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Queen - Live at 46664 - George/South Africa - 26.03.2005
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46664 - das ist die ehemalige Gefangenen-Nummer Nelson Mandelas, der 27 Jahre auf Robben Island direkt vor der Küste Kapstadts im Gefängnis saß. Diese Nummer ist heute Symbol für die Nelson Mandela Foundation, die sich dem Kampf gegen AIDS verschrieben hat. Schon im letzten Jahr fand ein 46664 Festival im Greenpoint Stadion von Kapstadt statt, bei dem nationale und internationale Stars gagefrei aufgetreten sind, damit der Erlös komplett an die Stiftung übergehen konnte.
Am 19.03.2005 ging das Festival in die zweite Runde, diesmal im schönen George, 450 Kilometer von Kapstadt entfernt, direkt an der berühmten Garden Route gelegen.
Um 7 Uhr morgens fährt mein Bus von der Adderly Street direkt neben dem Blumenmarkt ab. Schlappe 25 Euronen für insgesamt 900 Kilometer Fahrt in einem klimatisierten Luxus-Bus mit massenhaft Beinfreiheit. Um 6:15 liegt die Stadt noch im Dunkeln, Obdachlose streifen durch die verlassenen Straßen und Sicherheitsleute patroullieren entlang der Hauptverkehrswege. Der Bus ist noch fast leer, nur wenige verschlafene Gestalten schnarchen in den bequemen Sitzen. Ich bin viel zu früh dran.
Die Fahrt beginnt pünktlich, die Sonne steigt langsam in den nebelverhangenen Himmel, die Straßen füllen sich mit Autos und Menschen. Wir verlassen das Zentrum von Kapstadt. Weiter außerhalb befinden sich die Townships, wenige Quadratmeter große Hütten aus Pappe, Holz und Wellblech, Elend bis zum Horizont; wenn es einem auch nur halb so gut gehen würde wie man es aus Deutschland gewohnt ist, dann wäre man immer noch 100x besser dran als die abgerissenen Gestalten in den menschenunwürdigen Behausungen ohne Strom und Wasser.
Der Bus hält im Großraum Kapstadt 3x - der Bus ist voll. Draußen ziehen steppenartige Landschaften vorbei, ganze Bergketten sind in geheimnisvolle Nebelschwaden gehüllt, verschleierte Scherenschnitte im Dunst. Der Bus quält sich über einen Bergpass und die Landschaft verändert sich immer mehr. Grün hält Einzug, wie es sich für eine „Garden Route“ gehört. Die Zeit vergeht schnell, weil es draußen so viel zu sehen gibt. Strauße schauen dem Bus nach - mit wirrem Haar und stechenden Blick. Es gibt nicht viele Lebewesen auf der Welt, die so blöd aus der Wäsche schauen können. :-)
Mit einer knappen Stunde Verspätung komme ich in George an. Eine Stimme ruft von hinten „Nils? Are you Nils?“. Der Besitzer des kleinen Country Houses, in dem ich die nächsten zwei Nächte verbringen werde, holt mich vom Busbahnhof ab. Ich kann mich nicht erinnern, jemals erwähnt zu haben, wann und wo ich in George ankommen würde. Außerdem bin ich nicht der einzige Weiße, der in George aussteigt. Leider hab ich vergessen zu fragen, woher er wußte, daß ich zu diesem Zeitpunkt ankommen würde.
Das Ambleside Country House bietet eine Oase der Ruhe. Acht Hotelzimmer mitten im Grünen, ein großer Garten mit Palmen, Büschen, Blumen, Ententeich und Swimmingpool. Blätterrauschen, Wasserplätschern und Entengeschnatter begleiten Graureiher, die gemessenen Schrittes durch den Garten spazieren. Bei schwülen 34 Grad der ideale Ort, um im Schatten ein Buch zu lesen. Der ideale Ort, um vor dem Festival am nächsten Tag nocheinmal richtig zu faulenzen. :-)
Das Festival findet auf dem riesigen Gelände des Fancourt Golf Clubs und Hotels statt. Auf der staubigen Anfahrtsstraße fresse ich kiloweise Staub. Kameras sind verboten, ich schmuggel meine mit hinein. Die Metalldetektoren schlagen zwar Alarm, aber das scheint niemanden zu interessieren. Zu so früher Stunde machen hauptsächlich Hip Hop und R’n’B-Vollplayback-Rappeltanz-Combos die Bühne unsicher. Also noch genug Zeit, sich an den zahlreichen Fressbuden den Bauch vollzuschlagen. Auf der Bühne werden grad rockigere Töne angeschlagen, als der erste und einzige Wolkenbruch die Zuschauer durchnäßt. Nicht so schlimm, trocknet wieder.
