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Rob Tognoni - Musiktheater Rex / Lorsch - 27.02.2009
Wie’s der Zufall so will: Mein erster Beitrag in einem Online-Magazine, das sich bislang vorwiegend mit Spielarten des Metal beschäftigt hat, ist ausgerechnet ein Live-Bericht von ROB TOGNONIs Gig im südhessischen Lorsch. Ausgerechnet ein Blueser, der’s dermaßen krachen lässt, dass ein Metalhead seine helle Freude hätte. Da ich davon ausgehe, dass mancher Leser diesen Gitarristen noch nicht kennt, möchte ich ihn hier kurz porträtieren – wen es langweilt, der möge bitte weiterscrollen.
ROB TOGNONI ist Australier just aus dem Landesteil (Tasmanien), von dem aus eine vom Wechsel- und Gleichstrom gleichermaßen inspirierte kleine Band auf dem „Highway To Hell“ zum Weltruhm reisen sollte. Er lässt es rocken, wie zu deren besten „TNT“-Zeiten. Geliebt und verehrt wird er in Germany aber vor allem als „Mr. Boogie“. Wie er diese einfachen 4/4-Stampfer krachend zu interpretieren versteht, davon hat eine britische Band, deren Namen ich jetzt hier nicht nennen möchte, in vierzig Jahren bestenfalls träumen können. Stilsicher wandelt TOGNONI zwischen Hardrock, Boogie, Shuffle, Slow-Blues und ist stets eine sichere Bank für einen gelungenen Abend. Wer zu ihm geht weiß’ immer ganz genau, dass das Eintrittsgeld bestens angelegt ist. Zudem sind Aussies bekanntlich supernett und ich kenne kaum einen vergleichbar sympathischen und lockeren Musiker – Rob ist eine echte „coole Sau“, wie wir Blueser gerne sagen. Einer, der sich nach dem Gig mit den Fans ein Bier in den Kopf schüttet.
Rob hat lange in Deutschland, in der Nähe von Aachen, gelebt und ist einiger Brocken Deutsch durchaus mächtig, was den Kontakt zum Publikum erleichtert. Bei seinen ausgedehnten Touren durch Westeuropa dient Aachen stets als Basis. Nirgendwo in der
Musikwelt hat Rob eine vergleichbar treue Fangemeinde wie in Germany. Deshalb ist er auch jährlich mindestens zweimal hierzulande unterwegs.
Am 27. Februar war Tourstart für die diesjährige Frühjahrs-Tour mit der brandneuen Scheibe (VÖ 27. März!) „2010 db“ im Gepäck. Nomen est omen, kann man da nur sagen: Gigs mit TOGNONI münden zumeist in diesen Dezibel-Bereichen ;-)
Station machte er diesmal im Musiktheater Rex im südhessischen Lorsch in der Nähe von Mannheim. Ein wunderschöner, kleiner Club mit einem ganz großen Programm! Einer jener Locations, wo man seinen Heroes ganz nahe sein kann. In denen die Spannung zu vibrieren beginnt, in denen Musiker und Fans zur Einheit verschmelzen können.
Wen sein Weg auf der Suche nach feinem Blues-Rock nach Lorsch führt, reist am besten bereits nachmittags an und besucht das Weltkulturerbe „Königshalle“ – eines der ältesten Bauwerke in unseren Breiten aus karolingischen Zeiten.
Das Rex liegt mitten in der pittoresken Altstadt mit dem großen Nachteil, dass um 23:00 Uhr „Zapfenstreich“ ist. Gerade bei Gigs mit Support-Act könnte es eng werden. ROB TOGNONI zumindest hätte noch gerne weiter gespielt….
Mit „Rock’n’Roll Business Man“ vom aktuellen Album startet das Trio sogleich fulminant in das erste Set. Mit seiner geliebten, knallroten Sign SixtyFour und einem simplen Bugera Kofferamp ausgestattet legt er ein gnadenlos, mörderisches Riff vor – schrillen Dudelsack-Klängen nicht unähnlich.
