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Interview mit Pain Of Salvation (11.12.2011)
Pain of Salvation sind eine Band der Gegensätze und vielseitigen Einflüsse. Das ist den Hörern nicht erst seit "Road Salt One" und "Road Salt Two" bekannt. Da mag es auch kaum verwundern, dass sich ihr Drummer Leo Margarit nur wenige Stunden vor ihrem Konzert im Longhorn LKA in Stuttgart in nervenaufreibenden Billardduellen mit seinen Bandkollegen und den Musikern von Opeth die Zeit vertreibt. Der Franzose hat sich dann aber doch Zeit für uns genommen, um über seinen Weg zu Pain of Salvation und das neue Album "Road Salt Two" gesprochen sowie über interessante zukünftige Verwendungsfelder ihrer Musik gesprochen.
Hallo Leo, Ihr seid jetzt seit knapp zwei Monaten auf Tour. Was ist das für ein Gefühl für Dich, wenn Du daran denkst, dass Du am Abend wieder auf der Bühne stehst? Ist es immer noch die Aufregung und Anspannung der ersten Tourtage?
Die Anspannung ist natürlich mittlerweile etwas geringer als bei den ersten Shows auf der Tour. Spannend ist es aber nach wie vor, vor allem, wenn wir merken, dass die Leute Spaß haben. Dann geht es bei uns allen natürlich auch leichter von der Hand. Ich hatte zwar auch schon mal einen kleinen Durchhänger, aber insgesamt macht es soviel Spaß wie zu Anfang der Tour.
Auf dieser Tour seid ihr ja der Support für Opeth. Das ist für Euch, die ihr ja schon oft als Headliner unterwegs wart, etwas ungewöhnlich. Was ist denn das schwere oder auch das spezielle daran als Vorband aufzutreten?
Eigentlich gibt es da nur zwei wesentliche Unterschiede. Der erste ist natürlich die Länge des Sets, das wir spielen. Unser Set ist nur 40 Minuten lang, was ja für unsere Verhältnisse sehr kurz ist. Dazu kommt, dass die Zuschauer ja nicht wegen Dir oder nicht hauptsächlich wegen Dir da sind und wir manchmal sehen müssen, dass wir die weniger Interessierten möglichst schnell erreichen und begeistern. Auf dieser Tour hat das die meiste Zeit sehr gut geklappt und die Leute, die uns vorher nicht kannten, hatten Spaß und haben uns super unterstützt.
Kommen wir mal zu Eurer Musik. Was ich mich schon immer gefragt habe ist, wie Ihr eure Songs schreibt, Ideen kreiert und weiterentwickelt. Ich weiß, dass Daniel sehr oft viele Ideen hat, aus denen dann auch Songs entstehen. Aber welchen Stellenwert hat das Jamming bei Euch?
Da beschreibst Du gerade ziemlich genau, wie das normalerweise abläuft. Ein Großteil, wenn auch natürlich nicht jeder Song, der Songs auf den beiden „Road Salt“-Alben ist beim Jamming entstanden und geformt worden. Daniel kommt dann oft mit ein paar Riffs in den Proberaum oder auch mit einer übergeordneten Idee, redet aber erstmal nicht allzu viel darüber, bis wir dann ein wenig zusammen spielen und sich daraus vieles weiterentwickelt. Jeder trägt da seinen Teil dazu bei, quasi wie die Maurer, die eine Backsteinmauer aufbauen. Ich kreiere viele rhythmische Teile, wie zum Beispiel bei „The Physics of Gridlock“.
Auf diesen Song werden wir gleich noch zu sprechen kommen, aber vorher erst einmal zu Deinem persönlichen Hintergrund. Du hast klassische Percussions und Kammermusik an einer Schule in Frankreich studiert. Hilft Dir das bei Deiner Arbeit mit Pain of Salvation?
Ja und nein, zumindest nicht direkt. Bei Pain of Salvation nutze ich ja nicht direkt das Wissen über klassische Musik, das ich da erworben habe. Oder wenn überhaupt nur bei meiner Drumtechnik. Auf der anderen Seite fließen natürlich alle meine Vorerfahrungen, die Bands, in denen ich bereits gespielt habe, die verschiedensten Musikstile, die ich schon gehört habe, in mein Spiel mit ein. Wahrscheinlich beeinflusst das mein Spiel insoweit, dass ich ohne diesen Hintergrund etwas anders spielen würde, als ich es jetzt tue.
Du bist ja noch eines der „jüngeren“ Bandmitglieder. Wie lernst Du die älteren Songs der Band?
Als langjähriger Fan der Band kannte ich viele der Songs natürlich schon. Und das bloße Hören hilft enorm beim Lernen und sich daran zu erinnern. Der Vorteil als Drummer ist, dass Du nicht alles tausenprozentig wissen musst, weil Du kleine Fehler immer noch gut überspielen kannst. Die Möglichkeit hast Du als Gitarrist oder Keyboarder natürlich nicht, wo alles perfekt sitzen muss. Wenn man den Rhythmus also gut draufhat, ist es als Drummer bedeutend leichter. Das Schwere für mich ist mir die Lyrics und die Harmonie zu merken und das Zusammenspiel zwischen meinem Drumming und der übergeordneten Harmonie hinzubekommen. Bei „Idioglossia“ habe ich zum Beispiel mehrere Stunden für nur ein Segment des Songs gebraucht, weil er so komplex ist. Da ist das Drumming in 4/4, die Harmonie aber in 7/4.
Wie lange hast Du dich auf das Casting mit der Band vorbereitet?
