Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Tool: Aenima (Review)

Artist:

Tool

Tool: Aenima
Album:

Aenima

Medium: CD
Stil:

Psycho Metal / Prog Metal / Nu Metal

Label: Volcano
Spieldauer: 77:23
Erschienen: 24.09.1996
Website: [Link]

Aenima“ ist Angst. Aber „Aenima“ ist auch viel mehr:

Aufwühlend. Nachdenklich. Aufrüttelnd. Progressiv. Abgrundtief. Düster.

All diese Adjektive können den zweiten Longplayer der amerikanischen Progmetal-Band TOOL gerademal im Ansatz begreiflich machen. Wie soll man eine CD in Worte fassen, deren Cover nur einen weißen, rauchenden Kasten umfasst, deren Sound ein Bastard aus KYUSS, KING CRIMSON und ALICE IN CHAINS ist und deren Bandmitglieder lieber im Schatten als im Rampenlicht stehen wollen? Eigenartig. Aber faszinierend.

Schon „Undertow“ deutete in Ansätzen das an, was 1996 auf die Welt losgelassen wurde. Mit ihrem Erstling ließen TOOL eine Reihe von wütenden, zerstörerischen Songs vom Stapel. Was damals allerdings noch neu und irgendwie revolutionär war: TOOL (damals noch mit Basser Paul D’Amour) verbanden den dreckigen Grunge-Sound mit progressiven Songstrukturen der Marke RUSH zu etwas völlig Neuartigem.

Leider hinkte „Undertow“ wegen des größtenteils dünnen Sounds und ebenso dünnen Stimmchen von Maynard. Die Initialzündung für den heute bekannten „Tool-Sound“ sollte erst noch kommen.

Und die kam. Und zwar mit einer Wucht, dass viele erstmal schlucken mussten. TOOL konstruierten auf „Aenima“, ihr bis heute unumstrittenes Meisterwerk, einen Monolithen, eine Soundwand, die zuerst kaum einer überwinden konnte. Die Gitarren von Adam Jones klingen deutlich „fetter“ und raumausfüllender, der virtuose Bass (Chancellor darf sich meines achtens in eine Reihe mit Chris Squire und John Myung stellen) und das geniale Schlagzeugspiel verschmelzen regelrecht zu einer untrennbaren Einheit. Über allem thront schließlich der charismatische, emotionale Gesang von Maynard Keenan.

Einen Frontman gibt es bei TOOL nicht. Der Klang ist derart massiv zusammenbetoniert, dass man das Gefühl hat, hier spielt ein einziges Instrument. Kein Gefrickel, keine ausladenden Soloeinlagen der Musiker. Nur ein einheitliches, beunruhigendes Auf und Ab. Langweilig? Mitnichten… wohl eher hypnotisch.

Auch die kurzen Zwischenspiele und Gimmicks hatten auf „Aenima“ Einzug erhalten. Von minimalistischen Rauschen („Useful Idiot“, „Ions“) bis hin zu absurden, abgedrehten Hörspielen („Massage to Harry Manback“, „Die Eier von Satan“). TOOL experimentierten tatsächlich mit allem was ihnen – wortwörtlich – in die Finger kam.

Den eigentlichen Kern des Albums bilden nun die meist überlangen Songs, mit unvorhersehbaren Strukturen, kathartischen Höhepunkten, unterschwelligen Melodien, düsterer Atmosphäre und psychedelischen Gitarrenklängen. „Stinkfist“ bildet den Opener, es geht noch relativ eingängig zur Sache, „Strophe-Refrain-Bridge“-Schema. Gut zum Reinhören geeignet. Doch schon der folgende Track, „Eulogy“, wühlt mit seinem unerträglich langsamen Spannungsaufbau auf – dazu der religionskritische Text über ein sinnloses Martyrium. „H.“ handelt von Drogenabhängigkeit und klingt auch so, „Forty Six & Two“ baut auf einem hypnotischen Riff auf und „Hooker with a Penis“ ist Aggression und Wut gegen das Musikbusinnes in Reinstform. Ein so wunderbares „Fuck you buddy!“ hat noch niemand den Labelmanagern entgegengeschrien – genial.

Das pechschwarze, unwirkliche „Jimmy“ und „Pushit“, welches von Kindesmisshandlungen erzählt, läuten dann so langsam den komplexeren Teil des Albums ein. „Aenema“, eine Wortneuschöpfung von TOOL (was so viel wie „Seelenreinigung“ bedeutet), pendelt zwischen Hilflosigkeit und grenzenlosem Hass - hier vor allem gegen die Menschen, die wie blind unsere Welt zerstören. Um am Ende selbst von einer gigantischen Flutwelle vernichtet zu werden. Beunruhigend sicherlich. Doch der Höhepunkt ist und bleibt ohne Frage „Third Eye“. Dieses … Monstrum von einem Song grenzt schon fast an Gehirnwäsche. Abartige Geräusche, Psychedelic und purer Wahnsinn gipfeln in den befreienden Textzeilen:

„Prying Open my Third Eye!“

Amen.

FAZIT: Extrem düsterer Trip in die Abgründe unserer Seele. „Aenima“ ist DAS Meisterwerk von TOOL. Allerdings nichts für Zartbesaitete. Glaubt mir.

Benjamin Feiner (Info) (Review 14801x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Stinkfist
  • Eulogy
  • H.
  • Useful Idiot
  • Forty Six & 2
  • Message to Harry Manback
  • Hooker with a Penis
  • Intermission
  • Jimmy
  • Die Eier von Satan
  • Pushit
  • Cesaro Summability
  • Aenema
  • (-) Ions
  • Third Eye

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!