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CLASSIC ROCK Odeon Herodes Atticus Athen - Odeon Herodes Atticus, Athen - 21.09.2018
Classic Rock 2, Odeon Herodes Atticus, Athen, 21.09.2018
Special Guest: JOHN LEES´ BARCLAY JAMES HARVEST
Athen ist weltberühmt für seine Akropolis, verschiedene historische Gebäude der Antike und die stets angespannte Verkehrssituation.
Schon etwa 12 Kilometer vor der Innenstadt geht erst einmal nichts mehr. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass an diesem Freitag alles, was aufgrund seiner durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit als autobahntauglich gilt, unterwegs zu sein scheint. Glücklicherweise waren meine bessere Hälfte und ich durch George, den Betreiber unserer Lieblingstaverne in unserem Urlaubsort vorgewarnt worden, so dass wir einen genügend großen Zeitpuffer eingebaut hatten. Für die letzten 12 Kilometer bis zum Odeon brauchten wir fast 1 ½ Stunden.
Das Odeon des Herodes Atticus ist ein antikes Theater unterhalb der Akropolis.
Es fasst etwa 5000 Zuschauer und wird seit den 1930er Jahren wieder regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. An diesem Abend findet ein ganz besonderes Event statt, denn das Staatsorchester Athen bestreitet in Kooperation mit dem Philharmonieorchester Prag ein Spektakel der Extraklasse. Auf dem Programm steht ein Abend unter dem Motto Classic Rock, als Special Guest haben sich JOHN LEES´BARCLAY JAMES HARVEST angesagt, die eine Hälfte der seit 1998 in zwei Teilen existierenden Progressive Rockband von Weltruhm.
Rückblende: Wie ich durch Recherchen im Vorfeld erfahren hatte, herrscht innerhalb des Odeon ein striktes Verbot, Fotos zu machen, auch Fotos mit dem Handy werden durch zahlreich vorhandenes Aufsichtspersonal rigoros unterbunden, wie ich selbst während der Veranstaltung beobachten konnte. Ohne Akkreditierung lief also nichts. Ich machte mich daher daran, den Veranstalter zu ermitteln und zu meiner Überraschung war dieser nicht etwa eine Eventagentur, sondern das griechische Kultusministerium.
Es sollte, wie sich herausstellte, spannend werden. Auf meine Anfrage hin passierte erst einmal nichts. Täglich checkte ich meine Mails, in der Hoffnung auf Antwort. Bohrende Fragen beschäftigten mich: War die E-Mailadresse korrekt? War das Kultusministerium auch wirklich zuständig? Kam meine Anfrage zu spät? Nichts. Keine Antwort. Am Tag der Veranstaltung kamen wir vom Strand zurück und im Hotel angekommen rief ich ein letztes Mal meine Mails ab. Innerlich hatte ich mich schon damit abgefunden, eventuell ein paar hastig und unerlaubt geschossene Handy-Fotos an den Konzertbericht zu tackern. Ewig lange brauchte mein etwas in die Jahre gekommenes Netbook für den Bootvorgang, eine gefühlte Ewigkeit, um die Mails abzurufen. Doch dann die Überraschung. Das erste, was ich sehe, ist die Betreffzeile einer sonst in griechisch verfassten Mail: PERMISSION! Ich konnte es kaum glauben. Abgeschickt worden war die E-Mail um 14.00 griechischer Zeit, also exakt sieben Stunden vor Beginn des Konzerts, das um 21.00 Uhr starten sollte.
Da ich laut den beigefügten Anweisungen diese Mail samt Anhang ausgedruckt zur Veranstaltung mitzubringen hatte, hastete ich hinunter zur Rezeption, wo man mir zu verstehen gab, dass dies nur über den Umweg, meine Mail ans Hotel weiterzuleiten, möglich sein, da der Netzwerkdrucker keinen USB Anschluss besaß. Also Mail ans Hotel weitergeleitet und mit Hilfe der freundliche Rezeptionistin letztendlich ausgedruckt.