Eigentlich sofort, nachdem feststand, dass ich dafür nach Schweden fahren würde. Es waren zwar nur drei Songs, die gespielt werden sollten, aber natürlich will man bei so einer Gelegenheit bestmöglich vorbereitet sein. Ich habe glaube ich etwa zwei Wochen lang täglich zwei bis drei Stunden nur mit dem Üben der Songs verbracht. Soviel wäre gar nicht nötig gewesen, weil ich die Songs relativ schnell draufhatte. Aber natürlich müssen die in Fleisch und Blut übergehen, sodass Du sie im Schlaf spielen könntest und selbst dann nicht aus dem Rhythmus kommst, wenn Du niesen musst.
Wie genau hast Du da geübt? Hast Du einfach die CD aufgelegt, dich ans Drumkit gesetzt und darüber gespielt?
Ja, darüber zu spielen ist eine der möglichen Übungsformen. Normalerweise spiele ich erst einmal solang, bis ich den ganzen Song beherrsche und feile dann an den Feinheiten. „Idioglossia“ ist da wieder ein gutes Beispiel. Ich hab mir für das Hauptriff einen Miditrack mit Loop erstellt mit dem ich dann üben konnte und wenn ich wollte, stundenlang das gleiche Stück üben konnte und immer wieder ausprobieren konnte, was mir in den Sinn kam oder was ich interessant fand. Das ist auch für die Zeit jetzt auf Tour sehr hilfreich, weil Du die Songs so gut kennst, dass Du niemals in Verlegenheit kommst nicht mehr zu wissen, wo Du gerade bist wenn Du Daniel oder Johan Gitarre spielen siehst. Du kennst die Songs einfach so gut, dass dich da nichts verunsichern kann.
Riskieren wir mal einen Blick auf das „Road Salt“-Doppelalbum. Beide Alben zusammengenommen sind ein unglaublich dichtes Stück Musik. Die Idee diese Masse an verschiedenen Stilen wie Hardrock, Southern Rock, Progressive Metal, Blues, die Synthesizer und all das, was ich jetzt nicht aufgezählt habe, zusammenzuwerfen ist erstaunlich und aufregend. Speziell Stücke wie „Softly she cries“, „The deeper cut“ oder „Mortar grind“ sind mitreißend. Was ist für dich persönlich das Faszinierende an diesen beiden Alben?
Puh, da fallen mir eine ganze Menge Sachen ein. Sehr interessant war zum Beispiel der Jamprozess, als wir noch nicht so genau wussten, wo der Weg hinführen würde und auch dann, als wir im Proberaum das Gefühl hatten „Das könnte ein Song sein“, waren weder Vocals noch Harmonien wirklich da. Es war wirklich zuerst nur das isolierte Zusammenspiel von Drums, Keyboards, Bass und zwei Gitarren für sich, aus dem organisch einzelne Teile gereift sind. Und selbst nach den ersten Aufnahmen wie beispielsweise bei „The deeper cut“ im November 2009 war ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie der Song am Ende wirklich klingen würde, weil Daniel die Vocals und Harmonien erst danach ausgearbeitet hat. Ich war bei diesem Teil dann nicht dabei, weil ich krank war und hörte so nur das fertige Endprodukt, das dann doch deutlich anders klang, als ich mir gedacht hatte. Aber mir ging relativ schnell auf, dass das sehr gut passt und stimmig klingt. Das ist immer noch ein wenig das Fan-Feeling. Obwohl ich jetzt in der Band spiele, überraschen mich immer wieder neue Details in den Songs sowie natürlich Daniel, wenn er mit etwas Neuem ankommt.
Fan-Feeling ist ein gutes Stichwort. Viele haben sich ja beklagt, dass das zu viel Weiterentwicklung gewesen sei. Wie stehst Du denn zu den Reaktionen der Fans auf Eure letzten beiden Alben?
Ich verstehe das alles sehr gut. Viele Leute, die uns seit „Entropia“ kennen und dafür mögen, könnten vermutlich Probleme mit den vielen Weiterentwicklungen und Ausdifferenzierungen haben, wenn sie diese nicht komplett mit verfolgt haben. Ich finde aber, dass die Musik heute gar nicht soweit von damals entfernt ist, auch wenn es natürlich deutlich weniger komplex ist. Es gibt aber immer noch eine Fülle von Details, die auch die neuen, vordergründig eher wenig komplexen Songs, verschachtelt und komplex machen. Vielleicht sind diese manchmal etwas subtiler, aber sie sind da. Ich verstehe vollkommen, dass manche Fans die Lust und die Faszination verlieren. Andererseits kommen so auch neue Leute zu unserer Musik, die sich vermutlich bei „Entropia“ fragen würde, was das zur Hölle ist und soll. Es ist schon sehr schwer die komplette Diskografie einer Band zu mögen, wenn diese sich so verändern.
Live funktionieren die neuen Songs aber sehr gut, auch wenn es natürlich auch da Leute gibt, die wie festgenagelt rumstehen und dem Ganzen nicht soviel abgewinnen können. Aber wenn wir dann „Linoleum“ anspielen, werden auch die aus der Reserve gelockt.
Im Innencover der beiden „Road Salt“-Alben gibt es einen kurzen Text, der mit folgenden Satz endet: „Yes, Road Salt might indeed be a harsh lover, but if you have the guts to follow it whole-heartedly and dare to surrender to ist rhythm, it will take you to places you need to visit.” Das trifft ja nicht nur auf das Album, sondern auch auf Euch als Band zu, wenn man sich die Alben von „Entropia“ über „Remedy Lane“, „Be“ und „Road Salt“ ansieht.
