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Interview mit STEINER & MADLAINA (12.02.2021)

STEINER & MADLAINA

Als die Züricher Freundinnen NORA STEINER und MADLAINA POLLINA 2018 ihr Debütalbum „Cheers“ herausbrachten, schienen sie mit ihren dezidiert europäisch ausgerichteten, multilingualen Power-Pop-Songs sozusagen offene Türen einzurennen. Denn innerhalb kürzester Zeit wurden STEINER & MADLAINA, wie sich das Projekt nannte, zu einem der heißesten Live-Acts der Indie-Szene. Das hatte überhaupt nichts damit zu tun, dass MADLAINA POLLINA die jüngere Schwester des gerade unter seinem Künstlernamen FABER zum Superstar heranreifenden Bruders JULIAN POLLINA ist, sondern damit, dass STEINER & MADLAINA mit ihrer frechen Art, ihrem augenzwinkernden Humor und ihrer keineswegs auf politische Korrektheit gebürsteten Offenheit schlicht und ergreifend den Nerv der Zeit getroffen zu haben schienen. Das – und der Umstand, dass die Damen auf der Bühne durch eine brillante junge Band unterstützt wurden, die den Songs des Duos jedweden Anschein von Banalität entzog und für ein druckvolles, lebendiges Miteinander sorgte.

Es ist letztlich also kein Wunder, dass das nun vorliegende zweite Album „Wünsch mir Glück“ zum einen einen kraftvollen – und irgendwie auch düsteren – Bandsound vorzuweisen hat und zum anderen nun auch alle Songs auf Deutsch sind – selbst wenn dahinter gar kein Masterplan steckte, wie sich im Lockdown-Gespräch mit den Damen herausstellte.


Auf eurem ersten Album befanden sich ja Stücke auf Deutsch, Englisch und Schweizerdeutsch und auf der Bühne kamen da ja – aufgrund eurer familiären Roots – auch noch Italienisch und Griechisch hinzu. Bei den Gesprächen zum ersten Album „Cheers“ hattet ihr ja auch erklärt, dass genau das euer Ding sei – weil so etwas ansonsten ja kaum gemacht würde. Wie kam es denn, dass auf der neuen Scheibe nun alle Stücke auf Deutsch sind?

MADLAINA: Das kam eher ein wenig zufällig. Wir waren zuletzt ja am meisten in Deutschland unterwegs. Als wir anfingen, live zu spielen, wussten wir ja gar nicht, wer unser Publikum sein würde – und es stellte sich dann heraus, dass unsere begeistertesten Fans in Deutschland zu finden waren. Im Deutschen können wir auch genauer formulieren und da sind wir einfach sicherer. Und wir haben ja auch schon früher immer mit unseren Deutschen Songs auf der Bühne angefangen, um die Aufmerksamkeit des Publikums einzufangen. Unsere Deutschen Songs sind dann mit der Zeit auch einfach unsere besten geworden.
NORA: Das heißt nicht, dass wir in Zukunft nicht auch wieder in anderen Sprachen schreiben. Selbst wenn das nächste Album wieder eines nur mit Deutschen Songs würde, könnte das übernächste dann etwa eines nur mit englischen Texten sein. Wir wollen uns da nicht festlegen. 

Verglichen mit den Songs des ersten Albums – und auch jenen der EP „Ready To Climb“ - kommen die neuen Songs jetzt in einem zwar einheitlichen, aber dennoch variantenreichen, schlüssigen Klangbild rüber. Habt ihr euch darüber mehr Gedanken gemacht?

NORA: Ja, das stimmt. Wir sind auch insofern viel reifer geworden, was den Sound betrifft, weil das nicht unsere erste, sondern schon die zweite Studio-Erfahrung für uns gewesen ist. Es war kein Neuland mehr, sondern wir wussten, was auf uns zukommt und wir hatten ja auch ein Jahr lang Erfahrungen im Live-Bereich. Sagen wir mal so: Das ist jetzt unser Job geworden und wir haben heutzutage eine ganz andere Erwartung, wie etwas klingen soll – und das ist anders als früher. Und wir haben ja auch wieder mit dem Produzenten Alex Sprave zusammengearbeitet – und der wusste dann schon, wie er mit uns zusammenarbeiten konnte.

Galt das auch für das Komponieren der Songs? Habt ihr da auch stärker auf die Details und das Gesamtbild geachtet?