Das Festival in George ist eine Nummer kleiner als das ein Jahr zuvor in Kapstadt. 25000 Zuschauer drängen sich um die beeindruckende Bühne mit drei Großbildleinwänden und diversen Kamerakränen.
Es wird dunkel, Hubschrauber kreisen über dem Festival, ab jetzt wird auch für’s Fernsehen übertragen. Eine nervige Moderatorin faselt dummes Zeug. Annie Lennox betritt die Bühne und hält eine leidenschaftliche Rede gegen HIV und die Art, wie in Südafrika mit der Krankheit umgegangen wird. 20% (kein Tippfehler) der Bevölkerung sind HIV positiv, zehn bis zwölf Millionen weitere Menschen sind HIV positiv und wissen es noch nicht. Sie spricht von einer Epidemie, die mittlerweile zu einem wahren Genozid heranwächst und die Politiker des Landes würden nichts bzw. viel zu wenig tun.
Die Stimmung ist etwas gedämpft, als Katie Melua auftritt. Die Britin präsentiert einen gefälligen Akustik-Pop-Folk, ein bißchen nachdenklich, ein wenig melancholisch. Die Zuschauer fressen ihr aus der Hand. Nächster Überraschungsgast ist Will Smith, der nun den weiteren Abend moderiert. Die Stimmung steigt senkrecht an. Die Menge rastet aus, als Nelson Mandela die Bühne betritt. Der 87jährige wird wie ein Held verehrt. Körperlich sichtlich angeschlagen, aber geistig fit hält er seine Rede. Nach weiteren Auftritten von Annie Lennox und einigen südafrikanischen Bands wie Black Sun ist es endlich soweit: Knapp neunzehn Jahre nach ihrer letzten Tour beginnt für Queen die erste neue Welttournee in Südafrika. In den 80ern ist die Rock Legende leider etwas in zu sehr in Pop-Musik Regionen abgedriftet, in den 70ern haben die vier Ausnahmemusiker aber ein geniales Rock/Prog/Metal-Mix Album nach dem anderen abgeliefert. Nachdem es Ende der 80er, Anfang der 90er musikalisch wieder stark bergauf ging, ist mit Freddie Mercury im Jahre 1991 einer der besten Sänger aller Zeiten gestorben. Nach dem posthum veröffentlichten „Made in Heaven“ war ab 1994 Funkstille in Sachen Queen. Die undankbare Aufgabe, in Freddie Mercurys übergroße Fußstapfen zu treten, übernimmt ex-Free Sänger Paul Rodgers. Am Bass fehlt leider John Deacon, der seit 1991 praktisch nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Dennoch reichen Brian May und Roger Taylor aus, um so etwas wie Queen-Atmosphäre aufkommen zu lassen - die beiden haben den Sound von Queen, abgesehen vom Gesang, ja auch überwiegend geprägt.
Mit „Tie your mother down“ vom legendären „A day at the races“ Album werden die popmusikgeplagten Ohren wieder mit krachigen Rock-Riffs reingewaschen. Die Menschen an den Mischpulten sind am Anfang mit dem Sound etwas überfordert und Paul Rodgers muß sich auch erstmal warmsingen. Sound und Gesangsleistung steigen aber steil an. Einen neuen Queen Song gibt es auch zu hören, der für das Festival komponiert wurde. Roger Taylors Stimme ist so gut, daß es eine Schande ist, daß er nach seinem letzten Solo-Album „Electric Fire“ keine weiteren Songs mehr aufgenommen hat. Im Gegensatz zu Brian May ist der Drummer sichtlich gealtert und wirkt gesundheitlich etwas angeschlagen (siehe Fotos). Die sieben Stunden Wartezeit haben sich mehr als gelohnt, die Zeit rauscht nur so an mir vorüber. „Too much love will kill you“ wird von Katie Melua gesungen, bei „We will rock you“ rastet das Publikum aus und beim großen Finale mit „We are the champions“ bleibt keine Körperregion gänsehautfrei. :-) Wer keine Karten mehr für das Konzert in Hamburg oder anderen Teilen Deutschlands im April bekommen hat, sollte sich gehörig in den Allerwertesten beißen! An diesem Abend hab ich ein Stück Rocklegende miterlebt.
