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BJHFLH - Ruhrcongress Bochum - 29.10.2019
Barclay James Harvest Featuring Les Holroyd (BJHFLH)
Die 70’er Jahre Kult Progressive-Rockgruppe Barclay James Harvest (BJH) wurde 1967 von den britischen Musikern John Lees, Woolly Wolstenholme, Les Holroyd und Mel Pritchard in Oldham/Manchester gegründet und begeistern seitdem mit schwermütigem Classic-Rock und esoterischen Sphärenklängen. Schnell kamen bei den Fans auch Vergleiche zu den Moody Blues oder Pink Floyd auf. Die Band wusste schon früh, wie man die Effekt-Apparatur des Mellotrons virtuos einsetzt. Von Anfang an experimentierte sie mit neuen Formen und Sounds jenseits der klassischen Rockbesetzung und benutzte Holz- und Blechbläser sowie Streicher. Diese reizvollen Soundmuster und orchestralen Klänge wurden zu ihrem Markenzeichen. Als logische Folge daraus wurde auch das Debütalbum mit ihrem eigenen Orchester aufgenommen. Die erfolgreichste Zeit in der mittlerweile 50-jährigen Bandgeschichte, waren vermutlich die Jahre 1977 - 1993.
Nachdem der Erfolg seit 1993 eher rückläufig war, endete die Bandgeschichte von BJH im März 1998 zumindest erst einmal vorläufig. Als aber kurz danach John Lees und Woolly Wolstenholme einen eigenen Ableger namens „John Lees‘ Barclay James Harvest (JLBJH)“ gründeten und wenig später Les Holroyd und Mel Pritchard mit „Barclay James Harvest Featuring Les Holroyd (BJHFLH)“ nachzogen, war spätestens klar, dass es mit BJH vorbei war.
Beide Ableger haben seither neue Alben veröffentlicht und getourt. Auch nach dem Tod von Wolstenholme (†2010) und Pritchard († 2004) existieren beide Bands fort und geben Konzerte. Unterstützt werden beide BJH-Sprösslinge wie zuvor auch schon BJH immer wieder durch Gastmusiker.
Gerne denken die Fans auch heute noch an die Glanzstunde von BJH zurück: das legendäre Konzert auf den Treppen des Reichstages von Berlin, zu dem 1980 rund 275.000 Zuhörer auf beiden Seiten der Mauer strömten. Hits wie „Life Is For Living“, „Hymn“ und viele andere gehören längst zu den Klassikern der modernen Musikgeschichte.
Am 29.10.2019 hatte ich das Vergnügen mir ein Konzert von BJHFLH, also dem Abkömmling von Les Holroyd, im Ruhrcongress in Bochum anzusehen. Zeitgleich spielten nebenan im Stadion des VfL Bochum der aktuelle Zweitligist gegen den temporär zweitplatzierten der Fußball-Bundesliga FC Bayern im Rahmen eines DFB-Pokalspiels. Dementsprechend war die Parkplatzsituation am Ruhrcongress gelinde gesagt schwierig.
Entgegen meiner Annahme, dass das Konzert im großen Saal des Ruhrcongress stattfinden würde, spielten die Briten im kleineren Congress Saal im Obergeschoß. Da passen zwar normalerweise bis zu 1000 Besucher rein, es fanden jedoch nur ca. 400 leicht angegraute Fans den Weg in die Bochumer Veranstaltungshalle. Die Besucherzahlen im Vonovia Ruhstadion waren sicher deutlich höher. Zumindest ließ die Geräuschkulisse dies vermuten.
Relativ pünktlich um 20:00 Uhr betraten die fünf Musiker von BJHFLH die Bühne unter dem Banner mit dem Logo von Barclay James Harvest. Im Vorfeld hatte ich mir einmal frühere Konzertberichte anderer Medien angesehen, um abschließend ggf. einen Vergleich ziehen zu können. Gegenüber den Konzerten in 2018 hat sich aber scheinbar nicht viel verändert.
