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VoidWork: Horror/Forsaken (Review)
Artist: | VoidWork |
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Album: | Horror/Forsaken |
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Medium: | CD | |
Stil: | Dark Ambient / Drone / Dark Wave / Neoklassik |
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Label: | Black Drone | |
Spieldauer: | 64:35 | |
Erschienen: | 19.05.2010 | |
Website: | [Link] |
Eine plötzliche Verwandlung im Mondschein. Weiß blitzende Zähne hypnotisieren in Übereinstimmung mit grellgelben Augen das Opfer und graben sich in dessen Hals. Hände stoßen sich aus der Erde und wühlen Zombiekörper frei, die im Takt des leitgebenden Werwolfs tanzen.
Das war "Thriller", John Landis' Videoclip zu Michael Jacksons gleichnamigem Welthit. Das Video mit dem wohl größten popkulturellen Einfluss bezog sich auf klassische "Scary Movies", die auf Gimmicks, Schockeffekte und ironische Brechung setzten. Ihre Blüte hatten sie in den 50er und 60er Jahren. Sie standen für das Eventkino und sollten möglichst große Zielgruppen erreichen, am besten bei Familientagen in 3D-Kinos.
All das ist VOIDWORK nicht. Mit "Horror / Forsaken" vertreibt Black Drone ein introvertiertes und konzeptionell ambitioniertes Doppelalbum, das für das Label kaum aus der Reihe fällt: viel Drone und Dark Ambient als Basisgrundierung, dazu Dark Wave- und Neoklassikelemente, die vor allem durch Gastsängerin Ann-Mari Thim (ARCANA) eingetragen werden. Wenn auf "Post-Apocalypse" schattenhaft ein Mann zu sprechen beginnt, möchte man wieder an "Thriller" denken, doch der wirkliche Ansatz ist nahezu entgegengesetzt. Die Vorbilder liegen laut Verpackungstext in der "20th century supernatural literature and more recent horror cinema". Das "more recent" allerdings irritiert, denn "Horror / Forsaken" erinnert beim Coverartwork und in der erzählerischen wie instrumentellen Färbung vor allem an den barocken Expressionismus der "Universal"-Horrorfilme aus den 30er und 40er Jahren: "Frankenstein", "Dracula", "Der Wolfsmensch".
In dieser Idee liegt dann auch der eigentliche Kniff. Die Vorstellung von einem Album, das der Atmosphäre alter Horrorfilme Tribut zollt, ist ungemein reizvoll. Lediglich die Umsetzung ist in diesem Fall zumindest streitbar.
Das beginnt bereits bei der medialen Präsentation. Zwar hübsch aufgemacht in einem Digipak mit stimmungsvollem Artwork von Harbinger Design, ist es jedoch eine problematische, nur aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbare Entscheidung, die beiden Teile "Horror" und "Forsaken" auf eine CD zu packen. Insbesondere, da man seitens des Labels noch die Unterschiedlichkeit beider Teile betont – "Horror" als songorientierter Dark-Wave-Teil, "Forsaken" als ätherische Dark-Ambient-Klaviatur.
Dass sich die insgesamt 20 Stücke beider Teile einen Datenträger teilen müssen, hebt auch ein grundsätzliches Problem des Doppelalbums hervor. Es will zu viel auf einmal. In den atmosphärischen Zwischensequenzen gleicht es der Fahrt in einer Geisterbahn, bei der man wie in Bilderbuchsammlungen immer wieder neue Szenarien vorgesetzt bekommt – ein verfallenes Schloss bei Blitz und Donner, ein hochgewachsener Mann in Schwarz auf einer Steintreppe, eine im Kerker eingesperrte Frau. "Somebody help me", schreit sie verzweifelt, und man stellt sich eine hydraulische Puppe vor, die ihren Plastikkörper immer und immer wieder aufrichtet, bevor die Ketten sie wieder zurück auf die Liegefläche drücken. Dann, im steilen Kontrast, lenkt Ann-Mari Thim mit narrativen Musicalaspekten ein. Wiederum auf einer anderen Ebene bekämpfen sich westliche und fernöstliche Instrumente. Hier und da (z.B. "Forever in Fire") meint man, eine chinesische Zither oder eine Laute zu vernehmen, die dem herb europäischen Stil einen exotischen Touch verleiht. Selbst orientalische Anteile mischen sich ein ("The Soulless City"). Dazu dann noch das zweiteilige Konzept, das verschiedene stilistische Strömungen verfolgt – das ist zu viel des Guten auf einmal. In dem Unwissen darüber, ob man sich nun in einem Theaterstück, einem Gruselkabinett oder einem subjektiven Gedankenstrom befindet, geht schnell die Orientierung und damit auch die Stimmung flöten.
FAZIT: Anspruchsvolles, komplexes, leider aber auch sehr mühseliges Konzeptalbum mit hochspannender Prämisse, das an seiner ungeordneten Umsetzung eher scheitert als an ihr verdient. Vielleicht erwartet man bei einer Aufarbeitung klassischer Horrorliteratur und –Filme auch etwas mehr Geduld und Übersicht, um die Anmut alter Schlösser und noch älterer Schlossherren würdevoll einfangen zu können, schließlich ist Atmosphäre hierbei das Alpha und das Omega. Die strukturelle Vielschichtigkeit von "Horror / Forsaken" steht dem etwas im Weg. VOIDWORK zeigt aber doch auf, dass der Mix aus Dark Ambient, Drone und Neoklassik potenziell hervorragend geeignet ist, um alte Nachtmähren in Schwarzweiß wiederzubeleben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Horror:
- Haunted
- The Soulless City
- People Of The Monolith
- Marble Steps
- Interlude
- The Serpent's Lullaby II
- Insomnia
- The Serpent's Lullaby III
- Forever In Fire
- Post-Apocalypse
- The Descent
- Antarctica
- The Black Goat
- Forsaken:
- Akhenathon
- Ghostlight
- Forsaken
- Pillars
- Circle
- Nightmare
- Grave
- Gesang - Ann Mari-Thim
- Sonstige - Xavier (alles)
- Horror/Forsaken (2010) - 5/15 Punkten
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