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Gudrun & Bartal: Vónin Er (Review)

Artist:

Gudrun & Bartal

Gudrun & Bartal: Vónin Er
Album:

Vónin Er

Medium: CD
Stil:

Ein Inselalbum für alle, die ruhigen Pop und Folk lieben

Label: Beste! Unterhaltung / Broken Silence
Spieldauer: 40:29
Erschienen: 02.05.2014
Website: [Link]

Wie bitte ist es möglich, dass die Faröer Inseln so unglaublich klein, die Musik aber, die von diesen zu uns rüberschwappt, so unglaublich groß ist? Nachdem mit GUDRID HANSDOTTIR uns traumhafter Pop mit deutlichem Singer-Songwriter-Hang zu Ohren kam und aus diesen nie wieder raus wollte, tauchen wie aus dem Nichts GUDRUN & BARTAL als neue Insel-Musik-Kinder auf und präsentieren uns mit „Vónin Er“ ein Debüt, das so reif klingt, als wären hier wahrhafte Musik-Altmeister am Werk, die ihren überbordenden Hang zur Melancholie für sich entdecken und in Töne gießen.

Beschäftigt man sich jedoch intensiver mit dieser kristallklaren Stimme und der vielfältigen, größtenteils sehr ruhig gehaltenen Musik hinter GUDRUN AND BARTAL, die sich zwischen Art-Pop, verträumtem Folk und schönen Melodien für wunderbar bildhafte Texte bewegt, stellt man überrascht fest, dass sich hinter GUDRUN & BARTAL zwei Musiker verbergen, die zur Begleitband von GUDRID HANSDOTTIR gehören, womit auch einige Ähnlichkeit zu Hansdottirs Musik erklärbar sind. Im Grunde aber möchte man nicht glauben, dass solche Ausnahmemusiker „nur“ in GUDRID HANSDOTTIRs Hintergrund agieren.

Mit „Vónin Er“ ist nun endlich der klingende Beweis für die große Klasse dieser beiden Ausnahmemusiker erbracht, die sich zur Verstärkung noch jede Menge weitere Musiker mit auf die Insel geholt haben, damit auch Violinen, Celli, Pump Organ, Mellotron, Percussion und vieles mehr neben der, den hypnotischen Gesang begleitenden Gitarre, dem Bass und dem Piano erklingen.

Auch war es eine sehr kluge Entscheidung, dem liebevoll gestalteten Digi-Pack ein in zartem weiß gehaltenes Booklet beizufügen, in dessen Innerem neben zerbrechlichen Naturzeichnungen alle englischen Übersetzungen der im faröischen Original gesungenen Texte beinhaltet sind. So erfahren wir nicht nur, dass das Album übersetzt den Titel „Hoffnung ist ...“ trägt, sondern auch, dass sich genau um dieses Thema, der Hoffnung - deren Erfüllung in diesem Falle vorrangig in der Natur gefunden wird - das komplette lyrische Konzept dreht. Allerdings werden dabei auch einige recht hoffnungslose Situationen oder Personen dargestellt, wie z.B. im „Patriarch“ (Leidarin), welcher auch eine E-Gitarre an seine Seite gestellt bekommt, oder in „Zerbrochen“ (Brotid), wo die Zerbrechlichkeit neben der Stimme besonders auch durch Streicher, denen ein Schlagzeug-Rhythmus entgegengestellt wird, zum Tragen kommt.

Der absolute Höhepunkt des Albums aber heißt „Lieber Freund“ (Vinurin), da er die tollsten Überraschungen bereit hält, die jedem Anhänger von ARSTIDIR Freudentränen in die Augen treiben werden. Das liegt nicht nur daran, dass mit FINNUR KOBA eine männliche Stimme im Duett mit Gudrun erklingt, sondern dass sich der gut fünfminütige Song auch fast im Stile eines Boleros von Instrumentierung und Dynamik her immer mehr steigert, um sich am Ende tatsächlich in einem für „Vónin Er“ garantiert ungewöhnlichen und unerwarteten Post-Rock-Mini-Grollen zu entladen.

Wer dieses Album nur oberflächlich hört, der sollte es gleich ganz sein lassen, denn er kommt wohl zu dem Eindruck, dass es eine schön melancholische, recht ruhige CD geworden ist, die atmosphärisch wie eine Schäfchenwolke am blauen Himmel ihre Kreise zieht.

Solches Hören reicht wirklich nicht für „Vónin Er“. Meine „Hoffnung ist ...“, dass der Hörer sich viel Zeit für das Album nimmt, genauer hinhört und diese Unmenge an musikalischen Leckerbissen darin erkennt, die mal Schäfchen, aber auch Monster sein können. Schon die unterschiedlichsten Intonationsvarianten und Stimmlagen des Gesangs, die komplexe Verspieltheit der Gitarre, das klassische, aber auch experimentell anmutende Pianospiel und die vielen Klangtupfer unterschiedlichster Instrumente machen „Vónin Er“ zu etwas ganz Besonderem.

Dies ist kein Herbstalbum, aber die Vertonung der Schönheiten und Farbvielfalt des Herbstes an einem wundervollen Sonnen-Tag, der uns, würden wir die Augen schließen, glauben lässt, wir wären mitten im Sommer. Doch immer wieder blinzeln wir neugierig, weil wir auch die Schönheit des Herbstes und die außergewöhnliche Farbvielfalt der Laubfärbung wahrnehmen wollen!
Ja, genauso klingt „Vónin Er“!

FAZIT: Der letzte Song auf „Vónin Er“ heißt „Ewigkeit“ und endet mit dem Vers: „At Last We'll Be Eternal“. Am Ende bleibt nur zu hoffen, dass diesem ausgezeichneten Album wirklich eine Pforte zur musikalischen Ewigkeit geöffnet wird. Verdient hätten es GUDRUN & BARTAL!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4924x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Vönin Er
  • Bryr
  • Leidarin
  • Nadi
  • Vinurin
  • Tilvitskuleinkjur
  • Bal
  • Brotid
  • Revurin
  • Oendaligt

Besetzung:

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