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NIGHT FLIGHT ORCHESTRA - Bi Nuu Berlin - 19.12.2018
Das NIGHT FLIGHT ORCHESTRA ist gerade so etwas wie die Band der Stunde.
Eine Band, gegründet von Metal-Musikern, die aber keinen Metal spielt, sondern sich im melodischen Rock der 70er- und 80er-Jahre austobt und zuletzt sogar Disco-Elemente in ihren Sound aufnahm. Im Sommer erschien ihr viertes Album „Sometimes The World Ain‘t Enough“ und im Winter stand die Europe-Tour zum Album an.
Einer der letzten Termine führte die schwedische Band in den Berliner Club Bi Nuu.
Als Vorband durften sich die Belgier BLACK MIRRORS beweisen.
Mit ihrem Okkult-Rock, der an eine düstere Version der BLUES PILLS erinnert, passten sie zwar weniger zum Party-Rock des Headliners, konnten aber dennoch überzeugen. Im Vergleich zu ihrem letzten Auftritt in der Hauptstadt im vergangenen Jahr – damals als Support von HORISONT – wirkte die Band um Frontfrau MARCELLA DI TROIA eingespielter und die Musik insgesamt griffiger. Am besten klang es, wenn sie sich in härtere Gefilde wagt und einfach abrockt. Das war nicht nur beim MC5-Cover „Kick Out The Jams“ zu beobachten.
Um Punkt 21 Uhr betrat das NIGHT FLIGHT ORCHESTRA die Bühne.
Irgendwie schafften sie es auch, die acht Personen auf der doch recht kleinen Bühne unterzubringen. Für die Herren in der Band scheint das Jackett zum Dresscode zu gehören. Sänger BJÖRN „SPEED“ STRID trug eines in gewagtem lila, die Background-Sängerinnen hinter ihm präsentierten dazu farblich passende Stewardessen-Uniformen. Zur Abrundung des Themas Nachtflug stand außerdem noch eine eigentlich zur Vogelabschreckung dienende Eulenfigur auf der Bühne.
Obgleich Björn stimmlich etwas angeschlagen war, sollte sich ein tolles Konzerterlebnis einstellen.
Der Fokus der Setlist lag auf den letzten beiden Alben, zum Glück fand diesmal aber auch „Stiletto“ von „Skyline Whispers“ seinen Platz. Björn verriet mir vorher im Interview, dass dies einer der Songs sei, die ihm am meisten Spaß machen würde. Zugleich ist es auch eine Nummer, die die Fans zum Ausrasten bringt. Insofern ist es etwas verwunderlich, dass es nicht fest zum Set gehört.
Ein weiteres Highlight war „Can’t Be That Bad“, das hier mit noch mehr Energie vorgetragen wurde und sich lange im Kopf festsetzt.
Noch ist die Band in einem Status, in dem sie ihre Musik, die eigentlich auf die große Bühne gehört, in recht kleinen Clubs performt. Mal sehen, wie lange das noch so bleibt.
Nächstes Jahr geht es auf einige große Festivals und mit Nuclear Blast im Rücken steht sicher noch etwas Marketing-Power bereit. Schon jetzt hat die Band zwar noch eine nicht übermäßig große, dafür aber sehr heterogene Hörerschaft. Es war spaßig zu sehen, wie sich auch der gestandene Black Metaller mit Urfaust-Patch zum Tanzen und Klatschen hinreißen ließ.
Zum abschließenden „West Ruth Ave“ initiierte Björn eine Polonaise, die gut gelaunt durch den Club zog. Was eigentlich mit allerschlimmsten Schunkelveranstaltungen assoziiert wird, kann in einem rockigen Kontext durchaus Spaß machen.
Nach etwa anderthalb Stunden ging so ein Konzerthighlight des Jahres zu Ende.
Bei so viel Plüsch gab es auf dem Rückweg aber erstmal AGGRESSIONs „Full Treatment“-Album auf die Ohren.
Fazit: „No it can’t be that bad to feel that good“, hieß es in der stärksten Darbietung des Abends. Und das passt auch ganz gut als Motto für das Konzert. THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA spielen einfach tolle Musik, bei der sich niemand den Kopf zerbrechen muss, ob das jetzt vielleicht in ein Konzept von „Trueness“ passt oder nicht. Erlaubt ist, was gefällt. Und der Auftritt dürfte allen Anwesenden gefallen haben.