Für einen solchen Sound benötigen andere Axemen Türme von Marshalls und ganze Batterien von Effektgeräten. Rob kommt mit dem angesprochenen Bugera, einem Wah-Wah und einem Distortion aus. Alles andere „holt“ er aus seinem „Brett“ und seinen Fingern – ein wahrer Gitarrenhexer.
Den Abend im Rex bestreitet Rob fast ausschließlich mit älteren Songs, wobei diese in oft überraschenden Varianten dargeboten werden. So sind bspw. Uptempo-Rocker wie „Dirty Occupation“ oder „Bad Girl“ erstmals in reichlich genialen „Valium-Versionen“ zu hören. Besonders freue ich mich über meine Lieblingsnummer „Dark Angel“. Erst gegen Ende des ersten Sets bringt Rob mit „2010 db“ den Titeltrack des neuen Longplayers, ein für Tognoni typischer AC/DC-Abrocker. Das gute, alte Sauflied „Drink Jack Boogie“ beschließt das erste Set auf einer Woge der Begeisterung.
Für jeden Kontinent hat ROB TOGNONI eine einheimische Backing-Band. Für Europa ist dies die rein deutsche Rhythm-Section Frank Lennartz (Bass) und Mirko Kirch (Drums). Die beiden Aachener Jungs spielen ansonsten bei den MIGHTY SLEEPWALKERS, die einen eher modernen, soul- und poporientierten Style bevorzugen. Aber Rob hat stets ein goldenes Händchen bei der Wahl seiner Musiker bewiesen – so auch diesmal.
Frank Lennartz spielt einen recht knurrigen Bass und streut in seine furiosen Läufe auf dem Brett auch gerne einmal einen satt hinein gedroschenen Akkord. Mirko Kirch agiert eher unspektakulär, aber unglaublich mannschaftsdienlich mit einem enorm zugkräftigen Groove.
Ich persönlich bin kein Freund von Two-Set Konzerten. Irgendwie ist’s immer wie nach einer Werbeunterbrechung während eines wahnsinnig spannenden Thrillers im TV. Die eher melodische Nummer „Product Of A Southern Land“ und das verhaltene „Shoot, Hoot, Electric Cute“ wollen das Publikum nicht so recht auf Betriebstemperatur bringen.
Aber spätestens mit den beiden obligatorischen HENDRIX-Interpretationen, „Hey Joe“ und „Red House“, ist wieder Stimmung in der Hütte. Nun werden die Knaller gleich reihenweise abgefeuert: „Baby Please Don’t Go“, der „Jim Beam Blues“ (wer hatte den noch nicht?!) und die bitterböse Abrechnung mit Bushs Politik, „God Bless America“. „This Is Rock’n’Roll“, ein weiterer Killer vom brandneuen Album, beschließt den offiziellen Teil des Abends.
Leider war es zwischenzeitlich spät geworden, sodass mit „My Acid Is Kickin’ In“ nur noch eine Zugabe gespielt werden konnte, ehe um 23:00 Uhr der behördlich diktierte Hammer fallen sollte. ROB TOGNONI war’s fast schon peinlich und entschuldigte sich mehrfach bei seinen Fans. Die nahmen es nicht weiter krumm, setzte sich der Axtschwinger doch an den Bühnenrand, um seine neue Scheibe zu verticken und natürlich auch zu signieren.
Fazit: Wieder einmal ein rundum gelungener Abend und mein Tipp an die Metalfraktion: Einfach ’mal ’reinschauen, wenn ROB TOGNONI bei Euch in der Nähe auftreten sollte!
Hier sind die Daten der Herbst-Tour:
[Wird ggf. noch ergänzt!]
09.10. Hamburg, Downtown Blues Club
10.10. Hannover, Blues Garage
15.10. CH-Bühler, Bluesclub Bühler
16.10. CH-Weite, Hirschen
17.10. CH-Niederbipp, Blues Biez
18.10. Germany, tba
19.10. Germany, tba
10.10. Suhl, Gambrinus
21.10. Sömmerda, Piano
22.10. Germany, tba
23.10. Mülhausen, Kulturfabrik NC
24.10. Meidelstetten, Adler
25.10. Germany, tba
04.11. Kandern, ChaBah Club
05.11. Germany, tba
06.11. Kronberg, Recepturkeller