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Angra: Aurora Consurgens (Review)
Artist: | Angra |
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Album: | Aurora Consurgens |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Power Metal |
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Label: | Steamhammer/SPV | |
Spieldauer: | 50:49 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
Es ist jetzt 13 Jahre her, da konnte mich das Debüt "Angels Cry" mit seiner progressiven Mischung aus QUEENSRYCHE, HELLOWEEN und Klassik-Elementen restlos begeistern und machte ANGRA für mich auf Anhieb zur besten Band Brasiliens (SEPULTURA waren für mich geschmacklich immer weniger relevant). Obwohl der eigenwillige Gesang von André Matos dabei die Fan- und Kritikerlager spaltete, machte dieser für mich neben der packenden Musik gerade einen zusätzlichen Reiz aus. Nach einem weiteren hochklassigen ("Holy Land") und einem schwächeren Album ("Fireworks") verließ Aushängeschild Matos im Jahr 2000 im Streit die Band und nahm die Rhythmusfraktion gleich mit, um SHAAMAN zu gründen.
Ich, wie die meisten anderen, hätte da kaum noch einen Real auf ANGRA gesetzt und war dementsprechend überrascht, als diese schon bald einen gleichwertigen und eigenständigen Ersatz präsentieren konnten, ohne das bandeigene Antlitz zu verlieren. Nach einer gelungenen "Wiedergeburt" legten die Südamerikaner vor zwei Jahren mit "Temple Of Shadows" den vorläufigen Höhepunkt der Post-Matos-Ära vor, mit dem sich dessen Nachfolger endgültig etablieren konnte.
Auf dem neuen Werk zeigt Edu Falaschi nun erneut, dass er längst mit Größen wie Michael Kiske, Ralf Scheepers oder Andy B. Franck (ein weiterer Name wird im Verlauf von "Aurora Consurgens" ebenfalls noch zu nennen sein) auf einer Stufe steht. Er könnte glatt jeden dieser Kollegen aushilfsweise bei ihren Bands vertreten. So stellte sich mir z.B. beim Eröffnungsstampfer "The Course Of Nature" (zu dem auch bereits ein Videoclip im Internet zu finden ist) nach Einsetzen des Gesangs ernsthaft die Frage, ob ich nicht aus Versehen eine BRAINSTORM- oder SYMPHORCE-CD eingelegt habe. Das folgende "The Voice Commanding You" ist der erste Speedster, in dem sich die virtuosen Gitarristen, unterbrochen durch ein sakrales Chor-Arrangement, erstmals deutliche Freiheiten nehmen, später findet sich mit "Salvation: Suicide" und "Window To Nowhere" weiterer, technisch gewohnt anspruchsvoller Up-Tempo-Metal stark europäischer Prägung, der Fans von GAMMA RAY und Co. einmal mehr bestens bedient und die Band bisweilen von ungewohnt harter Seite zeigt.
Ob diese Hörerschicht auch zu der anderen, wesentlich progressiveren Seite von ANGRA Zugang findet, bleibt abzuwarten. Für eingefleischte Fans kommen weder sanfte Töne wie beim melodischen Schmeichler "Breaking Ties" oder dem akustischen "Abandoned Fate" noch die komplexen Arrangements, die zum Ende des (nach einem Buch von Thomas von Aquin benannten) Longplayers immer präsenter werden, überraschend. Erster Höhepunkt ist diesbezüglich das vertrackte "Ego Painted Grey", das seine Vielfalt tatsächlich erst unter dem Kopfhörer offenbart; eine Nummer, wie sie QUEENSRYCHE heute erst mal wieder hinkriegen müssen. Dies ist auch der erste Song, bei dem mir durch den Gesang der Name James LaBrie (DREAM THEATER) nicht mehr aus dem Sinn gehen will; weitere sollen folgen.
In "So Near So Far" verbinden sich die bei ANGRA unerlässliche Folklore und lateinamerikanische Rhythmen mit verspielten Gitarrenläufen, der Gesang wirkt etwas jovial und fast in Musical-Manier. Bei "Passing By" und "Scream Your Heart Out" gibt es dann nochmals melodischen Prog, bei dem die Instrumentalisten schwierigste Passagen mit scheinbar stoischer Ruhe meistern, wie man sie wirklich fast nur von den Genreführern aus New York kennt. Und was Herr Falaschi hier abliefert...ich bin auf die Liveumsetzung gespannt.
FAZIT: Die Brasilianer haben mit ihrem insgesamt sechsten Studioalbum den bisherigen Gipfel ihrer Vielseitigkeit erreicht und sprechen erneut verschiedene Lager an. Freunde musikalischer Entdeckungsreisen, die es nicht zu offensichtlich mögen, sind diesmal wieder klar im Vorteil.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Course Of Nature
- The Voice Commanding You
- Ego Painted Grey
- Breaking Ties
- Salvation: Suicide
- Window To Nowhere
- So Near So Far
- Passing By
- Scream Your Heart Out
- Abandoned Fate
- Bass - Felipe Andreoli
- Gesang - Edu Falaschi
- Gitarre - Kiko Loureiro, Rafael Bittencourt
- Schlagzeug - Aqualis Priester
- Freedom Call (EP) (1996)
- Holy Land (1996)
- Aurora Consurgens (2006) - 10/15 Punkten
- Best Reached Horizons (2012)
- Angels Cry 20th Anniversary Tour (2014)
- Secret Garden (2015) - 12/15 Punkten
- Ømni (2018) - 11/15 Punkten
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