Das Spezielle an „Road Salt“ ist einfach, dass es sich um die Entscheidungen im Leben dreht, die einen auf neue Wege und Straßen führen. Das gilt sowohl für uns alle als Individuen als natürlich auch für die Entwicklung der Band, die ja auch oft genug neue Wege gegangen ist und auf neue Straßen eingebogen ist. Es ist einfach ein schöner Trip.
„Road Salt One“ und „Road Salt Two“ sind zwar mehr oder weniger zum gleichen Zeitpunkt geschrieben worden, dennoch erkennt man einige kleine Unterschiede zwischen den beiden Alben. Hauptsächlich unterscheiden sie sich für mich in der Subtilität. Es hat bei mir eine Weile gedauert, bis ich mir auf den zweiten Teil einen vernünftigen Reim für mich selbst machen konnte. Es gibt ja weiterhin viele experimentelle Parts, die nicht so offensichtlich wie im ersten Teil sind, wie zum Beispiel „Sleeping under the stars“. Was ist für dich der größte Unterschied zwischen den beiden „Road Salt“-Teilen?
Musikalisch war der erste Teil einfach ein Rundumschlag, auf dem man so gut wie alles finden konnte, wenn man lang genug gesucht hat. Man konnte sich darin ziemlich verlieren. Der zweite Teil hingegen ist homogener und fließt deutlich natürlicher, weil die Übergänge nicht so abrupt sind. Dadurch wird es wahrscheinlich leichter das Album komplett zu hören ohne zwischendurch unterbrechen zu wollen. Wie Du wahrscheinlich weißt, wollten wir das Album ursprünglich als Doppelalbum rausbringen, da uns das als bester Weg erschien all die kurzen und schrägen Stücke wie „Sleeping under the stars“ mit einzubeziehen. Beim zweiten Teil ist der schrägste Song nur einer der Bonustracks (Anm. d Red.: „Break darling break“). Was dazukommt ist natürlich, dass beim zweiten Teil jetzt den Fans schon bewusst war, was auf sie warten würde. Wenn wir das zweite als erstes herausgebracht hätten, wäre das bei vielen Leuten vermutlich auch nicht so gut angekommen, da es ja ein sehr ähnlicher Stil wie bei „Road Salt One“ ist. Ich war schon immer einigermaßen erstaunt, dass ich von einigen Leuten gehört habe, dass sie „Road Salt One“ hassen, „Road Salt Two“ aber klasse finden. Hätten wir das andersrum gemacht, wäre es vielleicht auf das gleiche herausgekommen.
Vermutlich hast Du damit recht, da ich das Selbe auch bei mir wahrnehmen konnte. Ich fand den ersten Teil gut, aber es fiel auch mir deutlich leichter in den zweiten Teil einzutauchen, auch wenn es natürlich wie immer seine Zeit brauchte. Aber kommen wir nochmal auf „The Physics of Gridlock“ zurück. Ist der französischsprachige Part am Ende des Songs Deine Idee gewesen?
Nein, das war Daniels Idee, obwohl er nicht mal französisch spricht (lacht). Er rief mich eines Tages an und meinte: „Ich hab da ein französisches Gedicht geschrieben. Kann ich es Dir mal vorlesen und Du schaust, was man verbessern müsste?“ Als er es mir dann vorgelesen hat, habe ich ihm einige Tipps gegeben, wie man die Worte richtig ausspricht und dass man an manchen Stellen ein anderes, besseres Wort verwenden sollte, aber insgesamt war das ziemlich gut. Einige Wochen später stellte er dann eine seiner Ideen vor und da waren auch Teile dieses französischen Gedichts dabei. Mal wieder so ein Aha-Effekt. Dann fragte er, wie ich das fand. Ich fand das ehrlich gesagt ziemlich gut, auch wenn es ein paar kleine Fehler und falsche Betonungen gab. Wenn er mir das vorher gesagt hätte, hätte ich nochmal drüber schauen können, aber er wollte es selbst machen und hat es als Herausforderung verstanden. Letztlich gefällt mir der Part aber sehr.
Der Song ist auch in einem anderen Kontext sehr spannend, da das mal wieder einer der Momente war, an denen ich dachte, das Eure Musik extrem gut in Filmen oder Serien aufgehoben wäre. Ich dachte mir an der Stelle nur, dass man da mit Bildern und Musik etwas vollkommen Absurdes und Spannendes kreieren könnte, wie zum Beispiel einen französischen Western. Habt Ihr je drüber nachgedacht einmal Musik für einen Film zu schreiben?
Das fänden wir alle total spannend, aber meist ist es eben so, dass der Filmproduzent einen anrufen müsste, damit man da die Chance bekommt. Wenn jemand Daniel fragen würde, wäre er vermutlich sofort mit dabei. Die Möglichkeit würden wir, sofern sie denn mal kommt, wahrnehmen, wenn wir nicht gerade auf Tour sind, da wir uns dafür dann Zeit nehmen müssten. Speziell Daniel, der ein echter Perfektionist ist, würde da sicherstellen wollen, dass alles perfekt ist und passt. Er würde sich den Film wahrscheinlich tausendmal ansehen, um auch jede kleine Regung wahrzunehmen und einfließen zu lassen.
Sollte ich jemals die Coens oder David Lynch treffen, werde ich Euch empfehlen. Ich versuche mir gerade „Fargo“ oder etwas Derartiges mit Eurer Musik vorzustellen. Aber was wird denn die nähere Zukunft für Euch bringen? Johan und Frederik werden ja zum Ende der Tour die Band verlassen.
