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Orphaned Land: The Never Ending Way Of ORWarriOR (Review)
Artist: | Orphaned Land |
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Album: | The Never Ending Way Of ORWarriOR |
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Medium: | CD | |
Stil: | Metal / Progressive / Folk / Doom |
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Label: | Century Media | |
Spieldauer: | 78:18 | |
Erschienen: | 22.01.2010 | |
Website: | [Link] |
Wer kennt das nicht: Man wartet viele, viele Jahre, bis endlich der Nachfolger eines Albums erscheint, das man seinerzeit vergötterte und wird dann auf ganzer Linie enttäuscht, wenn schließlich das neue Werk das Licht der Welt erblickt. Die Magie ist weg, die Gänsehaut fehlt und überhaupt will die Musik nicht mehr so zünden wie damals. Ist die jeweilige Band tatsächlich schlechter geworden? Ist man selbst abgestumpft? Woran liegt es, dass Musik, die einst verzauberte, plötzlich nicht mehr mitreißen kann? Das alles sind vielleicht spannende Fragen – nur im Falle von ORPHANED LANDs neustem Werk „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ leider vollkommen fehl am Platze, denn die Israelis verzaubern genauso wie vor sechs Jahren, als „Mabool“ Metal-Fans, Prog-Rocker und Gothics gleichermaßen begeistern konnte.
ORPHANED LAND stellen mit ihrer Musik einen der größten musikalischen Vermittler dar zwischen den Welt-Religionen, Juden und Arabern. Kobi Farhi sagt dazu: „Da wir in die Tragödie, die unsere Heimat mit sich bringt, hineingeboren wurden, egal ob wir wollten oder nicht, haben wir uns schon immer dafür eingesetzt, durch unsere Musik diese Konflikte zu lösen und den Drahtseilakt zu vollbringen, all das Gegensätzliche zu vereinen. Selbst im Artwork des Albums haben wir Hebräisches und Arabisches kombiniert, ungeachtet des Konflikts, der zwischen diesen Kulturen tobt. Ich habe einen Jordanier kennengelernt, der sich auf Kalligraphie spezialisiert hat. Er hat Buchstaben aus dem Hebräischen und dem Arabischen genommen und daraus ein Symbol des Friedens geschaffen. Dasselbe gilt auch für unsere neuen Bandfotos, auf denen wir eine Synergie der drei monotheistischen Religionen vollführen. Obwohl wir alle an denselben Gott glauben, töten wir einander lächerlicherweise im „Namen Gottes“, was einfach nur völliger Quatsch ist und unser Land in den Ruin führt. Diese Symbolik führen wir auch musikalisch weiter. Das Ergebnis ist unglaublich, es ist ein Wunder – auf unseren Konzerten singen jüdische Fans auf Arabisch und die arabischen Fans auf Hebräisch, starke Freundschaften sind aus diesen Begegnungen hervorgegangen und unser Middle Eastern Metal schafft es, den politischen Irrsinn zu beenden, unter dem wir seit so vielen Jahren leiden.“
Lässt man alles Politische und Religiöse außen vor, so funktioniert „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ immer noch perfekt als musikalische Großtat. Steven Wilson produzierte das vierte Studio-Album der Band und spielte selbst einige Keyboards ein. Der Einfluss des PORCUPINE TREE-Frontmanns wird bei einigen Soundspielereien deutlich und indirekt vielleicht durch seine Produzenten-Tätigkeit bei OPETH. Mal ganz ehrlich, klingt der Anfang von „The Path Part 1 – Treading Through Darkness“ nicht verdammt nach Åkerfeldt & Co? Zieht man die arabischen Motive ab und lauscht Keyboards und Kobis Klargesang, dann schimmern klar die „Ghost Reveries“ durch. Spätestens nach drei Minuten aber wischen ORPHANED LAND alle Vergleiche vom Tisch und klingen einfach wieder nur nach sich selbst. „The Path Part 1“ und „The Path Part 2“ sind nebenbei übrigens eines der Highlights des Albums – ruppiges Riffing, traumhafte, orientalische Melodien, Klargesang, Growls und seelenvolles, elegisches Solieren an der E-Gitarre verbinden sich zu einem fünfzehnminütigen Meisterwerk, das alles aussticht, was ORPHANED LAND seit ihrer Gründung komponiert haben. Und wenn am Ende des ersten Teils die Verzerrte die eingangs noch akustisch vorgetragene, folkloristische Leitmelodie aufnimmt und den Song von hämmernden Gitarren getragen ins Finale schwelgt, dann produzieren ORPHANED LAND hier nicht weniger als eine der Sternstunden grenzüberschreitender Rock-Musik!