MADLAINA: Ja - aber ich würde sagen, dass wir da eher textlich an uns gearbeitet haben. Wir haben da heute bestimmte Ansprüche an uns selbst entwickelt – und da muss dann wirklich alles stimmen. Musikalisch hingegen haben wir das Ganze zusammen mit der kompletten Band erarbeitet. Da haben Nora und ich nur das Gerüst beigebracht – und alle in der Band haben dann einen völlig eigenen Ansatz, ein Lied zu machen.



Auf der Bühne fiel es immer schon auf, dass die Männer in der Band ihren eigenen Teil zu eurer Musik beigetragen haben. Das machte sich ja schon beim Soundcheck bemerkbar, wenn die Jungs untereinander nach neuen Ideen für die Arrangements suchten, die dann bei der Show tatsächlich auch ausprobiert wurden.

NORA: Ganz genau. Die Jungs haben auch alle ganz unterschiedliche Vorlieben. NICO SÖRENSEN, unser Bassist, mag zum Beispiel auch diesen großen Pop-Sound. Unser Drummer LEONARDO GUADARRAMA kommt aus der Rockmusik und kann unglaublich druckvoll spielen und MAX, unser Gitarrist, ist einfach MAX. Er hat einen ganz eigenen, schönen Sound.

Der besagte Max KÄMMERLING ist dabei ja das Bindeglied zu der Band von MADLAINAs Bruder JULIAN „FABER“ POLLINA, der euch auch auf der letzten Tour als unangekündigter Gaststar begleitete und in dessen Band MAX ebenfalls Gitarre spielt. Aber an den Songs selbst schreiben die Jungs dann nicht mit, oder?

MADLAINA: Nein – das nicht, aber an der Ausarbeitung der Songs. Das Gemisch hat dann im Ergebnis etwas gebracht, was vorher einfach nicht da war, weil zuvor nur Nora und ich im Thema drin waren.




Ihr seid ja dafür bekannt, dass ihr jeweils getrennt voneinander eure eigenen Songs schreibt. Wie kommen dann Themen für die Scheiben zustande – etwa dieses Mal das wiederholte Spielen mit Rollenbildern – zum Beispiel bei dem Song „Wenn ich ein Junge wär“? Sprecht ihr euch vorher über die Themen, über die ihr singen wollt, ab?

MADLAINA: Nein, wir sprechen uns nicht vorher ab - aber wir tauschen uns während der Arbeit aus. Es kann zum Beispiel sein, dass ich Nora sage: 'Ich schreibe gerade über dieses Thema – was denkst Du darüber?' Und dann unterhalten wir uns ganz lange darüber – so haben wir das dieses Mal gemacht. Wir haben aber kein Konzept-Album geschrieben und ich wüsste auch nicht, ob ich so etwas könnte.

NORA: Ich sähe zwar schon einen Reiz darin, ein Konzeptalbum zu machen - aber Madlaina hat es schon auf den Punkt gebracht, wie wir arbeiten. Schön ist auch, dass wir ja schon so lange zusammen arbeiten, dass die Inputs der anderen Person einen dann jeweils selbst triggern. Und damit gelingt es dann, Ideen zu Ende zu führen.

Das heißt, dass ihr euch da fast schon zwangsläufig ergänzt?

NORA: Ja – zum Beispiel bei dem Song 'Denk, was Du willst'. Da kam MADLAINA mit einer textlichen Idee zu mir, und dann habe ich ein paar Akkorde dazu gespielt . Danach haben wir uns lange über den Song unterhalten. Das machen wir oft und gerne, dass wir uns über unsere Themen unterhalten. Dann meinte MADLAINA schließlich: „Super! Ich weiß jetzt, was ich schreiben muss und kann es dann einfach jetzt tun.“




Gemeinhin schreibt ihr ja über Themen, mit denen ihr euch auskennt. Das bedingt dann ja eine sehr persönliche Sichtweise. Können einem dabei nicht irgendwann die Themen ausgehen?

MADLAINA: Also mir ist schon wohler, wenn ich über Dinge schreibe, von denen ich etwas weiß, denn ansonsten hätte ich gar nicht genug Input im Detail.
NORA: Ich denke auch, dass uns die Ideen so schnell nicht ausgehen werden. Denn alleine das Thema Liebe veranlasst einen immer wieder, irgendetwas darüber zu schreiben - und ich denke, die Band ist crazy genug, dass man auch hier etwas findent, über das man schreiben kann.

 

 

https://www.facebook.com/SteinerMadlaina

https://steiner-madlaina.com/

Ullrich Maurer (Info)
Alle Reviews dieser Band:
  • Steiner & Madlaina - Cheers (2018)