Wir haben mit Daniel lange darüber gesprochen, als die beiden das angekündigt haben. Ich meine, ich bin jetzt das zweitälteste Bandmitglied und bin erst seit 2008 dabei. Daniel war ziemlich traurig und entmutigt. Wir haben dann verschiedene Überlegungen angestellt und darüber nachgedacht, ob wir die Band nicht einfach auflösen sollen und uns neuen Dingen widmen sollen, wir nach neuen Leuten suchen oder nur Tourmitglieder aufnehmen, da die Suche nach festen Mitgliedern schwer werden wird. Vorerst haben uns entschlossen weiterzumachen. Ich bin schließlich von Frankreich wegen der Band nach Schweden gezogen und da wäre es einfach schade, wenn das jetzt schon wieder vorbeiwäre, da ich ja hier auch noch andere Dinge im Leben habe. Aber die Zeit drängt ein bisschen, weil wir im Februar schon wieder auf Tour sein werden und natürlich Leute finden müssen. Hinsichtlich Keyboard und Bass sind wir aber denke ich gut aufgestellt, da die beiden, die dafür vorgesehen sind, jetzt schon dabei sind und Erfahrungen haben. Daniel, der jetzt auf der Tour Bass spielt, wird an den Keyboards dabei sein und unser neuer Bassist ist Gustav Hielm, der auf „The deeper cut“ spielt und zehn Jahre bei "Meshuggah" gespielt hat. Das Problem bleibt der Gitarrist, wo wir noch keine Idee haben, wie es weitergeht. Wir haben da eine Ausschreibung auf unserer Website gemacht und auch eine Menge Zuschriften erhalten. Bisher hatten wir für ein Casting aber noch keine Zeit und werden vermutlich so etwa fünf aus den vielen Zuschriften heraussuchen, die wir dann einladen. Aber jemanden wie Johan zu finden, der so versiert mit der Gitarre ist und singen kann, ist ziemlich schwer. Es wäre auch nicht schlecht jemanden dabei zu haben, der nicht so wie wir anderen ist und Individualität mitbringt. Bei den Gesangsparts von Johan könnte ich auch mit einspringen, nur habe ich keine wirklich ausdauernde Stimme. In einer Show ermüdet meine Stimme manchmal recht schnell, sodass wir da auf jeden Fall jemanden brauchen, der die Gesangsparts von Johan hinkriegt.
Du hast gerade gesagt, dass Du in Schweden noch andere Dingen neben Pain of Salvation laufen hast? Sind das musikalische oder eher persönliche?
Nun ja, meine Freundin, mit der ich seit zwei Jahren zusammen bin, ist schon allein ein guter Grund. Aber ich habe nebenbei auch noch ein paar kleinere und größere Musikprojekte in Schweden. Ich spiele zum Beispiel in einer Coverband, was ich auch vorher schon in Frankreich gemacht hatte. Das ist eine schöne und entspannte Sache, weil der Druck nicht so groß ist und die Leute in der Menge dich sowieso nicht kennen. Aber ich habe auch mit anderen Musikern Projekte. Insgesamt ist das eine sehr schöne Sache, weil man mit vielen anderen Musikern und Künstlern in Kontakt kommt und da eine sehr lebhafte Zeit hat.
Noch einmal zurück zu den Fans. Vor einigen Jahren habt ihr ja auch beim „Melodifestivalen“ in Schweden mitgemacht, was quasi der dortige Vorentscheid für den Eurovision Song Contest ist. Was ist das Statement hinter dieser Aktion?
Einige Zeit vor dem „Melodifestivalen“ haben wir von dem Verantwortlichen einen Anruf bekommen, weil diese eine Live-Aufnahme von „Undertow“ in der Türkei auf youtube gesehen haben. Er hat uns dann kontaktiert und gefragt, ob wir einige unserer Songs einreichen wollen, um an der Show teilzunehmen. Wir waren zuerst etwas hin und hergerissen und haben darüber nachgedacht, was wir tun sollen. In Schweden ist das eine riesige Sache, ich weiß nicht, wie das bei Euch ist.
Es ist mittlerweile auch hier eine sehr große Sache geworden.
Hmm, in Frankreich war es das eher nicht so, aber vielleicht habe ich da auch nicht mehr den ganzen Durchblick. Wir haben dann entschieden mitzumachen, wenn wir unsere eigene Musik spielen können und nicht extra einen Song dafür schreiben müssen, da wir in Schweden komplett unbekannt sind. Wir haben dann entschieden „No way“, „Sisters“ und „Road Salt“ als Songs vorzuschlagen. Diese waren sowieso schon fertig und wir hatten die Möglichkeit sie live im Fernsehen vor drei Millionen Zuschauern zu spielen. Dabei war uns eigentlich auch relativ egal, was manche Leute davon hielten. Manche kamen dann und meinten: „Danke, dass Ihr den Rock ruiniert habt.“ Dabei war das einfach nur das, was Pain of Salvation als Band ist: Keine Show, kein Schauspiel, kein Spektakel, nur die Musik der Band. Deshalb waren wir auch alle auf der Bühne, obwohl „Road Salt“ ja nur aus Daniels Gesang besteht. Es war wirklich eine spannende Erfahrung so mitten im schwedischen Showbusiness mit Leuten wie Dolph Lundgren. Irgendwie surreal, aber eine große Sache für Daniel und die anderen schwedischen Jungs, die die Show ja seit Kindertagen kennen und gesehen haben. Auch wenn ich mich gefragt habe, wieso die Leute die oft langweiligen Songs wählen und sich das ansehen.
Da Du gleich zum Soundcheck weiter musst, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf der Bühne!
Danke sehr, ich hoffe Ihr habt eine gute Zeit bei der Show!
