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Supergaul: Musik für Menschen mit oder ohne Penis (Review)

Artist:

Supergaul

Supergaul: Musik für Menschen mit oder ohne Penis
Album:

Musik für Menschen mit oder ohne Penis

Medium: CD
Stil:

Politischer Schlager, Liebeslieder für Randgruppen, Feelgood-Depressions-Pop

Label: Rummelplatz Musik
Spieldauer: 54:47
Erschienen: 29.08.2014
Website: [Link]

SUPERGAUL sind witzig!
SUPERGAUL sind zynisch!
SUPERGAUL sind für mich da, denn ich habe einen Penis und Sinn für extrem abgefahrenen Humor!
SUPERAGUL sind für meine Freundin da, denn sie hat keinen Penis, aber auch Sinn für extrem abgefahrenen Humor.
SUPERGAUL sind garantiert nichts für meine Eltern, denn sie haben zwar einen und keinen Penis, aber nicht diesen Sinn für extrem abgefahrenen Humor und würden garantiert entsetzt etwas von „Geschmacklos! Pervers! Eklig! Niveaulos!“ und was weiß ich noch alles, was Ablehnung ausdrückt, schwadronieren.

Darum bitte unbedingt vorm weiteren Lesen dieser Kritik den einminütigen Trailer von Fickfilm Productions, der von Penis Katschinzky geschnitten und Fotzo Müller designt wurde, zu „Musik für Menschen mit oder ohne Penis“ anschauen - und dann überlegen, wie man sich verhält!.

Okay, ihr habt euch entschieden, weiterzulesen?!
Sei‘s drum - aber bitte sagt nicht hinterher, der Trailer und ich hätten euch nicht zur Warnung ausgereicht!

Vielleicht muss man im Falle sympathischer Anwandlungen für SUPERGAUL so einen Typen wie den „Hassprediger“ und „Hitler persiflierenden Türken“ SERDAR SOMUNCU mögen, dessen reale Brachial-Comedy inhaltlich und textlich der „Brüllkomik die[ser] Pseudo-Avantgarde-Brachial-Schlager-Truppe“ sehr nahe kommt, dessen musikalisch-poetischer Kopf schon in angenehmer Verarsche des bierernsten WOLF BIERMANN, dem notorisch unzufriedenen Politik-Nörgler, einfach BIER WOLFMANN nennt und zwar zwischenmenschlich, politisch, gesellschaftlich ganz ähnlich wie Biermann agiert, aber textlich dessen ernst gemeinte Aussagen ins Lächerliche zieht und sie dadurch genauso aussagekräftig und spannend erscheinen lässt. So würden garantiert aus Biermanns Text „Ermutigung“ mit „Du, lass dich nicht verhärten, in dieser harten Zeit!“ bei Wolfmann ein „Ergießung“ mit „Du, bewahre deine Latte, in dieser schlaffen Zeit!“ werden. Auch kann Bier deutlich besser als Wolf singen, was ihm zusätzliche Pluspunkte einbringt.

Das musikalisch Avantgardistische ist dabei leider die zu offensichtlich auf elektronischer Klangerzeugung ausgerichtete Musik, die sich zwischen Techno, Synthie-Pop, Schlager sowie ein paar Sprechtexten bewegt. Etwas mehr Akustik und weniger Programmierung hätte dem Album, auf dem man sogar einen Cury-Wurst-Pimmel mit Pommes bewundern kann, deutlich mehr Reiz verliehen, selbst wenn auch mal „echte“ Gitarre und Bass auftauchen. Der männliche und weibliche Gesang ist für solche Art von Musik überraschend gut, macht auch vor FALCO-Ähnlichem oder vielen an die Hamburger Schule erinnernden Vokal-Ausflügen nicht halt. JBO oder die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG zumindest bekommen das auch nicht besser hin.

Textlich passiert dagegen schon viel, viel mehr und der Versuch, mal all die Schlagworte, die hier mitunter brüllend komisch abgearbeitet werden, aufzulisten, ist sehr umfangreich: Penis, Bumsen, Sperma, Analverkehr, Masturbieren, Homosexualität, Sodomie, Körbchengrößen, Krieg, Killerspiele, Selbstmord, Mord, Kindesmissbrauch, Atomkraft, Sterben, Grabsteininschriften, Guantanamo, Tschernobyl, Fukushima, Entführung, Dixi-Klo-Besuche, Jörg Haider, Unheilig, Silbermond, Xavier Naidoo, Familie Ochsenknecht, Rainer Calmund, Julia Siegel, Nina Hagen, Ben Becker, Rosenstolz, Frank Farian & Hartmut Engler, Rückwärtsfahren auf Autobahnen, Senfgasanschläge im Piraten-Hauptquartier, Katzen in der Mikrowelle oder deren Scheiße auf Kinderköpfen, Sterben mit Niveau und Stil, RTL2-Zuschauern, denen man in den Kopf schießt, Beerdigungen, auf denen alle kichern und natürlich wie man sich, wenn man Jochen heißt, die Erde unter“jochen“ kann.
Fortsetzung folgt...
Diese Aufzählung darf bereits nach dem ersten Hördurchgang der 54minütigen CD beliebig erweitert werden - am Ende aber ist unumstößlich klar:
„Wir sind SUPERGAUL,
der einzig akzeptable Grund für Selbstmord.
Und immer wenn du denkst, du hast alles gesehen,
dann zeigt dir Wolfmann seinen Penis!“
Wem solche Verse gefallen, der wird mit dieser „Penis“-Elektro-Schlager-Mucke bis zum Ende riesigen Spaß haben.