Um 1:30 sinke ich halb ohnmächtig in mein Bett. :-)
Nils Herzog (Info)
Am 19.03.2005 ging das Festival in die zweite Runde, diesmal im schönen George, 450 Kilometer von Kapstadt entfernt, direkt an der berühmten Garden Route gelegen.
Um 7 Uhr morgens fährt mein Bus von der Adderly Street direkt neben dem Blumenmarkt ab. Schlappe 25 Euronen für insgesamt 900 Kilometer Fahrt in einem klimatisierten Luxus-Bus mit massenhaft Beinfreiheit. Um 6:15 liegt die Stadt noch im Dunkeln, Obdachlose streifen durch die verlassenen Straßen und Sicherheitsleute patroullieren entlang der Hauptverkehrswege. Der Bus ist noch fast leer, nur wenige verschlafene Gestalten schnarchen in den bequemen Sitzen. Ich bin viel zu früh dran.
Die Fahrt beginnt pünktlich, die Sonne steigt langsam in den nebelverhangenen Himmel, die Straßen füllen sich mit Autos und Menschen. Wir verlassen das Zentrum von Kapstadt. Weiter außerhalb befinden sich die Townships, wenige Quadratmeter große Hütten aus Pappe, Holz und Wellblech, Elend bis zum Horizont; wenn es einem auch nur halb so gut gehen würde wie man es aus Deutschland gewohnt ist, dann wäre man immer noch 100x besser dran als die abgerissenen Gestalten in den menschenunwürdigen Behausungen ohne Strom und Wasser.
Der Bus hält im Großraum Kapstadt 3x - der Bus ist voll. Draußen ziehen steppenartige Landschaften vorbei, ganze Bergketten sind in geheimnisvolle Nebelschwaden gehüllt, verschleierte Scherenschnitte im Dunst. Der Bus quält sich über einen Bergpass und die Landschaft verändert sich immer mehr. Grün hält Einzug, wie es sich für eine „Garden Route“ gehört. Die Zeit vergeht schnell, weil es draußen so viel zu sehen gibt. Strauße schauen dem Bus nach - mit wirrem Haar und stechenden Blick. Es gibt nicht viele Lebewesen auf der Welt, die so blöd aus der Wäsche schauen können. :-)
Mit einer knappen Stunde Verspätung komme ich in George an. Eine Stimme ruft von hinten „Nils? Are you Nils?“. Der Besitzer des kleinen Country Houses, in dem ich die nächsten zwei Nächte verbringen werde, holt mich vom Busbahnhof ab. Ich kann mich nicht erinnern, jemals erwähnt zu haben, wann und wo ich in George ankommen würde. Außerdem bin ich nicht der einzige Weiße, der in George aussteigt. Leider hab ich vergessen zu fragen, woher er wußte, daß ich zu diesem Zeitpunkt ankommen würde.
Das Ambleside Country House bietet eine Oase der Ruhe. Acht Hotelzimmer mitten im Grünen, ein großer Garten mit Palmen, Büschen, Blumen, Ententeich und Swimmingpool. Blätterrauschen, Wasserplätschern und Entengeschnatter begleiten Graureiher, die gemessenen Schrittes durch den Garten spazieren. Bei schwülen 34 Grad der ideale Ort, um im Schatten ein Buch zu lesen. Der ideale Ort, um vor dem Festival am nächsten Tag nocheinmal richtig zu faulenzen. :-)
Das Festival findet auf dem riesigen Gelände des Fancourt Golf Clubs und Hotels statt. Auf der staubigen Anfahrtsstraße fresse ich kiloweise Staub. Kameras sind verboten, ich schmuggel meine mit hinein. Die Metalldetektoren schlagen zwar Alarm, aber das scheint niemanden zu interessieren. Zu so früher Stunde machen hauptsächlich Hip Hop und R’n’B-Vollplayback-Rappeltanz-Combos die Bühne unsicher. Also noch genug Zeit, sich an den zahlreichen Fressbuden den Bauch vollzuschlagen. Auf der Bühne werden grad rockigere Töne angeschlagen, als der erste und einzige Wolkenbruch die Zuschauer durchnäßt. Nicht so schlimm, trocknet wieder.