Das Interview führte unser Gast-Rezensent Raoul Schneider.
Gast-Rezensent
(Info)
Hallo Leo, Ihr seid jetzt seit knapp zwei Monaten auf Tour. Was ist das für ein Gefühl für Dich, wenn Du daran denkst, dass Du am Abend wieder auf der Bühne stehst? Ist es immer noch die Aufregung und Anspannung der ersten Tourtage?
Die Anspannung ist natürlich mittlerweile etwas geringer als bei den ersten Shows auf der Tour. Spannend ist es aber nach wie vor, vor allem, wenn wir merken, dass die Leute Spaß haben. Dann geht es bei uns allen natürlich auch leichter von der Hand. Ich hatte zwar auch schon mal einen kleinen Durchhänger, aber insgesamt macht es soviel Spaß wie zu Anfang der Tour.
Auf dieser Tour seid ihr ja der Support für Opeth. Das ist für Euch, die ihr ja schon oft als Headliner unterwegs wart, etwas ungewöhnlich. Was ist denn das schwere oder auch das spezielle daran als Vorband aufzutreten?
Eigentlich gibt es da nur zwei wesentliche Unterschiede. Der erste ist natürlich die Länge des Sets, das wir spielen. Unser Set ist nur 40 Minuten lang, was ja für unsere Verhältnisse sehr kurz ist. Dazu kommt, dass die Zuschauer ja nicht wegen Dir oder nicht hauptsächlich wegen Dir da sind und wir manchmal sehen müssen, dass wir die weniger Interessierten möglichst schnell erreichen und begeistern. Auf dieser Tour hat das die meiste Zeit sehr gut geklappt und die Leute, die uns vorher nicht kannten, hatten Spaß und haben uns super unterstützt.
Kommen wir mal zu Eurer Musik. Was ich mich schon immer gefragt habe ist, wie Ihr eure Songs schreibt, Ideen kreiert und weiterentwickelt. Ich weiß, dass Daniel sehr oft viele Ideen hat, aus denen dann auch Songs entstehen. Aber welchen Stellenwert hat das Jamming bei Euch?
Da beschreibst Du gerade ziemlich genau, wie das normalerweise abläuft. Ein Großteil, wenn auch natürlich nicht jeder Song, der Songs auf den beiden „Road Salt“-Alben ist beim Jamming entstanden und geformt worden. Daniel kommt dann oft mit ein paar Riffs in den Proberaum oder auch mit einer übergeordneten Idee, redet aber erstmal nicht allzu viel darüber, bis wir dann ein wenig zusammen spielen und sich daraus vieles weiterentwickelt. Jeder trägt da seinen Teil dazu bei, quasi wie die Maurer, die eine Backsteinmauer aufbauen. Ich kreiere viele rhythmische Teile, wie zum Beispiel bei „The Physics of Gridlock“.
Auf diesen Song werden wir gleich noch zu sprechen kommen, aber vorher erst einmal zu Deinem persönlichen Hintergrund. Du hast klassische Percussions und Kammermusik an einer Schule in Frankreich studiert. Hilft Dir das bei Deiner Arbeit mit Pain of Salvation?
Ja und nein, zumindest nicht direkt. Bei Pain of Salvation nutze ich ja nicht direkt das Wissen über klassische Musik, das ich da erworben habe. Oder wenn überhaupt nur bei meiner Drumtechnik. Auf der anderen Seite fließen natürlich alle meine Vorerfahrungen, die Bands, in denen ich bereits gespielt habe, die verschiedensten Musikstile, die ich schon gehört habe, in mein Spiel mit ein. Wahrscheinlich beeinflusst das mein Spiel insoweit, dass ich ohne diesen Hintergrund etwas anders spielen würde, als ich es jetzt tue.
Du bist ja noch eines der „jüngeren“ Bandmitglieder. Wie lernst Du die älteren Songs der Band?
Als langjähriger Fan der Band kannte ich viele der Songs natürlich schon. Und das bloße Hören hilft enorm beim Lernen und sich daran zu erinnern. Der Vorteil als Drummer ist, dass Du nicht alles tausenprozentig wissen musst, weil Du kleine Fehler immer noch gut überspielen kannst. Die Möglichkeit hast Du als Gitarrist oder Keyboarder natürlich nicht, wo alles perfekt sitzen muss. Wenn man den Rhythmus also gut draufhat, ist es als Drummer bedeutend leichter. Das Schwere für mich ist mir die Lyrics und die Harmonie zu merken und das Zusammenspiel zwischen meinem Drumming und der übergeordneten Harmonie hinzubekommen. Bei „Idioglossia“ habe ich zum Beispiel mehrere Stunden für nur ein Segment des Songs gebraucht, weil er so komplex ist. Da ist das Drumming in 4/4, die Harmonie aber in 7/4.
Wie lange hast Du dich auf das Casting mit der Band vorbereitet?
Eigentlich sofort, nachdem feststand, dass ich dafür nach Schweden fahren würde. Es waren zwar nur drei Songs, die gespielt werden sollten, aber natürlich will man bei so einer Gelegenheit bestmöglich vorbereitet sein. Ich habe glaube ich etwa zwei Wochen lang täglich zwei bis drei Stunden nur mit dem Üben der Songs verbracht. Soviel wäre gar nicht nötig gewesen, weil ich die Songs relativ schnell draufhatte. Aber natürlich müssen die in Fleisch und Blut übergehen, sodass Du sie im Schlaf spielen könntest und selbst dann nicht aus dem Rhythmus kommst, wenn Du niesen musst.
Wie genau hast Du da geübt? Hast Du einfach die CD aufgelegt, dich ans Drumkit gesetzt und darüber gespielt?