Der Bezug zu „Mabool“ ist noch immer gegeben; vieles, was das Vorgängeralbum ausmachte, findet sich auch auf „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ wieder. Die Band hat es aber geschafft, ihre überbordende Kreativität in strukturiertere Bahnen zu lenken, ohne dabei ins Durchgeplante, Reißbretthafte abzudriften. Die Seele der Musik bleibt jederzeit erhalten. Shlomit Levi steuert wie schon beim Vorgänger stimmungsvollen, folkloristischen Frauengesang bei und einige unverzerrte Instrumentalpassagen klingen so authentisch, als wären sie spontan auf einem orientalischen Markt aufgenommen worden.
Neben allen traditionellen Klängen sind ORPHANED LAND immer noch Metal. Einige Riffs brettern steinhart und Kobi growlt sich durch manche Songs, dass es Gegnern der gutturalen Gesangstechnik Angst und Bange werden könnte. Ganz nebenbei hat der Frontmann beim Klargesang dazugelernt und klingt deutlich sicherer als auf allen Vorgängeralben.
Es ist imposant, wie diese Band musikalische Klüfte überbrückt und harten Metal, progressiven Rock, Folklore, Soundtrack-Musik, epischen Doom und sogar neoklassische Einflüsse unter einen Hut bringt und zu einer Einheit verschweißt, bei der nichts nebeneinander, sondern alles miteinander funktioniert. Dabei ist es egal, ob man die Songs unter dem Kopfhörer analysiert oder sich bei voller Lautstärke einfach den herrlichen Melodien und Harmonien hingibt, die sich aus dieser Stilvielfalt ergeben – „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ muss jeden begeistern, der seine Ohren auch nur im geringsten für abwechslungsreiche Musik auf Basis verzerrter Gitarren geöffnet hat.
FAZIT: ORPHANED LAND gehören zu den außergewöhnlichsten Bands der Metal-Szene und unterstreichen diesen Status durch ihr neues Album mit dem allergrößten Nachdruck. „The Never Ending Way Of ORWarriOR“ ist ein imposantes, fesselndes Stück Musikgeschichte, das im Breitwandformat mit kräftigen Farben abwechslungsreiche Gemälde entfesselt, die nachhaltig in Erinnerung bleiben werden. Ehrenwort.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Part I (“Godfrey's Cordial – an ORphan's life”)
- Sapari
- From Broken Vessels
- Bereft In The Abyss
- The Path Part 1 – Treading Through Darkness
- The Path Part 2 – The Pilgrimage To Or Shalem
- Olat Ha'tamid
- -
- Part II (“Lips Acquire stains – The warriOR awakens”)
- The Warrior
- His Leaf Shall Not Wither
- Disciples Of The Sacred Oath II
- New Jerusalem)
- Vayehi Or
- M i ?
- -
- Part III (“BARAKAH – enlightening the Cimmerian”)
- Barakah
- Codeword: Uprising
- In Thy Never Ending Way (Epilogue)
- Bass - Uri Zelha
- Gesang - Kobi Farhi, Shlomit Levi
- Gitarre - Yossi Sassi Sa’aron, Matti Svatizky
- Keys - Steven Wilson
- Schlagzeug - Avi Diamond
- Sonstige - Kobi Farhi (Chor), Yossi Sassi Sa’aron (Saz, Bouzouki, Chumbush, Piano), Avi Agababa (Percussion), Avner Gavrieli (Piano), Nizar Radwan & Srur Saliba (Violine), Alfred Hagar (Nay & Kawala Flutes), Yonatan Danino (Shofar), Shmuel Ruzbahan (Santur)
- Mabool – The Story Of The Three Sons Of Seven (2004) - 13/15 Punkten
- The Never Ending Way Of ORWarriOR (2010) - 14/15 Punkten
- All Is One (2013) - 14/15 Punkten
- A Heaven You May Create (2023)
Kommentare | |
Meista
gepostet am: 21.01.2010 |
Steven Wilson hat nichts mit der Produktion von Opeth's "Ghost Reveries" zu tun gehabt !
Die letzte Zusammenarbeit von Opeth und Wilson war auf "Damnation"... |
Nils [musikreviews.de]
gepostet am: 21.01.2010 |
Hallo Meista,
Du hast natürlich recht, danke für den Hinweis! Der Vergleich mit "Ghost Reveries" passt aber dennoch! ;-) |
Flo
gepostet am: 22.01.2010 User-Wertung: 7 Punkte |
"Zieht man die arabischen Motive ab und lauscht Keyboards und Kobis Klargesang, dann schimmern klar die „Ghost Reveries“ durch."
Zieht man die Gitarren und die restlichen Instrumente ab und löscht die Gesangsspuren bleibt was? Richtig: Nichts! Diese ständigen Opethreferenzen sind schlechter Stil. Ebenso wie einen kompletten Abschnitt Interview einfach in die Kritik zu kopieren. Sprachlich ist die Kritik schlampig, inhaltlich besteht sie aus Floskeln. Von mir gibt es 7 / 15 Punkten, da unzugänglich ungleich proressiv. Dem Album mit dem peinlichen Titel fehlt es leider an songwriterischer Finesse. Manchmal deuten viele Jahre Entwicklungszeit eben nicht auf ein Mammutwerk hin, sondern auf bloße Einfallslosigkeit. Schade. Ich war trotz kultureller Polemik im Vorfeld optimistisch. |
darkul
gepostet am: 23.01.2010 |
Einfach erstaunlich, wie schnell manche doch dieses Album besitzen. Und bitte nicht mit "Promo" kommen. So viele Radiosender gibt's gar nicht. |
Benjamin [Musikreviews.de]
gepostet am: 12.02.2010 User-Wertung: 13 Punkte |
Bis jetzt eher verhaltene Kommentare... ich will das ändern.
"Orwarrior" ist für mich jetzt schon Anwärter auf Top-Ten-2010. Dieses Album ist so intensiv, verschachtelt, geht durch Herz und Kopf, ist brutal, feinfühlig und bombastisch, dass es eine Freude ist. Der orientalische Flair sorgt dafür, dass sich die Musik nicht abnutzt und bietet Platz, um üblichen Schemata der westlichen Musikwelt zu entkommen. Zu den Opeth-referenzen: Finde ich nicht schlimm. Hält sich im Rahmen. Und die Growls passen einfach! |
Henning [musikreviews.de]
gepostet am: 23.02.2010 |
Ich habe mir auch ziemlich früh die Ltd Edition direkt von Kobi aus Israel zukommen lassen - coole Idee von ihm.
Allerdings fällt es mir bis jetzt noch schwer, das Ding über "Mabool" zu setzen. Mit einem finiten ORteil warte ich aber noch, da ich den Jungs (und dem Mädchen) vollstens vertraue. |
MR471
gepostet am: 27.02.2010 User-Wertung: 15 Punkte |
Ich gebe dem Album die höchstnote. es ist dass mit abstand vielseitigste kreativste und klangtechnisch aussergewöhnlichste kunstwerk das ich je hören durfte... mir sind fast die tränen gokommen vor lauter tiefgang und ich bin death metaller. ernsthaft ich höre das ding jetzt seit einer woche durch kenne jeden track auswendig und kann sogar das hebrähisch auf sapari mitsingen, was ich erst selbst nicht glauben konnte. ORwarriOR ist zwar anders als Mabool und vielleicht lange nicht so eingängig aber wenn man sich genug zeit nimmt die scheibe richtig zu gemüte zu führen dann wird man mit etwas unglaublich schönem belohnt! ick kann aus dem stand keine schlechte sachen über dieses ding sagen... vielleicht die erste gesngszeile aus his leaf shall not wither die mich jedesmal nervt aber das sind nichmal 10 sekunden von 78min und 18 sec... diese cd ist ein meisterwerk! |
oger [musikreviews.de]
gepostet am: 09.07.2010 User-Wertung: 9 Punkte |
Da sind schon ein paar wirklich schöne und originelle Melodien drauf (Sapari, Olaf Ha´lmid, In thy never ending Way). Insbesondere die orientalischen Elemente sind wirklich großartig. Der Schwachpunkt des Albums liegt in meinen Ohren bei den (Death)-Metal-Passagen. Zwingende Riffs und Ideen sind da eher Mangelware. Vielleicht sollte die Band lieber auf das konzentrieren, was sie wesentlich besser kann. |
hardy
gepostet am: 08.05.2012 |
Ich musste mich erst überreden lassen, das Teil mir anzuhören, da ich auf diesen Stil eigentlich überhaupt nicht kann, war aber dann angenehm überrascht. Interessante Songstrukturen, die in einigen Passagen aber leider nicht clever zu Ende gedacht sind. Muß Oger zustimmen, die Death Metal Anteile sind der eigentliche Schwachpunkt. "THE NEVER ENDING..."läuft bei mir zwar nicht rauf und runter, aber hin und wieder hol ich's vor. |