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Twisted Into Form: Then Comes Affliction To Awaken The Dreamer (Review)
Artist: | Twisted Into Form |
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Album: | Then Comes Affliction To Awaken The Dreamer |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Sensory/Alive | |
Spieldauer: | 44:26 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
Mit zwei ehemaligen Spiralenarchitekten im Lineup kommen diese Norweger wohl einer Ersatzdroge zu “A Sceptic´s Universe” am nächsten, schließen aber nicht zu jenem Meilenstein auf. Kaj Gornitzka hat mit Leif Knashaug, dem Sänger der frühen Spiral-Architect-Demos, sowie Extols David Husvik fünf Jahre an diesen Songs gefeilt. Erik Aadland ist am Bass ist präsent, wobei man seine untergeordnete Rolle im Kompositionsprozess bemerkt – Lars Norberg zieht die Fäden bei seiner Band feinfühliger. Der Bandname ist somit weniger auf Forbidden-Thrash zurückzuführen; vielmehr versuchen die Musiker, Unvereinbares im Sinne des Wortes zu verquirlen und ihm eine ansehnliche Gestalt zu geben. Deren ästhetischer Wert liegt allerdings im Ohr des Hörers.
Unweigerlich erinnern die überwiegend drei bis vier Minuten langen Stücke an Gornitzkas Beiträgen zu Spiral Architect – das heißt: im progressiven Stolperschritt vorwärts preschende Stücke überwiegen gegenüber Experimentellem und Metal-fernen Sounds, die vornehmlich im hinteren Albumdrittel auftauchen. Knashaug addiert mit seinen Melodien eine Portion Wehmut und gibt dem fahrig erscheinenden Stoff nicht immer Struktur – wenn, dann aber stets mit Sinn. Es geht den Machern natürlich nicht um des Hörers leichtes Einfinden in ihre Welt, doch dort, wo sie die Grenzen des virtuosen Selbstzweck zu überschreiten drohen, lenkt ihr Sänger ein. Das unterscheidet TWISTED INTO FORM auch qualitativ von der Vaterband, bei der zu keinem Moment ohne Zweck um die Ecke gedacht wird. „Instinct Solitaire“ ist ein Beispiel für die versöhnende Fähigkeit des Frontmanns inmitten von Breaks und jazzigen, unverzerrten Passagen, die an das Sphärische der Labelkollegen Canvas Solaris oder die Vordenker Cynic erinnern.
„Torrents“, der Internet-Vorzeigesong, kracht frontal mit inbrünstigen Vocals, die passend zu den lichten Solomomenten in gemäßigte Melancholie umschwenken. Im ausschweifenden „The Thin Layers Of Lust And Love“ hat die Gruppe mehr Zeit, dieses Wechselspiel mit weiteren Klangfarben zu bereichern. Der Akustikgitarre schließt sich die Rhythmusgruppe zögerlich an, während exotische E-Gitarrensounds ein orientalisches Motiv ausbreiten. Die teils schwebende Ausrichtung dient der dynamischen Steigerung, wobei das Lied durch ein Fade-Out jedoch eher in der Leere endet. „Tear“ im Anschluss ist tatsächlich ein an den Nerven zerrendes Instrumental mit dahingeworfenen doomigen Akkorden und sägendem Synthesizer, das auf das kampflustige „Manumit“ hindeutet. Neben effektbeladenem Gesang – Cynic lassen wieder grüßen – kommen Death-Metal-Growls zum Einsatz. Die titelgemäße Befreiung drückt sich angemessen aus in der Aggression einerseits sowie dem sehr melodiösen Mittelpart und Knashaugs zum Ende hin gelöster Performance.
„The Flutter Kings“ setzt auf rhythmische Überlagerungen und Soundexperimente: Beatbox-Drums und ein groovend-melodiöser bass vor undeutlichen Gitarrenakkorden verbreiten Industrial-Flair, ehe die instrumentale Nervosität und zittriger Gesang den gewohnten Faden wiederaufgreifen. Die kurzen dissonanten Riffs und dominierende hohe Gitarren-Register bei „Erased“ stellen TWISTED INTO FORM stärker in den Kontext norwegischer Metaltradition. Die Fahrigkeit wie das Dräuende ihrer Musik hat etwas vom Besten des Black Metal. Der mittel- bis tieflagige Gesang und südländisch anmutende Akustikgitarren transzendieren dieses Genre gleichwohl – die Intensität bleibt aber eine ähnliche.
„House Of Nadir“ ist recht gesangsorientiert und ruhig. Die im Text beklagte persönliche Schwäche erdet die vermeintlich abgehobene Musik der Gruppe: Selbstmitteilung steht vor persönlicher Profilierung, was man allerdings im dichten Abschlusstrack übersieht: TWISTED INTO FORMs Tech-Metal ist zwar größtenteils im künstlerischen Ausdruckswillen motiviert, wird aber Vorwürfe von „Musikermucke“ und Ungenießbarkeit nicht abschütteln können.
FAZIT: Ein Album mit immenser Halbwertszeit für detailversessene Hörer und Spiral-Architect-Fans sowieso. Die Emotionalität ist trotz der extremen Herangehensweise hoch. TWISTED INTO FORM befinden sich auf Augenhöhe mit der skandinavischen Metal-Avantgarde und in der Tradition technischen Metals seit Watchtower.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Enter Nothingness
- Instinct Solitaire
- Torrents
- The Thin Layers Of Lust And Love
- Tear
- Manumit
- The Flutter Kings
- Erased
- House Of Nadir
- Coda
- Bass - Erik Aaadland
- Gesang - Leif J. Knashaug
- Gitarre - Kaj Gornitzka
- Schlagzeug - David Husvik
- Then Comes Affliction To Awaken The Dreamer (2006) - 11/15 Punkten