Ja, darüber zu spielen ist eine der möglichen Übungsformen. Normalerweise spiele ich erst einmal solang, bis ich den ganzen Song beherrsche und feile dann an den Feinheiten. „Idioglossia“ ist da wieder ein gutes Beispiel. Ich hab mir für das Hauptriff einen Miditrack mit Loop erstellt mit dem ich dann üben konnte und wenn ich wollte, stundenlang das gleiche Stück üben konnte und immer wieder ausprobieren konnte, was mir in den Sinn kam oder was ich interessant fand. Das ist auch für die Zeit jetzt auf Tour sehr hilfreich, weil Du die Songs so gut kennst, dass Du niemals in Verlegenheit kommst nicht mehr zu wissen, wo Du gerade bist wenn Du Daniel oder Johan Gitarre spielen siehst. Du kennst die Songs einfach so gut, dass dich da nichts verunsichern kann.
Riskieren wir mal einen Blick auf das „Road Salt“-Doppelalbum. Beide Alben zusammengenommen sind ein unglaublich dichtes Stück Musik. Die Idee diese Masse an verschiedenen Stilen wie Hardrock, Southern Rock, Progressive Metal, Blues, die Synthesizer und all das, was ich jetzt nicht aufgezählt habe, zusammenzuwerfen ist erstaunlich und aufregend. Speziell Stücke wie „Softly she cries“, „The deeper cut“ oder „Mortar grind“ sind mitreißend. Was ist für dich persönlich das Faszinierende an diesen beiden Alben?
Puh, da fallen mir eine ganze Menge Sachen ein. Sehr interessant war zum Beispiel der Jamprozess, als wir noch nicht so genau wussten, wo der Weg hinführen würde und auch dann, als wir im Proberaum das Gefühl hatten „Das könnte ein Song sein“, waren weder Vocals noch Harmonien wirklich da. Es war wirklich zuerst nur das isolierte Zusammenspiel von Drums, Keyboards, Bass und zwei Gitarren für sich, aus dem organisch einzelne Teile gereift sind. Und selbst nach den ersten Aufnahmen wie beispielsweise bei „The deeper cut“ im November 2009 war ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie der Song am Ende wirklich klingen würde, weil Daniel die Vocals und Harmonien erst danach ausgearbeitet hat. Ich war bei diesem Teil dann nicht dabei, weil ich krank war und hörte so nur das fertige Endprodukt, das dann doch deutlich anders klang, als ich mir gedacht hatte. Aber mir ging relativ schnell auf, dass das sehr gut passt und stimmig klingt. Das ist immer noch ein wenig das Fan-Feeling. Obwohl ich jetzt in der Band spiele, überraschen mich immer wieder neue Details in den Songs sowie natürlich Daniel, wenn er mit etwas Neuem ankommt.
Fan-Feeling ist ein gutes Stichwort. Viele haben sich ja beklagt, dass das zu viel Weiterentwicklung gewesen sei. Wie stehst Du denn zu den Reaktionen der Fans auf Eure letzten beiden Alben?
Ich verstehe das alles sehr gut. Viele Leute, die uns seit „Entropia“ kennen und dafür mögen, könnten vermutlich Probleme mit den vielen Weiterentwicklungen und Ausdifferenzierungen haben, wenn sie diese nicht komplett mit verfolgt haben. Ich finde aber, dass die Musik heute gar nicht soweit von damals entfernt ist, auch wenn es natürlich deutlich weniger komplex ist. Es gibt aber immer noch eine Fülle von Details, die auch die neuen, vordergründig eher wenig komplexen Songs, verschachtelt und komplex machen. Vielleicht sind diese manchmal etwas subtiler, aber sie sind da. Ich verstehe vollkommen, dass manche Fans die Lust und die Faszination verlieren. Andererseits kommen so auch neue Leute zu unserer Musik, die sich vermutlich bei „Entropia“ fragen würde, was das zur Hölle ist und soll. Es ist schon sehr schwer die komplette Diskografie einer Band zu mögen, wenn diese sich so verändern.
Live funktionieren die neuen Songs aber sehr gut, auch wenn es natürlich auch da Leute gibt, die wie festgenagelt rumstehen und dem Ganzen nicht soviel abgewinnen können. Aber wenn wir dann „Linoleum“ anspielen, werden auch die aus der Reserve gelockt.
Im Innencover der beiden „Road Salt“-Alben gibt es einen kurzen Text, der mit folgenden Satz endet: „Yes, Road Salt might indeed be a harsh lover, but if you have the guts to follow it whole-heartedly and dare to surrender to ist rhythm, it will take you to places you need to visit.” Das trifft ja nicht nur auf das Album, sondern auch auf Euch als Band zu, wenn man sich die Alben von „Entropia“ über „Remedy Lane“, „Be“ und „Road Salt“ ansieht.
Das Spezielle an „Road Salt“ ist einfach, dass es sich um die Entscheidungen im Leben dreht, die einen auf neue Wege und Straßen führen. Das gilt sowohl für uns alle als Individuen als natürlich auch für die Entwicklung der Band, die ja auch oft genug neue Wege gegangen ist und auf neue Straßen eingebogen ist. Es ist einfach ein schöner Trip.
„Road Salt One“ und „Road Salt Two“ sind zwar mehr oder weniger zum gleichen Zeitpunkt geschrieben worden, dennoch erkennt man einige kleine Unterschiede zwischen den beiden Alben. Hauptsächlich unterscheiden sie sich für mich in der Subtilität. Es hat bei mir eine Weile gedauert, bis ich mir auf den zweiten Teil einen vernünftigen Reim für mich selbst machen konnte. Es gibt ja weiterhin viele experimentelle Parts, die nicht so offensichtlich wie im ersten Teil sind, wie zum Beispiel „Sleeping under the stars“. Was ist für dich der größte Unterschied zwischen den beiden „Road Salt“-Teilen?
