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The Healing Road: Backdrop (Review)
Artist: | The Healing Road |
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Album: | Backdrop |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock in früher Oldfield-Tradition |
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Label: | Musea | |
Spieldauer: | 47:03 | |
Erschienen: | 11.02.2011 | |
Website: | [Link] |
Oftmals sind es die ungewöhnlichen Zufälle, die einem wahre Musik-Entdeckungen bescheren!
Genau unter diese Kategorie fällt auch meine (nicht eigene) Entdeckung von THE HEALING ROAD, die mich als Kritiker mal wieder ein wenig sprachlos vor der Tatsache stehen lässt, warum ich, als bekennender Verehrer der frühen OLDFIELD-Werke und gleichermaßen bekennender Verachter des letzten Oldfield-Machwerks „Man On The Rocks“, bei all meinen Recherchen im oldfieldschen Umfeld diese Entdeckung nicht selbst machte, sondern nur durch eine Anregung von außerhalb darauf aufmerksam wurde?!?!
Jedenfalls erhielt ich im Rahmen meiner „Sanctuary“-Kritik, einem Album, auf dem ROBERT REED Oldfields erstem Meisterwerk „Tubular Bells“ huldigt, den Hinweis eines Lesers, dass Reed solche großartige musikalische Ehrerbietung nicht allein drauf hat, sondern THE HEALING ROAD schon drei Jahre zuvor dies in ganz ähnlicher Form verwirklicht hätten.
Unglaublich, aber wahr!
Denn bereits nach meinen ersten diesbezüglichen Nachforschungen stellte ich fest, dass der Kopf dieses Projekts, HANS HESS - bitte nicht mit dem leider längst verstorbenem tauchenden Haifisch-Experten HANS HASS verwechseln - aus Winnenden, einer Stadt, die 2009 durch einen schrecklichen Amok-Lauf eines 17jährigen an der Albertville-Realschule mit 16 Toten unrühmliche Bekanntheit in Deutschland erlangte, kommt und seine letzten Alben sogar bei dem französischen Prog-Label Musea veröffentlicht!
Schnell war über die Facebook-Seite von THE HEALING ROAD Kontakt zu dem deutschen Multiinstrumentalisten hergestellt, die letzten zwei Alben „Backdrop“ (2011) und „Birdbrain‘s Travels“ (2014) zum Besprechen geordert und die anderen drei Alben „The Healing Road“ (2007), „Timanfaya“ (2008) und „Tales From The Dam“ (2009) im Netz besorgt! Am Ende steht die Erkenntnis, dass sich diese musikalischen Anschaffungen wirklich ausgezahlt haben.
Ganz davon abgesehen, dass der „Oldfield aus Winnenden“ sehr sympathisch sofort zu all meinen Fragen Auskunft gab, ist schon nach dem ersten Hördurchgang von „Backdrop“ klar, dass wir in Deutschland ein echtes Wahrnehmungsproblem haben. Denn wenn „Man On The Rocks“ - das letzte MIKE OLDFILED-Album, das auf regelrecht unverschämte Art und Weise mit dem Slogan „Back To The Roots“ beworben wurde und nur poppigen Einheitsbrei zu bieten hatte - die Media-Control-Charts stürmte, aber ein Album, welches genau diesen „beworbenen Anspruch“ erfüllt, aber völlig unbeachtet ein Schattendasein fristet und durch ein namhaftes französisches, aber nicht etwa deutsches Prog-Label vertrieben wird, dann ist etwas faul im Staate Prog-Deutschland. Und selbst wenn ich mich hier ausgiebig darüber auslassen würde, welch wunderbaren Oldfield-Referenzen auf den beiden über zwanzigminutigen Longtracks „Backdrop Part 1 & 2“ auftauchen, so sind wohl die Worte aus dem Munde von HANS HESS, die er mir persönlich mitteilte, nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, wie ich auf ihn aufmerksam geworden war, am aufschlussreichsten:
„ROBERT REED hat mit ‚Sanctuary‘ ‚seine Oldfield-Platte‘ gemacht. ‚Backdrop‘, wurde 2010 aufgenommen und ist meine persönliche Oldfield-CD. Reed orientiert sich oft eher am Endsiebziger-Oldfield, ich eher an ‚Hergest Ridge‘ oder ‚Ommadawn‘. Ich habe lauter Instrumente gekauft, die ich nicht spielen kann und einfach mal losgelegt.“
Und schwupp, da ist sie auch schon, die augenzwinkernde Ironie des Multiinstrumentalisten, der angeblich gar keiner ist. Hess spielt auf „Backdrop“ Ukulele, Banjo, Flöte, Klarinette, Harmonika, Kalimba (afrikanisches Lamellophone), Xylophone, Glockenspiel, Schlagzeug, Bongos und alle Keyboards.
