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Fabian Harloff: Nu aber! (Review)
Artist: | Fabian Harloff |
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Album: | Nu aber! |
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Medium: | CD | |
Stil: | Singender Schauspieler als Hauptdarsteller im deutschsprachigen Rockzirkus |
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Label: | Hypertension | |
Spieldauer: | 44:45 | |
Erschienen: | 08.03.2013 | |
Website: | [Link] |
Es ist irgendwie kein gutes Zeichen, dass die Fabian-Harloff-Fanclub-Domain zum Verkauf steht. Hat unser singender Fabian, der wohl als Schauspieler sich spätestens seit „Notruf Hafenkante“ den liebenswerten Schwarm aller Schwiegermütter, der auch noch über eine medizinische Grundausbildung verfügt, spielt, etwa zu wenige Fans oder halten seine Fans nicht mehr zur Stange, seitdem er seine nunmehr siebte CD mit dem selten doofen Titel „Nu aber!“ veröffentlichte. Verstehen könnte ich das irgendwie schon!
Allerdings behauptet FABIAN HARLOFF von „Nu aber!“, dass es sein erstes „richtiges Album“ sei, da die sechs Vorgänger in der Zeit von 1989 bis 1995 entstanden. Und da war Harloff ein „BRAVO“-Star. Das ist natürlich aus heutiger Sicht eine Bürde, die schwer wiegt – egal, ob er nun vor über 20 Jahren anderthalb Millionen Teenies aus dieser grellbunten Zeitschrift anlächelte oder nicht. Ein Qualitätsmerkmal war's keinesfalls. Doch mit „Nu aber!“ gibt’s die musikalische Feuertaufe vom Teenie-Idol zum deutschsprachigen Liedermacher mit einer gehörigen Portion Rock-Allüren und 80er-Jahre-NDW-Gedächtnis-Appeal. Doch die Musik-Schuhe, die sich Harloff hier überstreift, sind einfach zu groß für ihn, was hauptsächlich daran liegt, dass er bei seiner musikalischen Ausrichtung viel zu inkonsequent ist. Er weiß nicht, wo er wirklich hin will: NDW, Schlager, Rock, Liedermacher, Pop? Von allem gibt es etwas auf „Nu aber!“ zu hören, aber nie wirklich überzeugend und gut. Das liegt in erster Linie natürlich an Fabians Stimme, die mittelmäßig bis gut klingt – er ist also beileibe kein schlechter Sänger – aber nie auf ein Niveau kommt, bei dem man ihm einen Wiedererkennungswert, geschweige denn Charisma, bescheinigen könnte.
Warum also müssen so oft Schauspieler singen?
Das sollte eine durchaus berechtigte Frage sein, denn häufig scheint ihre Präsenz auf dem Bildschirm oder der Kinoleinwand mehr zu ihrem Erfolg beim Publikum beizutragen, als ihre wirkliche Qualität beim Singen und Texten.
Besonders schlimm empfand ich das bei ANNA LOOS, die mit SILLY eine vermarktungstechnische Meisterleistung, aber musikalische und textliche Riesenenttäuschung fabrizierte, die nichts mehr mit dem Anspruch der „früheren“ SILLY zu tun hatte. Da kann ich für Gitarristen HASSBECKER auch das „allergrößte Arschloch“ (Auszug aus seinem Gästebucheintrag auf unserer Seite) sein, besser macht das „Kopf an Kopf“ trotzdem nicht.
Oder GRÖNEMEYER, der nuschelnd die Musikwelt erobert, aber dabei wenigstens grandiose Texte zu bieten hat.
WESTERNHAGEN wäre ein weiterer Fall von singendem Schauspieler. Reizvoll durchaus. Nur eine echte Begabung sieht trotzdem anders aus.
Aber auch umgekehrt klappt's nicht – denken wir einfach nur an ELVIS PRESLEY.
Ganz ähnlich verhält es sich mit FABIAN HARLOFF. Er bemüht sich um Anspruch, doch wirklich anspruchsvoll ist sein Album nicht. Er geht mit Liebe und Leidenschaft an die Mission „deutschsprachiges Rock- und Pop-Album“, aber auch das reicht nicht. Es fehlt das wirkliche Können. Harloff ist eben in erster Linie Schauspieler, nicht Sänger und Texter – so sehr er auch immer wieder erwähnt, dass er an den Texten „Du musst ein Schwein sein“ der PRINZEN oder „Mein Body und ich“ von UDO LINDENBERG mitwirkte. Nun muss er sich an solchen Zeilen wie „Der Morgen bricht und ich breche auch“ (Quäl mich) messen lassen. Und wenn für mich der Morgen mit solchen Texten „an“bricht, dann kann ich mich nur „er“brechen. Auch „Wenn ich ein Mädchen wär' / Dann würd' ich mich in mich verlieben“, ist nicht der unbedingte Lyrik- und Einfallsreichtum-Hammer. Trotzdem übt Harloff durchaus bissig Kritik an den Leuten, die sich auf jedem Jahrmarkt der Eitelkeiten ausgesprochen wohl fühlen oder an dieser Mediengeilheit unserer modernen TV-Neuzeit. Und gerade in diesem Falle weiß er sicher ganz genau, wovon er singt.