Musikalisch war der erste Teil einfach ein Rundumschlag, auf dem man so gut wie alles finden konnte, wenn man lang genug gesucht hat. Man konnte sich darin ziemlich verlieren. Der zweite Teil hingegen ist homogener und fließt deutlich natürlicher, weil die Übergänge nicht so abrupt sind. Dadurch wird es wahrscheinlich leichter das Album komplett zu hören ohne zwischendurch unterbrechen zu wollen. Wie Du wahrscheinlich weißt, wollten wir das Album ursprünglich als Doppelalbum rausbringen, da uns das als bester Weg erschien all die kurzen und schrägen Stücke wie „Sleeping under the stars“ mit einzubeziehen. Beim zweiten Teil ist der schrägste Song nur einer der Bonustracks (Anm. d Red.: „Break darling break“). Was dazukommt ist natürlich, dass beim zweiten Teil jetzt den Fans schon bewusst war, was auf sie warten würde. Wenn wir das zweite als erstes herausgebracht hätten, wäre das bei vielen Leuten vermutlich auch nicht so gut angekommen, da es ja ein sehr ähnlicher Stil wie bei „Road Salt One“ ist. Ich war schon immer einigermaßen erstaunt, dass ich von einigen Leuten gehört habe, dass sie „Road Salt One“ hassen, „Road Salt Two“ aber klasse finden. Hätten wir das andersrum gemacht, wäre es vielleicht auf das gleiche herausgekommen.
Vermutlich hast Du damit recht, da ich das Selbe auch bei mir wahrnehmen konnte. Ich fand den ersten Teil gut, aber es fiel auch mir deutlich leichter in den zweiten Teil einzutauchen, auch wenn es natürlich wie immer seine Zeit brauchte. Aber kommen wir nochmal auf „The Physics of Gridlock“ zurück. Ist der französischsprachige Part am Ende des Songs Deine Idee gewesen?
Nein, das war Daniels Idee, obwohl er nicht mal französisch spricht (lacht). Er rief mich eines Tages an und meinte: „Ich hab da ein französisches Gedicht geschrieben. Kann ich es Dir mal vorlesen und Du schaust, was man verbessern müsste?“ Als er es mir dann vorgelesen hat, habe ich ihm einige Tipps gegeben, wie man die Worte richtig ausspricht und dass man an manchen Stellen ein anderes, besseres Wort verwenden sollte, aber insgesamt war das ziemlich gut. Einige Wochen später stellte er dann eine seiner Ideen vor und da waren auch Teile dieses französischen Gedichts dabei. Mal wieder so ein Aha-Effekt. Dann fragte er, wie ich das fand. Ich fand das ehrlich gesagt ziemlich gut, auch wenn es ein paar kleine Fehler und falsche Betonungen gab. Wenn er mir das vorher gesagt hätte, hätte ich nochmal drüber schauen können, aber er wollte es selbst machen und hat es als Herausforderung verstanden. Letztlich gefällt mir der Part aber sehr.
Der Song ist auch in einem anderen Kontext sehr spannend, da das mal wieder einer der Momente war, an denen ich dachte, das Eure Musik extrem gut in Filmen oder Serien aufgehoben wäre. Ich dachte mir an der Stelle nur, dass man da mit Bildern und Musik etwas vollkommen Absurdes und Spannendes kreieren könnte, wie zum Beispiel einen französischen Western. Habt Ihr je drüber nachgedacht einmal Musik für einen Film zu schreiben?
Das fänden wir alle total spannend, aber meist ist es eben so, dass der Filmproduzent einen anrufen müsste, damit man da die Chance bekommt. Wenn jemand Daniel fragen würde, wäre er vermutlich sofort mit dabei. Die Möglichkeit würden wir, sofern sie denn mal kommt, wahrnehmen, wenn wir nicht gerade auf Tour sind, da wir uns dafür dann Zeit nehmen müssten. Speziell Daniel, der ein echter Perfektionist ist, würde da sicherstellen wollen, dass alles perfekt ist und passt. Er würde sich den Film wahrscheinlich tausendmal ansehen, um auch jede kleine Regung wahrzunehmen und einfließen zu lassen.
Sollte ich jemals die Coens oder David Lynch treffen, werde ich Euch empfehlen. Ich versuche mir gerade „Fargo“ oder etwas Derartiges mit Eurer Musik vorzustellen. Aber was wird denn die nähere Zukunft für Euch bringen? Johan und Frederik werden ja zum Ende der Tour die Band verlassen.