„Haaasi, ich schenk dir die Freiheit“ verarscht dann offensichtlich die ganze Natascha-Kampusch-Entführungsgeschichte, aus Sicht des Entführers Priskopil, dem seine Natascha einfach zu alt und unansehnlich geworden ist und der deshalb die Kellertür offen lässt, damit sie sich endlich verpisst.
Das Video dazu nimmt dann gleich noch die ekelerregenden MODERN TALKING plus das volksmusikalische Zombie-Duo DIE AMIGOS auf die Schippe. Außerdem hätte so was wohl auch ein FALCO mit seiner „Jeanny“-Trilogie gerne dermaßen provokant dargeboten, sich nur nie getraut. Darum bekommt FALCO gleich noch auf „Inkunabel Paradeiser“ ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Oder wenn man bei „Ich zeig dir den Weg nach AV“ rätselt, wofür dieses „AV“ steht.
Na, wer kann‘s sich denken?
Auch helfen beim Nachdenken musikalisch einem hierbei einige NDW-Songs, wie „DaDaDa“ oder „Der goldene Reiter“ sowie XAVIER NAIDOOs „Dieser Weg“, die offensichtlich musikalisch parodiert werden.
Ach so, fast hätte ich die Auflösung vergessen, AV steht natürlich für Analverkehr!
Zum Glück führte dieser Weg nicht nach AF, kann da nur noch der FSK-Beauftragte denken!

Am Ende dieses provozierenden, frechen, unverschämten, boshaften, musikalisch etwas einseitigen Albums wird wohl auch dem letzten Hörer klar, dass SUPERGAUL oftmals genau das Gegenteil von dem auszudrücken versuchen, was sie uns hier textlich so offensichtlich um die Ohren hauen. Zynismus und Satire sind der Klebstoff, der die Noten und Worte auf „Musik für Menschen mit oder ohne Penis“ zusammenhält und trotz nur limitierter musikalischer Glanzleistungen durchaus zu einem lustig-unterhaltsamen Hörerlebnis werden lässt. Schön wie „Krieg und was zu bumsen“ eben!

Ein FAZIT natürlich am Ende, was sonst?
SUPERGAUL sind der Elektronik-Wolf-Biermann für Menschen, die bei deutschen Texten nicht dieses intellektuelle Weltenverstehergesicht aufsetzen, sondern die Hose runterlassen, ihren Pimmel herausholen oder geschlechtsbedingt erfolglos danach suchen und sich sogar, wenn sie sich einen runterholen, sogar noch Spaß daran haben, dass am Ende etwas dabei herauskommt, selbst wenn‘s nur ein „Spermaregenbogen“ sein sollte. Genauso wie bei „Bier Wolfmann“ unsere zynischen Frohnatur mit poetischem Tiefgang, welcher bis weit unter jede Gürtellinie reicht, und der sich selbst „einen Unsympath[en]“ nennt, welcher einen „Hang zu zotiger Lyrik weit unterhalb der Geschmacksgrenze und eine ekelhafte Bildungsbürger-Arroganz, die lediglich durch seinen ausgeprägten Welt- und Menschenhass übertroffen wird“, hat.
SUPERGAUL machen die Musik für Deutschland, die wir schon längst verdient haben. Extrem ernst, ohne jemals ernst zu klingen, weil sie sich hinter eine bitterbösen Ironie-Maske versteckt.
Glückwunsch zu so viel Frechheit!

PS: Dies war zwar nicht „Das letzte mögliche Lied“, dafür aber „Die letzte mögliche Kritik - und ganz egal, wer jetzt noch was schreibt, es ist nicht mehr innovativ! Es tut mir fast schon ein bisschen Leid, aber dies hier ist das Ende der Kritik - Yeah!“ Oder ob die TOTEN HOSEN wissen, dass SUPERGAUL dieses letzte Lied doch wie „Alles nur aus Liebe“ komponiert haben?

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5432x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Intro / Der einzig akzeptable Grund für Selbstmord
  • Der perfekte Tag
  • Sari erzählt ihren Traum
  • Geschichten über Katzen und Träume
  • Bück dich und nenn mich Jochen
  • Der Guantanamo Fun Hit
  • Haaasi, ich schenk dir die Freiheit
  • Das Pro Atomkraft Lied
  • Ich zeig dir den Weg nach AV
  • Kultur kontrovers mit Hajo Schirmberg 2 (Skit)
  • Krieg und was zu bumsen
  • Inkunabel Paradeiser
  • Die Katze von Hartmut Engler
  • Es gibt immer viele Dinge zu tun
  • Spermaregenbogen
  • Sterben Sie bitte mit Niveau
  • Das letzte mögliche Lied

Besetzung:

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