an dabei ist.

Hallo Eric, unser letztes Interview liegt sage und schreibe ziemlich genau sieben Jahre zurück – im Zuge der „Without a Trace“ Veröffentlichung -, ihr seid also bereits richtige Urgesteine. Trotzdem mal ganz zurück zu den Grundlagen: Wie seid ihr eigentlich auf euren Bandnamen gekommen und welche Bedeutung haben die eckigen Klammern – bessere Suchergebnisse beim Googeln? Was ja seit einigen Jahren tatsächlich ein gar nicht zu unterschätzendes Kriterium ist.

Das ist schnell erzählt. Wir haben damals einfach einen kurzen prägnanten Bandnamen gesucht und wollten ihn visuell etwas hervorheben. So sind wir dann bei [SOON] gelandet! Ich habe keine Ahnung, ob es daran liegt, aber wenn man [SOON] googelt, muss man tatsächlich nicht lange nach den Bandseiten suchen.

Euer erstes Album „End Isolation“ erschien vor fast einem Jahrzehnt. Was hat sich seitdem musikalisch bei Euch verändert, bzw. welche Entwicklung habt ihr eingeschlagen?

Das ist echt unglaublich, dass unser Debüt „end isolation“ (erschien 2006) schon neun Jahre alt ist. Bei „Without a Trace“ (2007) sieht es ja nur unwesentlich besser aus. Allerdings sind das dritte Album „Lonely Way“ (2011) und vor allem „Dead End Street“ noch deutlich kürzer auf dem Markt. Musikalisch und auch von der soundtechnischen Umsetzung ist „Dead End Street“ sicher das härteste [SOON]-Album. Die progressiven Einflüsse spielen im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben wieder eine größere Rolle. Allerdings ist das bei [SOON] ja immer relativ. Unser Ziel ist es generell, ungewöhnliche, innovative Rock-/Metal-Musik zu spielen, die allerdings nicht technisch, konstruiert oder kompliziert klingen soll. Und melodischer Gesang, kraftvolle Gitarren-Riffs, anspruchsvolles Drumming und einzigartige Gitarren-Soli werden wohl auch bei [SOON] immer eine zentrale Rolle spielen.

Welche Bands/Musiker sind wichtig für Dich/Euch und haben die Musik [SOON]s beeinflusst? Vor allem, was die letzten Jahre (seit „Without A Trace“) betrifft?

Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Bands einen einzigartigen Stil haben. Ich mag einerseits Bands aus dem Gothic-Metal-Genre (Paradise Lost, Katatonia), andererseits aber auch progressivere Metal-Bands wie Psychotic Waltz oder System of a Down. Wir sind aber musikalisch sehr offen und hören im Bandbus (wenn wir gemeinsam zu Auftritten fahren) sehr viel verschiedene Musik, darunter auch melodischere (Evergrey) oder extremere Metal-Bands (Gojira).

[SOON]Im Zusammenhang mit [SOON] fallen gerne die Begriffe „Dark Rock“, „Progressive Rock/Metal“ und einiges mehr. Wie würdest du eure Musik selbst bezeichnen?

Ich nenn es immer Rock/Metal. Wir hatten schon derartig viele Adjektive vor den Wörtern „Rock“ oder „Metal“, wie „Dark“ und „Progressive“, aber auch „Modern“ oder „Alternative“. Ich würde eure Leser inständig bitten einfach mal unter dem Link www.soonmusic.net/player/ ein paar Minuten in unsere Musik rein zuhören und sich selbst ein Urteil zu bilden.

Ihr werdet mittlerweile als „Power-Trio“ beworben, doch Keyboards/Synthies sind – zumindest was die Studioaufnahmen angeht – ja nicht ganz unwichtig bei Eurer Musik. Wie setzt ihr das Live um, spielst du wie im Studio auch die Keys? Oder gibt es Pläne die Tastensounds weitergehend auszublenden?

Live treten wir mit einem Sampler auf und ich spiele kein Keyboard. Unser Drummer spielt mit einem Metronom und an einigen Stellen (z.B. im Refrain) kommt dann bei einigen Songs eine Keyboard- oder auch mal eine Gitarren-Stimme vom Band. Mir ist es deutlich wichtiger, mich auf der Bühne viel bewegen zu können, als live Keyboard zu spielen.

Ihr seht Euch aber nicht in der Tradition einer Band wie RUSH?

Nein.

Ein stabiles Line-Up über Jahre zu behalten und zu behaupten, scheint ja nicht unproblematisch zu sein? Ich schätze mal, Ihr geht auch noch anderen Berufen nach, oder seid ihr in der Lage von der Musik allein zu leben?


