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Interview mit Jesus Volt (12.08.2009)

Jesus Volt
Wer JESUS VOLT noch nie "live" auf dem "Schirm" hatte, sollte dies schnellstmöglich ändern. Am 2. August d. J. hatte MUSIKREVIEWS die Gelegenheit, von dem mörderischen Gig der vier Franzosen, die gerade dabei sind, den Blues zu revolutionieren, in Saarbrücken zu berichten. Dem entsprang ein netter Kontakt zu Sänger "Lord Tracy", Xavier Cottineau, der zu diesem Interview führte:
 


Zunächst einmal: Gratulation zu Eurem Gig in Saarbrücken Anfang August. Veni, vidi, vici - wie es bei Asterix heißen würde, oder? Wie fandet ihr Euren Gig?
Lord Tracy: Es ist für uns immer ein besonders großes Vergnügen, in Saarbrücken zu spielen. Das Publikum dort gibt uns immer viel Energie zurück. Alle Musiker wissen, dass es keine große Konzerte ohne ein großes Publikum gibt.

Danke, beides stimmt! ;-)) Die Leute, mit denen ich sprach, waren begeistert von Euren Grenzüberschreitungen: Blues, Rap, Funk - ist dies eine typisch "französische" Interpretation des Blues?
Nein, absolut nicht. [Lacht!] Französische Bands wollen IMMER wie eine Kopie des Künstlers klingen, den sie mögen - egal, ob im Blues oder Rock. Aber natürlich kenne ich nicht die gesamte Szene, könnte mich also irren...

Ich glaubte zudem, starke, hypnotische Doom-Elemente heraus zu hören. Welche Künstler haben Euch denn nachhaltig beeinflusst? BLACK SABBATH oder MUDDY WATERS?
Unsere Haupteinflüsse sind wohl JOHN LEE HOOKER, AC/DC, DEEP PURPLE und FUNKADELIC - dazu der ganze Blues und Hardrock der 1970er Jahre, aber auch so'n Kram wie Punk und modernes Zeug wie Electro oder Hip-Hop. Wir sind vier Persönlichkeiten und jeder bringt seinen Background mit ein. Die großen Live-Alben dieser Aera haben uns auf jeden Fall auch geprägt, ob von MUDDY WATERS, JAMES BROWN, AC/DC, HOWLIN' WOLF, SLY & THE FAMILY STONE oder PRINCE.

Was war die ursprüngliche Motivation für Dich/Euch, Musik zu machen?
In einer Band zu spielen ist so ähnlich, wie in einer Jugend-Gang zu sein. Da ist die ständige Suche nach neuen Sensationen ... und [Lacht schallend!] ... wir merkten schnell, dass wir mehr Chancen bei den Mädchen hatten, wenn wir auf der Bühne spielten.

Die Triebfeder eines jeden Musikers, hahaha! Erzähl' einmal: Wie ist JESUS VOLT entstanden?

Wir fingen Ende 1998 als Trio an - Gitarre, Bass und Vocals, also noch keine Drums. Es war ein recht offenes Projekt: Manchmal spielten wir mit einem Drummer, dann wieder mit zwei oder drei Gitarristen, gelegentlich auch mit einem Drum-Computer. Seit wir aber unser erstes Album eingespielt haben, sind wir mit diesem Line-up unterwegs, abgesehen vom Bassisten...

Ist der Name JESUS VOLT nicht vielleicht etwas blasphemisch? [*fg*] Vielleicht war das Unwetter am Ende der Saarbrücker Show sogar ein Wutanfall des Allmächtigen persönlich?
Sooo? Ist der Name etwa blasphemisch? [Grinst zurück!] Wir waren glücklich, dass es trotz des schlechten Wetters während des ganzen Gigs nicht geregnet hatte. Ich denke also, dass der Allmächtige  -zumindest an diesem Sonntag-  auf unserer Seite war.

Was bedeuten eigentlich Eure Nicknames: Lord Tracy, El Tao, Magic Doudous und Julienass?

"Julienas" ist ein französischer Wein, den wir wirklich mögen...

Yep, ein Beaujolais Cru - sehr fruchtig...
Ich sehe, Du kennst Dich aus. "Tao" bezieht sich auf den Taoismus, "Doudous" ist des Drummers Nachname ["Magic" erklärt sich von selbst] und "Lord Tracy" war der Nickname meiner Mutter, als sie in den 70ern als Schauspielerin agierte.

Ich habe Euch erstmals 2005 beim ROCKPALAST mit JOE BONAMASSA gesehen... Was hat sich seitdem bei Euch verändert?
Hauptsächlich die Bassisten.... [lacht!] Wir haben seitdem dreimal gewechselt, bis wir "Julienass" gefunden haben. In dieser Besetzung sind wir  -glaube ich-  stärker als jemals zuvor.

