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Interview mit Velvet Elvis (26.02.2013)
Noch einmal zur Erinnerung an das fabelhafte Vinyl-only-Album dieser Band, die eure Herzen im Sturm erobern sollte ...
Ihr macht euch auf abgegrastem Feld der Originalität schuldig. Verteidigt euch.
Letztlich beruht die Entstehung der Band auf Zufällen, mit denen niemand von uns rechnete, und genauso wenig hätten wir gedacht, so gut miteinander zu harmonieren. Jeder von uns hat vor VELVET ELVIS in mehreren anderen Gruppen gespielt, aber jeweils für sich gedacht, wenn er die anderen sah: Mann, könnten wir bloß etwas zusammen machen. Wir kommen alle von verschiedenen stilistischen Baustellen, was unsere eigene Musik frisch hält, und tragen auch ausnahmslos zum Songwriting bei. Jedes Stück ist also ein Konglomerat der Ideen aller Bandmitglieder. Auch wenn es dabei mitunter kracht, sind wir dicke Freunde und schaffen es am Ende irgendwie, die Musik stimmig klingen zu lassen. Anders würde ein Bandgefüge auch gar nicht funktionieren.
Rührt euer Name von dem Film her?
Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns ihn gesehen hat. Vielmehr handelt es sich um einen Bezug zu einem Bild Elvis Presley, gemalt eben auf Samt.
Wie seid ihr auf die bekloppte Idee in "Nexus 666" gekommen, von wegen lesbische Androiden und so?
Natürlich über Philip K. Dicks "Blade Runner"-Stoff aus "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?", wo das "Auslaufmodell allerdings "Nexus-6" hieß.
Wie entscheidet ihr, wer wann singt?
Karrah ist im Laufe der letzten anderthalb Jahre mehr oder weniger zu unserer Frontfrau geworden. Meistens schreiben wir Riffs gemeinsam und arbeiten die Strukturen auch im Verbund aus. Texte und Melodien stehen hintan. Erstere verfasst Karrah, wodurch sich auch die Gesangslinien ergeben, und alles weitere ergibt sich von selbst.
Jammt ihr mehr mit dem Bauch, oder komponiert ihr aus dem Kopf heraus?
Eigentlich beides. Proben beginnen wir oft mit Herumlärmen, wobei sich manchmal coole Riffs herauskristallisieren, die wir zu Songs stricken können. Wir nehmen uns selbst auf und versuchen später, etwas aus dem Material zu ziehen, aber einige Songs wurden auch strikt von vorne bis hinten von einem Mitglied fertiggestellt, damit die übrigen jeweils ihren Teil zum Gelingen beitragen können. Das Ergebnis ist definitiv immer ein Zeugnis unserer Zusammenarbeit.
Ihr jongliert oft mit Zauberern und allerlei anderem Fantasy-Kram. Bezieht ihr euch damit auf genaue Vorlagen?
Unter anderem wohl die Story über Tom Dooley, die auch zum Folk-Standard wurde. Wir haben den Text aber ein wenig für unsere Bedürfnisse angepasst und fantastischer beziehungsweise satanischer wirken lassen. Der "black-tongued man" ist in diesem Fall der Teufel selbst.
"Big Game Hunt" erwähnt das Fort Alamo, aber ihr scheint euch damit weder auf den Film-Stoff noch sonst etwas zu beziehen ...
Wie meistens bei unseren Liedern liegt dem Text etwas Konkretes zugrunde, das wir dann aber verfremden und weiterspinnen, bis es kaum mehr etwas mit dem Ausgangsstoff zu tun hat. Die Lyrics entwickeln also ein Eigenleben. Für "Big Game Hunt" schwebten mir humanoide Werwölfe aus dem All vor, die durch die Zeit ziehen auf der Suche nach Liebe und dabei morden. Das klingt natürlich erst einmal ziemlich bescheuert, also bezog ich mich aufs Alamo, um die Story ein wenig zu erden.
Wer sind denn die wilden Stammesleute in "Tribal Rape"?
Wir Amerikaner.
"Rattleskin Boots" handelt vom ...?
... Vögeln, denn VELVET ELVIS stehen auf schmutzigen Blues.
In "Toothless Moon" habt ihr dann eine "painted lady" neben der Jungfrau Maria stehen; wie passt das zusammen?
In unserer westlichen Gesellschaft lässt es sich kaum vermeiden, christliche Werte dem Heidentum gegenüberzustellen, wenn man Symbole und Moralvostellungen anspricht, weil alles irgendwie miteinander vermischt zu sein scheint. Wir wollen diesen Rahmen sprengen und den Hörer zum eigenständigen Denken anregen.
Warum ist "Brass Tracks" nur ein Bonustrack?
"Let’s get down to brass tacks" ist eine Redewendung hier in den Staaten und bedeutet, dass man zur Sache kommen soll. Das Ding passte nicht mehr auf die LP, also musste es als Download herhalten, weil wir es dennoch veröffentlichen wollten.
Wollt ihr weiterhin unabhängig von Labels bleiben - oder was würdet ihr für eine bessere Breitenwirkung opfern?
Jobs, Wohnungen und Geld. Unsere künstlerische Integrität bewahren wir uns dabei jedoch. Es wäre schön, ein etwas größereres Label für unser nächstes Album zu finden, ob hier oder in Europa. Die neuen Songs produzieren wir gerade in Nashville. Der beste Weg, mehr Wirkung in der Breite zu erzielen, ist meiner Ansicht nach kreative Freiheit: Nur dadurch machst du auf dich aufmerksam. Wenn du einen hohen Ausstoß hast, wird man unweigerlich Notiz von dir nehmen.
Was für eine Art von Label ist Cae-sur-a genau?
Sie veröffentlichen vor allem Tapes und sind in Rochester in New York angesiedelt. Cory Card und Jennifer Marquat stecken dahinter, zwei wirklich tolle Menschen, die sich auf Noise und andere Obskuritäten spezialisiert haben They do mostly tape releases of noise bands and other obscure artists. "In Deep Time" ist ihr erstes Vinyl. Die beiden haben es auch bei Indie-Radiosender und verschiedenen Blogs beworben, leisten also ganze Arbeit für uns. Wir suchen noch einen Vertrieb in Europa.
Ihr habt es gehört, liebe Label-Spürhunde in Deutschland!