Zurück im Athener Verkehrschaos. Zwei Stunden vor Beginn sind wir endlich vor Ort. Die Steigung zum Odeon nehmen wir in Begleitung der ersten Musiker in Angriff, die sich mit Cello und Kontrabass den Anstieg hinauf quälen. Oben angekommen herrscht auf meine Nachfrage hin zunächst Ratlosigkeit. Der Briefkopf meines Begleitschreibens macht zwar gehörigen Eindruck auf den Mann der Security, aber wer nun zuständig ist, weiß er nicht. Immerhin nimmt er das Schreiben an sich und verschwindet in den Katakomben des Odeon.
Ich nutze die Zeit, mich an diesem geschichtsträchtigen Ort etwas umzusehen. Oberhalb thront das im Abendlicht der untergehenden Sonne golden eingefärbte Wahrzeichen Athens: Die Akropolis. Direkt unterhalb der antiken Ruine befindet sich das Odeon, dessen Vorhof zu diesem Zeitpunkt schon stark besucht ist. Endlich kommt der Mann des Sicherheitsdienstes zurück und bittet mit hinein in die Katakomben, die sonst nur den Musikern und dem Personal zugänglich sind.
Mit jeder Stufe, die es weiter ins Innere des Odeon geht, sinkt die Temperatur auf angenehme Werte, denn im Freien herrschen immer noch über 30°C. Unten werde ich von der Direktorin des Odeon sehr freundlich empfangen und darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie auch erst gegen 14.00 Uhr vom Ministerium über mein Anliegen unterrichtet wurde, der Produzent des Events jedoch nicht. Also heißt es wieder warten, denn ohne das OK des Produzenten keine Fotos. Es dauert noch etwa 20 Minuten, bis der Mann erscheint und mich mit strahlendem Lächeln empfängt. Freundlich, aber bestimmt gibt er mir zu verstehen, dass ich Fotos nur von meinem Sitzplatz aus machen darf und auch nur während der ersten beiden Songs des Orchesters und dem ersten Song von JOHN LEES´BARCLAY JAMES HARVEST.
Im Inneren des Odeon angekommen wird mir auch direkt klar, warum Fotos nur vom Sitzplatz aus möglich sind. Durch die Architektur des Bauwerks ist es gar nicht möglich, wie in modernen Konzertsälen, seinen Platz zu erreichen, wenn rundherum die Reihen mit Zuschauern besetzt sind. Einen Orchestergraben gibt es auch nicht, so dass die Musiker auf einem Podest Platz nehmen müssen, was die Sicht direkt vor der Bühne stark einschränkt.
Auf meinem Sitzplatz angekommen schweift der Blick über das Innere des Odeon. Vor mir die noch leere Bühne, im Hintergrund die mächtigen Steinmauern und um mich herum ein emsiges Gewusel der Konzertbesucher auf der Suche nach ihren Sitzplätzen. Dieses Prozedere ist zweigeteilt, denn zunächst werden die Besucher mit den nummerierten Tickets eingelassen, im Anschluss diejenigen ohne festen Sitzplatz, die sich ihren Platz nach dem Motto „first come, first serve“ erobern müssen.
Den Opening Act übernehmen vier hochtalentierte Musiker, die unter dem Label TKG antreten und ihre Mozartinterpretationen schwungvoll und virtuos dem ausverkauften Odeon präsentieren. Verrockt werden die Piano Sonate Nr 11, die Symphonie Nr. 40, sowie die Symphonie Nr. 25, allesamt erfrischend interpretiert und ordentlich rockig serviert. Ein sehr gelungener Start in den Abend.
Danach erfolgt der Einmarsch des Orchesters, das sich an diesem Abend aus Mitgliedern des Athener Staatsorchesters, sowie dem Prager Philharmonieorchester zusammensetzt. „Perfekt Strangers“ vom gleichnamigen 1984er Album DEEP PURPLEs eröffnet den Reigen und wird vom Athener Publikum begeistert gefeiert. Überhaupt ist anzumerken, dass sich unter den Zuschauern verschwindend wenig Touristen befinden, denn Veranstaltungen im Odeon erfreuen sich großer Beliebtheit und sind in der Regel schon Monate vorher ausverkauft.
