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Interview mit Arch Enemy (09.07.2011)

Arch Enemy

ARCH ENEMY lassen die "Khaos Legions" von der Leine. Mit gewohnter Perfektion brettert das neue Album der deutsch-schwedischen Freundschaft aus den Boxen, zeigt die Band jedoch kompositorisch zu alter Stärke zurückgekehrt. Zum Interview meldete sich Schlagzeuger Daniel Erlandsson am Telefon.

Hallo Daniel, schön dass du anrufst. Wie geht es dir?

Mir geht es prima, danke. Ich habe gerade einen Spaziergang in der Sonne gemacht.

Also bist Du nicht erschöpft vom Interviews geben?

Nein, das geht schon. Das ist das Gute daran, Drummer zu sein, da muss man nicht so viele Interviews geben.

Ich habe da erst mal noch eine etwas andere Frage. Kennst du die Leute von der deutschen Gothic-Metal-Band KRYPTERIA?

KRYPTERIA... ja, die kenne ich.

Ich habe sie letzte Woche interviewt und ihr Drummer bat mich, dir schöne Grüße auszurichten.


Sein Name ist Kusch, richtig?

Ja, das stimmt.

Wie gesagt, ich kenne ihn, er ist ein guter Typ.

Woher kennst du hin?

Auf einer unserer ARCH ENEMY-Touren war er Fahrer und hat das Merchandise verkauft.

Gut, dann darfst du jetzt auch erst mal ein bisschen Marketing machen: Warum sollte jeder euer neues Album kaufen?

Ich denke, dass jeder es kaufen sollte, weil es das beste ARCH ENEMY-Album bisher ist. Ich höre es wirklich gerne und bin es noch immer nicht leid.

Und warum ist es das beste bis dato?

Nicht nur, weil es das neue ist. Es ist eine Kombination verschiedener Faktoren. Zunächst einmal wegen dem Songwriting, aber auch wegen der Produktion, mit der wir extrem zufrieden sind. Es ist immer noch ein typisches ARCH ENEMY-Album, aber wir haben unseren Sound in verschiedene Richtungen ausgedehnt. Es ist sicher melodischer als je zuvor, aber es sind auch Songs dabei, die aggressiver als vorher sind. Wir haben da immer noch eine gute Balance.

Euer letztes reguläres Studioalbum erschien 2007. Gab es also so etwas wie eine kreative Pause für euch? Brauchtet ihr eine Pause, um die Batterien wieder aufzuladen?

Wir hätten eine Pause gut gebrauchen können, Tatsache ist aber, dass wir keine hatten. Wir waren lange auf Tour und haben die Neuaufnahmen älterer Songs veröffentlicht. Als wir uns dann getroffen haben, um für "Khaos Legions" Songs zu schreiben und zu proben, ging es uns wirklich gut von der Hand, was ein Zeichen dafür ist, dass wir eine gewisse Pause vom Prozess des Songschreibens hatten und unsere Batterien dahingehend aufgeladen haben.

Arch EnemyHattet ihr ein bestimmtes Ziel vor Augen, als ihr mit dem Schreiben der Songs für das Album angefangen habt?

Die ersten Ideen, die wir immer entwickeln sind dahingehend, was wir im Vergleich zum Vorgängeralbum anders machen wollen. Wir haben uns aber auch sehr früh dafür entschieden, die Grenzen nicht zu eng zu setzen und alle möglichen Ideen zu testen und zu sehen, was dabei herauskommt.

Und wie lief dann der Prozess selber? Hat jeder seine Ideen mit in den Proberaum gebracht und dann habt ihr daran weiter gearbeitet oder seid ihr mit nahezu fertigen Songs angekommen, die nur noch den Feinschliff brauchten?


Die frühesten Songs enstanden aus ein paar Riffs, die wir noch übrig hatten und wir hatten auch schon ein paar Songs, die so gut wie fertig waren. Die anderen Sachen entstanden im Proberaum und da waren wir alle zusammen und jeder konnte seine Ideen beisteuern. Das war ein wirklich sehr kreativer Prozess.

"Through The Eyes Of A Raven" ist dein Song, richtig?

Nicht der ganze Song, aber ein paar Teile davon habe ich geschrieben.

Hat es dich denn gefreut, dass diese Teile dann auch wirklich Verwendung fanden?

Ja, absolut. Bei uns ist es meist so, dass wir an einem Song arbeiten, der noch nicht ganz fertig ist und hier und da noch ein paar Lücken hat. Dann diskutieren wir, was da hinpassen würde oder einer hat eine Idee und sagt "Ich hab hier ein Riff, das perfekt passen würde". Das funktioniert meist gut.

Und was bringst du als Drummer so ein? Es ist ja eher die Ausnahme, dass sich ein Schlagzeuger am Songwriting beteiligt.

Außer ein paar Riffs hier und da bin ich selbst meist daran beteiligt, die Songs zu arrangieren. Als Drummer habe ich ja eine andere Sicht auf die Songs, als die Gitarristen und da habe ich dann ab und zu mal etwas andere Ideen. Außerdem nehme ich die Demos bei den Proben auf, die ich dann abmische und an die anderen schicke.