Gibt es einen Gig, den Du unbedingt noch einmal spielen willst?
Klar, eine ganze Menge. Die Einen, weil sie nicht gut waren - die Anderen weil sie höllisch gut waren...

In meinem Konzertbericht schrieb ich sinngemäß: Ihr seid die französische Antwort auf ZZ TOP. Kannst Du das bestätigen?
Ich denke nicht so. Natürlich mögen wir ZZ TOP und wir haben ganz sicherlich Einflüsse adaptiert, vor allem ihre Art, sich dem Blues-Zeugs zu nähern. Sie spielen aber mehr relaxt - wir dagegen sind wirklich die pure Energie des Rock'n'Roll. [Wie wahr, Xavier!] Wir haben weitergehende Einflüsse wie HipHop, Electro oder New Wave - die findest Du bei ZZ TOP nicht.

Unbedingt wollen wir wissen, wie es zu der Idee kam, eine Talk-Box auf der Bühne zu benutzen - um damit die Stimme zu verfremden?  Dieser experimentelle Einsatz ist sehr innovativ!
Die Idee kam von anderen Blues-Harpern, nur nutze ich diese Effekte auch gerne für meine Stimme. Es ist ein JT 30 Mikrophon, dass an einen Fender Bassman Amp angeschlossen ist. Dazwischen sind Echo- und Halleffekte sowie ein Tremolo-Pedal geschlossen. Weißt Du, ich bin kein Harp-Virtuose, deshalb versuche ich auf diese Weise meinen eigenen Sound zu finden. Ich mag mehr diese atmosphärischen Sounds anstatt der "big ones".

Was Dir auch bestens gelingt... und welche Harp bevorzugst Du?
Die Hohner Special 20 Serie, wie sie viele andere Harper ebenfalls benutzen. Solide und einfach zu spielen...

Auch "El Tao's" Gibson Acoustic ist eine ungewöhnliche Wahl. Wie schafft er es, dass diese Gitarre derart "elektrisch" klingt?
Als wir mit JESUS VOLT anfingen, wussten wir, dass wir elektrische und akustische Instrumente nutzen wollten - aber in einer völlig neuen Art und Weise. Mr. Tao kaufte sich damals eine elektrisch abgenommene Acoustic-Yamaha, aber es klang nicht so, wie wir es wollten. So versuchte er es mit einem billigen Micro von Clayton (15 €uro), schaltete das Mic des Yamaha ab und spielte diese dann über einen Marshall JMP 800, der mit einem Fender Twin Reverb Amp gekoppelt war. Die meisten Gitarristen, die zu unseren Shows kommen, glauben, dass er Distortion-Pedals benutzt, um diesen Ton hinzubekommen - das ist falsch. Es ist lediglich die Kombination aus dem Clayton-Mic und den Amps, die diesen "crunchy" Sound hervorbringt. Natürlich nutzt Mr. Tao auch Pedal-Effekte wie Tremolo, Delay und Whammy, aber das hat nichts mit der Soundbasis zu tun.

Das wird unsere Gitarrenfreaks in der Leserschaft brennend interessieren.  Themenwechsel: Wie kam es zu dem neuerlichen Besetzungswechsel am Bass? Wie seid Ihr auf "Julienass" aufmerksam geworden?
Ich spielte einen Gig im Pariser Hardrock Café mit einem Gitarristen, der ihn seit langem kennt. Ich brauchte damals einen Bassisten für dieses Side-Project, so brachte er "Julienass" und mich zusammen. Wir haben wirklich viel getrunken in dieser Nacht... [lacht!] und kamen zur Einsicht, dass wir bestens zusammenpassen. Nachdem "Mr. O" sich entschlossen hatte, nach "Hallelujah Motherfuckers" auszusteigen, nahm ich "Julinenass" hinüber zu JESUS VOLT.

Welche Pläne habt Ihr für die nähere Zukunft? Eine Tour? Ein Studioalbum?
Wir werden das ganze Jahr über auf Tour sein, wohl bis in 2010 hinein. Zwischendurch komponieren wir gerade neues Material und hoffen, dass sich eine Veröffentlichung für das Frühjahr 2010 realisieren lässt.

Die unvermeidliche Frage zum Schluss. Hand auf’s Herz: Liest Du eigentlich Rezensionen und Konzertberichte in Magazinen? ...und sag' jetzt bloß nichts Falsches ;-))
Klar, das tue ich. Leider spreche ich kein Deutsch, sodass ich nie genau weiß, ob es letztendlich gute oder schlechte Rezensionen in den deutschen Zeitschriften sind. Ein paar Sätze haben sich eingeprägt, aber ich glaube kaum, dass Du die hier drucken würdest... [Lacht!]

Positive Konkurrenz belebt immer das Geschäft... ;-)) Es war uns eine Ehre, Eure Lordschaft befragen zu dürfen. Vielen Dank dafür, Lord Tracy!
See you on the road!

 

Steve Braun (Info)
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