YELLOWCARD | European Tour 2024
BETH HART LANXESS ARENA KÖLN 2024
DEEP PURPLE: 1 More Time Tour 2024
ARCH ENEMY + IN FLAMES: Co-Headline Tour 2024
ALICE COOPER | Too Close To Comfort Tour 2024
Partner
Services
Statistiken
Wir
Interview mit Corsair (23.07.2012)
CORSAIR sind mit ihrem Mix aus Proto-Metal und Progressive Rock in jeder Hinsicht himmlisch. Kauft ihre Scheiben am besten gleich im Dutzend, damit Marie und Paul, die sich im Interview sehr auskunftsfreudig zeigen, die Weltherrschaft übernehmen können …
Wieso eröffnet ihr mit einem Instrumental namens „Agathyrsi“? So nannte man einen Teil der Skythen, frühe Bewohner des heutigen Transsylvaniens …
Paul: Ich habe über dieses Volk gelesen, als ich mich durch Herodots Historien kämpfte, der es erwähnte. Dieses Werk ist ein echter Wälzer, aber ich schaffte es nur bis zu Seite 237. Wenn ich mich richtig erinnere, färbten sie ihre Haare blau, und auch die Frauen waren verbissene Fighter mit Tätowierungen – cool, nicht wahr?
Und worin besteht die Verbindung zu eurer Musik?
Wir wollten durch die Wahl der Akkorde und Tonfolgen den Eindruck erwecken, der Hörer befinde sich auf einer spannenden Reise. Es heißt, die Agathyr hätten ihre Gesetze regelmäßig gesungen, um sie nicht zu vergessen, und genau dies drückt der Song aus: er erzählt mittels ungewöhnlich arrangierter Gitarren eine schwierige und gefährliche Reise.
Wer ist „Chaemera“, eine verunglimpfte Chimäre?
Marie: So ungefähr; es handelt sich um eine personifizierte Chimäre, wenn du so willst. Ich fasse sie als missverstandenes Monster auf, das unbedingt akzeptiert werden will, nicht gefürchtet, doch alle Menschen meiden es, weshalb Chaemera Hass entwickelt und aggressiv wird. Eine Chimäre ist eine Löwin mit einem Schlangenschwanz sowie einer Ziege, die aus ihrem Rücken wächst. Ich ließ ihr ein Paar Flügel angedeihen, damit sie sich zumindest in die Lüfte flüchten kann. Bei ihr handelt es sich definitiv um eine genetische Missbildung, die sowohl abstoßend wirkt als auch hartherzig. Gleichzeitig ist sie aber auch neugierig und legt Potenzial an den Tag, sich zu verändern. Plinius der Ältere sprach schon von Chimaira, einem Gebirge in Südostasien, aus dessen Gestein permanent Flammen stieben. So kam ich auf die Idee, das Geschöpf sei aus dem magmatischen Wust eines brodelnden Vulkans entstanden und suche die Länder heim, die es überfliegt, verbrenne und zerstöre alles widerwillig, weil sie sich nicht anders helfen kann.
Wie entscheidet ihr, wer was singt?
Marie: Das hängt davon ab, wer will und eine konkrete Vorstellung von den Vocals hat, wer den Text schreibt oder eine erste Melodielinie. Ich konzentriere mich beim Komponieren nicht auf den Gesang und tue mich demnach umso schwerer, etwas Zufriedenstellendes auf die Reihe zu bekommen. Deswegen bleibt der Gesang zumeist bei Jordan oder Paul hängen, ob sie wollen oder nicht.
In „Gryphon Wing“ singt letzterer, und wieder verwendet ihr das Fliegermotiv beziehungsweise Luft als Metapher – aber nicht nur die „air“ in CORSAIR, oder?
Paul: Generell bemühen wir uns um Musik, die Kopfkino heraufbeschwört. Jeder Mensch sehnt sich danach, von irgendetwas frei zu sein, und sowohl dies als auch Schönheit sind Zustände, die wir mit dem, was wir tun, unbedingt ausdrücken wollen.
Worum ging es euch in „Mach“. Mir fällt wiederum nur die Mach-Zahl aus, die erneut an den Himmel gemahnt.