Kommen wir mal zum Albumtitel. Ihr als Band seid also wohl auch Mitglieder der "Khaos Legions"?


(lacht) Ja, das kann man wohl so sagen.

Schaut man sich die Bandfotos an und nimmt man einen Songtitel wie "Under Black Flags We March", dann erkennt man eine gewisse Punkattitüde…

Ja, das stimmt. Das Punkelement ist allein schon dadurch vorhanden, dass Michael und Sharlee in der Punkszene sehr aktiv waren. Viele dieser Bands wie zum Beispiel DISCHARGE waren da schon ein gewisser Einfluss, wenn auch nicht direkt musikalisch, aber der Einfluss ist definitiv da. Diese Verbindung wollten wir dann auch bildlich ausdrücken, zumal das auch gut zu uns passt.

Ein wesentlicher Aspekt in euren Texten ist, dass man immer man selbst sein soll. Ist das heutzutage nicht immer schwieriger? Sind wir nicht letztlich doch nur Schafe, die gezwungen sind, denen zu folgen, die unsere Welt führen?

Ja, das ist wohl so. Ich denke aber auch, dass, wenn man eine gewisse Art von Zufriedenheit erreichen will, man in der Lage sein muss, für sich selbst einzutreten und stark zu sein, was aber sicherlich nicht einfach ist, wenn man die Nachrichten verfolgt und sieht, was in der Welt geschieht.

Ok, kommen wir wieder mehr zur Musik. Welche Band war für die Entwicklung von ARCH ENEMY eigentlich wichtiger? SCORPIONS oder VENOM?

Da muss ich wohl die SCORPIONS nennen, weil sie in Sachen Gitarrensound wohl den größten Einfluss auf uns hatten.VENOM sicher auch, aber die SCORPIONS gewinnen.

Auf dem neuen Album klingen die Gitarren auch deutlich Hardrock-lastiger, wie ich finde…

Ja, das stimmt. Das ist genauso ein Ergebnis unserer Einflüsse, wie die neoklassischen Sachen, die wir spielen und die wir hören.

Im Song "Cult Of Chaos" gibt es einen ruhigeren Part, der verdächtig an "18 And Life" von SKID ROW erinnert. Das war ein Versehen, oder?

Auf jeden Fall, zumal niemand in der Band wirklich von SKID ROW beeinflusst ist. Sowas passiert dann eher unbewusst.

Arch EnemyIn der zweiten Hälfte des Albums gibt es ein paar schnellere Songs. Macht es dir eigentlich mehr Spaß, so schnelle Sachen zu spielen? Was spielst du am liebsten?

Das hängt von der Situation ab. Wenn man live spielt, auf einer großen Bühne bei einem Open Air Festival, dann sind die langsameren, groovigen Sachen besser, weil sie einfach klarer klingen. Im Hinblick auf die Performance bevorzuge ich aber schon die schnelleren Sachen, weil sie auch herausfordernder sind.

Welche Songs vom neuen Album magst du am liebsten und warum?

Das wechselt ständig, in den letzten Tagen war es der bereits erwähnte "Cult Of Chaos". Der beinhaltet alle ARCH ENEMY-Elemente, aggressives und schnelles Riffing, einen harten Refrain und wirklich gute Melodien. Der Song ist uns wirklich gut gelungen, finde ich.

Ihr habt nach der Vorstellung des Albums für die Presse in einem winzigen Club in Wermelskirchen gespielt. Wie war es denn für dich, auf so einer kleinen Bühne zu spielen? Sonst seid ihr ja deutlich größer unterwegs.

Man hat uns ja schon vorgewarnt, dass es dort wirklich klein ist und dass es noch nicht einmal sicher ist, ob mein Drumkit da überhaupt hinpasst. Aber als wir dort ankamen, haben wir gemerkt, dass das genau die Art von Veranstaltungsort ist, an denen wir auch früher schon gespielt haben. Das war also keine große Umstellung. Außerdem war es schön, den Fans so nahe zu sein, in dieser schwitzigen Atmosphäre.

ARCH ENEMY waren schon immer ziemlich "big in Japan". Nun haben wir dort die durch das Erdbeben und den Tsunami ausgelöste Katastrophe. Wie geht es dir damit?


Ein paar Tage nach dem Tsunami habe ich Emails an jeden, den ich dort kenne geschrieben. Glücklicherweise waren sie alle okay, also die Leute, die ich kenne. Die meisten von ihnen leben aber auch in Tokio. Es war wirklich eine furchtbare Sache.

Ihr werdet das neue Album aber sicher auch wieder in Japan live präsentieren?


Auf jeden Fall, wir wissen aber noch nicht genau wann.

Worauf freust Du dich am meisten in den nächsten Monaten?

Auf jeden Fall darauf, mit der Band wieder unterwegs zu sein und die neuen Songs zu präsentieren.

Andreas Schulz (Info)
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