Wir haben mit Daniel lange darüber gesprochen, als die beiden das angekündigt haben. Ich meine, ich bin jetzt das zweitälteste Bandmitglied und bin erst seit 2008 dabei. Daniel war ziemlich traurig und entmutigt. Wir haben dann verschiedene Überlegungen angestellt und darüber nachgedacht, ob wir die Band nicht einfach auflösen sollen und uns neuen Dingen widmen sollen, wir nach neuen Leuten suchen oder nur Tourmitglieder aufnehmen, da die Suche nach festen Mitgliedern schwer werden wird. Vorerst haben uns entschlossen weiterzumachen. Ich bin schließlich von Frankreich wegen der Band nach Schweden gezogen und da wäre es einfach schade, wenn das jetzt schon wieder vorbeiwäre, da ich ja hier auch noch andere Dinge im Leben habe. Aber die Zeit drängt ein bisschen, weil wir im Februar schon wieder auf Tour sein werden und natürlich Leute finden müssen. Hinsichtlich Keyboard und Bass sind wir aber denke ich gut aufgestellt, da die beiden, die dafür vorgesehen sind, jetzt schon dabei sind und Erfahrungen haben. Daniel, der jetzt auf der Tour Bass spielt, wird an den Keyboards dabei sein und unser neuer Bassist ist Gustav Hielm, der auf „The deeper cut“ spielt und zehn Jahre bei "Meshuggah" gespielt hat. Das Problem bleibt der Gitarrist, wo wir noch keine Idee haben, wie es weitergeht. Wir haben da eine Ausschreibung auf unserer Website gemacht und auch eine Menge Zuschriften erhalten. Bisher hatten wir für ein Casting aber noch keine Zeit und werden vermutlich so etwa fünf aus den vielen Zuschriften heraussuchen, die wir dann einladen. Aber jemanden wie Johan zu finden, der so versiert mit der Gitarre ist und singen kann, ist ziemlich schwer. Es wäre auch nicht schlecht jemanden dabei zu haben, der nicht so wie wir anderen ist und Individualität mitbringt. Bei den Gesangsparts von Johan könnte ich auch mit einspringen, nur habe ich keine wirklich ausdauernde Stimme. In einer Show ermüdet meine Stimme manchmal recht schnell, sodass wir da auf jeden Fall jemanden brauchen, der die Gesangsparts von Johan hinkriegt.
Du hast gerade gesagt, dass Du in Schweden noch andere Dingen neben Pain of Salvation laufen hast? Sind das musikalische oder eher persönliche?
Nun ja, meine Freundin, mit der ich seit zwei Jahren zusammen bin, ist schon allein ein guter Grund. Aber ich habe nebenbei auch noch ein paar kleinere und größere Musikprojekte in Schweden. Ich spiele zum Beispiel in einer Coverband, was ich auch vorher schon in Frankreich gemacht hatte. Das ist eine schöne und entspannte Sache, weil der Druck nicht so groß ist und die Leute in der Menge dich sowieso nicht kennen. Aber ich habe auch mit anderen Musikern Projekte. Insgesamt ist das eine sehr schöne Sache, weil man mit vielen anderen Musikern und Künstlern in Kontakt kommt und da eine sehr lebhafte Zeit hat.
Noch einmal zurück zu den Fans. Vor einigen Jahren habt ihr ja auch beim „Melodifestivalen“ in Schweden mitgemacht, was quasi der dortige Vorentscheid für den Eurovision Song Contest ist. Was ist das Statement hinter dieser Aktion?
Einige Zeit vor dem „Melodifestivalen“ haben wir von dem Verantwortlichen einen Anruf bekommen, weil diese eine Live-Aufnahme von „Undertow“ in der Türkei auf youtube gesehen haben. Er hat uns dann kontaktiert und gefragt, ob wir einige unserer Songs einreichen wollen, um an der Show teilzunehmen. Wir waren zuerst etwas hin und hergerissen und haben darüber nachgedacht, was wir tun sollen. In Schweden ist das eine riesige Sache, ich weiß nicht, wie das bei Euch ist.
Es ist mittlerweile auch hier eine sehr große Sache geworden.
Hmm, in Frankreich war es das eher nicht so, aber vielleicht habe ich da auch nicht mehr den ganzen Durchblick. Wir haben dann entschieden mitzumachen, wenn wir unsere eigene Musik spielen können und nicht extra einen Song dafür schreiben müssen, da wir in Schweden komplett unbekannt sind. Wir haben dann entschieden „No way“, „Sisters“ und „Road Salt“ als Songs vorzuschlagen. Diese waren sowieso schon fertig und wir hatten die Möglichkeit sie live im Fernsehen vor drei Millionen Zuschauern zu spielen. Dabei war uns eigentlich auch relativ egal, was manche Leute davon hielten. Manche kamen dann und meinten: „Danke, dass Ihr den Rock ruiniert habt.“ Dabei war das einfach nur das, was Pain of Salvation als Band ist: Keine Show, kein Schauspiel, kein Spektakel, nur die Musik der Band. Deshalb waren wir auch alle auf der Bühne, obwohl „Road Salt“ ja nur aus Daniels Gesang besteht. Es war wirklich eine spannende Erfahrung so mitten im schwedischen Showbusiness mit Leuten wie Dolph Lundgren. Irgendwie surreal, aber eine große Sache für Daniel und die anderen schwedischen Jungs, die die Show ja seit Kindertagen kennen und gesehen haben. Auch wenn ich mich gefragt habe, wieso die Leute die oft langweiligen Songs wählen und sich das ansehen.
Da Du gleich zum Soundcheck weiter musst, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf der Bühne!
Danke sehr, ich hoffe Ihr habt eine gute Zeit bei der Show!
Das Interview führte unser Gast-Rezensent Raoul Schneider.
Alle Reviews dieser Band:
- Pain of Salvation - The Perfect Element Part 1 (2000)
- Pain Of Salvation - 12:5 (2004)
- Pain Of Salvation - Scarsick (2007)
- Pain Of Salvation - On The Two Deaths Of (DVD) (2009)
- Pain Of Salvation - Linoleum (EP) (2009)
- Pain Of Salvation - Road Salt One (2010)
- Pain Of Salvation - Road Salt Two (2011)
- Pain Of Salvation - Falling Home (2014)
- Pain Of Salvation - Panther (2020)
- Pain Of Salvation - The Perfect Element, Pt. I: The Anniversary Mix Edition (2020)