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The No-Mads: Deranged (Review)

Artist:

The No-Mads

The No-Mads: Deranged
Album:

Deranged

Medium: CD
Stil:

Thrash Metal

Label: Shark Records
Spieldauer: 39:50
Erschienen: 2006
Website: [Link]

The boy is a lady…man kann überrascht werden, wenn man sich unbekannte Bands nähert, ohne vorhandenes Infomaterial zu konsultieren. Dass bei den seit der Jahrtausendwende aktiven Polen eine Frau röhrt, erscheint dem Unbedarften ähnlich abwegig wie im Falle von Arch Enemy. Sabina Classen von Holy Moses mag man ihre Weiblichkeit gelegentlich anhören, doch die selbsternannte „Alcoholady“ aus dem Osten gröhlt prollig wie eine Mischung aus Angelripper und kratzigem Neu-Death-Shouter.

Thrash wird in Polen trotz der alten KAT stiefmütterlich behandelt, und deshalb sind THE NO-MADS ein erholsamer Urlaub von landesüblichen Blast-Einerlei oder braunen Bannerträgern einer vergangenen Diktatur, unter der sie als Erste in Massengräbern gelandet wären. Politische Propaganda wird man auf „Deranged“ nicht vorfinden, dafür zwei auf Deutsch vorgetragene Hymnen – eine davon an das Saufen. Die „Thrash Alkoholisation“ vollzieht sich in knapper Spielzeit, lässt aber im Geiste punkiger Sodom keinen Zweifel an der Trinkfestigkeit des Quintetts aufkommen. Ein rockiges Solo entlarvt nicht etwaige Dilettanten, der Fretless-Bass dieser Schlager dagegen die über den euro-metallischen Tellerrand schauenden Könner. Bei den flink näselnden Arpeggien in „Violence Riddled“ stehen unweigerlich die Kalifornier von Sadus auf der Einflussliste, wenn auch die Einbettung des Tieftöners ähnlich trocken klingt wie einst bei den deutschen Jungdreschern Blackend, sofern die noch jemand kennt.

Assoziationen an amerikanischen Metal weckt aber bereits der zum besten polnischen Metalsong 2005 gekürte Opener: frickelig und hektisch ist das Hauptriff, und die Gitarristen klatschen sich auf intelligente Weise solistisch ab – so klang US-Power-Metal zu seinen aufstrebenden Zeiten, gleichwohl die Vocals auf diesem Album den Eindruck relativieren. Der Blick übers große Wasser erfolgt wieder im ersten Teil von „I Am Your God“ und dem passend betitelten, weil verspielten „Insane“. Die oft im Laufschritt getretenen Drum-Fußpedale nicken schließlich noch gemeinsam mit Sylwias tieferen Lautäußerungen gen Ami-Death, so dass Kreator und Konsorten nicht die einzigen Referenzen bleiben.

Die Mordfantasie, vor der sich alle Chanteusen im Ballkleid auf Metalbühnen in Acht nehmen sollten, macht sympathisch wie der geäußerte Wunsch nach Zusammenhalt: Textliche Trivialität erscheint in diesem Falle nicht prätentiös oder verbissen, sondern eher augenzwinkernd und aus ehrlicher Achtung vor der gespielten Musikrichtung. Solche Distanz vom Ego bei konzentriertem Musizieren würde auch anderen Zeitgenossen nicht schaden
Im Klangkonstrukt von THE NO-MADS ist das Primitive der Genre-Gründerzeit bloß ein Randstein - offenbar in der Atemlosigkeit, mit der die authentisch wilden Stücke aneinandergereiht sind. Die Balance zwischen den Fähigkeiten, Können zu zeigen und Zurückhaltung zu Gunsten des Songs zeigen zu können, sind vorhanden. Allerdings geht bei konstant hohem Energielevel die Dynamik der kraftvollen Produktion flöten, und es macht sich ein wenig Willkür breit. Der Gesang ist von der seltenen Gattung ‚wirklich wütend´, aber über volle Albumlänge? - Die Paganini-Adaption „The Caprice“ mit albernem Tenor-Intro sowie der letzte Track mit balladesken Untertönen sorgen zumindest für etwas Kurzweil, falls man sich den erfreulicherweise nicht an Stromlinien zurechtgestutzten Thrash der Band zu schnell erschlossen hat.

FAZIT: Krudes Gedresche - mit Spielfreude und reichlich Muskeln dargeboten sowie Exotik mit Eingängigkeit in die Waage werfend - sollte des geneigten Käufers Steckenpferd sein. THE NO-MADS machen guten, freundlich-gewalttätigen Spaß.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2457x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • The Day After
  • Violence Riddled
  • Thrash Alkoholisation
  • Insane
  • False Queens of Metal (Extermination)
  • The Caprice
  • Mercyful Hate
  • Keine Eintracht
  • I Am Your God Part I
  • I Am Your God Part II
  • The Return (To the Metal World)

Besetzung:

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