So agierten die fünf Musiker von Beginn an ohne jegliche Interaktion untereinander oder mit dem Publikum als Einzelkünstler. Und auch die in früheren Artikeln erwähnte kurze Wortmeldung von Les Holroyd zu Beginn von „Mocking Bird“: „Here‘s an old one for you“, fand sich 1:1 wieder. Insgesamt bestand die Kommunikation zwischen Holroyd und dem Publikum aus ca. 3 Halbsätzen.
Nach 9 Stücken verschwand die Band dann unerwartet flink in der Pause. Die Pause nutzte ich, um einige Besucher zu interviewen, wie das Konzert bisher angekommen war. Zusammengefasst kann man sagen, dass sich alle grundsätzlich gefreut haben, die alten Classic-Rock Klänge mal wieder live zu hören. Dennoch war man ob der scheinbaren Lustlosigkeit, mit welcher die Musiker die Bühne bespielten, irritiert.
Ok, Les Holroyd ist mittlerweile 71 Jahre alt. Aber da habe ich von ähnlich betagten oder älteren Musikern schon deutlich Besseres erlebt.
Nach der Pause wurde dann erstmal eine Akustiksession eingeläutet und die ersten drei Songs des zweiten Sets stromlos gespielt. Man hätte annehmen können, dass jetzt etwas Schwung in die Sache kommt.
Doch schon kurze fünf Stücke später - und für viele eindeutig zu früh - stimmte Holroyd die weltberühmte Melodie an, die 1977 den Grundstein zur Legende legte: „Hymn“. Obwohl Holroyd, dessen einst kristallklare Stimme das Aushängeschild von BJH war, jetzt nur noch zu einem Hauch der ursprünglichen Leistung fähig war, hielt es viele nicht mehr auf den Sitzen.
Nach zwei Zugaben wurden dann aber die Fans in die Bochumer Nacht entlassen. Interessanter Weise die Einen begeistert, die Anderen unzufrieden.
Warum tun sich alternde Rocker sowas immer wieder an? Der frühere Legendenstatus ist verflogen und kaum wiederherzustellen. In Bochum war dies ähnlich wie bei früheren Konzerten deutlich zu sehen. Dennoch ist es anzuerkennen, dass ein Vollblutmusiker wie Les Holroyd, der die Musik nicht nur liebt, sondern wohl auch bis zum letzten Atemzug leben wird, dem Ruf der Fans folgt und sich somit auch der möglichen Kritik aussetzt. Ich denke, daher sei ihm verziehen und applaudiert.
Weitere Bilder unseres Fotografen Dietmar Seifer gibt es auf seiner Facebook-Seite.
Vielen Dank an Lars Berndt Events für die Akkreditierung.
Line-Up
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Les Holroyd (Bass, Gitarre, Keyboard, Gesang)
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Michael "Mike" Byron-Hehir (Gitarre, Gesang)
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Colin Browne (Keyboard, Gitarre, Gesang)
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Steve Butler (Gitarre, Bass, Keyboard, Gesang, Perkussion)
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Ralf Gustke (Schlagzeug, Perkussion)
Set 1
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Intro
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Who Do We Think We Are? (Barclay James Harvest song)
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The Time of Our Lives (Barclay James Harvest song)
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Mocking Bird (Barclay James Harvest song)
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Rock 'n' Roll Star (Barclay James Harvest song)
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Sip of Wine (Barclay James Harvest song)
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Victims of Circumstance (Barclay James Harvest song)
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Play to the World (Barclay James Harvest song)
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Ring of Changes (Barclay James Harvest song)
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Poor Man's Moody Blues (Barclay James Harvest song)
Set 2
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Welcome to the Show (Barclay James Harvest song) (semi acoustic)
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Poor Boy Blues (Barclay James Harvest song) (semi acoustic)
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Crazy City (Barclay James Harvest song) (semi acoustic)
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African Nights (Barclay James Harvest song)
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Friend of Mine (Barclay James Harvest song)
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Fly Away
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Love on the Line (Barclay James Harvest song)
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Hymn (Barclay James Harvest song)
Zugaben
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Tonight's Gonna Be the Night
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Life Is for Living (Barclay James Harvest song)
Links
https://www.barclayjamesharvest.co.uk