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Interview mit King Howl Quartet (30.01.2013)

King Howl Quartet

Gibt es das: Gott verneinenden Blues? Lesen und Staunen mit Sänger Diego und Drummer Dam ... (Foto: Elena Cabitza)

Wie habt ihr zueinander gefunden, und was macht KING HOWL zu etwas Besonderem?

Dam : Ich lernte Diego bei einem Konzert seiner Band THE GIANNIES kennen, nach welchem wir miteinander gejammt haben. Monate später rief er mich an und fragte, ob ich mich ihm in einer Blues-Combo anschließen wolle. Ich machte schon etwas zusammen mit unserem jetzigen Gitarristen Marco, also nahm ich ihn gleich mit, und Basser Massimiliano blieb uns fast ein Jahr lang treu, bevor Ale in ablöste. Wir kommen aus unterschiedlichen Genres, sei es Funk, Punk oder Metal, und ich glaube genau das macht unseren eigenen Sound aus ... das und Bier, mit dem wir eben etwas Besonderes werden.

Wie gestaltete sich die Initialzündung eurer persönlichen Musiker-Karrieren?

Dam: Jeder Musiker spielt sein Instrument im Idealfall deshalb, weil er etwas sagen will und es damit am besten ausdrücken kann. Wir improvisieren häufig, und daraus entstehen unsere Arrangements. was die Texte angeht, so inspriert uns der Alltag dazu.

Sardinien ist nicht gerade der musikalische Nabel der Welt, oder?

Diego: Aber hier gibt es viele gute Bands. Als Band von einer Insel hat man es unterdessen nicht leicht, auf Tournee zu gehen oder überhaupt nur ein wenige weiter auszuschweifen. Dennoch haben es einige Gruppen von hier zu internationalem Renomée gebracht, ob sie Hardcore, Garage Punk oder schlichten Rock spielen, rappen oder Metal machen. Unser Ländchen brummt vor Musik!

"Mornin'" klingt für mich so, als wolltet ihr eine positive Botschaft verbreiten und zum Kampf für das Gute aufrufen ...

Diego: Ja, wobei das Gute mit Sardinien gleichzusetzen ist. "Mornin'" ist dem Land gewidmet, ein Blues auf einen "neuen Tag" mit unseren sardinischen Brüdern. Wir leben in einem Naturparadies, bloß muss sich hier ein gewaltiger gesellschaftlicher Wandel vollziehen, eben ein neuer Morgen hereinbrechen.

In "No Flame" kritisiert ihr die Leblosigkeit des Musikgeschäfts, oder?

Diego: Es geht um Neider, die dir Knüppel zwischen die Beine werfen, übel nachreden und so weiter. Diese Menschen verfügen nicht über ein eigenes Feuer, müssen aber nicht zwangsweise mit dem Musikgeschäft in Verbindung stehen, obwohl mir der Gedanke gefällt.

Sind "John The Rev." und "My Lord" heitere Schwänke auf Frömmler?

Diego: "John the Rev." ist ja eigentlich traditionelles Liedgut der US-Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln. Gemeinsam mit "Trouble Soon Be Over" und "Hard Time Killing Floor" stellt es unseren Tribut an die Musik dar, die uns beflügelt hat, unseren Blues zu singen. "My Lord" ist in der tat ironisch, aber auch ein klares Bekenntnis zum Atheismus.

"Trouble Soon Be Over" klingt allerdings verdammt persönlich; steckt mehr dahinter als nur ein Cover?

Diego: Blind Willie Johnson, der es geschrieben hat, lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und wir adaptierten bloß den Text, wohingegen die Musik und Stimmung umgedeutet wurden.

Wer ist Carla?

Dam: Eine junge Frau, die den Mann an ihrer Seite nicht zu schätzen wusste; jetzt ist er verschwunden und anderswo happy!

Erklärt mal, welche Idee hinter "Wolfman's Calling?" steckt.

Diego: Schlicht und ergreifend folgende: Ein hungriger Wolfsmensch durchstreift die Stadt auf der Suche nach Frauen und Alkohol. Er erzählt von sich selbst und seinem Stil, also wie er Weiber jagt, säuft und gute Musik braucht - ein Blues-Werwolf, der eine gute Zeit verleben möchte.

Warum seid ihr so besessen vom Heulen, dass ihr eine regelrechte Philosophie daraus macht?

Diego: Es ist eng mit dem Blues verbunden, dessen frühe Vertreter eher zu heulen schienen, statt zu singen. Verzweiflung, aber auch Macht schwingen im Geheul des einsamen Wolfs mit, das den Kern dieser Musik darstellt. Ich stelle mir KING HOWL gerne als Quartett vierer solcher Fellknäuel vor.

Und was wollen die auf lange Sicht hin erreichen?

Dam: Reich und berühmt werden, klar! Nein, wir treten gerne so oft wie möglich auf, am besten überall auf der Welt, und wollen Spaß haben. Für April ist eine Euro-Tour in der Mache, aber wir schreiben auch schon neue Stücke. Dass wir jetzt bei Go Down Records untergekommen sind, macht uns stolz, und ihr dort oben werdet bestimmt noch von uns hören.

Euer Wort - vielen Dank!

Andreas Schiffmann (Info)
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