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Das Bluul: Cult - Ritual - Device (Review)
Artist: | Das Bluul |
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Album: | Cult - Ritual - Device |
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Medium: | CD | |
Stil: | Drone / Noise |
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Label: | Freakquenzy Records | |
Spieldauer: | 153:55 | |
Erschienen: | 01.07.2010 | |
Website: | [Link] |
Erstaunlich, welchen Einfluss das „Perryversum“ auf Drone-Musiker zu haben scheint. Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass mir die Science-Fiction-Serie „Perry Rhodan“ in diesem Kontext als Referenz begegnet. DAS BLUUL verdanken ihren Namen einer Art körperlosen Dunst-Mantarochen aus einem fernen Sonnensystem, der in der populären Heftreihe beheimatet ist. Die Analogie ist hier wohl Vater des Gedankens, denn Attribute wie „schattenhaft“, „ungreifbar“, „kryptisch“, „intelligent“, „autonom“, „überdimensional“ und „amorph“ treffen auf das Rhodan’sche Geschöpf zu und sollen es auch auf die Musik derer, die sich mit seinem Namen schmücken.
Angesichts der Ehrfurcht gebietenden Dreifaltigkeit der vorliegenden Veröffentlichung prescht das Attribut der Überdimensionalität jedenfalls mit Eifer vor. Die drei Datenträger und fast ebenso vielen Stunden Noise-Dröhnung legen den Schluss nahe, dass mit der schieren Macht des Umfangs Eindruck geschunden werden soll. 10- und 15-Minüter sind hier eher die Zwerge, das knapp zweiminütige „OutWhite“ aus dem „Cult“-Segment beinahe schon ein kosmischer Witz. Es regieren Stücke jenseits der 20-Minuten-Marke, in denen unzählige Atemzüge lang nichts weiter passiert als formlose Gitarrenzerrbilder, die bis zur Unendlichkeit gemorpht werden – stets pendelnd zwischen Kopfschmerz erzeugendem Lautgewitter und seliger Ruhe.
Apropos Witz: Davon scheinen David Runge und Holger Schilling, die Begründer des Projekts, einigen gebunkert zu haben. Zumindest schillert zwischen den Brocken aus gellendem Dunkel immer mal wieder so etwas wie Humor durch – auf „Cult of the Banshee I – When The Cult Passes“ etwa, als eine bis dahin wie ein Esel wiehernde Gitarre mit dem Sequenzer oder sonst etwas Metallischem vom atmosphärischen Effekt zum Meta-Gag aufgeblasen wird. „Cult of the Banshee II – The Everlasting Ritual“, die Eröffnung für das „Ritual“-Segment, führt den Gag alleine schon kraft seines Titels fort. Dabei entwickelt es trotz des stets präsenten Verstärkersummens zum Ende hin fast schon die Züge einer melodischen Abfolge von Noten. Fast.
„Collective Recall For Assimilation“ hat derweil eine Art runtergepitchten Walgesang zu bieten, „The Destruction of Thule“ so etwas wie eine leere Radiofrequenz und der gesamte „Device“-Abschnitt spielt viel mit Laut-Leise-Dynamik, doch alle haben sie die Einsamkeit von etwas gemeinsam, das von Gott und der Welt verlassen durch das All schwebt und die letzten Reste von kulturellem Denken vor dem inneren Auge zerbröckeln sieht.
Streckenweise jedoch übertreibt das Duo seinen Experimentaldrang und macht die Form des Experimentierens zu greifbar. Dann wird das Soundgeröll als solches erkenntlich, und wenn man zwei eifrige Soundbastler in Gedanken hat, die wie blöde an den Knöpfchen drehen, so mag der Bauch sich nicht auf die Reise in den Kosmos einlassen.
FAZIT: Drone-Experimentalismus für Akustikmasochisten. Am besten ist DAS BLUUL immer, wenn es seine feste Form aufgibt und sein Nebelschwadenkostüm trägt, Sachen nur andeutet und eine Art vorsintflutliche Leere aufbaut, die den Nachhall belebter Kulturen und traditioneller Bräuche in sich trägt – so wie im mit Tribals untermalten Ausklang. Knapp drei Stunden mit Tracks, die teilweise alleine ein Sechstel der Gesamtspielzeit erreichen, sind allerdings schon ziemlich Hardcore. In diesem Zeitraum lässt es sich nicht vermeiden, dass auch viel Effekthascherei und In-die-Länge-Ziehen aufgedeckt wird, das allerdings immerhin ironisch gebrochen wird.
P.S. veröffentlicht wurde das Ganze übrigens als 3-CD-Set. Die einzelnen Cover lassen sich untereinander legen und ergeben so ein zusammenhängendes Artwork.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CULT:
- Ceremonial Cleansing
- Cult Of The Banshee I: When The Cult Passes
- Bite Of The Serpent
- Whiteout
- RITUAL:
- Cult Of The Banshee II: The Everlasting Ritual
- Collective Recall For Assimilation
- The Destruction Of Thule
- DEVICE:
- Device I: In Motion Lies Silence
- Malfunction - Distorted Reality
- Device II: Gateway To R'lyeh
- Gitarre - Holger Schilling, David Runge
- Schlagzeug - Holger Schilling, David Runge
- Sonstige - Holger Schilling (Synthesizer, Effekte, Drones), David Runge (Loops, Synthesizer, Effekte, Drones, Meditation Bowl), Philipp Bayer (Synthesizer, Meditation Bowl auf "Cult")
- Cult - Ritual - Device (2010)
- Sirenum Scopuli (2010)
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