Paul: Ehrlich gesagt ist der Name eine Hommage an den Film „Spinal Tap“. Nigel Tufnel beschreibt sein Pianostück „Lick My Love Pump“ darin als Kreuzung zwischen Mozart und Bach, also „Mach“. Zudem gefiel uns der Titel, weil er triumphal und ehrbar klingt, womit auch die Stimmung des Lieds vorgegeben war.
In „Kings And Cowards“ scheint ihr bedauern darüber auszudrücken, dass es keine Helden gibt, wie sie in Märchen und Legenden erzählt werden …
Paul: Es geht nichts über eine zünftige Heldenstory.
Marie: Paul hat Recht, und du auch. Zudem besteht der Gedanke, dass Könige wie Feiglinge nur vorübergehende Erscheinungen sind, denn solche Menschen können sich jeweils zum Guten oder Schlechten verändern, entweder übernimmt man Verantwortung, beweist Umsicht und wird kreativ, oder man beginnt, ein destruktives, verletzendes und bedrohliches Verhalten an den Tag zu legen.
Angesichts eurer Bildersprache allgemein scheint ihr einen Hang zu Fantasy und Sciencefiction zu haben. Werft doch mal ein paar empfehlenswerte Autorennamen ins Rund.
Marie: Ich habe viel Mythologie gelesen und kann nicht genug von guten Erzählungen bekommen. Mit Ray Bradbury kenne ich mich auch ein wenig aus, doch meistens verschlinge ich nicht fiktionale Texte und nur ein bisschen Fantasy – George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ und natürlich „Der Herr der Ringe“ von Tolkien oder die Trilogie „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins“, die ja eigentlich eher etwas für jüngere Menschen ist. Im Grunde genommen lese ich alles, was mein Interesse weckt. Vermutlich versetze ich mich mit dieser Mischung aus Abenteuergeschichten mit Helden und Monstern beziehungsweise zumindest für mich kälteren Texten, die sich mit der nüchternen Realität von Politik, Umweltverschmutzung und sozialen Spannungen auseinandersetzen, in die passende Stimmung, um Songs für CORSAIR zu schreiben.
„The Desert“ sticht wegen deines Gesangs heraus, klingt aber auch stilistisch anders, nämlich ein wenig nach Post Rock. Wie kommt das?
Marie: Das harte Riff später im Stück stammt von Paul. Wir spielten eine Weile damit herum, aber ich tat mich schwer damit und wünschte mir eine sachte und zu gleich abenteuerlichere Hinführung dazu. Während wir die Scheibe aufnahmen, setzte ich mich mit meiner Gitarre hin, spielte dieses schlichte, zarte Motiv ein und baute darauf auf. Der Titel half mir dabei, im Geiste eine Reise durch eine Einöde aus Eis anzutreten, in der gefährliche Geschöpfe lauern, etwa wie in „Der Wüstenplanet“. Irgendwann kriechen sie alle hervor und verschlingen die Menschen. Ich versuchte, mir das genaue Gegenteil all dessen vorzustellen, was man gemeinhin mit Wüsten verbindet. Die Gitarrenspuren zu Beginn sind praktisch mehrere Farbschichten, die für diese Klanglandschaft übereinandergelegt wurden. Klingt komisch, aber so etwas in der Art schwebte mir vor.
Was gibt es Szene-intern aus Virginia zu berichten? Valkyrie scheinen eure Brüder im Geiste zu sein.
Marie: Hier gibt es eine Menge kraftvoller und origineller Bands. Was harten Stoff betrifft, darf man Earthling aus Harrisonburg nicht vergessen, gute Freunde von uns. Wir unterstützen uns gegenseitig, und sowohl ich als auch Jordan spielen Bass beziehungsweise Leadgitarre für die poppigen Borrowed Beams Of Light, die etwas nach den Kinks klingen. Adam Brock trommelt für Invisible Hand, eine weitere und eher psychedelische Band mit griffigen Riffs, die es mir angetan hat. Hier spielt sich alles auf lokaler Ebene ab, umso mehr natürlich in Charlottesville. Virginia ist wahrscheinlich ein Musikerstaat oder so.
Ihr erweist euch als umweltfreundliche Band, wie ihr mit der geschmackvollen Verpackung eurer CDs beweist. Wären da nicht MP3s die perfekte Wahl als schonendes Medium?
