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Pure Reason Revolution: Amor Vincit Omnia (Review)

Artist:

Pure Reason Revolution

Pure Reason Revolution: Amor Vincit Omnia
Album:

Amor Vincit Omnia

Medium: CD
Stil:

Electronic Art Pop

Label: Superball Music
Spieldauer: 46:53
Erschienen: 06.03.2009
Website: [Link]

Das schwierige zweite Album. Eigentlich nicht ganz richtig in diesem Fall. Gab es doch schon die EP „Cautionary Tales For The Brave“ vor „The Dark Third“ und eine Live-Aufzeichnung des Nearfest Auftrittes. Jetzt aber ist das zweite reguläre Studio-Werk erschienen.

Und, oh Himmel, Progrock-Fans fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Keine Weiterentwicklung des ersten Albums, sondern anscheinend eine komplette Kehrtwendung. Die Gitarren sind weitgehend in der Versenkung verschwunden. Wo vorher jubilierende Melodiebögen, verquickt mit elektronischen Impulsen, im Gefolge PORCUPINE TREEs dominierten, herrschen jetzt Synthesizer, abgehackte Rhythmen und Computersounds. Wer genau hinhörte, konnte all diese Elemente bereits beim Debüt vernehmen, nur im Hintergrund versteckt.

Jetzt aber wird nicht mehr den New Art-Rock Göttern gehuldigt, sondern den frühen bis mittleren HUMAN LEAGUE, DEPECHE MODE, KRAFTWERK, der Nintendo Welt oder Trance ’n Techno Vorreitern wie UNDERWORLD. Alles in sauberem 80er-Sound, klar und deutlich, aber auch ein wenig aseptisch. Progressive Anteile sind natürlich noch vorhanden, vor allem „Apogee“ klingt wie MOSTLY AUTUMN auf Ecstasy.
Größter Aufreger für grollende Progger dürfte das putzige „Disconnect“ sein, diese Mischung aus KRAFTWERK, HUMAN LEAGUE zu „Don’t you want me“ Zeiten, und Super Mario spielt mit dem Vocoder. In seinen besten Momenten erinnert der Song an LINDSAY BUCKINGHAMs elektronisch verfremdete „D.W. Suite“, jene „Wild Mountain Thyme“-Paraphrase, die durch ihren kongenialen Einsatz in „Northern Exposure“ („Ausgerechnet Alaska“) Kultcharakter besitzt, in seinen schlechtesten plätschert er allzu gelangweilt vor sich hin. Hier verlieren PURE REASON REVOLUTION jegliches Maß und das macht trotz der vorhandenen Schwächen Spaß.

Ähnlich wie die KILLERS, die für ihr Richtung 80er-Disco schielendes „Day & Age“ neben guten Verkaufszahlen massiv Schelte einstecken durften, machen sich PURE REASON REVOLUTION auf in eine ungeliebte Dekade. Wobei allzu gern unterschlagen wird, dass die ersten beiden Alben HUMAN LEAGUEs, die frühen HEAVEN 17-Werke und vor allem ULTRAVOX mit John Foxx als Sänger, bissige, düstere, wütende elektronische und zudem tanzbare Meilensteine produzierten. Etwas von dieser Kraft und Verspieltheit haben PURE REASON REVOLUTION in die Jetztzeit herüber gerettet. Und wo die KILLERS unverhohlen Richtung seichtem Synthie-Schlager tendieren, bauen PURE REASON REVOLUTION ihr Art-Rock-Vorlieben ein. Allein das Bemühen scheinbar unvereinbare Gegensätze zu einem halbwegs homogenen Mix zu verquirlen, fordert Respekt. Das ist nicht immer, wie im zu langen „Gloaming“, gelungen, überzeugt aber vielfach durch seine charmante und vorwärts preschende Ruppigkeit.

FAZIT: Mit ihrem zweiten Album beweisen PURE REASON REVOLUTION Mut und setzen sich zwischen alle Stühle. Verfremdeter Art-Rock, Synthie Pop; Trance und technoider Trip Hop gehen eine gewagte Mischung ein. Neben Verdammnis durch eingeschworene Prog-Rock-Fans, die sich verraten fühlen, gibt es nicht ganz unberechtigte Einwände, wie Kollege Sascha Ganser sie (http://www.liquid-love.de/forum/viewtopic.php?t=9179) äußert. Doch den erhobenen „klingt zu sehr nach Remix“-Vorwurf, der sich zwar aufdrängt, kann man nicht unbeantwortet stehen lassen. Bis auf das recht stimmungsvolle, aber zu ausufernde „Gloaming“, werden die Songs konzentriert und im besten Falle nahezu hypnotisch rüber gebracht. Wer nach dem abschließenden „Amor Vincit Omnia“ den sich stetig wiederholenden Refrain aus dem Kopf bekommt, hat einen starken Willen. Zumindest stärker als ich, der gerne und zufrieden mitsummt. Und sich fragt, ob an dem Wahlspruch des Albums tatsächlich was dran ist - frommer Wunsch oder wachsweicher Fluch?

Für ihr drittes Album sollten sich PURE REASON REVOLUTION allerdings überlegen, wohin die Reise gehen soll. Denn sonst wird aus musikalischem Mut schlichte Konzeptionslosigkeit.

Jochen König (Info) (Review 5825x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Les Malheurs
  • Victorious
  • I) Keep Me Sane / Insane
  • II) Apogee
  • III) Requiem For The Lovers
  • Deus Ex Machina
  • Bloodless
  • Disconnect
  • The Gloaming
  • AVO

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 25.04.2009

User-Wertung:
4 Punkte

Da wurde mein Fehdehandschuh ja mit Bravour aufgenommen. ;) Respekt, eine schöne Gegendarstellung zu meinem Verriss (der auf diesen Seiten in einer 4/15-Bewertung geendet hätte, mit Wohlwollen vielleicht 5/15) mit dem Nachweis großer Hintergrundkenntnisse.

Ein Album jedenfalls haben die Damen und Herren da abgeliefert, das die Gemüter spaltet wie eine frisch geschliffene Axt morsches Holz. Den Mut spreche ich PRR auch gar nicht ab, wohl aber die Qualität in der Umsetzung. Aber das wird gerade bei "AVO" jeder anders sehen.
Jochen [Musikreviews.de]
gepostet am: 30.04.2009

User-Wertung:
10 Punkte

Ich mag gerade das rohe, unbehauene und unfertige des zweiten Albums, allen Schwächen zum Trotz, die du zum Teil berechtigt ;-) aufführst.
Nun muss ja nicht alles, was anders ist, gleich gut sein, aber die scheinbare Unbedarftheit, mit der PRR vom eingeschlagenen Weg abweichen, um zwischen schlichtem Elektrogeplinge und Artrock ihr Heil zu suchen, klingt für mich über weite Strecken verführerisch.

Unabhängig davon ist es immer spannend, wenn Bands und ihre Alben derart polarisieren können. Wobei die ganz hohen Wertungen AVO ja versagt bleiben.

So wünsche ich mir auch, dass sie sich für ihr Drittwerk wieder mehr am Debüt orientieren - falls unter dem Banner PRR irgendwann was neues kommen wird.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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