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Interview mit Agathodaimon (16.04.2009)

Agathodaimon
Ganze fünf Alben wurden schon von AGATHODAIMON veröffentlicht, doch der große Durchbruch blieb bei den Rheinländern bisher aus. Mitbegründer Sathonys machte uns klar, warum gerade der kürzlich erschienene "Phoenix" Erfolg bringen könnte.

Hallo Sathonys! Schön, dass ich die Möglichkeit habe, dieses Interview mit dir zu machen.
AGATHODAIMON ist auf den ersten Blick ein etwas verwirrender Bandname. Erklär doch mal, was er bedeutet und wie ihr auf diesen Namen gekommen seid.
 
Verflucht, bei diesem Thema könnte ich vermutlich ganze Romane schreiben. Ich versuche, es kurz abzuhandeln; der Name an sich kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "guter Geist". Allerdings stammt der Name aus einer Zeit, als selbst Dichter Homer die Götter noch als "Daimones" bezeichnete, eine klare Trennung zwischen Gut und Böse existierte noch nicht. Wir wählten den Namen unter anderem als kleine Abgrenzung zu dem Extrem-Trend, welcher damals in der Black-Metal-Szene umging. Wir wollen zwar die düsteren Seiten in der Musik ausleben, aber nicht vorgeben, nur Tierblut zu trinken und in einer Holzhütte im Wald zu hausen. Der wichtigste Aspekt allerdings bezieht sich auf das so genannte Rätsel des "Agathodaimon", ein Zahlenrätsel, von dem gesagt wird, dass derjenige göttliche Weisheit erlangt, der es zu lösen vermag. Allerdings ist es in Altgriechisch verfasst und eine genaue Übersetzung heutzutage nicht mehr möglich, weshalb es ein unmögliches Unterfangen darstellt. Dennoch haben sich viele Gelehrte über die Jahrhunderte daran versucht, und für uns ist es ein Symbol dafür, nach Perfektion zu streben, selbst wenn diese nicht immer erreichbar ist. Beispielsweise in der Musik, denn das Rezept für einen perfekten Song gibt es glücklicherweise nicht – dennoch kann man versuchen, diesem nahe zu kommen.

Agathodaimon - Phoenix_Cover
Zwischen "Phoenix" und "Serpent's Embrace" liegen ganze fünf Jahre. Habt ihr tatsächlich die Zeit fürs Songwriting gebraucht oder gibt es einen anderen Grund für die lange Pause?
 
Nun, der Hauptgrund waren die Besetzungswechsel, die einiges an Zeit gekostet haben. Allein der Sängerposten war schon eine langwierige Aufgabe für sich. Nach Akaias’ Ausstieg hatten wir mit Jonas Iscariot einen Sänger gefunden, aber aufgrund Zeitmangels und zu großem Arbeitspensum seinerseits hatte die Zusammenarbeit leider nicht funktioniert. Die Besetzungswechsel waren eine Zeitlang sehr frustrierend. Gerade denkt man, die Band ist wieder komplett, und kurze Zeit später muss man erneut Nachfolger suchen. Das ist leider immer ein langwieriger Prozess, weil es nicht nur darum geht, einen fähigen Musiker, sondern auch einen Typ zu finden, mit dem man untereinander auskommt und der sich auch auf menschlicher Ebene in die Band integriert.

Sänger Ashtrael ist ja noch nicht lange dabei. Wie habt ihr ihn kennengelernt und wann war es euch klar, dass er euer neuer Vokalist wird?
 
Nachdem unser alter Sänger Akaias den Entschluss traf, nach Norwegen umzusiedeln, hatten wir nach einiger Zeit mit Jonas Iscariot einen Ersatz gefunden, mussten aber nach etwa einem Jahr einsehen, dass es mit der Zusammenarbeit nicht klappt, weil Jonas zu sehr mit anderen Dingen zeitlich eingespannt war. Ashtrael hatten wir bei weiteren Auditions kennengelernt und mehrfach angetestet. Nach Testaufnahmen und gemeinsamen Proben haben wir uns für ihn entschieden. Er ist stimmlich zum Einen nahe am Stil von Akaias, ist zum Anderen aber noch eine ganze Ecke flexibler und hat auch einen Großteil der cleanen Vocals eingesungen.

Woher nehmt ihr die Inspiration für neue Songs?
 
Gute Frage. Inspiration kann man nicht herbeirufen, und ich bin nicht sicher, ob man sie überhaupt in Worte fassen kann. Songs kann man aus meiner Sicht ebenso nicht erzwingen, die Stimmung muss passen, und die Chemie innerhalb der Band. 
Beeinflusst wird man sicher von diversen Quellen, mal mehr, mal weniger bewusst, allerdings versuchen wir es zu vermeiden, uns an anderen Bands zu orientieren. Aber da jeder von uns teilweise andere musikalische Vorlieben besitzt, ist das Endresultat hoffentlich immer abwechslungsreich genug.

Arbeitet ihr schon am nächsten Album oder gibt es derzeit andere Prioritäten?
 
Hey, "Phoenix" ist ja noch nicht einmal einen Monat auf dem Markt *lacht*.  Momentan versuchen wir gerade, noch einige Gigs bzw. Touren für Sommer und Herbst zu planen. Aber die ersten Ideen für das nächste Album werden wir natürlich baldmöglichst angehen, um nicht erneut eine solch lange Pause zu haben.

Ihr habt ja vor kurzem in Stuttgart, Essen und Köln gespielt und werdet demnächst auch in Frankreich auf dem "Underground Metal Fest" zu sehen sein. Habt ihr sonst noch irgendwelche Konzerte in diesem Jahr angepeilt?
 
Wir versuchen für Sommer oder Herbst ein oder zwei kleine Touren anzupeilen, und natürlich noch ein paar Festivals mitzunehmen, speziell im Ausland. Aber auch für Deutschland werden noch einige folgen, unter anderem das "Zabbaduschder-Festival".

Wie sieht es bei euch privat aus, geht ihr auch als Besucher gern auf Festivals?
 
Ehrlich gesagt, eher weniger. Ich spreche da zwar nur für mich, aber ich bin eher der passionierte Clubgänger, der seine favorisierte Band unter guten Bedingungen mit ordentlichem Soundcheck und Lichtanlage sehen will. Bei Festivals gehen die meisten Bands zwangsweise ohne Soundcheck bei Sonnenlicht und mit kurzer Spielzeit auf die Bühne, da ist die Atmosphäre nicht mit einem anständigen Clubgig zu vergleichen. Und gerade bei großen Festivals habe ich oftmals das Gefühl, dass die Musik vergleichsweise eine zweitrangige Rolle spielt und eher Party und Saufen im Vordergrund steht. Natürlich nichts Schlechtes, aber ich bin da etwas old-school und primär wegen der Musik dort. Und rege mich dann darüber auf, dass meist gerade diejenigen Bands zur selben Zeit auf verschiedenen Bühnen spielen, die ich gern sehen würde *lacht*. Dennoch bin ich eigentlich fast jedes Jahr auf Festivals wie "Full Force", "Summer Breeze" und "Wacken" unterwegs, es spielen einfach zu viele Bands, die man nicht verpassen will. Dennoch, einen tollen Clubgig kann ein Festival nicht ersetzen.

Henning Seidt (Info)
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