Marie: Klar, eindeutig, aber die Leute verlangen eben nach etwas Greifbarem. Vorerst sind CDs die beste Wahl, da wir sie selbst herstellen können und dabei recycelbares Material verwenden, ohne zu tief in die Tasche zu greifen. Vinyl, das wir auch gerne machen möchten, ist uns noch zu teuer, und das Gros der Fans wird sich die Scheibe vermutlich ohnehin saugen, wer weiß? Ich hätte am liebsten beides.
Also, ich würde eine Platte kaufen, bis die Tage!
Andreas Schiffmann
(Info)
Wieso eröffnet ihr mit einem Instrumental namens „Agathyrsi“? So nannte man einen Teil der Skythen, frühe Bewohner des heutigen Transsylvaniens …
Paul: Ich habe über dieses Volk gelesen, als ich mich durch Herodots Historien kämpfte, der es erwähnte. Dieses Werk ist ein echter Wälzer, aber ich schaffte es nur bis zu Seite 237. Wenn ich mich richtig erinnere, färbten sie ihre Haare blau, und auch die Frauen waren verbissene Fighter mit Tätowierungen – cool, nicht wahr?
Und worin besteht die Verbindung zu eurer Musik?
Wir wollten durch die Wahl der Akkorde und Tonfolgen den Eindruck erwecken, der Hörer befinde sich auf einer spannenden Reise. Es heißt, die Agathyr hätten ihre Gesetze regelmäßig gesungen, um sie nicht zu vergessen, und genau dies drückt der Song aus: er erzählt mittels ungewöhnlich arrangierter Gitarren eine schwierige und gefährliche Reise.
Wer ist „Chaemera“, eine verunglimpfte Chimäre?
Marie: So ungefähr; es handelt sich um eine personifizierte Chimäre, wenn du so willst. Ich fasse sie als missverstandenes Monster auf, das unbedingt akzeptiert werden will, nicht gefürchtet, doch alle Menschen meiden es, weshalb Chaemera Hass entwickelt und aggressiv wird. Eine Chimäre ist eine Löwin mit einem Schlangenschwanz sowie einer Ziege, die aus ihrem Rücken wächst. Ich ließ ihr ein Paar Flügel angedeihen, damit sie sich zumindest in die Lüfte flüchten kann. Bei ihr handelt es sich definitiv um eine genetische Missbildung, die sowohl abstoßend wirkt als auch hartherzig. Gleichzeitig ist sie aber auch neugierig und legt Potenzial an den Tag, sich zu verändern. Plinius der Ältere sprach schon von Chimaira, einem Gebirge in Südostasien, aus dessen Gestein permanent Flammen stieben. So kam ich auf die Idee, das Geschöpf sei aus dem magmatischen Wust eines brodelnden Vulkans entstanden und suche die Länder heim, die es überfliegt, verbrenne und zerstöre alles widerwillig, weil sie sich nicht anders helfen kann.
Wie entscheidet ihr, wer was singt?
Marie: Das hängt davon ab, wer will und eine konkrete Vorstellung von den Vocals hat, wer den Text schreibt oder eine erste Melodielinie. Ich konzentriere mich beim Komponieren nicht auf den Gesang und tue mich demnach umso schwerer, etwas Zufriedenstellendes auf die Reihe zu bekommen. Deswegen bleibt der Gesang zumeist bei Jordan oder Paul hängen, ob sie wollen oder nicht.
In „Gryphon Wing“ singt letzterer, und wieder verwendet ihr das Fliegermotiv beziehungsweise Luft als Metapher – aber nicht nur die „air“ in CORSAIR, oder?
Paul: Generell bemühen wir uns um Musik, die Kopfkino heraufbeschwört. Jeder Mensch sehnt sich danach, von irgendetwas frei zu sein, und sowohl dies als auch Schönheit sind Zustände, die wir mit dem, was wir tun, unbedingt ausdrücken wollen.
Worum ging es euch in „Mach“. Mir fällt wiederum nur die Mach-Zahl aus, die erneut an den Himmel gemahnt.
Paul: Ehrlich gesagt ist der Name eine Hommage an den Film „Spinal Tap“. Nigel Tufnel beschreibt sein Pianostück „Lick My Love Pump“ darin als Kreuzung zwischen Mozart und Bach, also „Mach“. Zudem gefiel uns der Titel, weil er triumphal und ehrbar klingt, womit auch die Stimmung des Lieds vorgegeben war.
In „Kings And Cowards“ scheint ihr bedauern darüber auszudrücken, dass es keine Helden gibt, wie sie in Märchen und Legenden erzählt werden …
Paul: Es geht nichts über eine zünftige Heldenstory.
