Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit In Strict Confidence (10.03.2010)

In Strict Confidence

Mit ihrem neuen Album "La Parade Monstrueuse" hat sich die deutsche Electro-/Gothic-Formation IN STRICT CONFIDENCE zwar nicht neu erfunden, hat ihrem Sound aber neue Elemente hinzugefügt. So sorgen vermehrt eingesetzte Gitarren für einen rockigeren Unterton, der den düsteren Kompositionen aber hervorragend steht. Insofern hat sich bei der Band also nichts geändert - ein Garant für stimmungsvolle und nachdrückliche Songs waren IN STRICT CONFIDENCE ja schon lang. Wir unterhielten uns mit Frontmann Dennis Ostermann über die stilistischen Neuerungen, Änderungen im Bandlager und den Status Quo der schwarzen Szene.

Hallo Dennis. Wie geht's und was liegt bei Dir derzeit an? Hauptsächlich Promoarbeit für das neue Album, nehme ich an!?

Ja richtig. Nachdem die Arbeiten an der Musik nach langer harter Arbeit vollendet waren, ist nun Zeit für z.B. dieses Interview.

In Strict Confidence La Parade MonstueuseEuer neues Album heißt "La Parade Monstrueuse", was man mit "die grässliche Parade" übersetzen könnte. Auf die Songs selber kann sich dieser fast schon negativ wirkende Titel ja nicht beziehen – worauf dann?

In erster Linie auf das Artwork und die Bilder der CD. Passend zu dieser etwas eigenartigen Zirkus- oder Kabaretwelt.

Bevor man auch nur einen Ton des Albums gehört hat, fällt das erwähnte tolle Artwork auf. Ihr hattet schon immer bildstarke Artworks, doch dieses Mal ist es noch opulenter geworden, als zuvor. Seid ihr der Meinung, dass heutzutage der optische Aspekt wichtiger ist, denn je, damit sich die Leute Alben auch kaufen, statt sie (legal oder illegal) downzuloaden?

Teilweise sicher ja. Für viele ist das illegale Herunterladen der Musik schon selbstverständlich, so wertschätzen sie die Musik kaum und haben vermutlich auch keinen Bezug zu CD und aufwändiger Gestaltung. Aber ein anderer Teil hat durchaus auch Interesse daran, etwas mehr für sein Geld zu bekommen. Ob der Aufwand einer solchen Bilderserie aber im Verhältnis zum Erlös steht, mag ich aber auch lieber nicht berechnen.

Mit Nina und HayDee habt ihr zwei neue Bandmitglieder. Wie kam es dazu und warum wurden es gerade die beiden Damen?

Ich suchte lange nach einer Live-Gitarristin. Das Feld ist ja eigentlich eine Männerdomäne, so war die Suche nicht ganz einfach. Nina lernte ich dann über HayDee kennen, die nach Berlin zog und eine Weile mit ihr zusammenlebte.

Wo wir gerade bei Gitarren sind, können wir ja langsam auf die Musik auf dem neuen Album zu sprechen kommen. Die Gitarrensounds haben einen deutlich höheren Stellenwert als je zuvor. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Habt ihr euch damit nicht ein Stück weit vom rein elektronischen Sound entfernt?

Nein, das glaube ich nicht. Die Elektronik auf dem Album ist sicher nach wie vor gegeben und nicht reduziert. Die Gitarren bei einigen Stücken kamen sozusagen "on top".

Wie sind denn die Fanreaktionen darauf? Ich nehme mal an, dass ihr da über die Social Networks einiges mitbekommt.

Bisher großartig. Ich kann mich nicht beschweren.

In Strict ConfidenceBöse Zungen könnten sagen, dass die Gitarren angesichts der Erfolge von Bands wie RAMMSTEIN, OOMPH!, ASP oder gerade in letzter Zeit auch UNHEILIG ein kommerzielles Kalkül sind. Wie widerlegst Du eine solche Aussage?