Und wie er sie spielt!
Hess ist ein musikalischer Könner und ein flunkernder Witzbold, wenn es darum geht, sein Können und den Scheffel zu stellen, statt über den grünen Klee zu loben. Na ja, nach „Backdrop“ kann er das getrost uns Kritikern überlassen, obwohl wir ja im Grunde auch keine Ahnung von Musik und dem Schreiben haben ... (Wer‘s nicht glaubt, der lese einfach mal die Gästebucheinträge zu meiner Oldfield-Kritik von „Man On The Rocks“ unter diesen Seiten ;-)
Nur die Gitarre - das im Grunde wichtigste Oldfield-Instrument - fehlt in Hess‘ Instrumenten-Arsenal. Doch dafür hat er sich THOMMY FRANK geholt, der alle akustischen und elektrischen Gitarren sowie den Bass absolut exzellent spielt, während noch DIETER STOLL das Akkordeon und ROLAND ENDERS ein paar zusätzliche Keyboardparts sowie den kurzen Gesangteil am Ende des Albums, der im Falle der bis dahin atmosphärischen Dichte von „Backdrop“ etwas deplatziert wirkt, übernimmt. Gesang, der übrigens einige Parallelen zu Tulls IAN ANDERSON aufweist, wodurch auch ein paar JETHRO TULL-Erinnerungen, besonders im „Part 2“, musikalisch durchschimmern.
Übrigens sind neben der von Hess aufgeführten Vergleiche zu „Hergest Ridge“ und „Ommadawn“ durchaus auch jede Menge „Incantations“-Klänge erkennbar und mit seiner „Gesundheitswarnung“ („HEALTH WARNING! If you suffer from urban coolness please do not listen to this album because it may elicit hypersenssitivity!“) im Booklet werden berechtigte Bezüge zum „Amarok“-Album hergestellt, auch wenn „Backdrop“ deutlich entspannter klingt, als das letzte wirkliche Oldfield-Meisterwerk, welches genauso überraschend erschien wie die Überraschung, die wir empfinden werden, wenn wir anno 2015 diese wunderbare CD auflegen und denken: „Ach ja, da gab‘s doch früher mal einen MIKE OLDFIELD, der ein begnadeter Multiinstrumentalist und Komponist war und heute nur noch einen Namen, aber keine Ideen mehr hat. Zum Glück aber gibt‘s sogar in Deutschland immer wieder Entdeckungen, die uns das zurück geben, was uns der Meister in seiner nicht altersweisen, sondern ausschließlich altersschwachen Pop-Laune schon längst nicht mehr zu bieten hat!“
FAZIT: Jeder, dem „Man On The Rocks“ noch immer Qualen beim Hören bereitet, weil er in nostalgischen MIKE OLDFIELD-Träumen schwebt, für den kommt Heilung aus dieser Misere - direkt über die HEALING ROAD!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Backdrop Part 1
- Backdrop Part 2
- Bass - Thommy Frank
- Gesang - Roland Enders
- Gitarre - Thommy Frank
- Keys - Hans Hess, Roland Enders
- Schlagzeug - Hans Hess
- Sonstige - Dieter Stoll (Akkordeon), Hans Hess (Ukulele, Banjo, Flöte, Klarinette, Harmonika, Xylophone, Glockenspiel, Kalimba, Bongos, Tambourin)
- Tales From The Dam (2008) - 13/15 Punkten
- Backdrop (2011) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Thommy Frank
gepostet am: 11.02.2015 |
Danke für das Lob bezüglich der Gitarre. Der Hans ist ein ganz grosser und ich hoffe seine Musik findet durch Reviews wie diese weitere Hörer.
Thommy www.astral-projection.de |
Mirko
gepostet am: 11.02.2015 |
@Thoralf
Da mich ja schon auf ROBERT REED gebracht hast, werde ich natürlich auch hier reinhören. |
Slayer6678
gepostet am: 12.02.2015 |
Vielen Dank für einen weiteren Hinweis auf handwerklich gut gemachte und aus künstlerischer Inspiration heraus entstandene Musik, von der es wahrlich genug gibt, insofern man die Augen bzw. Ohren öffnet und den Verstand(?) mal etwas herunterfährt. Dazu noch lustige Kommentare und 'einzig wahre Botschaften' unter dem OLDFIELD-Review (das ich seinerzeit gar nicht erst gelesen hatte).... Herz, was willst Du mehr?
Nach ROBERT REED (dessen o.g. Album bei mir regelmässig läuft.... ich kann u.a. einfach nicht genug von dem exzellenten 5.1-Mix bekommen. Da hat jemand was von 'Räumlichkeit' verstanden.... ) wird das wohl wieder mal ins Geld gehen. ..... @Thoralf: Langsam wirst Du teuer! :-) |