Marie: Paul hat Recht, und du auch. Zudem besteht der Gedanke, dass Könige wie Feiglinge nur vorübergehende Erscheinungen sind, denn solche Menschen können sich jeweils zum Guten oder Schlechten verändern, entweder übernimmt man Verantwortung, beweist Umsicht und wird kreativ, oder man beginnt, ein destruktives, verletzendes und bedrohliches Verhalten an den Tag zu legen.
Angesichts eurer Bildersprache allgemein scheint ihr einen Hang zu Fantasy und Sciencefiction zu haben. Werft doch mal ein paar empfehlenswerte Autorennamen ins Rund.
Marie: Ich habe viel Mythologie gelesen und kann nicht genug von guten Erzählungen bekommen. Mit Ray Bradbury kenne ich mich auch ein wenig aus, doch meistens verschlinge ich nicht fiktionale Texte und nur ein bisschen Fantasy – George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ und natürlich „Der Herr der Ringe“ von Tolkien oder die Trilogie „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins“, die ja eigentlich eher etwas für jüngere Menschen ist. Im Grunde genommen lese ich alles, was mein Interesse weckt. Vermutlich versetze ich mich mit dieser Mischung aus Abenteuergeschichten mit Helden und Monstern beziehungsweise zumindest für mich kälteren Texten, die sich mit der nüchternen Realität von Politik, Umweltverschmutzung und sozialen Spannungen auseinandersetzen, in die passende Stimmung, um Songs für CORSAIR zu schreiben.
„The Desert“ sticht wegen deines Gesangs heraus, klingt aber auch stilistisch anders, nämlich ein wenig nach Post Rock. Wie kommt das?
Marie: Das harte Riff später im Stück stammt von Paul. Wir spielten eine Weile damit herum, aber ich tat mich schwer damit und wünschte mir eine sachte und zu gleich abenteuerlichere Hinführung dazu. Während wir die Scheibe aufnahmen, setzte ich mich mit meiner Gitarre hin, spielte dieses schlichte, zarte Motiv ein und baute darauf auf. Der Titel half mir dabei, im Geiste eine Reise durch eine Einöde aus Eis anzutreten, in der gefährliche Geschöpfe lauern, etwa wie in „Der Wüstenplanet“. Irgendwann kriechen sie alle hervor und verschlingen die Menschen. Ich versuchte, mir das genaue Gegenteil all dessen vorzustellen, was man gemeinhin mit Wüsten verbindet. Die Gitarrenspuren zu Beginn sind praktisch mehrere Farbschichten, die für diese Klanglandschaft übereinandergelegt wurden. Klingt komisch, aber so etwas in der Art schwebte mir vor.
Was gibt es Szene-intern aus Virginia zu berichten? Valkyrie scheinen eure Brüder im Geiste zu sein.
Marie: Hier gibt es eine Menge kraftvoller und origineller Bands. Was harten Stoff betrifft, darf man Earthling aus Harrisonburg nicht vergessen, gute Freunde von uns. Wir unterstützen uns gegenseitig, und sowohl ich als auch Jordan spielen Bass beziehungsweise Leadgitarre für die poppigen Borrowed Beams Of Light, die etwas nach den Kinks klingen. Adam Brock trommelt für Invisible Hand, eine weitere und eher psychedelische Band mit griffigen Riffs, die es mir angetan hat. Hier spielt sich alles auf lokaler Ebene ab, umso mehr natürlich in Charlottesville. Virginia ist wahrscheinlich ein Musikerstaat oder so.
Ihr erweist euch als umweltfreundliche Band, wie ihr mit der geschmackvollen Verpackung eurer CDs beweist. Wären da nicht MP3s die perfekte Wahl als schonendes Medium?
Marie: Klar, eindeutig, aber die Leute verlangen eben nach etwas Greifbarem. Vorerst sind CDs die beste Wahl, da wir sie selbst herstellen können und dabei recycelbares Material verwenden, ohne zu tief in die Tasche zu greifen. Vinyl, das wir auch gerne machen möchten, ist uns noch zu teuer, und das Gros der Fans wird sich die Scheibe vermutlich ohnehin saugen, wer weiß? Ich hätte am liebsten beides.
Also, ich würde eine Platte kaufen, bis die Tage!