Gitarrenmusik ist seit Jahrzehnten erfolgreich, lange bevor es elektronische Musik gab. Es gibt zahllose Beispiele für Bands, die nach Umstieg des Sounds von Electro auf Gitarre an Erfolg verloren haben. Gitarreneinsatz als Kalkül zu benennen hinkt also etwas. DEPECHE MODE wurden sicher auch nicht wegen Gitarren- einsatz erfolgreicher.

"Ewige Nacht" ist eine Ballade mit Piano und tiefer Stimme – und zugegebenermaßen erinnerte mich dieser Song dann wirklich an UNHEILIG – dich selber auch?

Dieser Vergleich stimmt und ist Quatsch zugleich. Abgesehen vielleicht von meiner Stimme, gab es geschätzte 100 Millionen Songs vorher die ein solches balladeskes Arrangement mit einer "klassischen" Piano-Instrumentierung hatten. Da sollte man sich die Arbeit nicht machen und versuchen, Vergleiche zu konstruieren.

Den Text zu "Schwarzes Licht" hat doch sicher kein Mann geschrieben, oder?

Natürlich nicht. Der stammt von Antje, die ihn auch singt.

Mehrere Songs thematisieren Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Todessehnsucht, teilweise im Zusammenhang mit Liebe – wie gefährlich ist die Liebe also?

Freud und Leid liegen immer nahe beieinander. Und die Liebe kann auch ganz schnell in Verzweiflung enden. Beim Texten mag ich die Einbeziehung von Gegensätzen. Das fängt schon beim Albumtitel "La Parade Monstrueuse" an. Mit einer Parade verbindet man ja auch eher ein freudiges Spektakel, das hier durch das grausam, monströse ergänzt wird.

Textliche Bruchstücke wie "Help me, Jesus", "and most will burn in hell", "nails you to the cross" oder "there is mercy from above" haben einen religiösen Anstrich. Ist dieser Aspekt reines Stilmittel? Würdest du dich selber als religiösen oder spirituellen Menschen bezeichnen?

In erster Linie sind dies Stilmittel, sozusagen eine Verpackung von recht weltlichen Dingen in eine interessanter zu verarbeitende Bildsprache. Selbst gehöre ich keiner Religion an, bin aber sehr interessiert und fasziniert von den verschiedenen Religionen. Die letzten Jahre reiste ich vermehrt in den Nahen Osten und oft nach Jerusalem. Kein anderer Platz auf dieser Erde hat wohl solche religiösen Extreme zu bieten. Eine Stadt die mich beängstigt und trotzdem wie ein Magnet immer wieder anzieht.

In Strict ConfidenceHeutztage wird gerne mal beklagt, dass es keine wirkliche schwarze Szene mehr gäbe, auch weil eine optische, musikalische und ideologische Zersplitterung vonstatten geht. Siehst Du das auch so?

Ich denke, wenn man einmal nach Leipzig an Pfingsten fährt, ist diese Ansicht widerlegt. Natürlich entwickelt sich eine Szene und nimmt neue Strömungen auf. Man muß selbst nicht alle mögen, aber eben diese immer wieder neu einkehrenden kleinen Entwicklungen halten eine Szene am Leben. Einen Stillstand würde die Szene langfristig nicht überleben.

Findet eine Kommerzialisierung in der Szene statt? Wenn ich mir so die aktuellen Charts angucke... (da stehen derzeit UNHEILIG an der Spitze der Albumcharts, d.Verf.)

Wenn man sich die Charts anschaut, wüsste ich nicht, was das mit einer pauschalen Aussage über die Szene zu tun hat. Das sind einzelne Nadelspitzen die ein bis drei mal im Jahr herausstechen, der Rest der Szene stagniert nach wie vor. Ein paar wenige haben sich all die Jahre die Taschen voll gemacht, aber von Kommerzialisierung zu sprechen ist für die meisten Bands und Labels sicher eher Hohn, da sie durch illegale Downloads jedes Jahr Einbußen hinnehmen müssen oder ihre Arbeit schon einstellen mussten.

So, das war's von meiner Seite. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Die letzten Worte gehören dir.

Ich danke und verabschiede mich für heute.

www.instrictconfidence.com
www.myspace.com/instrictconfidence
www.facebook.com/instrictconfidence

Andreas Schulz (Info)
Alle Reviews dieser Band: