Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Pure Reason Revolution: Hammer And Anvil (Review)

Artist:

Pure Reason Revolution

Pure Reason Revolution: Hammer And Anvil
Album:

Hammer And Anvil

Medium: CD
Stil:

Electro Techno-Pop-Bombast

Label: Superball Music/EMI
Spieldauer: 52:22
Erschienen: 15.10.2010
Website: [Link]

„Für ihr drittes Album sollten sich PURE REASON REVOLUTION allerdings überlegen, wohin die Reise gehen soll“, schrieb ich vor knapp anderthalb Jahren. Sie haben es sich überlegt…

Schlechte Zeiten für alle Freunde des New Art Rocks in geselliger PORCUPINE TREE-Umgebung. Davon sind auf „Hammer And Anvil“ nur noch Mikrospuren zu finden. Stattdessen präsentiert sich eine Band, die geradezu mit EBM liebäugelt, mit DEPECHE MODE Händchen hält, bevor sie den großen Alten auf der Kirmesdisco einen Tritt in den Allerwertesten versetzt.
Wer noch Zweifel hat: „Hammer And Anvil“ macht genau da weiter, wo „Amor Vincit Omnia“ aufhörte. Vollfette Keyboards im Stakkatorhythmus, gelegentlich gebremst und auf Melodien untersucht, präsentiert sich das Album wie der zweite Einleger einer Doppel-CD.

Manchmal fragt man sich geradezu, ob überhaupt ein neues Werk aufgelegt wurde, oder nur Remixe veröffentlicht wurden, so sehr gleichen sich die beiden Alben, nicht nur in Melodiefragmenten.
Bereits der Opener beantwortet Fragen, die man gar nicht gestellt hat. Aufgeblasen fast bis zum Exitus hämmert einem Chloe Alper zu knalligen Drumcomputer-Rhythmen immer und immer wieder „Fight Fire“ (with Fire) entgegen (ach ja, viel Krieg und wenig Frieden ist das große Thema des Albums). Tolle Sache dies - für jemand der in den letzten fünfzehn Jahren noch nie einen Ton von UNDERWORLD, den CHEMICAL BROTHERS, der letzten EDITORS Inkarnation oder FATBOY SLIM gehört hat. Oder gar mit NEW ORDER einen blauen Montag gefeiert hat.

Gut, PURE REASON REVOLUTION haben Wiedererkennungswert; sie klingen nicht wie eine nachgemachte Band, besitzen ihre schnuckeligen Standard-Versatzstücke und kreisen um sich selbst. Hinterlassen aber eine Frage: Warum das alles? Denn sie fügen nichts hinzu, was sie selbst nicht bereits ähnlich und sogar besser gemacht haben, der ruppige Charme von "Amor Vincit Omnia" ist einer Routine gewichen, die zwar nicht seelenlos ist, aber ziemlich künstlich und überladen am Leben gehalten wird.
Ganz selten nur gibt es Momente, die gefangen nehmen, die zeigen, dass die Band etwas draufhat. Leider opfert sie sich viel zu gern für ein dröhnendes Vakuum.

FAZIT: Proggies kann man nur vom Kauf abraten. Allen anderen eigentlich auch. Zumindest den Besitzern des Vorgängers. Wer „Amor Vincit Omnia“ nicht sein eigen nennt, kann allerdings zuschlagen. Es ist völlig egal, welches der beiden Alben man aus der großen Wühlkiste zieht. Ich würde für die kostengünstigere Variante plädieren. Schade um das vorhandene Potenzial, das sich an einer – zugegebenermaßen sehr eigensinnigen – schwülstig wie aggressiven Techno-Variante mit fragwürdiger Halbwertzeit austobt.

Es gibt auch eine Special Edition mit Bonus DVD, die der Promo-CD nicht beilag.

Jochen König (Info) (Review 6953x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Fight Fire
  • Black Mourning
  • Patriarch
  • Last Man, Last Round
  • Valour
  • Over The Top
  • Never Divide
  • Blitzkrieg
  • Open Insurrection
  • Armistice

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 10.10.2010

Ok, ich werde vorerst wahrscheinlich erst mal Abstand halten. Die Kritikpunkte lassen mich ziemlich aufhorchen, denn so anders "Amor Vincit Omnia" gegenüber "The Dark Third" auch war, selbst hier habe ich die von dir beschriebenen Versatzstücke schon wahrgenommen, die meiner Meinung nach einfach nur kostengünstig in einen neuen Kontext gesetzt wurden. Wenn die jetzt immer noch umherschweben und sich dazu noch nicht einmal mehr der Kontext geändert hat, sehe ich momentan keinen Anlass, dafür Geld auszugeben...
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 10.10.2010

User-Wertung:
12 Punkte

Hehe, ich dachte mir schon, dass die hier nicht gut ankommt. Ich liebe "The Dark Third", fand "Amor Vincit Omnia" eher nicht so toll und finde die Neue hingegen einfach nur fantastisch. Hab das Teil nun fast schon zwei Wochen lang jeden Tag mehrmals laufen. Man sollte aus seinen Erwartungen halt das "Prog" streichen und einfach nur eine melodische, warme, einlullende, stilistische Grenzen ignorierende und verdammt groovige Platte auf sich wirken lassen, die irgendwo zwischen Anspruchs-Pop, GENTLE GIANT meets CHEMICAL BROTHERS, MUSE in gut meets EDITORS, tanzbarer Elektronik ihr Zuhause hat. Lustig. Ich persönlich finde es gut, dass sich die Band nicht auf Prog versteift hat und mal was Neues ausprobiert. Okay, mit "Amor..." ist das eher weniger toll gelungen, aber bei der neuen Platte hat's meiner Meinung nach hervorragend geklappt.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 10.10.2010

GENTLE GIANT meets CHEMICAL BROTHERS ist eine witzige Vorstellung, finde ich aber nicht wirklich auf dem aktuellen Album umgesetzt. Chris Einschätzung stützt aber meine These, dass es im Auge, bzw. Ohr des Hörers liegt (wenn man sich vom Prog verabschiedet hat), welches der beiden Alben man vorzieht. Ich halte es weiterhin mit "Amor...", die ich wagemutiger finde. Aber auf Dauer halte ich mich eh lieber an die letzte EDITORS-Scheibe;,-)
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 10.10.2010

Ulkig finde ich allerdings, dass du das Wort "aggressiv" benutzt, denn Aggression finde ich auf der neuen Scheibe eigentlich keine.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 10.10.2010

Wie ich mal gelernt habe, gibt es ja (in der Pädagogik) nicht nur die böse Aggressivität, sondern auch "positive Aggression", die mit Schärfe versucht ihre Probanden zu motivieren. Und davon findet sich auf "Hammer and Anvil" einiges. Besonders im ersten Stück in dem uns Chloe immer und immer wieder den Refrain "Fight Fire with Fire" um die Ohren haut. Gemessen an manchen Metal-Spielarten ist das natürlich alles kompletter Schmusekurs ...
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 10.10.2010

Mhm, okay... ich verstehe, was du meinst. Witzigerweise erinnert mich der Song an eine "härtere" Version der Lords Of Acid. Eindringlicher, nachdrücklicher eben.
Nico
gepostet am: 19.10.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Wie Chris schon schrieb, nach Dark Third war AVO *erst mal* eine ziemliche enttäuschung. Einmal gehört, dann aus Unglaube nochmal, und dann lag's erst Mal ein paar Wochen im Regal. Nachdem ich's dann nochmal rausgekramt hatte, und mich etwas intensiver (eine Kanne Tee, Lyrics, Kopfhörer und ein gemütlicher Sessel) damit beschäftigt hatte, gefiel AVO mir dann immer mehr. Disconnect und 1-3 andere sprechen mich zwar immer noch nicht an, aber mir fallen sonst auch wenige Alben ein, von denen mir jedes Lied ausnahmslos gefällt.

Les Malheurs, Apogee und Deus Ex Machina sind meines Erachtens einfach nur außerordentlich gut - aber wie gesagt: meines Erachtens.

Das gleiche gilt für Hammer & Anvil. Definitv sind PRR nicht zurück Richtung The Dark Third, allerdings stellt in meinen Augen H&A eine deutliche Weiterentwicklung von AVO dar. Gesangstechnisch (obwohl ich wahrlich kein Experte auf dem Gebiet bin) gefällt mir H&A um längen besser als AVO und erinnert mehr an Dark Third. Sicherlich wahr ist, dass sie nicht von der Electronica-Schiene abgewichen sind, aber deutlich mehr Gitarre als in AVO.

Zu Fight Fire ist meine Meinung noch zwiegespalten - einerseits ist das "Prog-Element" dort definitv ausgefallen, andererseits, der Songtitel/die Aufmache ist deutlich: Fight Fire with fire, und so klingt das auch. Neu (bzgl. PRR) - ja, schlecht? Für mich nicht.

Ähnliche Geschichte mit Blitzkrieg. Absolut genial. Gute Kopfhörer, und in einem Rutsch gehört mit Open Insurrection - genial.

Ich denke trotzdem, dass die Kritikpunkte durchaus valide sind. Wessen Geschmack hier nicht getroffen wird, mag obiges anführen. Mich spricht das Album ähnlich an wie TDT es damals getan hat, und AVO finde ich mittlerweile größtenteils einfach super. Vor allem die oben genannten Lieder, und Bloodless und AVO.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 20.10.2010

@Nico: sehr schöner Kommentar! Daraufhin muss ich mir "Anvil & Hammer" glatt noch einmal in den Player legen.
OLLi
gepostet am: 20.10.2010

Ich denke, hier handelt es sich um einen Schritt weg von AVO (was ich gelungen fand), näher hin zu The Dark Third (was ich auch super fand). Hammer und Anvil schlägt sich sehr gut zwischen den beiden hindurch und vereint deren beider Elemente. Kein Meisterwerk, aber eine gelungene Komposition. Es beinhaltet die typischen PRR Trademarks: Gesangsharmonien und ausgefallenes Songwriting.

Es mag sein, dass das einfach bei H&A etwas hinter den Synthesizer-lastigen Sounds verdeckt bleibt, da diese quasi heute modern sind. Ich würde jedem PRR "Fan", der bei den ersten zwei Durchläufen von H&A ein flaues Gefühl hatte, einfach raten die Platte noch mehrmals wirken zu lassen, und genau zuzuhören. Dieses Teil ist meiner Meinung nach hier unterbewertet.


An den Rezensenten: "Proggies" kann man vom Kauf abraten. Ja. Aber nur wenn man Prog schmal definiert und Fuddelbands wie Dream Theater, Rush und dergleichen einordnet (Rocklastig mit experimentierfreudigem Touch). Da die meisten Leute aber diese Definition von Prog vor Augen haben, geht das in Ordnung. H&A ist allerdings definitiv auch eine Weiterentwicklung. Aber "Proggies" haben wohl Elektrosounds noch nicht unter die Definition von "experimentierfreudig" aufgenommen. Ich vermute das ist letzten Endes Geschmacksache. Jedoch sollte Objektivität in einer Rezension gewahrt bleiben.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 21.10.2010

Dass "Proggie" ein weitläufiger Begriff ist, über den man trefflich streiten kann, mag wohl sein, hat hier aber nur Bezug zur besprochenen Band. Und dass da Dream Theater, Rush etc. keine Rolle spielen, sollte eigentlich klar sein. Deshalb betraf die "Prog"-Warnung (etwas flappsig, okay) jene Menschen, die eine Rückbesinnung Richtung "The Dark Third" erwarteten, und wo der hauptsächliche Orientierungspunkt Porcupine Tree heißt.
Chris [musikreviews.de]
gepostet am: 22.10.2010

Wie auch immer... ich komm mit allem zureckt... hab gerade in den letzten Tagen wieder verstärkt die AVO gehört und finde sie anno 2010 einfach gut.

http://scarred-for-life.bplaced.net/newsfl/content/modules/news/article.php?storyid=2320 <- das war meine Meinung zu TDT (und nett ist die Band auch: http://scarred-for-life.bplaced.net/newsfl/content/modules/news/article.php?storyid=2453)

:)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!