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Broilers: Noir (Review)
Artist: | Broilers |
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Album: | Noir |
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Medium: | CD/Download/LP | |
Stil: | Rock/Punkrock |
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Label: | People Like You/Universal | |
Spieldauer: | 52:09 | |
Erschienen: | 07.02.2014 | |
Website: | [Link] |
Als Mittdreißiger ist die unbeschwerte Jugend endgültig vorbei. Man macht sich Gedanken über seinen Standpunkt im Leben, über das, was man erreicht hat (und was nicht) und welche Ziele man eigentlich noch hat. Man hat Menschen kommen und gehen sehen und kann aus einem mehr oder weniger großen Erfahrungsschatz seine Lehren ziehen. Und man kann nicht mehr so zügellos feiern wie früher. Nach einer durchzechten Nacht ist der nächste Tag komplett gelaufen und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis man wieder auf dem Damm ist. Das ist bei den BROILERS nicht anders und das hört man ihrem neuen Hitalbum "Noir" an.
Oder anders gesagt: Mit dem ruppigen Oi- und Streetpunk der Anfangsjahre hat das sechste Studioalbum nicht mehr allzu viel zu tun. Natürlich schimmern die Punk-Wurzeln bei einem großen Teil der 16 (!) neuen Lieder immer noch deutlich durch, mal stärker, wenn es flotter zugeht, manchmal aber auch nur noch rudimentär. Die Band sagt selber, dass die auch stark von Reggae und Soul beeinflusst ist, auf "Noir" kommen Einflüsse aus dem Singer/Songwriter-Genre sowie ein bisschen (80er) Pop und Wave zu den bekannten Ska- und Rock'n'Roll-Elementen hinzu. Mit dem Ergebnis, dass die BROILERS inzwischen so erwachsen klingen, wie sie wohl als Mitdreißiger auch sind. Oder um es vergleichsweise zu beschreiben: wie eine Mischung aus DIE TOTEN HOSEN, SOCIAL DISTORTION, BRUCE SPRINGSTEEN, THE CLASH und THE GASLIGHT ANTHEM. Dass mit Vincent Sorg der Produzent an den Reglern saß, der auch die letzten Hosen-Platten produziert hat, hat sicherlich auch seine Spuren hinterlassen, zumindest ist "Noir" aber ziemlich perfekt produziert.
Das wird nicht jedem Gefallen, ist aber überaus mehrheitsfähig und wird dafür sorgen, dass es auf der Karriereleiter nochmals einige Schritte nach oben geht. Was die regelmäßige Berichterstattung in den Mainstream-Medien belegt. Dass der Erfolg jedoch nicht unberechtigt ist, dürfte jedem klar sein, der die Band und ihre DIY-Attitüde in den letzten 20 Jahren verfolgt hat. Und dass es letztlich immer noch guter Songs bedarf, um erfolgreich zu sein, steht eh außer Frage. Und davon gibt es auch auf "Noir" mehr als genug, schon das schwer hitlastige Einstiegstripel lässt daran keinen Zweifel aufkommen. Danach lässt man es beim Motto-Song "Nur nach vorne gehen" deutlich ruhiger, aber immer noch rockig angehen. Der poppige Wave-Einschlag von "Ich hol dich da raus" mag polarisieren, danach wird aber wieder dem Punkrock gefrönt. So geht es dann auch weiter, ruhigere Songs und purer Punkrock halten sich die Waage, immer wieder wird mit Stücken wie "Ich brenn" oder "Grau, grau, grau" auch ordentlich an der Hitschraube gedreht.
Textlich setzen die BROILERS auch auf "Noir" einserseits auf klare Aussagen, andererseits muss man aber auch gut zuhören, um zu merken, worum es geht. Dass ein Song wie "Ich will hier nicht sein" sich mit der Bootsflüchtlingsproblematik auseinandersetzt, merkt man nicht sofort - man agiert hier subtiler, als es zum Beispiel die Hosen in ihrem Song "Europa" machen. Gesellschaftskritik fehlt natürlich nicht, wobei persönliche, oft auch melancholische Inhalte in der Überzahl sind. Aber trotz allem Negativen, was das Leben zu bieten hat, ist es letztlich auch für die BROILES ein "Gutes Leben" - daran wird sich in Zukunft auch sicherlich nichts ändern.
FAZIT: Es mag durchaus hilfreich sein, selber ein Mittdreißiger zu sein, um "Noir" gut zu finden, denn das Lebensgefühl, dass die BROILERS auf diesem Album vermitteln, ist dann doch ziemlich gut nachvollziehbar. Was im Umkehrschluss heißt, dass das Album in Gänze durchaus das Zeug dazu hat, zu polarisieren und damit gleichermaßen alte Hörer zu verschrecken und neue Hörerscharen zu erschließen in der Lage ist. Was dem Erfolg insgesamt wohl keinen Abbruch tun wird, denn zahlenmäßig wird die zweite Gruppe der ersten sicherlich deutlich überlegen sein.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ist da jemand?
- Zurück in Schwarz
- Wo es hingeht
- Nur nach vorne gehen
- Ich hol dich da raus
- Die Hoffnung stirbt nie
- Wo bist du, du fehlst
- Ich brenn
- Nanana (Ich krieg das hin)
- Ich will nicht hier sein
- Die Letzten (an der Bar)
- Grau, grau, grau
- Der Rest und ich
- Irgendwo dazwischen
- Das da oben (Nur in dir)
- Gutes Leben
- Bass - Ines Maybaum
- Gesang - Sammy Amara
- Gitarre - Ron Hübner, Sammy Amara
- Keys - Chris Kubczak
- Schlagzeug - Andi Brügge
- Santa Muerte Live Tapes (2012)
- Noir (2014) - 11/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Enttäuschter Fan
gepostet am: 19.04.2014 User-Wertung: 3 Punkte |
Hm keine Ahnung wie ich dieses neue Album finden soll. Ich bin 32 und gehör daher wohl noch nicht zu den "Mittdreißigern" die dieses teilweise an Emo-Pop-Synthi-Schlager-Musik erinnernde Album gut werden....Ich warte jetzt einfach 3 Jahre und dann hör ichs mir nochmal an...dann find ichs bestimmt klasse ;-) Bis dahin sind die BrOIlers für mich nur noch die Breulers...das OI gehört da nicht mehr, da sie ja eh nur noch ein Schatten ihrer selbst sind...schade. |
Ch.Ze.aus.SLS
gepostet am: 21.11.2020 |
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