Unser Gitarrist Lenny und ich sind ja von Anfang an dabei. Inzwischen haben wir mit unserem Drummer Jakob auch wieder einen großartigen dritten Mann gefunden und ich hoffe sehr stark, dass wir jetzt ein konstantes Line-Up haben. Man darf halt nie vergessen, dass wir mit [SOON] sehr viel live spielen (inzwischen deutschlandweit etwa 350 Gigs). Das passte bei einigen Leuten dann zeitlich oft einfach nicht mehr ins Lebenskonzept, da wir alle unser Geld mit Jobs außerhalb der Musik verdienen.

Besonders schwierig scheint ja die Besetzung eines Bassisten zu sein. Zum letzten Album wurde gar kein fester mehr aufgeführt, wenn ich das recht in Erinnerung habe. Gibt es da eine Erklärung für?

Die Erklärung ist einfach: Auf „Dead-End Street“ hat unser Gitarrist Lenny den Bass eingespielt. Wir haben inzwischen eine sehr interessante Lösung für die Konzerte gefunden, bei der Lenny sowohl Gitarre als auch Bass spielt. Da die Gitarren- und Bass-Linien nicht immer zusammen laufen, ist das zum Teil sehr anspruchsvoll. Lenny ist da im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen zugange. Wenn er soliert, unterstütze ich ihn manchmal auch noch etwas. Das sollte man definitiv mal live gesehen haben, wozu eure Leser natürlich bei [SOON]-Gigs in ihrer Region auch herzlich eingeladen sind.

Wie wird es mit [SOON] weitergehen – ist ein neues Album in Planung, wie sehen Eure Live-Pläne aus?

Wir sammeln aktuell Ideen für ein neues Album und versuchen immer so viele Shows wie möglich zu spielen. Für Bands in unserer Größenordnung sind Konzerte immer noch die beste Möglichkeit neue Fans auf unsere Musik aufmerksam zu machen. Und völlig unabhängig von [SOON]: Es geht doch kaum etwas im Leben über das Erlebnis eines gelungenen Live-Konzertes, oder?!

Ihr seid ja viel „on the road“. Es scheint Euch ja bei aller Anstrengung immer noch viel Spaß zu bereiten?

Definitiv, wir spielen einfach sehr gern live. Wenn ein Konzert rund läuft, gelingt es uns, eine Menge Energie zu erzeugen und zusätzlich die Leute emotional zu erreichen. Wir spielen ja häufig in kleinen oder mittleren Clubs und da gibt es einfach einen sehr intensiven Austausch mit dem Publikum. Ich möchte Konzerte auf keinen Fall missen, weder als Besucher noch als Musiker auf der Bühne.

Ein paar Auftritts-Anekdoten, außergewöhnliche Ereignisse parat?

Tatsächlich erlebt man bei Auftritten immer wieder kuriose Geschichten. Wir hatten zum Beispiel mal einen Bassisten neu in der Band, der seit 16 Jahren Bass spielte und sehr viel Auftrittserfahrung hatte. Kurz vor unserem ersten gemeinsamen Auftritt erzählte er uns, dass ihm auf der Bühne noch nie eine Saite gerissen wäre. Bei unserem ersten Gig zusammen sind wir dann nur wenige Songs weit gekommen, bis wir auf dem Festival bei den anderen Bands ganz dringend nach einer neuen Bass-Saite für ihn fragen mussten! Oder ein ganz anderes Erlebnis: Besonders schön fand ich es, als mal bei einem Open Air-Festival die Fans, nachdem unser reguläres Set vorbei war, begeistert nach „[SOON]gaben“ verlangten. Das fand ich war ein sehr kreatives Wortspiel.

Ihr habt „Dead End Street“ wieder EROC (EX-GROBSCHNITT) den Feinschliff beim Mastern überlassen. Ist das ein Kontakt auf rein technischer Ebene oder gibt es auch Kommentare zur Musik aus Hagen?

Soweit ich weiß, mag EROC die Musik von [SOON]. Auf jeden Fall hat er uns das eine oder andere Mal weiterempfohlen und von unserem aktuellen Album „Dead-End Street“ war er wohl ziemlich angetan.

Mit EROC zu arbeiten, heißt eine klare Absage an den „Loudness War“. Recht so. In welchen Formaten vertreibt ihr Eure Musik und wie ist die Resonanz auf physikalische Tonträger und/oder eher digitale Medien?