Auch seine Single-Auskopplung „Liebeslieder“, die zugleich das Album eröffnet, ist textlich höchstens eine Meisterleistung unter dem Aspekt des Zusammenfügens – oder besser Stückelns – von Hits der Neue Deutschen Welle sowie extrem banaler Schlager und eines Ost-Hits der 70er und 80er Jahre. Am Ende kommen dabei insgesamt Auszüge aus 35 Songs zusammen – vorausgesetzt ich habe richtig gezählt und alle erkannt. Verbunden werden die Textfragmente dann von einem Refrain ohne jeglichen Bezug zu den Songs, die wirklich nur selten echte Liebeslieder sind, egal ob „Nordseeküste“, „Reeperbahn“ oder „Über den Wolken“. Hauptsache sie tauchen in „Liebeslieder“ auf – dabei werden selbst solch schreckliche Schlager wie „Hello Again“ oder „17 Jahr, blondes Haar“ nicht ausgelassen. Lustig geht irgendwie anders. Anspruchsvoll auch.
Und so als wäre „Liebeslieder“ zentrales Programm, klingt auch „Nu aber!“ - eine wirre Mischung aus größtenteils rockigeren deutschen Songs, die besonders einem WOLF MAAHN oder (natürlich musikalisch, aber nicht stimmlich) INA DETER bzw. BAP ohne kölschen Dialekt huldigen.
Am Ende bedankt sich FABIAN HARLOFF in dem umfangreichen Booklet, das alle Texte enthält und einige Fotos von ihm und der Band, bei „allen großen Labels, die zu viel Schiss hatten“ sowie „allen Zweiflern“. Leider muss auch ich mich jetzt als „Zweifler“ in diesen Dank mit einbeziehen und vermute, dass die großen Labels, die auch ich nicht sonderlich mag, im Falle von FABIAN HARLOFF den richtigen Riecher hatten.
FAZIT: „Herzlichen Glückwunsch“, „warum macht Scheiße süchtig“ und ich „quäl mich“ mit den „Liebesliedern“ von FABIAN HARLOFF, die nicht „meine Welt“ sind, denn „was wäre wenn“ dieses Album mehr mit „Mädchen“, aber mit guter Musik „nix zu tun“ hat? Denn dann bleibt mir „ab und zu“ nur als „halber Mann“ mit „halbem Herz“ ein unterhalb des Mittelmaßes zu verteilender Punktwert übrig. Zwar kein Album für's „Aso TV“, aber auch keines, das dir wirklich den Eindruck vermittelt: „Ich fang dich auf“!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Liebeslieder
- Was wäre wenn
- Halbes Herz
- Meine Welt
- Halber Mann
- Also TV
- Scheiße
- Quäl mich
- Mädchen
- Nichts zu tun
- Ab und zu
- Herzlichen Glückwunsch
- Ich fang dich auf
- Bass - Detlef Wiedecke, Jürgen Attig, Pascal Kravetz, Fabian Harloff, Fabio Trentini, Marek Harloff, Mirko Michalzik, Christian Menzel, Torben Richter
- Gesang - Fabian Harloff
- Gitarre - Ritchie Kück Michelman, Mirko Michalzik, Milan Polak, Pascal Kravetz, Fabian Harloff, Christian Menzel,
- Keys - Olli Schmidt, Jürgen Attig, Mirko Michalzik, Fabian Harloff
- Schlagzeug - Julien Kravetz, Martin Langer, Lindsay Jones
- Nu aber! (2013) - 6/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Fabian Harloff
gepostet am: 31.03.2014 |
Wow.... Du hast Dir auf jeden Fall das Teil angehört.....was man dann darüber denkt ist nunmal so, wie es ist... |
Thoralf Koss [musikreviews.de]
gepostet am: 31.03.2014 |
Selbstverständlich habe ich mir deine CD mehrmals angehört, Fabian.
Und ich habe mir sogar ein paar Serien, in denen du als Schauspieler aktiv bist, angesehen. Auch gefällt mir, dass du deinen Schauspielerstatus nicht als Musiker missbrauchst und die ganze Werbung über den Bekanntheitsgrad durchziehst. Leider ist das Album von dir, so viel gute Absicht ich darin auch entdecken kann, aus meiner Sicht nicht besser. Die Gründe dafür habe ich ja zu beschreiben versucht. Auf jeden Fall wünsche ich dir für dein nächstes Album viel Glück und vielleicht denke ich dann darüber ganz anders - und nicht so "wie es ist" ;-) |