Das Festival in George ist eine Nummer kleiner als das ein Jahr zuvor in Kapstadt. 25000 Zuschauer drängen sich um die beeindruckende Bühne mit drei Großbildleinwänden und diversen Kamerakränen.
Es wird dunkel, Hubschrauber kreisen über dem Festival, ab jetzt wird auch für’s Fernsehen übertragen. Eine nervige Moderatorin faselt dummes Zeug. Annie Lennox betritt die Bühne und hält eine leidenschaftliche Rede gegen HIV und die Art, wie in Südafrika mit der Krankheit umgegangen wird. 20% (kein Tippfehler) der Bevölkerung sind HIV positiv, zehn bis zwölf Millionen weitere Menschen sind HIV positiv und wissen es noch nicht. Sie spricht von einer Epidemie, die mittlerweile zu einem wahren Genozid heranwächst und die Politiker des Landes würden nichts bzw. viel zu wenig tun.
Die Stimmung ist etwas gedämpft, als Katie Melua auftritt. Die Britin präsentiert einen gefälligen Akustik-Pop-Folk, ein bißchen nachdenklich, ein wenig melancholisch. Die Zuschauer fressen ihr aus der Hand. Nächster Überraschungsgast ist Will Smith, der nun den weiteren Abend moderiert. Die Stimmung steigt senkrecht an. Die Menge rastet aus, als Nelson Mandela die Bühne betritt. Der 87jährige wird wie ein Held verehrt. Körperlich sichtlich angeschlagen, aber geistig fit hält er seine Rede. Nach weiteren Auftritten von Annie Lennox und einigen südafrikanischen Bands wie Black Sun ist es endlich soweit: Knapp neunzehn Jahre nach ihrer letzten Tour beginnt für Queen die erste neue Welttournee in Südafrika. In den 80ern ist die Rock Legende leider etwas in zu sehr in Pop-Musik Regionen abgedriftet, in den 70ern haben die vier Ausnahmemusiker aber ein geniales Rock/Prog/Metal-Mix Album nach dem anderen abgeliefert. Nachdem es Ende der 80er, Anfang der 90er musikalisch wieder stark bergauf ging, ist mit Freddie Mercury im Jahre 1991 einer der besten Sänger aller Zeiten gestorben. Nach dem posthum veröffentlichten „Made in Heaven“ war ab 1994 Funkstille in Sachen Queen. Die undankbare Aufgabe, in Freddie Mercurys übergroße Fußstapfen zu treten, übernimmt ex-Free Sänger Paul Rodgers. Am Bass fehlt leider John Deacon, der seit 1991 praktisch nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Dennoch reichen Brian May und Roger Taylor aus, um so etwas wie Queen-Atmosphäre aufkommen zu lassen - die beiden haben den Sound von Queen, abgesehen vom Gesang, ja auch überwiegend geprägt.
Mit „Tie your mother down“ vom legendären „A day at the races“ Album werden die popmusikgeplagten Ohren wieder mit krachigen Rock-Riffs reingewaschen. Die Menschen an den Mischpulten sind am Anfang mit dem Sound etwas überfordert und Paul Rodgers muß sich auch erstmal warmsingen. Sound und Gesangsleistung steigen aber steil an. Einen neuen Queen Song gibt es auch zu hören, der für das Festival komponiert wurde. Roger Taylors Stimme ist so gut, daß es eine Schande ist, daß er nach seinem letzten Solo-Album „Electric Fire“ keine weiteren Songs mehr aufgenommen hat. Im Gegensatz zu Brian May ist der Drummer sichtlich gealtert und wirkt gesundheitlich etwas angeschlagen (siehe Fotos). Die sieben Stunden Wartezeit haben sich mehr als gelohnt, die Zeit rauscht nur so an mir vorüber. „Too much love will kill you“ wird von Katie Melua gesungen, bei „We will rock you“ rastet das Publikum aus und beim großen Finale mit „We are the champions“ bleibt keine Körperregion gänsehautfrei. :-) Wer keine Karten mehr für das Konzert in Hamburg oder anderen Teilen Deutschlands im April bekommen hat, sollte sich gehörig in den Allerwertesten beißen! An diesem Abend hab ich ein Stück Rocklegende miterlebt.
Um 1:30 sinke ich halb ohnmächtig in mein Bett. :-)
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