[SOON]Es gibt alle vier [SOON]-Alben auf CD ganz normal im Handel und wir sind auch auf allen gängigen Download- bzw. Streamingportalen vertreten. Nach wie vor sind CDs aber deutlich am wichtigsten, um unsere Musik zu verbreiten. Bei legalen Downloads merken wir ein deutliches Anziehen in den letzten Jahren und die Bedeutung von Streaming wächst ebenfalls. Allerdings sind die Vergütungsmodelle beim Streaming (zumindest für Künstler von Independent-Labels) ja derartig gruselig, so dass sich auch nennenswerte Anzahlen von Streams finanziell kaum bemerkbar machen.

Sind Vinyl-Versionen Eurer bereits existierenden oder kommenden Alben geplant?  

Ich persönlich fände Vinyl-Versionen der [SOON]-Alben toll, das Label hat das auch schon in Erwägung gezogen, allerdings war (wenn ich das richtig verstanden habe) der Vertrieb bisher da eher zurückhaltend. Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass unser erstes Album 2006 erschienen ist. Also zu einer Zeit, als Vinyl allgemein totgesagt wurde. Das ändert sich natürlich gerade wieder deutlich. Es gab [SOON] bisher immer nur auf CD oder digital im Netz, insofern fehlen schlicht auch allen Beteiligten die Erfahrungswerte, wie viele Menschen [SOON] auf Vinyl kaufen würden.

Und wie beim letzten Mal, die allseits beliebte Antwort auf eine Frage, die Du immer schon oder wieder einmal gestellt bekommen wolltest?   

Ich würde gern mal irgendwann die Frage gestellt bekommen, was sich nach der Gold-Auszeichnung für das letzte Album denn bei uns verändert hat. Aber sollte mir aktuell ein Journalist diese Frage stellen, bliebe mir nur die Antwort, dass da wohl eine Verwechslung vorliegen muss. ;)

Vielen Dank für das nette Interview; ich wünsche Euch auch weiterhin viel Erfolg, spannende Auftritte und warte gespannt auf Album Nummer Fünf.

Dank Dir Jochen für die Möglichkeit zu einem Interview auf musikreviews.de und ich würde mich freuen, Dich mal bei einem Konzert von [SOON] begrüßen zu dürfen.

Ein kleines PS.: Gerne – und mittlerweile geschehen. In der Schänke in Haltern präsentierte sich ein spielfreudiges Trio, das trotz mäßigen, aber vielfältigen, Publikumsandrangs (die heißesten Temperaturen des Jahres und das Halterner Bierfest, plus nicht ausgeschöpfter Werbeaktivitäten vor Ort, erwiesen sich als Handicaps), ein fast zweistündiges Power-Programm ablieferte, abgerundet durch ein akustisches Intermezzo von drei Stücken.  

[SOON]Live wird die Musik [SOON]s noch einen Tacken druckvoller präsentiert, ohne den melancholischen Subtext völlig auszublenden. So erinnert die Band stellenweise an eine härtere RPWL-Variante, die DEPECHE MODE-Anklänge verblassen dagegen zu Marginalien, was auch der Abwesenheit eines „echten“ Keyboarders geschuldet ist. Trotz der nicht optimalen Soundverteilung, Jakobs handwerklich starkes Schlagzeugspiel stand etwas zu sehr im Vordergrund, kamen Erics Sangesleistung und Lennys starker Beitrag an Gitarre UND Bass(pedalen) zur Geltung.

Die Stücke sind kompakt, Soli kurz und knackig, von hoher Präzision ohne je in Studioatmosphäre auszuarten.  So erschaffen [SOON] in denkbar kleiner Trio-Besetzung eine volle, konzertante und breitflächige Soundlandschaft. Macht Spaß über die gesamte Spielzeit, trotz der Ähnlichkeit einiger Stücke miteinander, und dürfte mit etwas homogenerer Abmischung noch dazu gewinnen.


Atmosphärisch gibt es dennoch nichts zu klagen, denn die „Schänke“ in Haltern ist unbedingt einen (Konzert)-Besuch wert.  Moderate Getränkepreise, Eintritt frei(!), Betreiber und Mitarbeiter von herzerwärmender westfälisch-rustikaler Freundlichkeit und trockenem Witz; das Publikum gemischt und interessiert. Eine rurale Musikkneipe wie sie sein sollte, ohne Wenn und Aber, und sie es leider viel zun selten noch gibt. Wer sich also in und um Haltern aufhalten sollte  und Freud am klassischen Rockgeschehen hat, sollte der Schänke unbedingt einen Besuch abstatten. Egal, ob gerade Live-Mucke ansteht oder nicht. Lohnt sich. 

Jochen König (Info)
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