Die zackige Begrüßung des Dirigenten FRIEDEMANN RIEHLE: „Kalispera, Athina“ sorgt für den ersten Schmunzler des Abends, denn mit diesem schneidigen "Guten Abend" des Taktgebers hatte so wohl niemand gerechnet. Die Solistinnen, die im Laufe des Abends Welthits von QUEEN, LED ZEPPELIN, PINK FLOYD, U2 und EUROPE zum Besten geben, machen ihre Sache hervorragend und verleihen dem Abend neben dem wunderschön illuminierten Odeon einen fantastischen Glanz.
Die Akustik im Odeon ist einzigartig. Selbst leiseste Nuancen lassen sich glasklar wahrnehmen und selten gelingt es so wie hier, verstärkte E-Gitarren, Bass, Schlagzeug und klassische Instrumente derart harmonisch abzumischen.
Nachdem der letzte Takt des PINK FLOYD Hits „Another Brick In The Wall“, übrigens hier Part I&II, verklungen ist, folgt eine kurze Umbaupause, die den Zuschauern Gelegenheit gibt, sich für etwa 15 Minuten von den Steinsitzen zu erheben, um sich etwas die Beine zu vertreten. Die räumliche Enge zwischen den Sitzreihen lässt es nicht zu, während des Konzerts die Beine auszustrecken, da man sonst den Vordermann behindern würde.
Dann ist es endlich soweit und JOHN LEES´BARCLAY JAMES HARVEST betreten unter frenetischem Applaus des Athener Publikums die Bühne. Setzten die Briten schon seit Beginn ihrer Karriere musikalische Akzente, so ist es an diesem Abend JOHN LEES, der sich keinen Deut um einen etwaigen Dresscode kümmert und mit seinem „Direkt vom Strand–Look“ in blauer Shorts freundlich ins Publikum winkt. Es folgt ein Streifzug durch 40 Jahre Bandgeschichte, in der die Band unter Beweis stellt, dass die Songs von damals auch heute noch ihre Faszination besitzen und darüber hinaus mit Orchesterunterstützung teilweise frischer klingen als im Original. Die Akustik und der herrliche Athener Sommerabend am Fuße der Akropolis tun ein Übriges.
Beendet wird ein grandioser Konzertabend im Odeon des Herodes Atticus standesgemäß mit „Hymn“, dem größten Hit der Band. Das Konzert ist nun zwar zu Ende, aber hier in Athen will noch niemand nach Hause gehen. Vor dem Odeon trifft man sich noch auf ein Gläschen Wein und genießt den lauen Sommerabend bei einem Plausch mit Freunden.
FAZIT: Wer die Möglichkeit hat, ein Konzert im Odeon des Herodes Atticus am Fuße der Akropolis zu erleben, sollte keine Sekunde zögern. Grandiose Akustik in einer der schönsten Konzert-Locations, die ich je gesehen habe, sind der Stoff, aus dem gemeinhin Träume sind, hier aber Wirklichkeit werden. Interessierte sollten sich allerdings frühzeitig um Karten für die Events bemühen, denn die wenigen Shows sind meist innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Mein Dank geht an das Griechische Ministerium für Kultur und Sport für die Akkreditierung, an die freundliche Rezeptionistin und das gesamte Team des Hotel Philoxenia, sowie an George Toghias für das leckere Essen.
Setlist TKG:
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Turquoise (Piano Sonate Nr. 11)
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Green (Symphonie Nr. 40)
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Red (Symphonie Nr. 25)
Setlist Athener Staatsorchester / Prager Philharmonieorchester:
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Perfect Strangers (DEEP PURPLE)
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Kashmir (LED ZEPPELIN)
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Black Velvet (ALANNAH MYLES)
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One (U2)
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One Vision (QUEEN)
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Stairway To Heaven (LED ZEPPELIN)
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Echoes (PINK FLOYD)
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The Final Countdown (EUROPE)
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Another Brick In The Wall Part I&II (PINK FLOYD)
Setlist JOHN LEES´BARCLAY JAMES HARVEST:
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Fifties Child
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Poor Man´s Moody Blues
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Galadriel
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In My Life
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Mocking Bird
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Loving Is Easy
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Poet: After The Day
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Hymn
Weitere Fotos hier:
Classic Rock Odeon Herodes Atticus Athen